Samstag, 23. November 2013

Bulle "Cantate Domino" - Konzil von Florenz (1441)

Die hochheilige römische Kirche, durch das Wort unseres Herrn und Erlösers gegründet, glaubt fest, bekennt und verkündet den einen wahren, allmächtigen, unveränderlichen und ewigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, eins im Wesen, dreifaltig in den Personen; der Vater <ist> ungezeugt, der Sohn aus dem Vater gezeugt, der Heilige Geist aus dem Vater und dem Sohne hervorgehend. Der Vater ist nicht der Sohn oder der Heilige Geist; der Sohn ist nicht der Vater oder der Heilige Geist; der Heilige Geist ist nicht der Vater oder der Sohn; vielmehr ist nur der Vater Vater, nur der Sohn ist Sohn, nur der Heilige Geist ist Heiliger Geist. Allein der Vater zeugte von seiner Substanz den Sohn, allein der Sohn wurde allein vom Vater gezeugt, allein der Heilige Geist geht zugleich vom Vater und Sohn hervor. Diese drei Personen sind ein Gott und nicht drei Götter: denn die drei haben eine Substanz, ein Wesen, eine Natur, eine Gottheit, eine Unermeßlichkeit, eine Ewigkeit, und alles ist eins, wo sich keine Gegensätzlichkeit der Beziehung entgegenstellt.
„Wegen dieser Einheit ist der Vater ganz im Sohn, ganz im Heiligen Geist; der Sohn ist ganz im Vater, ganz im Heiligen Geist; der Heilige Geist ist ganz im Vater, ganz im Sohn. Keiner geht dem anderen an Ewigkeit voran, überragt <ihn> an Größe oder übertrifft <ihn> an Macht. Denn ewig und ohne Anfang ist, daß der Sohn aus dem Vater entstand; und ewig und ohne Anfang ist, daß der Heilige Geist vom Vater und Sohn hervorgeht"1. Alles, was der Vater ist oder hat, hat er nicht von einem anderen, sondern aus sich, und er ist Ursprung ohne Ursprung. Alles, was der Sohn ist oder hat, hat er vom Vater, und er ist Ursprung vom Ursprung. Alles, was der Heilige Geist ist oder hat, hat er zugleich vom Vater und Sohn. Aber der Vater und der Sohn <sind> nicht zwei Ursprünge des Heiligen Geistes, sondern ein Ursprung, so wie der Vater und der Sohn und der Heilige Geist nicht drei Ursprünge der Schöpfung <sind>, sondern ein Ursprung. Alle also, die Gegenteiliges und Entgegengesetztes denken, verurteilt und verwirft sie und belegt sie mit dem Anathema; und sie zeigt an, daß sie nicht zum Leib Christi, der die Kirche ist, gehören. Daher verurteilt sie den Sabellius, der die Personen vermischt und ihre wirkliche Verschiedenheit völlig aufhebt. Sie verurteilt die Arianer, Eunomianer und Macedonianer, die sagen, nur der Vater sei wahrer Gott, dem Sohn aber und dem Heiligen Geist einen Platz in der Reihe der Geschöpfe zuweisen. Sie verurteilt auch alle anderen, die Abstufungen oder Ungleichheit in der Dreifaltigkeit annehmen.
Sie glaubt ganz fest, bekennt und verkündet, daß der eine wahre Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist, der Schöpfer alles Sichtbaren und Unsichtbaren ist; als er wollte, schuf er in seiner Güte alle Geschöpfe, sowohl die geistigen als auch die leiblichen; <sie sind> zwar gut, weil sie vom höchsten Gut gemacht wurden, aber veränderlich, weil sie aus nichts gemacht wurden; und sie erklärt, daß es keine Natur des Bösen gibt, weil jede Natur, insoweit sie Natur ist, gut ist.
Sie bekennt ein und denselben Gott als Urheber des Alten und des Neuen Bundes, das heißt, des Gesetzes und der Propheten sowie des Evangeliums; denn die Heiligen beider Bünde haben unter Einhauchung desselben Heiligen Geistes gesprochen; sie nimmt ihre Bücher an und verehrt sie; sie werden unter folgenden Titeln erfaßt: Fünf <Bücher> Mose, nämlich Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium; Josua, Richter, Rut, vier <Bücher> Könige <= 2 Bücher Samuel, 2 Bücher Könige>, zwei Paralipomena <= Chronik>, Esra, Nehemia, Tobias, Judit, Ester, Ijob, Psalmen Davids, Sprüche, Ecclesiastes <= Kohelet>, Hohelied, Weisheit, Ecclesiasticus <= Jesus Sirach>, Jesaja, Jeremia, Baruch, Ezechiel, Daniel, die zwölf kleineren Propheten, nämlich Hosea, Joël, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zefanja, Haggaj, Sacharja, Maleachi; zwei <Bücher> Makkabäer, vier Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas, Johannes; vierzehn Briefe des Paulus, an die Römer, zwei an die Korinther, an die Galater, an die Epheser, an die Philipper, zwei an die Thessalonicher, an die Kolosser, zwei an Timotheus, an Titus, an Philemon, an die Hebräer; zwei <Briefe> des Petrus; drei des Johannes; einer des Jakobus; einer des Judas; die Apostelgeschichte und die Offenbarung des Johannes.
Deswegen belegt sie mit dem Anathema den Wahnsinn der Manichäer, die zwei erste Ursprünge behaupteten, den einen für das Sichtbare, den anderen für das Unsichtbare; sie sagten auch, daß der Gott des Neuen Bundes ein anderer sei als der des Alten.
Sie glaubt fest, bekennt und verkündet, daß eine Person aus der Dreifaltigkeit, der wahre Gott, der aus dem Vater gezeugte Sohn Gottes, dem Vater wesensgleich und gleich ewig, in der Fülle der Zeit, die die unerforschliche Erhabenheit des göttlichen Ratschlusses festlegte, wegen des Heiles des Menschengeschlechtes aus dem unbefleckten Schoß des Jungfrau Maria die wahre und unversehrte Natur des Menschen angenommen und in so großer Einheit mit sich zur Einheit der Person verbunden hat, daß alles, was da Gottes ist, nicht vom Menschen geschieden ist, und alles, was des Menschen ist, nicht von der Gottheit abgeteilt ist, und daß ein und derselbe ungeteilt - indem beide Naturen in ihren Eigentümlichkeiten fortdauern - Gott und Mensch ist, Sohn Gottes und Sohn des Menschen, „gleich dem Vater der Gottheit nach, geringer als der Vater der Menschheit nach" [Pseudo-Athanasianisches Bekenntnis: DH 76], unsterblich und ewig aufgrund der Natur der Gottheit, leidensfähig und zeitlich aufgrund der Daseinsbedingungen der angenommenen Menschheit.
Sie glaubt fest, bekennt und verkündet, daß der Sohn Gottes in der angenommenen Menschheit wahrhaft aus der Jungfrau geboren wurde, wahrhaft gelitten hat, wahrhaft gestorben ist und begraben wurde, wahrhaft von den Toten auferstanden ist, in den Himmel hinaufgestiegen ist, zur Rechten des Vaters sitzt und am Ende der Zeiten kommen wird, um Lebende und Tote zu richten.
Sie belegt aber mit dem Anathema, verflucht und verurteilt jede Häresie, die Entgegengesetztes vertritt. Und zuerst verurteilt sie Ebion, Kerinthus, Markion, Paulus von Samosate, Photinus und alle auf ähnliche Weise Lästernden, die die Einung der Menschheit mit dem Wort in der Person nicht begreifen konnten und leugneten, daß unser Herr Jesus Christus wahrer Gott ist; bekannten ihn als bloßen Menschen, der aufgrund einer größeren Teilhabe an der göttlichen Gnade, die er durch das Verdienst eines heiligeren Lebens empfangen habe, ein göttlicher Mensch genannt werde.
Sie belegt mit dem Anathema auch Manichäus mitsamt seinen Anhängern, die sich einbildeten, der Sohn Gottes habe keinen wahren Leib, sondern einen scheinbaren angenommen, und dadurch die Wahrheit der Menschheit in Christus völlig aufgehoben haben.
Ebenso Valentinus, der behauptete, der Sohn Gottes habe nichts von der jungfräulichen Mutter empfangen, sondern habe einen himmlischen Leib angenommen und sei so durch den Schoß der Jungfrau hindurchgegangen, wie herabfließendes Wasser durch eine Wasserleitung hindurchläuft.
Auch Arius, der behauptete, der aus der Jungfrau angenommene Leib habe keine Seele gehabt, und der Meinung war, an Stelle der Seele sei die Gottheit gewesen.
Auch Apollinaris, der zwar einsah, daß, wenn man die dem Leib Form gebende Seele in Christus leugnet, dort keine wahre Menschheit war, jedoch nur eine sinnliche Seele ansetzte; die Gottheit des Wortes aber habe den Platz der vernunftbegabten Seele innegehabt.
Sie belegt mit dem Anathema auch Theodor von Mopsuestia und Nestorius, die behaupteten, die Menschheit sei durch Gnade mit dem Sohn Gottes geeint worden und deshalb gebe es zwei Personen in Christus, wie sie bekennen, daß es zwei Naturen gibt, weil sie nicht einsehen konnten, daß die Einheit der Menschheit mit dem Wort hypostatisch ist, und deswegen leugneten, daß sie die Hypostase des Wortes erhalten hat. Denn nach dieser Gotteslästerung ist das Wort nicht Fleisch geworden, sondern das Wort hat durch Gnade im Fleisch gewohnt: Das heißt, der Sohn Gottes ist nicht Mensch geworden, sondern der Sohn Gottes hat vielmehr im Menschen gewohnt.
Sie belegt mit dem Anathema, verflucht und verurteilt auch den Archimandriten Eutyches; weil er <zwar> einsah, daß nach der Gotteslästerung des Nestorius die Wahrheit der Fleischwerdung ausgeschlossen wird und die Menschheit deswegen so mit dem Wort Gottes geeint sein muß, daß ein und dieselbe Person der Gottheit und Menschheit ist, <weil er> aber bei bestehender Mehrzahl der Naturen auch nicht die Einheit der Person fassen konnte, so behauptete er, wie er annahm, daß es eine Person der Gottheit und Menschheit in Christus gebe, <auch> daß es eine Natur gebe, und war der Meinung, daß es vor der Einung eine Zweiheit der Naturen gegeben habe; sie sei aber in der Annahme in eine Natur übergegangen; so räumte er mit größter Lästerung und Gottlosigkeit ein, daß entweder die Menschheit in die Gottheit oder die Gottheit in die Menschheit verwandelt wurde.
Sie belegt mit dem Anathema, verflucht und verurteilt auch Macarius von Antiochien und alle, die Ähnliches denken; wenn er auch die wahre Auffassung in bezug auf die Zweiheit der Naturen und die Einheit der Person vertrat, so irrte er dennoch bei den Tätigkeiten Christi gewaltig, als er sagte, es habe in Christus eine Tätigkeit und einen Willen der beiden Naturen gegeben. Alle diese mitsamt ihren Häresien belegt die hochheilige römische Kirche mit dem Anathema und bekräftigt, daß es in Christus zwei Willen und zwei Tätigkeiten gibt.
Sie glaubt fest, bekennt und lehrt, daß keiner, der aus Mann und Frau empfangen wurde, jemals von der Herrschaft des Teufels befreit wurde, es sei denn durch den Glauben1 an den Mittler zwischen Gott und den Menschen, unseren Herrn Jesus Christus [vgl. 1 Tim 2,5], der, ohne Sünde empfangen, geboren und gestorben, den Feind des Menschengeschlechtes, indem er unsere Sünden vernichtete, allein durch seinen Tod niedergestreckt und den Eingang zum Himmelreich, den der erste Mensch durch eigenes Verschulden mitsamt seiner ganzen Nachkommenschaft verloren hatte, aufgeschlossen hat; daß er einmal kommen werde, das haben alle heiligen Opfer, Sakramente und Zeremonien des Alten Testamentes angedeutet.
Sie glaubt fest, bekennt und lehrt, daß die Gesetzesbräuche des Alten Testamentes bzw. des mosaischen Gesetzes, die man in Zeremonien, heilige Opfer und Sakramente einteilt, weil sie eingesetzt worden waren, um auf einen Künftigen hinzudeuten, zwar zu jener Zeit dem göttlichen Kult angemessen waren, bei der Ankunft unseres Herrn Jesus Christus aber, auf den dadurch hingedeutet worden war, aufgehört und die Sakramente des Neuen Testaments angefangen haben. Jeder, der auch noch nach dem Leiden <Christi> seine Hoffnung auf Gesetzesbräuche setzt und sich ihnen gleichsam als heilsnot- wendig unterwirft, so als ob der Glaube an Christus ohne diese nicht retten könnte, hat tödlich gesündigt. Sie bestreitet jedoch nicht, daß sie vom Leiden Christi an bis zur Verkündigung des Evangeliums beibehalten werden konnten, solange man sie allerdings nicht im geringsten für heilsnotwendig erachtete; nach der Verkündigung des Evangeliums aber, so erklärt sie, können sie ohne Verlust des ewigen Heiles nicht beibehalten werden.
Sie zeigt also an, daß alle, die nach diesem Zeitpunkt die Beschneidung, den Sabbat und die übrigen Gesetzesbräuche beachten, vom Glauben an Christus ausgeschlossen sind und keineswegs des ewigen Heiles teilhaftig sein können, es sei denn, sie kämen einmal von ihren Irrtümern weg wieder zur Einsicht. Allen also, die sich des christlichen Namens rühmen, schreibt sie mit allem Nachdruck vor, zu jeder Zeit, sei es vor oder nach der Taufe, von der Beschneidung Abstand zu nehmen; denn ob einer seine Hoffnung darauf setzt oder nicht: ohne Verlust des ewigen Heiles kann <der Gesetzesbrauch der Beschneidung> überhaupt nicht eingehalten werden.
Was aber die Kinder betrifft, so mahnt sie wegen der Todesgefahr, die oft eintreten kann - da ihnen mit keinem anderen Heilmittel geholfen werden kann, außer durch das Sakrament der Taufe, durch das sie der Herrschaft des Teufels entrissen und zu Kindern Gottes angenommen werden -, daß die heilige Taufe nicht nach der Gewohnheit bestimmter Leute über vierzig oder achtzig Tage bzw. einen anderen Zeitraum hin aufgeschoben werden darf, sondern daß sie, sobald sie auf angemessene Weise vollzogen werden kann, gespendet werden muß, jedoch so, daß sie bei drohender Todesgefahr sogleich ohne jeglichen Verzug getauft weden, auch von einem Laien oder einer Frau, in der Form der Kirche, wenn kein Priester da ist, wie es im Dekret für die Armenier ausführlicher festgehalten wird 
Sie glaubt fest, bekennt und verkündet, daß jedes Geschöpf Gottes gut1 „und nichts verwerflich <ist>, was unter Danksagung genommen wird" [1 Tim 4,4], weil nach dem Wort des Herrn „nicht das, was in den Mund hineingeht, den Menschen verunreinigt" [Mt 15,11], und sie erklärt, daß jene Unterscheidung des mosaischen Gesetzes zwischen reinen und unreinen Speisen zu den Zeremonialgesetzen gehört, die mit dem Aufkommen des Evangeliums untergegangen sind und aufgehört haben, wirksam zu sein. Sie sagt, daß auch jenes Verbot der Apostel „von Götzenopfern, Blut und Ersticktem" [Apg 15,29] für jene Zeit angemessen war, als aus Juden und Heiden, die zuvor mit verschiedenen Zeremonien und Sitten lebten, die eine Kirche im Entstehen war, damit auch die Heiden mit den Juden etwas gemeinsam beobachteten, die Gelegenheit, sich auf einen Gottesdienst und Glauben zu einigen, geboten und ein Gegenstand der Uneinigkeit aufgehoben würde; denn den Juden erschien aus alter Gewohnheit Blut und Ersticktes als verabscheuungswürdig, und sie konnten im Falle des Essens von Götzenopferfleisch meinen, die Heiden würden zum Götzendienst zurückkehren. Sobald aber die christliche Religion bis zu dem Punkt verbreitet war, daß in ihr kein Jude dem Fleisch nach mehr auftrat, sondern sich alle, die zur Kirche übergingen, auf dieselben Riten und Bräuche des Evangeliums einigten und glaubten, daß „den Reinen alles rein" [Tit 1,15] <sei>, da hörte, weil die Ursache für jenes Verbot der Apostel aufhörte, auch die Wirkung auf.
Deshalb verkündet sie, daß keine Natur einer Speise, die die menschliche Gemeinschaft zuläßt, verurteilt werden darf; auch darf von niemandem, ob Mann oder Frau, ein Unterschied zwischen den Tieren gemacht werden, gleichgültig, durch welche Todesart sie umkommen, wenn auch für die Gesundheit des Leibes, für die übung der Tugend und für die klösterliche und kirchliche Zucht auf vieles, was nicht verboten ist, verzichtet werden kann und soll, weil nach dem Apostel „alles erlaubt ist, aber nicht alles nützt" [1 Kor 6,12; 10,23].
Sie glaubt fest, bekennt und verkündet, daß „niemand, der sich außerhalb der katholischen Kirche befindet, nicht nur keine> Heiden"1, sondern auch keine Juden oder Häretiker und Schismatiker, des ewigen Lebens teilhaft werden können, sondern daß sie in das ewige Feuer wandern werden, „das dem Teufel und seinen Engeln bereitet ist" [Mt 25,41], wenn sie sich nicht vor dem Lebensende ihr angeschlossen haben, und daß die Einheit mit dem Leib der Kirche eine solch große Bedeutung hat, daß nur denen, die in ihr verharren, die Sakramente der Kirche zum Heil gereichen und Fasten, Almosen und die übrigen Werke der Frömmigkeit und übungen des christlichen Kriegsdienstes ewige Belohnungen zeitigen. „Und niemand kann, wenn er auch noch so viele Almosen gibt und für den Namen Christi sein Blut vergießt, gerettet werden, wenn er nicht im Schoß und in der Einheit der katholischen Kirche bleibt".


aus dem Denzinger

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