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Pandemie in Deutschland: Lauterbach schlägt Alarm: Was wir bisher über den Impfstoffmangel wissen
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dpa Lauterbach: Biontech-Impfstoff jetzt schon knapp bemessen

Wie viel Impfstoff steht für das erste Quartal 2022 bereit? Gibt es einen Mangel? Und wer trägt die Verantwortung? Was wir bisher wissen.

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Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will nach einem überraschend bekannt gemachten Mangel an Corona-Impfstoffen für 2,2 Milliarden Euro Impfstoffe nachkaufen. Davon sollen 80 Millionen Dosen des Biontech-Impfstoffs über EU-Verträge sowie zwölf Millionen Dosen direkt beschafft werden, wie sein Ministerium nach Einverständnis des Bundestags-Haushaltsausschusses am Mittwoch mitteilte.

Zuvor hatte eine Inventur ergeben, dass in den ersten drei Monaten 2022 deutlich weniger Präparate ausgeliefert werden könnten als jetzt jede Woche gespritzt werden. "Wir haben einen Impfstoffmangel für das erste Quartal", verkündete Lauterbach am Dienstagabend in den ARD-"Tagesthemen".

Doch wie viele Extra-Dosen werden wann und wofür gebraucht? Die nun geplanten zusätzlichen 92 Millionen Dosen geben Hinweise. In erster Linie gehe es darum, den Jahresbeginn vernünftig zu gestalten, erläuterte das Ministerium - und dann auch das ganze erste Quartal.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, telefoniert vor Beginn der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag.
Bernd von Jutrczenka/dpa Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, telefoniert vor Beginn der Plenarsitzung im Deutschen Bundestag.

Bei den Liefermengen gibt es Unklarheiten

In der Gesundheitsministerkonferenz berichtete er, in den letzten beiden Wochen 2021 gebe es von Biontech nur 1,2 Millionen beziehungsweise 0,8 Millionen Dosen. In der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres kämen dann nur 1,2 Millionen Dosen hinzu.

Noch wenige Tage vor den Äußerungen Lauterbachs hatte sein Gesundheitsministerium eine Liste veröffentlicht, die auf das Gegenteil hindeutete. Laut der Liste hat der Bund in den vergangenen vier Wochen insgesamt 18,3 Millionen Dosen Biontech und 20,7 Millionen Dosen Moderna an Arztpraxen und öffentlichen Impfstellen ausgeliefert.

In dieser Zeit seien aber nur 15,5 Millionen Dosen Biontech und 5,5 Millionen Dosen Moderna verimpft worden. Demnach müssten noch 18 Millionen Dosen Impfstoff in den Kühlschränken liegen. Zusätzlich werde im laufenden Jahr noch einiges an Impfstoff geliefert, wie aus einer anderen Aufstellung des Ministeriums hervorgeht. 2,4 Millionen Dosen Kinderimpfstoff von Biontech sowie mehr als zwölf Millionen Dosen Moderna würden noch erwartet.

Für die kommenden Wochen stünden somit gut 32 Millionen Dosen bereit. Im ZDF-Jahresrückblick mit Markus Lanz am Mittwochabend unterstrich Lauterbach jedoch nochmals die Impfstoff-Knappheit. Bis Jahresende stünden circa drei Millionen Biontech-Dosen und rund zehn Millionen Moderna-Dosen zur Verfügung.

Bei Moderna gebe es das Problem, dass die Menge des verfügbaren Impfstoffs ab Januar stark nach unten gehen werde. Ab dann stünden nur noch rund 1,5 Millionen Impfdosen pro Woche zur Verfügung. In der Sendung sagte er: "Ich versuche, Impfstoff aus Osteuropa zurückzukaufen." Lauterbach unternehme "alles, was ich kann, um die Impfkampagne, die wir fahren, ununterbrochen durchziehen zu können."

Wie der "Spiegel" nun berichtet, könne jedoch auch im neuen Jahr noch einiges an Impfstoff nachkommen. Demnach sei davon auszugehen, dass Biontech und Pfizer in den ersten drei Januarwochen jeweils 2,19 Millionen Erwachsenendosen sowie 1,25 Millionen Kinderdosen an Deutschland liefern.

Fehlt der Puffer?

In Deutschland warten derzeit noch knapp gut 33 Millionen vollständig-geimpfte Erwachsene auf einen Booster. Nimmt man die 32 Millionen vorhandenen Impfdosen als Referenz, wirkt die tatsächliche Impf-Lücke überschaubar. Im ZDF bekräftigte Lauterbach seine Einschätzung. Um die Booster-Kampagne durchzuhalten, „reicht der Impfstoff nicht aus“.

Der Grund dafür liegt wohl auch darin, dass neben den Booster-Impfungen auch noch zusätzliche Zweit- oder Erstimpfungen anfallen. In Deutschland sind derzeit gut 2,5 Millionen Menschen einmalig geimpft. 22,5 Millionen Menschen noch gar nicht. Wie das Portal „Business Insider“ unter Berufung auf das Gesundheitsministerium berichtet, fehle genau dieser Puffer. Weil spätestens im Februar und März vom Gesundheitsministerium intern mit einem großen Ansturm auf Impfungen gerechnet werde, wenn erst die einrichtungsbezogene, später die allgemeine Impfpflicht greife. Schätzungen zufolge werde das 15 bis 18 Millionen Deutsche betreffen.

Spahn und von der Leyen ließen offenbar Bestelloptionen verstreichen

Auf die Aussagen Lauterbachs folgte prompt die Suche nach einem Schuldigen. Denn indirekt richtete sich Lauterbachs Erstaunen über den Mangel an Impfstoff auch an seinen Vorgänger Jens Spahn. Schließlich liegt die Verantwortung zur Bestellung von Impfstoff im Bundesgesundheitsministerium.

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Nach einem Bericht der "Bild"-Zeitung ist Grund für den Mangel, dass Deutschland und die EU im Frühherbst eine Bestelloption über mehrere Millionen zusätzliche Dosen Biontech verstreichen ließen. Mögliches Lieferdatum wäre der Januar 2022 gewesen, so das Blatt. Weder der Spahn (CDU) noch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hätten auf zusätzlichen Impfstoff gedrängt.

Chef der "Taskforce Impfstoffproduktion" ist seit März ein SPD-Mann

Doch die Aufgabe, Deutschland mit ausreichend Impfstoff zu versorgen, lag bis zuletzt nicht allein in den Händen des nun abgelösten Gesundheitsministers. Im Februar 2021 wurde durchaus öffentlichkeitswirksam die sogenannte "Taskforce Impfstoffproduktion" eingerichtet. Ihre Aufgabe unter anderem: in enger Abstimmung mit dem Bundeswirtschaftsministerium, dem Finanzministerium und dem Gesundheitsministerium "kurzfristig die Produktionsprozesse für die Bereitstellung der erforderlichen Impfdosen (…) in 2021 nach aktuellem Zeitplan zu unterstützen". Weiter heißt es im Aufgabenprofil, "den Aufbau einer hinreichenden Industriestruktur zur Versorgung der Bevölkerung in Deutschland mit mRNA- und Vektor-Impfstoffen zu flankieren". Explizit wird zudem auf das Risikomanagement von Impfstofflieferungen hingewiesen.

Dem Mitarbeiterstab gehören dabei keineswegs nur Unions-Politiker an. Mit Christoph Krupp liegt die Leitung ausgerechnet bei einem engen Vertrauten des damaligen Finanzministers und heutigen Kanzlers Olaf Scholz. In seiner Zeit als Hamburger Bürgermeister machte Scholz ihn zum Chef seiner Senatskanzlei. Der SPD-Mann, der zuvor Chef der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben war, sollte endlich Ordnung in das Impfstoff-Chaos bringen.

Umso überraschender wirken die jüngsten Aussagen Lauterbachs. Dass der Gesundheitsminister vom möglichen Impfstoffmangel derart überrumpelt wurde, obwohl seit Anfang März ein SPD-Mann als Krisenmanager in der Taskforce arbeitet, verwundert.

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bhi/lho/mit dpa
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