Rom und seine Umgebung sind nun wirklich nicht gerade arm an Papstgräbern. Dass Benedikt XVI. während seines Pontifikats zweimal in die Abruzzen ans Grab von Papst Coelestin V. reiste, erscheint deshalb im Nachhinein wie ein Zeichen: Hat er sich seinen mittelalterlichen Vorgänger zum Vorbild genommen? Denn Coelestin V. war bislang der einzige Pontifex, der freiwillig auf sein Amt verzichtete. Das war vor mehr als 700 Jahren, anno 1294. Und ganz so freiwillig war der Verzicht womöglich nicht.

Als Benedikt XVI. im Juli 2010 in der Kathedrale der mittelitalienischen Stadt Sulmona vor den Reliquien Coelestins betete, deutete jedenfalls Peter Henrici, emeritierter Weihbischof von Chur, den Besuch als Signal: Der deutsche Papst werde von seinem Amt zurücktreten. Ein Jahr zuvor, nach dem verheerenden Erdbeben von L’Aquila, hatte Benedikt als Zeichen der Verbundenheit sein Pallium – die Stola der Erzbischöfe – am Grab Coelestins niedergelegt. Ganz offensichtlich war und ist Benedikt von seinem Vorgänger fasziniert. Wer also war Coelestin?