Klatschmohn

Papaver rhoeas

Foto vom KlatschmohnDer Klatschmohn (Papaver rhoeas) ist aufgrund seiner blutroten Blüten ein unverwechselbares Wildkraut und Kulturbegleiter. Die auch als Mohnblume bezeichnete Pflanze kann sowohl als Küchenpflanze als auch als Heilkraut verwendet werden, allerdings sollten immer nur geringe Mengen verzehrt werden. Die in allen Pflanzenteilen des Klatschmohns enthaltenen Alkaloide können bei unsachgemäßer Dosierung Vergiftungserscheinungen auslösen.

Steckbrief von Klatschmohn
Botanischer NamePapaver rhoeas
PflanzenfamilieMohngewächse
Weitere NamenMohnblume, Wilder Mohn, Klatschrose
Aussaatzeit / PflanzzeitMärz - April
BlütezeitMai - August
ErntezeitJuli - August
Standortvollsonnig bis sonnig mit eher sandhaltigen Böden
Verwendung als HeilkrautSchlafstörungen, nervöse Unruhezustände, leichte Erschöpfung, Heiserkeit, Ekzeme
Verwendung als GewürzkrautBlüten als Verzierung, Samen als Backzutat

Pflanzenmerkmale und Systematik des Klatschmohns

Herkunft und Vorkommen des Klatschmohns

Der Klatschmohn ist eine typische Ackerwildpflanze, deren Ursprungsgebiet in Europa liegt. Die Pflanze ist heute wild in Mittel-, Ost- und Südeuropa, im westlichen Asien sowie in Nordafrika verbreitet. Die bekannte Mohnart ist eine typische Kulturpflanze, die sich in im Altertum und im Mittelalter durch landwirtschaftliche und forstwirtschaftliche Aktivitäten schnell ausgebreitet hat.

Klatschmohn war früher häufig auf landwirtschaftlichen Feldern bzw. an Ackerrändern zu finden. Durch den zunehmenden Einsatz von Herbiziden sowie durch die Anwendung landwirtschaftlicher Effizienzmaßnahmen ist der Mohn kaum noch auf Äckern zu finden. Man findet die Pflanze heute vorwiegend auf Brachflächen, nährstoffreichen Wiesen, Schuttplätzen oder an Straßenrändern.

Systematik von Papaver rhoeas

Der Klatschmohn (Papaver rhoeas), häufig auch als Mohnblume bezeichnet, gehört zur Familie der Mohngewächse und ist damit u.a. direkt verwandt mit anderen Heilpflanzen wie dem Schöllkraut, dem Erdrauch oder dem Kanadischen Blutwurz. Die Gattung Mohn (Papaver) ist mit knapp 100 Arten verhältnismäßig artenreich. Hierzu gehören ebenfalls die bekannten Arten Schlafmohn(Papaver somniferum), Türkischer Mohn (Papaver orientale) oder Arznei-Mohn (Papaver bracteatum).

Merkmale vom Klatschmohn

Als typisch krautige Pflanze erreicht der Klatschmohn Wuchshöhen zwischen 30 und 100 cm. Die bei uns stellenweise häufig vorkommende Mohnart ist meist zweijährig, mitunter jedoch auch nur einjährig. Klatschmohne bilden bis zu 100 cm lange cremeweiße bis hellbraune Pfahlwurzeln aus, die nur in der Regel nur sehr wenige Wurzelhaare enthalten.

Die Blätter des Klatschmohns sind deutlich gefiedert, deutlich behaart und grob gesägt. Die Klatschmohnblätter erreichen meist Blattlängen zwischen 15 und 20 cm. Im ersten Jahr bildet die Pflanze meist nur eine bodenständige Blattrosette ohne merklichen Stängel aus. Der typische dünne Mohnstängel bildet sich häufig erst im zweiten Jahr und ist fast stufenartig behaart. Der Stängel bzw. die Sprossachse enthält zahlreiche Milchsaftröhren, die jeweils eng miteinander verbunden sind. Durch diese fließt der für die Art typische weiße Milchsaft.

Blätter des Klatschmohns
Klatschmohnblätter sind auffällig gefiedert und mit zahlreichen Drüsenhaaren versehen

Zur Blütezeit, die zwischen Mitte Mai und Anfang August zu erwarten ist, entwickelt die Mohnblume deutlich rote bis blutrote Blüten aus. Der Durchmesser einer Blüte kann bis zu 12 cm betragen. Jeder Stängel besitzt stets nur eine Blüte, die auf dem oberen Ende sitzt. Die Klatschmohnblüten sind immer zwittrig und vierzählig, d.h. es werden vier Kronblätter ausgebildet. Auffällig ist die große Zahl der Staubblätter: Jede Blüte entwickelt um die 160 Staubblätter, die die Pollen für die Vermehrung der Pflanze bereitstellen.

Blüte des Klatschmohns
Ab Mitte Mai sieht man an vielen Standorten die meist blutroten Blüten der Mohnblume

Nach der Blütezeit entwickeln sich aus den Klatschmohnblüten die charakteristischen Kapselfrüchte. Jede einzelne Mohnfrucht enthält zahlreiche Poren, die die kleinen schwarzen Mohnsamen enthalten.

Kapsel des Klatschmohns
Zur Fruchtzeit entwickelt sich aus der Mohnblüte die Fruchtkapsel

Klatschmohn – Anbau und Pflege

Standort: Mohnblumen sind verhältnismäßig anpassungsfähig, bevorzugen jedoch eher einen vollsonnigen Standort. Halbschattige und Schattige Lagen werden jedoch nicht toleriert. Der Boden bzw. die Erde sollte grundsätzlich durchlässig, nährstoffreich und leicht kalkhaltig sein. Ein sand- oder kieshaltiger Boden mit mäßiger bis guter Nährstoffverfügbarkeit erscheint ideal. Reine torfhaltige Pflanzenerden sowie viele abgepackte Kräutererden sind für den Anbau von Mohn nicht empfehlenswert und sollten daher zumindest mit Sand durchsetzt werden.

Aussaat: Die beste Aussaatzeit für den Klatschmohn ist der Frühlingsanfang. Die kleinen schwarzen Samen sollten Ende März bis Mitte April direkt ins Freiland oder in tiefgründigen Töpfen auf dem Balkon ausgesät werden. Soll das Saatgut direkt ins Freiland ausgestreut werden, ist es ratsam, die Samen mit etwas Sand zu vermengen. Klatschmohnsamen sind Lichtkeimer und sollten maximal 1 cm mit Erde bedeckt werden. Um Nährstoffkonkurrenz und Platzmangel vorzubeugen, sollte ein Pflanzabstand zwischen 25 und 35 cm eingehalten werden. Die Keimdauer beträgt bei der Mohnblume etwa 14 bis 21 Tage.

Düngung: Liegt ein nährstoffreicher Boden vor, ist eine Düngung meist nicht notwendig. Nährstoffarme Böden werden am besten vor der Pflanzung mit komposthaltigem Material vermengt. Wächst der Mohn zweijährig, können vor der zweiten Vegetationsperiode kleinere Gaben eines handelsüblichen N-P-K-Düngers verabreicht werden. Wird die Mohnblume in Topfkultur gehalten, sind meist zusätzliche Düngegaben notwendig. Empfohlen werden organische Depotdünger auf Pellet- oder Stickbasis. Weitere Hinweise und Tipps gibt es in unserem Artikel Kräuter richtig düngen.

Gießen: Der Klatschmohn toleriert längere Trockenphasen durch sein tiefgründiges Wurzelwerk meist problemlos. Es sind daher keine besonderen Wassergaben notwendig. Ein normales Gießverhalten reicht völlig aus. Ausnahmen bilden längere hintereinanderfolgende Hitzeperioden sowie Topfkulturen. Hier kann es ratsam sein, in den späteren Abendstunden einmal kräftig zu gießen. An normal temperierten Tagen sollte ein üppiges Gießen jedoch unterbleiben, da dies Krankheiten und Schädlingsbefall beflügeln kann.

Krankheiten und Schädlinge: Insofern Pflegehinweise eingehalten werden und das Wetter über das Jahr nicht allzu feucht ausfällt, gilt der Klatschmohn als recht robuste Pflanze. Bei anhaltend hoher Feuchtigkeitszufuhr besteht jedoch die Gefahr, dass sich Mohnbrand ausbreitet. Darunter ist eine bakterielle Pflanzenerkrankung zu verstehen, die sich meist durch durchsichtige und später dunkler werdende Flecken auszeichnet. Tritt Mohnbrand auf, sollten alle befallene Mohnpflanzen schnellstmöglich vollständig entfernt werden (nicht auf den Komposthaufen werfen!). Die Mohnblume wird außerdem häufig von Blattläusen befallen.

Überwinterung: Es sind keine besonderen Überwinterungshinweise zu beachten. Einjährige sterben meist nach der Fruchtreife ab. Zweijährige Mohnpflanzen sind sehr frosttolerant und treiben im Frühjahr wieder aus.

Verwendung von Klatschmohn

Klatschmohn als Küchenkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

In der Küche lässt sich Klatschmohn durchaus einsetzen. Beispielsweise können die Mohnblätter als Zutat in Salaten eingesetzt werden. Sie haben einen angenehmen gurkenähnlichen und leicht nussigen Geschmack. Gut eignen sich die vor allem jungen Blätter in Kombination mit Nüssen oder Pinienkernen. Außerdem lassen sich die Blätter als Spinatersatz verwenden, wenngleich der Geschmack nicht unbedingt vergleichbar ist.

Die Klatschmohnblüten können als Dekoration für Obstsalate oder Torten. Hierzu werden die einzelnen Kronblätter einzeln gezupft.

Die kleinen schwarzen Samen des Klatschmohns lassen sich ebenfalls als Kuchenbelag verwenden. Jedoch sollte man es unterlassen, einen vollständigen Mohnkuchen mit den Samen zu machen, da es bei größerer Verzehrmenge zu Vergiftungserscheinungen führen kann. Der typische Backmohn stammt übrigens von den Samen des Schlafmohns, der u.a. für die Herstellung von Morphin bzw. Heroin verwendet wird. Die Samen selbst enthalten zwar auch einige geringe Anteile an Alkaloiden, sind aber für gesunde Erwachsene unproblematisch. Kinder und vor allem Kleinkinder und Säuglinge sollten jedoch vom Verzehr absehen, da es zu Vergiftungserscheinungen kommen kann [1].

Klatschmohn als Heilpflanze

Der Klatschmohn wird in der heutigen europäischen Naturheilkunde nur noch selten verwendet. Das liegt vorrangig daran, dass für viele Krankheiten und Beschwerden deutlich bessere Naturheilmittel verfügbar sind und das einige Inhaltsstoffe eine schwach giftige Wirkung haben.

Im Mittelalter war der Klatschmohn eine bekannte und häufig beschriebene Heilpflanze. Die damals häufig als Klapperrose bezeichnete Pflanze wurde unter anderem bei Schlaflosigkeit, Verstopfung, Fieber, inneren Schmerzen sowie bei allgemeinen, nicht näher beschriebenen, Frauenkrankheiten genutzt. Verwendung fanden alle Pflanzenteile: Von den Blättern über die Wurzel bis hin zu den Samen. In der Regel wurde ein Aufguss von den Blättern und den Blüten empfohlen, aber auch Wein oder spezialisierte Methelixiere waren durchaus gebräuchlich.

Mohnblume in einem mittelalterlichen Kräuterbuch
Beschreibung der medizinischen Verwendung von Klatschmohn im Kräuterbuch von P. A. Mattioli

Wesentliche Inhaltsstoffe des Klatschmohns sind Alkaloide wie Rhoeadin, Roemerin und Papaverin. Darüber hinaus finden sich in den verschiedenen Pflanzenteilen noch Gerbstoffe, Schleimstoffe, Saponine, einige Bitterstoffe sowie Farbstoffe wie das Cyanidin bzw. Mecocyanidin. Diese Inhaltsstoffe können auf unseren Organismus die folgenden Wirkungen ausüben:

  • leicht schmerzstillend
  • beruhigend
  • schwach giftig
  • kann in höheren Dosen Erbrechen auslösen
  • möglicherweise in höheren Dosen krampfauslösend
  • in Studien antimutagen

Die moderne Medizin hat für den Klatschmohn keine direkte Verwendung, wenngleich es mehrere Studien gibt, die interessante zukünftige Verwendungsmöglichkeiten versprechen. Hierzu gibt es in den folgenden Abschnitten weitere Informationen. In der traditionellen Volkheilkunde wird die Mohnblume u.a. für folgende Krankheiten und Beschwerden genutzt:

Bei Schlafstörungen und nervösen Unruhezuständen soll ein Sirup aus den Klatschmohnblüten hilfreich sein. Allerdings lehnen die Kommission E sowie weitere bekannte Phytotherapeuten eine Behandlung damit ab, da die Wirksamkeit nicht nachgewiesen werden konnte. Klatschmohn enthält zudem nur sehr geringe Mengen der auf das Nervensystem einwirkenden Alkaloide. Da zudem leichte Vergiftungserscheinungen möglich sind, sollten für die unterstützende Behandlung nervöser Unruhezustände oder Schlafstörungen lieber anerkannte Heilpflanzen wie Baldrian oder Melisse verwendet werden.

Trotz der vergleichsweise geringen Nutzung in der heutigen Naturheilkunde ist der Klatschmohn medizinisch nicht ganz uninteressant. Neuere Studien zeigten, dass Extrakte aus den Blättern des Klatschmohns eine anti-cytotoxische und antimutagene Wirkung aufweisen. In Laborversuchen konnten die Effekte eines DNA-schädigenden Mittels (Zeocin) durch diese Extrakte abgeschwächt werden [1]. Um eine tatsächliche Medikation zu entwickeln, sind jedoch noch weitere Studien und Versuche notwendig.

Nebenwirkungen und Anwendungshinweise: Klatschmohn sollte immer nur in geringen Dosen verwendet werden. Bei niedriger Dosierung sind Nebenwirkungen in der Regel nicht zu erwarten. Werden Teile des Klatschmohns jedoch unkontrolliert eingenommen, besteht die Gefahr einer Vergiftung, die mit einer Verlangsamung des Herzschlags, Kurzatmigkeit und Übelkeit einhergehen können [3]. Treten solche Symptome nach dem Verzehr auf, ist unverzüglich ein Arzt zu konsultieren.

Klatschmohn kaufen – Was gibt es zu beachten?

Die Mohnblume hat in den letzten Jahren als Zierpflanze deutlich an Bedeutung gewonnen, sowohl bei der Bepflanzung öffentlicher Plätze als auch im Hobbygartenbereich.

Samen für den eigenen Anbau im Garten oder auf dem Balkon bieten nahezu alle bekannten Saatguthersteller an. Neben der Wildform werden auch einige Zuchtsorten veräußert. Die Kosten für die Mohnsamen sind in der Regel überschaubar.

Wer Klatschmohn für den heilkundlichen Bereich verwenden möchte, erhält vor allem getrocknete Mohnblumen auf den bekannten Onlinemarktplätzen. Hier gibt es meist geschnittene und gemahlene Blüten. Die gemahlenen Blüten werden meist als Farbstoff verwendet. Aus den geschnittenen können Tees oder Sirup hergestellt werden.

Literaturhinweise

  • [1]: Bundesamt für Risikobewertung (2015): Backmohn ist kein Schlafmittel für Säuglinge. Link zum Artikel auf der Seite des BfR (letzter Aufruf 17.02.2018)
  • [2] Gateva, S. et al. (2014): Antigenotoxic Capacity of Papaver rhoeas L. Extract. In: International Journal of Pharmacy and Pharmaceutical Sciences, Vol. 6, S. 717-723, ISSN: 0975-1491.
  • [3]Günaydin, Y. K. et al. (2015): Intoxication due to Papaver rhoeas – Five Case Reports. In: Case Reports in Medicine, Vol. 2015, S. 1-3, http://dx.doi.org/10.1155/2015/321360
Botanische Zugehörigkeit von Klatschmohn
Familie:Mohngewächse
Gattung:Mohn
Name der Art:Papaver rhoeas

       

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