Heilige des Tages

 

Man kann die Taten der Heiligen und der Martyrer nicht lesen, ohne im Innersten angerührt zu werden. Sie sind unsere Vorbilder. Die Menschen, die einen anderen Weg gehen, als den der Heiligkeit und der Nachfolge Christi, sind schnell verzweifelt und ohne Hoffnung. Es gibt keinen Mittelweg für die Ewigkeit! Es gibt entweder die Glückseligkeit oder die Unglückseligkeit. Die Glückseligkeit ist der Lohn der Nachfolge Jesu und Mariä und aller Heiligen, die Unglückseligkeit der Lohn der Sünde und Lauheit. Wer auf Erden sich um Heiligkeit bemüht, wird zu der Zahl der Heiligen im Himmel dazugerechnet. Ich werde demnach in der Ewigkeit sein, der ich im Leben gewesen bin. Und für die Wahrheit dieser Gedanken steht eine Wolke von unendlich vielen Zeuginnen und Zeugen.

Matthias Hergert

 

17. April

 

Der heilige Anizet, Papst und Martyrer von Rom,

+ 17.4.166 - Fest: 17. April

 

Heutzutage wird in der abendländischen Christenheit Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, also in der Zeit vom 22. März bis zum 25. April, gefeiert. So war es nicht immer, und früh schon gab es Meinungsverschiedenheiten über das Datum des Festes. Während die Gläubigen des Morgenlandes Ostern in Anlehnung an das jüdische Osterfest auch an einem Werktag begingen, wurde es im Abendland stets an einem Sonntag gehalten.

 

Als sich diese an sich nebensächliche Unstimmigkeit erstmals im 2. Jahrhundert zuspitzte, reiste der zu der Zeit bedeutendste Bischof des Morgenlandes, der heilige Polykarp, eigens nach Rom, um mit dem Papst, dem obersten Bischof der gesamten Christenheit, die strittige Angelegenheit zu besprechen, und dieser Papst, mit dem der heilige Polykarp damals verhandelte, war der heilige Anizet, dessen Gedächtnis die Kirche heute feiert.

 

Eine Einigung kam zwischen Anizet und Polykarp zwar nicht zustande, aber man ging im Frieden auseinander, ohne der Sache eine besondere Bedeutung beizulegen. So sollte es unter Christen immer sein, dass sie nämlich bei allen Unstimmigkeiten von minderer Bedeutung den Frieden wahren und die Liebe entscheiden lassen, denn nicht das Recht, sondern die Liebe macht das Christentum aus. Papst Anizet, dessen Meinung über das Datum der Osterfeier sich später übrigens allgemein durchsetzte, ist also ein österlicher Heiliger, denn ihm verdanken wir es, dass das höchste Fest der Kirche, an dem wir der Auferstehung Jesu gedenken, stets an einem Sonntag begangen wird.

 

Papst Anizet war der zehnte Nachfolger des heiligen Petrus auf dem Bischofsstuhl zu Rom und regierte die Kirche Gottes elf Jahre lang von 154 bis 165. Wenn außer der oben erwähnten Streitfrage über das Datum des Osterfestes sonst kaum etwas aus seinem Leben bekannt ist, so ist dieser Umstand darauf zurückzuführen, dass zu seiner Zeit die vierte römische Christenverfolgung ausbrach, die zu den grausamsten zählt. Da hatte man weder Zeit noch Lust, Aufzeichnungen zu machen, zumal da die Geheimpolizei Haussuchungen und Jagden auf die Christen veranstaltete.

 

Die Zeiten, in denen die Kirche verfolgt wird, sind übrigens stets auch glorreiche Zeiten, denn in den Martern der Glaubenshelden wird Christus verherrlicht und sein Erlösungstod auf Golgatha vervollständigt. Auch erstarkt in solchen Zeiten die Kirche innerlich, insofern die Gläubigen in Not und Kampf geläutert werden, und äußerlich, insofern ihr das herrliche Beispiel der Blutzeugen neue Anhänger zuführt. Am verdienstvollsten wirkt sich das Martyrium natürlich für die Martyrer selbst aus, denn ihrem kurzen Leid folgt die ewige Freude des Himmels. Auf diese Weise bewahrheitet sich an ihnen wohl am deutlichsten das Sprichwort:

 

Des Christen Herz auf Rosen geht,

Wenn´s mitten unterm Kreuze steht.

 

Der heilige Mappalikus und mehrere andere Märtyrer in Afrika,

+ 17.4.250 – Fest: 17. April

 

Aus dem IX. Brief des heiligen Cyprianus an die Märtyrer und Bekenner:

 

Im Frühling des Jahres 250, drei Monate nach der von Kaiser Decius angefangenen Verfolgung der Kirche in Afrika, empfingen Mappalikus und mehrere andere Christen die Märtyrerkrone. Der heilige Cyprian, der Bischof von Karthago, erhebt durch seine Lobsprüche die Bescheidenheit und Klugheit unseres Heiligen. Er gibt ihm das Zeugnis, er habe mit der größten Gewissenhaftigkeit die Vorschriften des Evangeliums und die Regeln der Kirchenzucht beobachtet, indem er keinem von denen Versöhnungs- und Ablass-Briefe gab, die ihrem Glauben entsagt hatten, wie es einige andere Bekenner aus sträflicher Nachsicht getan, sondern sich damit begnügte, zu bitten, man möge nur seiner Mutter und Schwester, die in dasselbe Unglück, welches während der Verfolgung so allgemein war, geraten waren, den Frieden gewähren. In der Nacht, vor seinem Todestag versprach er auf Eingebung des Heiligen Geistes in seinem und seiner Gefährten Namen, dem Prokonsul, den einige Fortunatianus nennen, während der Peinigungen, die er erduldete, dass er sich den folgenden Tag an einem neuen Kampf werde ergötzen können, an einem Kampf für den Gott, zu dessen Ehre das Blut zu vergießen ihnen Gewinn und Freude sei. Er hielt auch pünktlich sein gegebenes Wort, oder Gott erfüllte vielmehr an ihm, was er im gottseligen Gefühl seines Glaubens versprochen hatte. Er kämpfte, wie er es vorhergesagt, siegte und erhielt von Gott die Krone der Herrlichkeit als Belohnung seiner Treue und seines Mutes. Er starb unter den Peinen der grausamsten Folter.

 

Unter den anderen Märtyrern, die zu derselben Zeit litten, zeichneten sich besonders aus, der heilige Bassus, der heilige Fortunio, der im Kerker, und der heilige Paulus, der an den Folgen der Folterqualen starb. Mehrere andere starben im Gefängnis des Hungertodes, wozu sie der Kaiser verurteilt hatte. Unter diesen nennt man besonders den heiligen Victorin, den heiligen Victor, den heiligen Herenäus, den heiligen Donatus, den heiligen Firmus, den heiligen Ventus, den heiligen Fructus, Martial und Aristo, die heiligen Fortuna, Credula, Herenäa oder Irene und die heilige Julia. Obgleich uns nur ihre Namen bekannt sind, so müssen wir nicht weniger, als Cyprian, der sie in Kalendern und Katalogen aufnahm, und öffentlich ihr Andenken an ihrem Todestag feierte, uns angelegen sein lassen, diese ehrwürdigen Namen der Nachwelt zu überliefern.

 

Der älteste dieser Kalender in Afrika, den wir noch besitzen, und der aus dem fünften Jahrhundert ist, bezeichnet das Fest des heiligen Mappalikus auf den 19. April. Jedoch nennen ihn die Martyrologienschreiber Europas auf den 17. dieses Monats, den verschiedene Schriftsteller als seinen Todestag angegeben haben. In einigen dieser Martyrologien findet man, außer den schon genannten, noch einige andere Märtyrer, die mit unserem Heiligen gelitten haben, als den heiligen Barucus, Quintus, Victoricus, Januarius, Macorus oder Maconus Gallus, den heiligen Julian, Priester, Miceon, Miginus, Diomedes und den heiligen Philippianus, die kurze Zeit nach den ersten und im Anfang des Jahres den Märtyrertod gelitten hatten. Man findet den Namen des heiligen Mappalikus und einiger seiner Gefährten auch noch auf den 21., 11. Und 25. Februar in den Martyrologien, die unter dem Namen des heiligen Hieronymus bekannt sind, bezeichnet.

 

Der selige Eberhard (v. Wolfegg),

1. Propst (Abt) von Marchthal (Prämonstratenser-Kloster),

+ 17.4.1178 – Gedenktag: 17. April

 

Dieses Kloster, das auf einer schönen Anhöhe zwischen Riedlingen und Ehingen in Schwaben liegt, und etwa um das Jahr 1000 von den Herzogen Hermann von Schwaben, Vater und Sohn, gestiftet worden, gehörte anfänglich sieben weltgeistlichen Chorherren, wurde aber nach der Mitte des zwölften Jahrhunderts, wegen vernachlässigter gottesdienstlichen Verrichtungen dem Prämonstratenser-Orden abgetreten. Der erste Vorsteher desselben war Eberhard, aus dem Kloster Roth, den der dortige Abt Otteno mit einigen Mönchen von erprobter Tugend und Festigkeit an die neue Pflanzstätte sandte. Dieser ehrenvollen, aber auch mit schwerer Verantwortung verbundenen Stelle hatte er sich schon früher würdig gemacht, durch seine Demut und seinen unbedingten Gehorsam, und der Erfolg lehrte, dass die Wahl nicht glücklicher hätte ausfallen können: denn bald blühten in seiner Genossenschaft alle Beispiele der Tugend und Gottseligkeit auf. Nur schade, dass er seiner Gemeinde nicht lange vorleuchtete, denn schon im Jahr 1179 den 17. April, rief ihn der Herr von dieser Welt ab. Sein Leichnam wurde nach einigen Jahren unverwest gefunden und in das Bethaus des heiligen Johannes übertragen.

 

Der selige Rudolph,

ein von den Juden zu Bern gemarterter Junge, Märtyrer von Bern, Schweiz,

+ 17.4.1287 – Gedenktag: 17. April

 

Unter Papst Honorius IV. und Kaiser Rudolph I. haben die Juden zu Bern, in der Schweiz, aus Hass gegen den christlichen Namen, einen katholischen Jungen, namens Rudolph, heimlich entführt, ihn eingesperrt in einen unterirdischen Behälter eines reichen Hebräers und nach den grausamsten Martern getötet. Allein das unschuldige Blut schrie um Rache zum Himmel und der schwarze Frevel wurde bald zur Offenkunde gebracht. Man hatte nämlich begründeten Verdacht auf die Mörder. Es wurden Untersuchungen angestellt, man entdeckte den Leichnam noch ganz mit Blut überronnen, und gab ihn den trostlosen Eltern des Kindes zurück. In einer Versammlung von Priestern und anderer weisen Männer wurde sogleich beschlossen, Rudolph sei als wahrer Märtyrer gestorben und müsse demnach in der Hauptkirche begraben werden. Diesem nach wurde er beigesetzt am Kreuzaltar, der gleich den Namen Rudolphsaltar bekam, und eine Menge Gläubige anzog. Dieses geschah im Jahr 1287.

 

Die schuldig befundenen Missetäter wurden auf Befehl des Senates eingekerkert und gerädert. Die übrigen Juden, die von diesem Frevel Kenntnis gehabt und sich ihm nicht widersetzt hatten, wurden des Landes verwiesen , und kein Jude durfte mehr in der Stadt sich aufhalten.

 

Im Jahr 1440 wurde obige Kirche niedergerissen und auf demselben Platz eine weit prachtvollere aufgeführt. Bei dieser Gelegenheit wurde der Leib des jungen Blutzeugen erhoben, in einen bleiernen Sarg gelegt und unter dem Kreuzaltar verschlossen. Viele Fromme wallfahrteten andachtshalber dahin und empfahlen sich der Fürbitte des Märtyrers. Als aber im 16. Jahrhundert Calvins Irrlehre in Bern Eingang gefunden hatte, wurden die Altäre zertrümmert und alles, was auf Heiligenverehrung Bezug hatte, verschleudert oder zerschmettert, wobei auch der Sarg des Heiligen entweiht und in die Erde versenkt wurde. Seinen Namen findet man in mehreren Martyrologien, z.B. bei Canisius, Cratepolius, Heinrich Murer. Von letzterem Schriftsteller wurde dieser Bericht übernommen.

 

Der heilige Stephan Harding, 3. Abt der Zisterzienser in Citeaux,

+ 28.3.1134 – Fest: 17. April

 

Stephan, mit dem Beinamen Harding, stammte aus England von reichen und angesehenen Eltern. Er wurde im Kloster Sherbourne in der Grafschaft Dorset erzogen. Die Lehrmeister, denen er anvertraut wurde, bildeten ihn nicht bloß zu den Wissenschaften, sondern auch besonders zu einer gründlichen Frömmigkeit hinan. Frühzeitig lernte er die bösen Begierden unterdrücken und brachte es dahin, dass in seinem Herzen ungetrübter Friede herrschte. Aus dieser Seelenruhe entsprang jene liebenswürdige Heiterkeit, die stets auf seinem Antlitz leuchtete. Das Verlangen, in der Vollkommenheit allzeit weiter voranzuschreiten, brachte in ihm den Entschluss hervor, das Kloster zu verlassen. Er zog dann mit einem seiner Freunde, der dieselben Gesinnungen mit ihm teilte, nach Schottland, wo damals mehrere seltene Vorbilder der Frömmigkeit lebten. Von dort reisten sie nach Paris und von Paris nach Rom. Ihre Frömmigkeit und geistige Ausrichtung wurde durch diese Wanderungen nicht im Geringsten gestört, und um sich im Geist des Gebetes zu erhalten, beteten sie jeden Tag den ganzen Psalter ab.

 

Nach seiner Rückkehr von Rom hörte Stephan zu Lyon von den Tugenden und Abtötungen, die man im Kloster Molesme, das soeben vom heiligen Robert gestiftet worden war, ausübte. Sogleich entschloss er sich, dort dem Dienst Gottes sich zu weihen. Die Religiosen von Molesme lebten in der größten Armut. Oft entbehrten sie sogar des Brotes und hatten keine andere Speise als wilde Kräuter, die in der Einöde wuchsen. Die Bewohner der Umgegend, erstaunt über den Glanz ihrer Heiligkeit, wurden von Mitleid gerührt beim Anblick ihrer Dürftigkeit, und lieferten ihnen, sogar mit verschwenderischer Freigebigkeit, alles was sie nötig hatten. Aber der Überfluss brachte bald verderbliche Früchte hervor. Zerstreuung trat bald an die Stelle der Gemütssammlung. Von der Verachtung der Ordensregel schritt man zur Übertretung der wesentlichen Punkte des Evangeliums. Die Unordnung nahm täglich mehr überhand, ohne dass man dem Übel entgegensteuern konnte. Schließlich war das Unheil so groß, dass der heilige Robert das Kloster verlassen musste. Der gottselige Prior Alberich und der heilige Stephan folgten ihm auch bald nach. Indes bezeigten die Mönche äußerlich Reue. Der Papst gab ihrem Abt Befehl, nach Molesme zurückzukehren. Auch wurden Alberich und Stephan vom Diözesanbischof wieder dahin berufen.

 

Die Mönche von Molesme hielten aber das Versprechen nicht, das sie feierlich abgelegt hatten, ihre bisherige Lebensweise zu ändern. Sie verfielen in ihre vorherigen Unordnungen und verhöhnten ohne Scheu ihre Ordensregeln. Stephan, der ihnen damals vorstand, erhob sich laut gegen dieses Unwesen. Ohne Unterlass wiederholte er ihnen, die Heiligkeit des Klosterlebens bestehe in der Beobachtung der Vorschriften, man könne nie ein wahrer Religiose sein ohne strenge Zucht, wie niemals eine Gesellschaft zu bestehen vermag ohne Gesetz, und es sei um die Sitten geschehen, wenn man nicht den ursprünglichen Klostergeist in sich belebe. Alle diese Vorstellungen waren umsonst, das Übel nahm allzeit mehr überhand.

 

Der heilige Robert, der alle Hoffnung aufgab, seine Genossenschaft je wieder zur Ordnung zurückzuführen, ließ an seiner Statt einen anderen Abt erwählen und verließ Molesme. Ihn begleiteten der gottselige Alberich, der heilige Stephan und 18 andere eifervolle Mönche. Dies geschah aber erst nachdem sie vom Erzbischof Hugo von Lyon und dem Legaten des Heiligen Stuhls die Erlaubnis hierzu sich eingeholt hatten. Sie zogen zusammen nach Citeaux (Cistercium), das eine sumpfige Wüste war, fünf Stunden von Dijon in Burgund. Der Vicomte von Beaune, schenkte ihnen diese Einöde. Eudo, später Herzog von Burgund, ließ ihnen ein Kirchlein bauen, das unter der Anrufung der allerseligsten Jungfrau, wie denn in der Folge alle Kirchen des Ordens, eingeweiht wurde. Die Mönche fällten selbst die Bäume und erbauten sich Zellen mit eigenen Händen. Als das Kloster vollendet war, beschwuren sie am 21. März 1098 neuerdings die Regel des heiligen Benedikt, die sie in ihrer ganzen Strenge zu befolgen sich verpflichteten. Von diesem Tag schreibt sich die Gründung des Zisterzienserordens her.

 

Als ein Jahr und einige Monate nach der Stiftung der neuen Klostergemeinde verflossen waren, musste der heilige Robert abermals nach Molesme zurückkehren. Der gottselige Alberich wurde an seiner Stelle zum Abt von Citeaux erwählt. Die Religiosen, die unter seiner Leitung standen, boten das erbaulichste Schauspiel der Frömmigkeit dar. Ihre Stille, ihre Demut, ihre Innerlichkeit machte sie mehr Engeln als Menschen gleich. Zwei Legaten des Papstes Paschal II. besuchten sie und wurden von größter Bewunderung ergriffen bei dem Anblick ihrer heiligen Zucht. Obgleich sie von Bußstrenge ganz ermattet waren, bemerkte man doch an ihnen eine Freude und Heiterkeit, die eine selige Rührung im Herzen des Zuschauers zurückließen. Ihr Äußeres war schon tief ergreifend und alles kündigte den Frieden an, der in ihren Seelen herrschte.

 

Der gottselige Alberich erhielt 1100 vom Papst Paschal II. die Bestätigung seines Ordens. Er setzte später mehrere Statuten auf, die die buchstäbliche Beobachtung der Regel des heiligen Benedikt zum Hauptzweck hatten. Das ganz himmlische Leben, das man zu Citeaux führte, verbreitete überall die Wohlgerüche des Segens. Eudo, der Herzog von Burgund und Stifter des Klosters, besuchte es sehr oft, um sich da zu erbauen. Er ließ sich sogar in der Gegend einen Palast erbauen und wollte in der Kirche der Einsiedler bestattet werden. Mehrere seiner Nachfolger wählten sich dieselbe Grabstätte. Heinrich, sein zweiter Sohn, ging in seinem Eifer noch weiter. Er trat in die Reihe der Jünger des gottseligen Alberich, legte das Ordenskleid an und starb zu Citeaux eines Todes der Gerechten.

 

Nach dem Ableben des gottseligen Alberich wurde der heilige Stepan zu seinem Nachfolger erwählt. Seine erste Angelegenheit war, unter seinen Ordensmännern den Geist der Einsamkeit und der Armut zu unterhalten. Er traf weise Vorsichtsmaßregeln, um die häufigen Besuche der Auswärtigen zu verhindern. Nur der Herzog von Burgund hatte die Erlaubnis, in das Kloster zu gehen. Doch bat man ihn, er möchte seinen Hofstaat nicht zu Citeaux halten, wie es an großen Feierlichkeiten zu geschehen pflegte. Man entfernte aus der Kirche die goldenen und silbernen Kreuze und ersetzte sie durch andere von gemaltem Holz. Der Gebrauch der Leuchter wurde abgeschafft und es wurde beschlossen, dass man künftig nur noch einen – und zwar aus Eisen – beibehielte. Auch wurde auf die goldenen Kelche verzichtet und bloß vergoldete Silberne eingeführt. Die Messgewänder, Stolen, Manipeln und anderer Kirchenschmuck, durften nur von einfachem Stoff sein. Seide, Gold oder Silber einzuwirken, war verboten. Wiewohl aber die Kirche von Citeaux nichts als Armut verriet, so war sie dennoch rein und würdevoll gehalten, wie es sich für das Haus Gottes ziemt. Selbst ihr einfaches, prunkloses Wesen gab ihr einen gewissen hehren Glanz, der die Größe des darin thronenden Weltenherrschers ankündigte.

 

Einige Religiosen von Cluny, wo die Kirche mit prächtigen Ornaten versehen war, stießen sich an der Ärmlichkeit der Kirche von Citeaux. Dies gab ihnen sogar Anlass zum Tadel, weil ihnen der Beweggrund davon nicht gehörig einleuchtete. Allein der heilige Bernard unternahm in einem Werk, das wir noch besitzen, die Rechtfertigung seiner Brüder. „Ich will,“ sagt er, „dass die Pracht und die Verzierungen der Kirchen die Ehre Gottes zum Endzweck haben, daher bin ich auch weit entfernt, dies in den Kathedralkirchen der Bischöfe zu tadeln. Dadurch wollen die Oberhirten die Andacht eines rohen und sinnlichen Volkes anregen. Allein was wollen wir Religiosen mit diesem Aufwand, mit dieser Pracht? Sollte es deshalb sein, um den Büßenden Gefühle der Reue und der Zerknirschung, oder den Zuschauern Empfindungen des Vergnügens und der Zufriedenheit einzuflößen? Was soll all dieser Überfluss bei Leuten, die das Gelübde der Armut abgelegt haben, bei Religiosen, bei Geistesmännern?“

 

Die Mönche von Citeaux widmeten mehrere Stunden des Tages der Handarbeit. Auch hatten sie ihre bestimmten Zeiten zum Lesen und Bücherabschreiben. In eben diesen Stunden veranstaltete der heilige Stephan, mit Hilfe einiger Religiosen, eine Abschrift der lateinischen Bibel zum Gebrauch des Klosters. Um ihr die höchstmögliche Vollständigkeit zu verschaffen, zog er sehr viele Handschriften zu Rate. Auch befragte er geschickte Juden, die ihm den hebräischen Text erklärten und ihn dadurch in Stand setzten, die Stellen, in denen der Sinn der Urschrift nicht getreu genug gegeben war, zu verbessern. Diese Verschiedenheit in den Handschriften der Bibel kam von der Unwissenheit oder Nachlässigkeit der Abschreiber her. (Das Exemplar der Bibel, das unter dem heiligen Stephan 1109 abgeschrieben wurde, befand sich noch in letzteren Zeiten im Kloster Citeaux. Es besteht aus 4 Bänden.)

 

So erhaben die Tugend des heiligen Stephanus bis dahin auch scheinen mochte, so verbreitete sie dennoch einen neuen Glanz in den verschiedenen Prüfungen, mit denen Gott sie heimsuchte. Der Herzog von Burgund, dem man nicht erlauben wollte, sein Hoflager zu Citeaux zu halten, wurde dadurch sehr beleidigt, entzog dem Kloster seine Huld, und sorgte nicht mehr für den Unterhalt der Ordensmänner, die bald die Freigebigkeit des Fürsten vermissten, denn da ihre Arbeit allein nicht ausreichte, zur Herbeischaffung der nötigen Lebensmittel, so sahen sie sich bald in das äußerste Elend versetzt. Stephan ergriff den Wanderstab und ging bettelnd von Tür zu Tür. Er gab einen starken Beweis seiner Uneigennützigkeit und seines gänzlichen Vertrauens auf Gott dadurch, dass er das Almosen von einem in Simonie befangenen Priester nicht annehmen wollte. Die Regel von Citeaux, die sorgfältig alles entfernt, was die Innerlichkeit und Kontemplation stören könnte, verbietet zwar denjenigen, die sie befolgen, milde Gaben draußen einzusammeln, allein es gibt außerordentliche Fälle, wie äußerste Not, die von der allgemeinen Regel eine Ausnahme machen müssen. Übrigens freuten sich der heilige Abt und seine Religiosen ihrer Armut, und die Beschwerden, die sie in ihrer Folge hat, waren für sie eine Gelegenheit, die heldenmütigsten Tugenden auszuüben. Gott tröstete sie oft durch augenscheinliche Gunst seines Schutzes.

 

Zu der oben erwähnten Prüfung kam noch eine andere, die nicht weniger hart war. Eine Krankheit raffte in den Jahren 1111 und 1112 den größten Teil der Mönche von Citeaux weg. Ein empfindlicher Schlag für den heiligen Abt. Doch fügte er sich gehorsam dem Willen Gottes. Was ihn aber am meisten betrübte, war die Furcht, keine Nachfolger seiner Bußstrenge und Armut hinterlassen zu können. Und in der Tat, man schrieb den Tod so vieler Religiosen der Härte der Ordensregel zu, die man für allzu überspannt ansah, und woraus man schloss, dass Gott die neue Genossenschaft nicht gutheiße. Dieser scheinbare Grund machte auf mehrere einen schlimmen Eindruck, so dass niemand mehr ins Kloster aufgenommen werden wollte. Indes schickte der Heilige glühende Gebete zum Himmel und empfahl ihm mit Tränen seine kleine Herde. Die Gnaden, die er bis dahin erhalten hatte, schienen ihn auf eine gewisse Art zu berechtigen, die göttliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sein Glaube wurde endlich belohnt. Es meldeten sich wieder Leute und seine Gemeinde sah sich bald mit 31 Ordensmännern vermehrt, unter denen sich auch der heilige Bernardus befand. Später kamen noch andere, und der Verlust, den Citeaux erlitten hatte, wurde bald überreich wieder ersetzt. Der heilige Stephanus konnte sogar neue Klöster stiften, wie das von la Ferté in der Diözese Chalons, von Pontigni bei Auxerre, von Clairvaux und Morimond, im Bistum Langres. (Das Kloster La Ferté wurde 1113 gestiftet, das von Pontigni 1114, jenes von Clairvaux und von Morimond 1115.)

 

Von Citeaux gingen oft fromme Pflanzungen hervor, um verschiedene Diözesen zu bevölkern. – Der heilige Stephan gründete 13 Abteien und hundert wurden von den Religiosen seines Ordens gestiftet. Er hatte über alle die Oberaufsicht. Seine erste Angelegenheit war, in ihnen eine strenge Zucht und den Geist einer vollkommenen Liebe zu unterhalten. In dieser Absicht beschloss er, dass jedes Kloster häufig besucht wurde, und setzte allgemeine Kapitel ein, die, nach dem Verfasser der Annalen von Citeaux, bis dahin unbekannt gewesen waren. Das erste wurde 1116 gehalten und das zweite 1119. In diesem letzten gab der Heilige die unter dem Namen Charta charitatis bekannten Statuten heraus, die Papst Calixtus II. im folgenden Jahr bestätigte. Hierauf veranstaltete er eine Sammlung der zu Citeaux üblichen Zeremonien und Gebräuche, um der Nachwelt übergeben zu werden. Auf diese Weise führte er im ganzen Orden eine vollkommene Gleichförmigkeit ein. Diese Sammlung nennt man Gebräuche von Citeaux. Auch ließ er eine kurze Geschichte vom Anfang des Ordens verfassen, die bekannt ist unter dem Namen Exordium von Citeaux.

 

Im Jahr 1125 unternahm Stephanus eine Reise nach Flandern. Er besuchte das Kloster St. Vedast in Arrast, wo er von dem Abt Heinrich und dessen Mönchen mit großen Ehrenbezeigungen empfangen wurde. Er verließ seine Einsamkeit noch zwei andere Male. Einmal im Jahr 1128, um mit dem heiligen Bernardus dem Konzil von Troyes beizuwohnen. Das andere Mal im Jahr 1132, um von Papst Innocenz II., der damals nach Frankreich gekommen war, einige Gnaden zu begehren.

 

Stephanus, der Bischof von Paris, und Heinrich, der Erzbischof von Sens, die mit Ludwig dem Dicken, dem König von Frankreich, in Irrungen verwickelt waren, wandten sich an den Heiligen, um ihn zu bitten, er möchte sich doch bei dem Fürsten für sie verwenden. Sie versprachen sich viel von dem Ansehen, in dem der Heilige wegen seiner hohen Tugenden stand. Der Abt erfüllte den Willen der beiden Prälaten, er schrieb an den König und leistete ihnen noch alle übrigen Dienste, die von ihm abhingen.

 

Als der heilige Stephan sein Ende herannahen sah, wollte er sein Amt niederlegen, um nur allein noch an die Ewigkeit zu denken. Er versammelte daher 1133 das Ordenskapitel und erklärte, nachdem alles andere geordnet war, die Stelle, die er bekleide, komme ihm nicht mehr zu. „Man weiß,“ sagte er, „dass ich, neben meiner persönlichen Unwürdigkeit, alt und gebrechlich bin. Übrigens ist es Zeit, dass ich mich vorbereite, um vor Gott zu erscheinen. Ihr habt also einen zu erwählen, der mich ersetzt.“ Diese Rede verursachte allgemeine Betrübnis. Niemand aber getraute sich, dem Heiligen zu widersprechen. Man gedachte also, ihm einen Nachfolger zu geben. Die Wahl traf einen Religiosen mit Namen Guido. Allein er wurde einige Tage danach wiederum abgesetzt, weil man bemerkte, dass ihm die einem Ordensvorstand nötigen Eigenschaften fehlten. Reinhard, ein Mönch von Clairvaux, folgte ihm nach.

 

Der Heilige überlebte nicht lange diese Wahl. Die Äbte, die unter ihm standen, zwanzig an der Zahl, hatten nicht so bald das Herannahen seiner letzten Stunde vernommen, als sie sich zu Citeaux versammelten, um seinem glückseligen Tod beizuwohnen. Als er in den letzten Zügen lag, sagten einige unter ihnen ganz leise zueinander, er habe, nach einem so tugendhaften und bußfertigen Leben, im Tod nichts zu befürchten. Da sie aber der Heilige hörte, sprach er zu ihnen: „Ich versichere euch, dass ich mit eben der Furcht und dem Schrecken vor Gott hingehe, als wenn ich nichts Gutes getan hätte, denn so etwas Gutes in mir ist, oder meine Niedrigkeit mit dem Beistand Jesu Christi irgendeine Frucht getragen hat, so fürchte ich, ich möchte dieser Gnade nicht mit der schuldigen Sorgfalt und Demut entsprochen haben.“

 

Der heilige Stephan starb am 28. März 1134 und wurde im Kloster an der Kirchentür begraben. Man legte ihn ins Grab des seligen Alberich, seines Vorgängers, das man heute noch sehen kann. (Mehrere Äbte von Citeaux wurden gleichfalls in das Grab des seligen Alberich gelegt.) Die Zisterzienser verehren ihn am 15. Juli. Sein Festtag, der erster Klasse ist, mit einer Oktav, wurde allzeit, so wie jene des heiligen Robert und des heiligen Bernard mit größter Feierlichkeit begangen, weil man ihn immer als den Hauptstifter des Ordens ansah. Das römische Martyrologium nennt ihn am 17. April, an dem Tag, an dem er heiliggesprochen worden ist.

 

Man wird sich nicht wundern über die Schnelligkeit, mit der der Zisterzienserorden in Frankreich, England und anderen Gegenden sich verbreitet hat, wenn man die Tugendwunder betrachtet, mit denen er die ganze Welt durchglänzte. Der ursprüngliche Eifer erhielt sich im Orden während zwei Jahrhunderte. Welch ein Trost für die Kirche, unter ihren Kindern Männer zu zählen, die nur noch durch die allernötigsten körperlichen Bedürfnisse an die Erde gebunden waren! Sie beobachteten ein ewiges Stillschweigen und verbanden langes Nachtwachen mit der strengsten Enthaltung von allem, was den Sinnen schmeicheln mochte. Die Kräuter und Wurzeln, die in ihren Einöden wuchsen, und die sie mit eigener Hand anbauten, waren beinahe ihre ganze Nahrung. Ihr Lager war für sie eine neue Art Abtötung. Sie ergaben sich niederen und mühsamen Arbeiten, ohne im Geringsten von der Strenge ihrer Fasten abzubrechen. Um erbaut zu werden, musste man sie besonders in der Kirche betrachten. Sie sangen das Lob Gottes mit einer Frömmigkeit, Andacht und Zerknirschung, die die hartherzigsten Menschen rühren musste. An ihren Zellen und anderen Gebäuden erkannte man, wie sehr sie die Armut schätzten. Von ihren beständigen Abtötungen waren sie ganz blass. Aber durch diese äußerlichen Schleier leuchtete eine ungetrübte Heiterkeit hervor, die die innere Ruhe ihrer Seelen verkündete. 

 

Der heilige Simeon von Seleucia und Ctesiphon,

neben seinen Gefährten, Blutzeugen in Persien,

+ 17.4.341 – Fest: 17. April

 

Sapor II., der König der Perser, hörte nicht eher als mit dem Tod auf, die Jünger Jesu zu verfolgen,

 

 (Sapor II., mit dem Beinamen das Lange Leben, hatte zum Vater Hormisdas, den er aber verlor, als er noch im Mutterleib war. Die Magier erklärten ihn vor seiner Geburt zum König und feierten sogar seine Krönung, indem sie die königliche Binde auf den Leib der Königin legten. Er kam zur Welt 310 und starb 380. Den Anfang seiner Regierung rechnet man vom Jahr 309, einige Monate vor seiner Geburt. Er war der neunte König der vierten Dynastie der persischen Herrscher. Der Stammvater dieses Geschlechts war Artaxerxes, der Artaban überwand und tötete, mit dem das Reich der Parther im Jahr nach Christus 223, im 534sten der griechischen oder seleucidischen Zeitrechnung, und im 2ten der Regierung des Kaisers Alexander, ein Ende nahm. Der heilige Maruthas, der Verfasser der Akten unserer heiligen Martyrer, zählt die Jahre dieses Zeitabschnittes auf. Er sagt also, dass die große Verfolgung – in der der heilige Simeon und seine Gefährten des Bekennertodes starben – mit dem 31sten Jahr des Königs Sapor anfängt, dem 117ten des vierten und letzten persischen Stammes, der 418 Jahre bestanden hatte und der mohammedanischen Herrschaft weichen musste.

 

Sapor war von unerträglichem Stolz, wie man aus seinem Brief an Kaiser Constantius ersehen kann. Er gibt sich darin selbst die Namen: König der Könige, Bruder der Sonne etc. Dann sagt er, dass, weil er alle seine Vorfahren an Tapferkeit und Tugend übertreffe, ihm auch das Recht zukomme, nach einem ausgedehnteren Reich, als es seine Vorfahren besaßen, zu streben. Weil er aber in Milde verfahren wolle, so begnüge er sich mit der Zurückgabe der Länder, die die Römer dem Morgenland geraubt hätten, obgleich alles, vom Tigris bis an den Strymon in Macedonien, seiner Altvordern Eigentum gewesen sei.

 

Die Apostel trugen die Leuchte des Glaubens zu den Parthern. Man liest beim heiligen Ambrosius, wie auch beim heiligen Paulinus, dass der heilige Matthäus den Äthiopiern, dann den Parthern, Persern und Medern das Evangelium gepredigt habe. Die Epistel des heiligen Johannes, die an die Parther geschrieben ist, hat einige Schriftsteller zu der Behauptung veranlasst, der Lieblingsjünger habe viel zur Bekehrung dieser Völker beigetragen. Die Chaldäer und Perser sagen einstimmig, der heilige Thomas und Thaddäus, einer der 72 Jünger, seien mit Maris und Aghäus die Hauptapostel des Morgenlandes gewesen. Ihnen schreiben sie die Gründung des Stuhles von Seleucia und Ctesiphon zu. Aus dem Zeugnis des Geschichtsschreibers Eusebius erhellt, dass im 2. Jahrhundert sehr viele Christen in Persien angetroffen wurden.)

 

und dies tat er sowohl aus Hass gegen die römischen Namen als aus Abneigung gegen den christlichen Glauben. Er erregte drei blutige Verfolgungen, im 18., 30. und 31. Jahr seiner Regierung. Die letzte, die die längste und die heftigste war, führt in der Geschichte den Namen der großen Verfolgung. Die Zahl der benannten Märtyrer dieser persischen Verfolgung beläuft sich auf 16.000. Der Ungenannten aber, setzt er mit dem heiligen Maruthas hinzu, seien so viele gewesen, dass es deren Zahl zu bestimmen nie möglich war, so viele Untersuchungen auch die Christen in Persien, Syrien und der mesopotamischen Stadt Edessa darüber angestellt hatten. Unter diese heldenmütigen Bekenner Jesu Christi zählt man vorzugsweise den heiligen Simeon und dessen Gefährten.

 

Der heilige Simeon hatte den Beinamen Barsaboe, d.h. Sohn des Walkers, von dem Handwerk seines Vaters, wie es bei den Morgenländern üblich war. Er war Jünger des Papas, des Bischofs von Seleucia und Ctesiphon, der 314 ihn zum Gehilfen im apostolischen Amt wählte. Man nimmt gemeinhin an, dass er 26 Jahre und einige Monate Bischof gewesen ist, inbegriffen die Zeit, in der er mit seinem Vorgänger die besagte Kirche regierte. Zur Zeit Simeons wurde vom Kirchenrat zu Nicäa der Sitz von Seleucia und Ctesiphon zur Metropole von ganz Persien erhoben. Auch nahm er an diesem Konzil teil, nicht zwar in eigener Person, sondern durch einen seiner Priester, namens Sciadhustes, der ihm nachfolgte.

 

(Die Städte Seleucia und Ctesiphon waren nur durch den Tigris getrennt und lagen in schräger Linie einander gegenüber. Seleucia, von den Syrern Selik genannt, hatte den Namen von ihrem Stifter Seleucus Nicanor oder von dessen Sohn. Ctesiphon, am östlichen Ufer des Tigris, war von den Parthern gebaut worden. Beide waren Hauptstädte von Assyrien und dem Reich der Perser unter den arsacidischen Königen. Diese Fürsten hatten dort einen Palast, dessen Ruinen noch lange danach zu sehen waren.

Der erzbischöfliche Sitz von Seleucia und Ctesiphon übte das Primatrecht über alle Kirchen in Persien aus und der erste allgemeine Kirchenrat von Nicäa erklärte, dass er den Vorrang über alle anderen Kirchen hätte, nach den vier Patriarchalsitzen. Dies erhärtet sich aus dem Zeugnis der Orientalen und der arabischen Kanonen. Man sagt, der heilige Simeon sei der erste gewesen, der den Namen Katholisch oder Metropolit von Persien führte.

Als Seleucia und Ctesiphon durch den Krieg 762 zerstört worden waren, erbaute Abdala Abugiaphar Almansor, der zweite der abbacidischen Kalifen, die Stadt Bagdad oder Neubabylon am westlichen Ufer des Tigris, in der Gegend, wo Seleucia stand. Dort wohnte der nestorianische Patriarch, der behauptet, der Nachfolger der alten Katholischen oder Metropoliten von Persien zu sein. Das alte Babylon lag am Euphrat und wahrscheinlich an einem Kanal, durch den er sich in den Strom Tigris mündete. Diese beiden Flüsse waren 200 Stadien voneinander entfernt, da wo sie den Städten Seleucia und Babylon am nächsten flossen. Bei ihrer Mündung waren sie ca. 25 römische Meilen voneinander entfernt.)

 

Dies ist alles, was man bis zu seinem Märtyrertod von ihm weiß. Hier nun zugefügt die Akten seines Triumphes, die vom heiligen Maruthas chaldäisch geschrieben wurden.

 

Im Jahr nach Christi Geburt 340, im 117sten des persischen Reiches, im 31sten der Regierung Sapors, des Königs der Könige, erhob sich eine blutige Verfolgung gegen die Kirche, zu der Sapor durch die Magier aufgehetzt worden war. Sie begann mit einer königlichen Verordnung, die bei Strafe der Knechtschaft sich zur christlichen Religion zu bekennen verbot und die Christen mit ungeheuren Abgaben belastete. Hierüber schrieb der heilige Simeon dem König, aber mit jener edlen Freimütigkeit, die nur der wahrhaft apostolische Geist einflößen kann. Er antwortete auf die, ihm und seinem Volk gemachten, Drohungen:

„Da Jesus Christus sich freiwillig für die Welt dem Tod hingegeben und mit seinem Blut sie erkauft hat, wie könnte ich denn fürchten, mein Leben hinzugeben für ein Volk, für dessen Heil zu arbeiten meine Pflicht ist? Ich begehre nicht Vermehrung meiner Tage, wenn ich ohne Frevel nicht leben kann. Gott erlaubt mir nicht, die Verlängerung meines Lebens zum Schaden der Seelen zu befördern, für die sein Sohn gestorben ist. So feige bin ich nicht, dass ich fürchten sollte, in die Fußstapfen meines Heilandes zu treten, durch seine Gnade fühle ich Kraft in mir, teilzunehmen an seinem Opfer. Und auch mein Volk wird wissen, zu sterben für den Glauben, in dem es sein Heil findet.“

 

Über diesen Brief geriet der König in heftigen Zorn. Er gab sogleich Befehl, die Priester und Diakonen zu morden, die Kirchen zu zerstören und das Kirchengerät der Christen durch unheiligen Gebrauch zu entweihen. „Den Simeon aber,“ setzte er hinzu, „diesen Simeon, der den Gott des römischen Kaisers anbetet, und den Meinigen höhnt, den führe man herbei, dass er von mir verurteilt werde.“ Die Juden, die angestammten Feinde der Christen, benützten diese Gelegenheit, um den Fürsten noch mehr gegen sie aufzubringen. „Großer König,“ sagten sie ihm, „nichts ist gerechter als dein Zorn. Wenn du dem Cäsar schreibst, wird er deine Briefe nicht achten: so aber Simeon ihm einige Zeilen schickt, da wird er aufstehen beim Empfang. Er wird sie ehrerbietig küssen und befehlen, dass alles, was sie enthalten, vollzogen werde.“

 

Simeon wurde, dem Befehl des Königs gemäß, in Bande gelegt, mit zwei von den zwölf Priestern seiner Kirche. Sie nannten sich Abdhaikla und Hananias. Man führte sie ab zum König, der damals in einer der östlichen Provinzen seines Reiches sich aufhielt. Als Simeon durch seine Vaterstadt Susa zog, bat er, man möchte ihn nicht vorbeiführen vor einer Kirche, die durch die Magier in eine Synagoge der Juden verwandelt worden war. (Die Magier hatten unter persischer Herrschaft mächtigen Einfluss. Als aber die Mohammedaner sich des Reiches bemächtigt hatten, verurteilten sie mehrere von ihnen zu Tode und verbannten ihre Sekte aus den Städten. Man trifft noch einige an in den Gebirgen und in Caramanien. Der Name Magier ist chaldäischen Ursprungs und heißt so viel wie betrachten und sich mit Erkenntnis der Dinge beschäftigen. Die Magier waren eine Art Philosophen, die den Schwärmereien der Weissagung und der Sterndeuterei sehr ergeben waren.) Da seine Führer sehr eilten, kam man nach einigen Tagen nach Ledan, in die Hauptstadt des Landes der Huziten, einem Bergvolk, das die Griechen und Lateiner Uxier nennen. Sie bewohnen die Ufer des Oxios, östlich von der Landschaft Susiana.

 

Als Sapor erfuhr, dass der Christen Haupt in Ledan ist, befahl er, ihn vorzuführen. Da Simeon nicht nach allgemeinem Landesbrauch ihn anbetete und Sapor ihn fragte, warum er es unterlässt, was er sonst getan hatte, antwortete er: „Zuvor war ich nie mit Banden beladen und, um meinen Gott zu verleugnen, vor dich geführt worden.“

 

Die Magier klagten ihn des Einverständnisses mit den Feinden an, und erklärten ihn des Hochverrates und daher des Todes schuldig. Simeon aber sagte ihnen: „Ihr Witzfiguren, ist es nicht genug, dass ihr dieses Königreich verdorben habt? Wollt ihr uns für eure Frevel die Schuld geben?“

 

Milderen Blickes wandte sich der König zu ihm: „Glaub es mir, Simeon, ich meine es gut mit dir! Bete die Sonne an, es wird dir und deinem Volk hilfreich sein.“ Simeon antwortete: „Wie soll ich die Sonne anbeten, da ich dich nicht anbete, der du edlerer Natur bist als die Sonne? Wir erkennen nur einen Herrn, Jesus, den Gekreuzigten.“

 

„Wenn du“, erwiderte der König, „einen lebendigen Gott anbetest, so möchte ich deine Torheit noch entschuldigen, aber einen Menschen, der an einem verfluchten Holz starb! Besinne dich! Bete die Sonne an, deren Gottheit alles huldigt! Tust du es, so verheiße ich dir Ehre, Reichtum, die höchsten Würden in meinem Reich.“ – Simeon: „Du hast keinen wahren Begriff von Jesus Christus. Er ist der Menschen Schöpfer, Herr der Sonne, die bei seinem Tod, ihre Trauer zu bezeugen, sich verhüllte. Herrlich entschwang er sich dem Grab und stieg auf in den Himmel aus eigener Kraft. Die Ehren, die du mir verheißt, reizen mich nicht, andere Ehren bereitet mir mein Gott, die weit edler sind.“

 

Der König: „So schone doch dein Leben und das Leben von zahllosen Menschen, die zugrunde gehen werden mit dir, wenn du in deiner Halsstarrigkeit verharrst.“ – Simeon: „Wenn du solch einen Frevel begehst, wirst du Seine Größe fühlen und die Strafe leiden an jenem Schreckenstag, an dem der höchste Richter die strengste Rechenschaft deiner Handlungen von dir einfordern wird. Was mich anbelangt, so überlasse ich dir mit Vergnügen die Überreste eines armseligen Lebens.“

 

Der König: „Je nun! So stürze ins Verderben! Aber deine Anhänger tun mir leid. Ich werde versuchen, durch Strenge der an dir zu vollziehenden Strafe sie von ihrer Torheit zu heilen.“ – Simeon: „Die Erfahrung wird dich lehren, dass Christen das ewige Leben dem zeitlichen nicht aufopfern. Sie würden dein Diadem nicht eintauschen gegen den unsterblichen Namen, den Jesus Christus ihnen gab.“

 

Der König: „Weigerst du dich, mich und die Sonne, die Gottheit des ganzen Orients, in Gegenwart der Gewaltigen meines Reiches fußfällig zu verehren, so werde ich dir morgen dein schönes Angesicht und die Wohlgestalt deines Leibes mit Streichen verunstalten lassen.“ (Der heilige Maruthas bezeugt, dass Simeon ein Mann von ausgezeichneter Wohlgestalt gewesen sein und dass die Würde seines Angesichtes auch seinen Feinden Ehrerbietung abgewonnen habe.) – Simeon: „Du stellst dich der Sonne gleich, die du doch zur Gottheit machst, obgleich du größer bist als sie. Wenn du meinen Leib verunstaltest, so achte ich dessen nicht, und weiß, dass der, der ihn mir gab, ihn dereinst schöner wieder herstellen wird.“

 

Sapor, der nun alle Hoffnung aufgab, die Standhaftigkeit des Bekenners zu erschüttern, ließ ihn abführen und die Nacht hindurch in einem engen Kerkerloch verwahren. Am folgenden Tag sollte er wieder vorgeführt werden.

 

Am Tor des Palastes stand ein alter Entmannter, Guhsciatazades genannt, der erste der Großen des Hoflagers, den der König Sapor erzogen hatte. (Guhsciatazades bedeutet im Chaldäischen einen Mann von hohem Stand. Sozomenus nennt ihn Usthazanes. „Dieser Oberkämmerer war ein Entmannter. Der Gebrauch, solche am Hof zu haben, und ihnen sowohl die Person des Königs als auch die wichtigsten Geschäfte anzuvertrauen, wurde schon vom großen Cyrus, dem es zum gerechten Vorwurf gereicht, nach seiner Eroberung von Babylon bei den Persern eingeführt.“) Er bekleidete die Stelle eines Arzabades oder Oberkämmerers. Er hatte sich früher zur christlichen Religion bekannt, nun aber, um dem König nicht zu missfallen, betete er seit einiger Zeit die Sonne an. Als dieser den heiligen Bischof vorbei in den Kerker führen sah, wurde er vor Ehrfurcht ergriffen, warf sich auf die Knie und begrüßte ihn: aber Simeon wandte den Blick von ihm ab, um ihm seinen Abscheu vor dem Abfall bemerkbar zu machen. Der Oberkämmerer, durch dieses Stillschweigen betroffen, ging in sich, brach in Tränen aus und schrie: „Ich Unseliger! Ist die Bezeigung der Unzufriedenheit Simeons mir so empfindlich, wie werde ich bestehen vor dem Zorn Gottes, den ich verleugnet habe!“ In diesen Gedanken vertieft eilte er nach Hause, legte sein Feierkleid ab, hüllte sich in ein schwarzes Gewand, das die Perser zur Zeit der Trauer zu tragen pflegten, und kehrte wieder zur Pforte des Königs zurück.

 

Als der König erfuhr, was vorgegangen war, ließ er den Kämmerer um die Ursache seines Benehmens fragen. Da ihm aber die Antwort nicht genügte, ließ er ihn vor sich kommen. „Hat ein böser Geist sich deiner bemächtigt?“ fragte er ihn. – „Nicht so, o König,“ erwiderte der Kämmerer. „Wer hatte je stärkere Ursache zu trauern als ich? An Gott habe ich mich versündigt, indem ich die Sonne anbetete. Auch an dir, indem ich eine Anbetung heuchelte, die mein Herz verdammt.“

 

„Wie,“ sagte Sapor, in Wut aufbrausend, „das soll dich betrüben? Je nun, ich werde dich schon zurechtweisen, wenn du dir nicht auf der Stelle diese närrischen Gedanken aus dem Sinn schlägst.“ – Der Kämmerer: „Ich rufe den Herrn des Himmels und der Erde zum Zeugen an, dass ich dir hierin nicht mehr gehorchen, nicht wieder einen Frevel begehen werde, den ich mit den bittersten Schmerzen bereue. Ich bin Christ, und ich erkläre dir, o König, dass ich nicht, um Menschen mir gefällig zu machen, treulos handeln will gegen Gott!“

 

Der König: „Ich habe Mitleid mit deinem Alter und es tut mir weh, dass du den Lohn für deine langen Dienste verlieren willst. Ich beschwöre dich, entsage den Vorurteilen eines liederlichen Haufens, oder du zwingst mich, auch über dich die ihnen bestimmten Strafen zu verhängen.“ – Der Kämmerer: „Wisse, dass ich nimmerhin den wahren Gott verlassen und bloße Geschöpfe anbeten werde.“

 

Der König: „Diesem nach bete wohl auch ich Geschöpfe an?“ – Der Kämmerer: „Allerdings, o König, und sogar unbeseelte, vernunftlose Geschöpfe.“

 

Bei diesen Worten fuhr der König in Zorn auf, befahl, den Bekenner zu foltern, gab aber der Fürbitte der Gewaltigen am Hoflager nach, die von ihm den Befehl bewirkten, dass der Kämmerer sogleich getötet wurde.

 

Als er zum Tod geführt werden sollte, ließ er den König bitten, er möchte kundtun, dass er hingerichtet würde, weil er dem Christentum nicht habe abschwören wollen. Seine Absicht dabei war, das Ärgernis wieder gut zu machen, das er durch seinen Abfall gegeben hatte. Aus entgegengesetzter Ursache bewilligte Sapor ihm die Bitte. Er hoffte, dass ein treuer, wegen des Christentums hingerichteter, Diener Aufsehen erregen und sein Tod die Perser von dieser Religion abschrecken würde. Hätte er die Christen besser gekannt, er würde gesehen haben, dass die Hinrichtung dieses mutigen Dieners dieselben im Bekenntnis ihres Glaubens nur noch mehr befestigen musste. Der heilige Greis wurde am grünen Donnerstag enthauptet.

 

Als Simeon im Kerker den Märtyrertod des Guhseizatazades erfuhr, dankte er Gott, und verspürte in sich glühendes Verlangen nach gleicher Gnade. „O des glücklichen Tages!“ rief er aus, „o o des glücklichen Tages, an dem ich für Jesus Christus sterben werde! Er wird mich erlösen von den Gefahren und Armseligkeiten dieses Lebens und mir die Krone erwerben, nach der ich schon so lange Zeit inbrünstig geseufzt habe. Alsdann werden meine Leiden aufhören. Alsdann werden abgetrocknet werden meine Tränen, die ich unaufhörlich vergieße.“ Indem er also redete, hatte er seine Hände gen Himmel erhoben. Die zwei Priester, Abdaikla und Hananias, die mit ihm eingekerkert waren, sahen mit Bewunderung sein schönes Antlitz von der Liebe Gottes wie verklärt. Simeon brachte die Nacht vom grünen Donnerstag im Gebet zu. „O Jesus,“ sagte er, „erhöre mich, so unwürdig ich auch deiner Erbarmungen sein mag! Lass mich trinken den Todeskelch an dem Tag und in der Stunde deines Leidens, dass man doch wisse, dass Simeon seinem Herrn gehorsam und ihm sogar das Leben geopfert habe!“

 

Als der Heilige am folgenden Tag vor den König geführt wurde und wie bereits vorher sich weigerte ihn anzubeten, fragte ihn der Fürst: „Welches ist nun das Ergebnis der Betrachtungen, die du diese Nacht hindurch angestellt hast? Wirst du dir meine Güte zunutze machen, oder beharren in deiner Halsstarrigkeit und in dieser Raserei, durch deren Antrieb du den Tod vorgezogen hast? Bete die Sonne nur ein einziges Mal an, ich werde dich hinfort in Ruhe lassen. Unter dieser Bedingung sollst du die Freiheit erhalten und ich werde sogar als Hort gegen deine Feinde mich beweisen.“ – Simeon erwiderte: „Da sei Gott vor, dass ich solche Sünde tun, dass ich solches Ärgernis geben sollte.“

 

Der König: „Das Andenken unserer alten Freundschaft hat mich bewogen, milde Wege einzuschlagen. Weil sie nun aber nutzlos sind, so mögest du dein Unglück dir selber zuschreiben.“ – Simeon: „Lass ab, o König! Lass ab von deinen Versuchen, mit freundlichem Wort mich zu bereden. Verzögere nicht das Opfer! Der Tisch ist bereitet. Mich verlangt nach dem seligen Augenblick, teilzunehmen an dem heiligen Mahl, zu dem der Herr mich einlädt.“

 

Der König wandte sich an seine Hofleute mit den Worten: „Seht die Torheit des Mannes, der lieber sterben als seinen ihm eigenen Meinungen entsagen will.“ Er verurteilte ihn zur Enthauptung.

 

Hundert andere Christen wurden sogleich aus dem Gefängnis herbeigeführt, um sie dem Tod zu überantworten. Fünf davon waren Bischöfe, einige andere Priester und Diakonen und die übrigen von geringeren Ordnungen der Geistlichkeit, aber alle dieses Standes, weil bis dahin nur die Geistlichen mit dem Tod bestraft wurden.

 

Der Oberrichter sagte ihnen, sie könnten sich retten, wenn sie die Sonne anbeteten: einstimmig aber erwiderten sie, dass sie lieber alle Arten von Peinigungen erdulden wollten, als durch schändlichen Abfall den wahren Gott beleidigen. Nun begann die Vollziehung des Urteils. Simeon sollte Zeuge des Todes seiner Gefährten sein, weil man noch glaubte, er würde sich erschüttern lassen. Er aber ermutigte seine Brüder zum Bekenntnis des Glaubens und tröstete sie durch die Hoffnung der glückseligen Auferstehung. Nachdem die hundert Christen enthauptet waren, empfing auch Simeon die Märtyrerkrone mit seinen Bandesgenossen Abdaikla und Hananias.

 

Als Hananias entkleidet war, wandelte ihn plötzlich unwillkürlicher Schauer an. Das merkte Phusikius, der seit kurzem zum Karugabar oder Oberaufseher der königlichen Arbeiten aufgestellt war. „Sei getrost, Hananias,“ rief er ihm zu, „schließe die Augen, noch einen Augenblick und du wirst das göttliche Licht Jesu Christi schauen.“

 

Sogleich wurde Phusikius vor den König geführt, auf dass er ihm Rechenschaft gebe von dem, was er gesprochen hat. Der Fürst warf ihm Undankbarkeit vor, mit der er seine Wohltaten erwidert habe. Dieser gab zur Antwort: „Gerne möchte ich mein Leben vertauschen gegen den Tod dieser edelmütigen Christen! Ich entsage, o König, den Ehren, die du mir verliehen hast. Sie erfüllten mit Unruhe mein Herz. Eine Gnade wollest du mir gewähren! Geselle mich zu denen, von deren Tod ich Zeuge war. Nichts kann seliger sein als ihr Tod.“

 

„Wie! diesen Tod ziehst du deiner Würde vor,“ rief der König aus, „bist du noch bei Sinnen?“ – Phusikius: „Wohl bin ich bei Sinnen, o König! aber ich bin ein Christ, darum scheint mir der Tod bei fester Zuversicht auf Gottes Erbarmungen allen Ehren, die du mir geben kannst, weit vorzuziehen.“

 

Wütend verurteilte ihn Sapor zu einer schrecklichen Todesstrafe. Der Hals wurde ihm von den Henkern durchgeschnitten und die Zunge ihm ausgerissen. In dieser unerhörten Qual atmete er den Geist aus. Er hatte eine Tochter, die sich der Jungfrauschaft geweiht hatte. Auch sie wurde herbeigeführt und zum Tode verurteilt.

 

Der heilige Simeon starb am 17. April 341 und so wurde sein Verlangen, am Tag der Todesfeier Jesu Christi zu sterben, erfüllt. Der heilige Maruthas hat die Überbleibsel des heiligen Bischofs und anderer Märtyrer dieser Verfolgung gesammelt und sie in die Kirche seines bischöflichen Sitzes in Mesopotamien gebracht, die später den Namen Martyropolis (Märtyrerstadt) bekam. Unser Heiliger steht unter dem 21. April im römischen Martyrologium. In den Menäen der Griechen aber unter dem 17. Desselben Monats. Das Menologium des Kaisers Basilius feiert sein Andenken am 14. April.

 

Der heilige Robert von La Chaise-Dieu, Stifter und Abt des Klosters in der Diözese Clermont in Auvergne, + 17.4.1067 – Fest: 17. April

 

Robert stammte aus der Familie des heiligen Gerald, des Barons von Aurillac. Seine ersten Jahre brachte er in der Priestergenossenschaft des heiligen Julian in Brioude zu. Nicht nur erlernte er da die Wissenschaften, sondern bildete auch sein Herz zur Tugend. In seiner Jugend blieb er stets tugendhaft. Als er die Tonsur empfangen hatte, wurde er Kanoniker, dann Schatzmeister an der St. Julianskirche zu Brioude. Seine zärtliche Liebe zu den armen Kranken bewog ihn, ihnen alle Unterstützung, die er geben konnte, zu leisten. Oft verband er ihre Wunden und wusch mit eigenen Händen ihre Geschwüre. In der Folge erbaute er ihnen zu Brioude ein Hospital. Sein Eifer für die Würde des Gottesdienstes war so groß als seine Armenliebe. Er stellte mehr als fünfzig Kirchen her.

 

Fest entschlossen die Welt zu verlassen, zog er in die Abtei Cluny, wo man damals jegliches Tugendbeispiel glänzen sah. Die Einwohner von Brioude waren aber nicht sobald davon in Kenntnis gesetzt, als sie ihn nötigten, wieder nach Brioude zurückzukehren.

 

Einige Zeit darauf machte Robert eine Wallfahrt nach Rom. Er wollte die Gräber der Apostel besuchen, um durch ihre Fürbitte von Gott die Gnade der gänzlichen Abschälung von der Welt zu erhalten. Nach seiner Rückkehr von Rom unternahm er noch eine andere Wallfahrt zu Unserer Lieben Frau zu Puy in Belay. Da er endlich die Überzeugung gewonnen hatte, dass ihn Gott der Gemeinschaft der Menschen ganz entziehen wolle, begab er sich mit zwei Soldaten, die er zu Jesus Christus zurückgebracht hatte, in eine fünf Stunden von Brioude entlegenen Einöde. Einer dieser Soldaten hieß gleichfalls Robert, der andere Dalmatius. Die drei Diener Gottes ließen sich bei den Trümmern einer Kirche nieder. Durch Handarbeit verschafften sie sich den nötigen Lebensunterhalt und konnten dabei noch den Armen der Umgegend beispringen. Bald zog der Ruf ihrer Heiligkeit mehrere Personen dahin. Schließlich nahmen sie die ihnen angebotene Unterstützung an und erbauten das berühmte Kloster, das unter dem Namen Chaise-Dieu bekannt ist. (Auf lateinisch „Casa Die“, Gotteshaus. Dieses Kloster wurde der Hauptort einer großen Kongregation, die 1640 sich mit der des heiligen Maurus vereinigte.) Der heilige Robert gab seinen Jüngern die Regel des heiligen Benedikt. Die Anzahl der Bewohner dieses Gotteshauses wurde so groß, dass bald bei 300 Mönche unter seiner Leitung standen. Dieser Heilige starb am 17. April 1067, wurde aber erst am 24. April bestattet. 

  

Pater Bruno von der heiligen Theresia

Gedenktage und Lebensskizzen hervorragender

Mitglieder des Karmelitenordens

 

Am 17. April 1679 erfolgte zu Wien das Hinscheiden des lobwürdigen Pater Bruno von der heiligen Theresia. Pater Bruno, Georg Mayer, geboren am 16. Mai 1604 zu Esch im Jülichschen, war von frühester Jugend an zu einem gottesfürchtigen Leben angeleitet worden und förderte das ihm ins Herz gelegte Samenkorn, so sehr er es vermochte, zumal durch fromme Lesung. Der Neigung zum Lesen überließ er sich eines Tages auch im Haus eines gebildeten Mannes, bei dem er zu Gast war. Er fand gerade des heiligen Augustin Abhandlung über Johannes aufgeschlagen. Dabei fiel ihm die Stelle in die Augen, wo gesagt wird, warum Christus dem Menschen seinen Todestag geheim halte: "Wegen derer die sonst in Gefahr wären zu verzweifeln." Du weißt nicht, wann der letzte Tag anbricht und "bist nicht dankbar, dass du den heutigen hast. Ich habe deine Geduld getilgt; beobachte, was ich geboten habe, damit du findest, was ich versprochen habe." Diese Worte drangen Bruno tief in die Seele und blieben ihm beständig im Bewusstsein; er zog die Folgerungen und bat um Aufnahme in den Orden, die ihm auch gewährt wurde. Bereits am 27. April 1627 konnte er in Löwen seine heilige Profess ablegen. Bald danach wurde er berufen, die neue "deutsche" Provinz mitbegründen zu helfen, in der er zuerst als einfacher Pater, dann als Prior von Prag und wiederholte als Provinzial überaus segensreich wirkte. Seine Tätigkeit beschränkte sich jedoch nicht bloß auf die Grenzen der deutschen Provinz; es wurde ihm von den General-Oberen der Auftrag erteilt, in Belgien die Generalvisitation vorzunehmen. Alle freuten sich, einen so vorzüglichen Mann an ihm zu finden, der kein Ansehen der Person kannte, Fehler, die er antraf mit gütigem Ernst rügte, in allem die größte Klugheit an den Tag legte und selbst über die schwierigsten Fragen der Wissenschaft, namentlich der Aszese und Mystik Aufschluss zu geben vermochte. Pater Bruno hatte viel durch Gicht zu leiden, ertrug diese Schmerzen aber mit bewunderungswürdiger Ergebung bis zu seinem Ende. Der Tod trennte ihn von den Mitbrüdern nur dem Leibe nach, denn mit ihren Gedanken weilten seine geistlichen Söhne auch nach seinem Hinscheiden noch gerne bei ihm, schätzte ihn hoch wegen seiner Tugendhaftigkeit und bemühten sich, sein herrliches Beispiel nachzuahmen.

 

Gebet am 17. April

 

Meine liebe Mutter Maria, mein vielgeliebter Jesus, mögen eure wunderbaren Namen immer in meinem und in den Herzen aller Menschen leben. Möchte ich alle anderen Namen vergessen, um nur an eure heiligsten Namen zu denken, und sie immer anzurufen. O Jesus, mein Erlöser, o Maria, meine Mutter, wenn meine Todesstunde, in der meine arme Seele diese Welt verlassen wird, nahe ist, dann verschafft mir die Gnade um eurer Verdienste willen, dass meine letzten Worte, die ich alsdann oft zu wiederholen wünsche, folgende sind: Ich liebe euch, o Jesus und Maria, euch schenke ich mein Herz und meine Seele. Amen. 

 

Zu Gott

 

Für Dich, unseren liebevollen Vater, leben und sterben, soll unser einziger Wunsch sein. Du hast Deine Heiligen in diesem himmlischen Streben unterstützt, gib doch auch uns Mut und Sieg im Kampf, darum bitten wir durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Zu Gott

 

O Gott, der Du die Bischöfe gesetzt hast, Deine Kirche zu regieren, verleihe uns, dass wir ihre Stimme wie die Deinige hören, und ihren Anordnungen folgen, durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen. 

 

Andenken an die seligste Jungfrau

 

Durch die Fürbitte und den Beistand der seligsten Mutter Gottes, der der Zisterzienser-Orden nach dem Beispiel des heiligen Bernhard mit besonderer Andacht ergeben ist, hat dieser Orden so bald und so weit sich ausgebreitet. 

 

Andacht am 17. April:

 

Das Thema im April:

Von der Geduld

"Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt und mir nachfolgt, ist meiner nicht würdig." (Matthäus 10,38)

 

"Küsse oftmals und zwar von Herzen die Kreuze, die der Herr dir sendet, von welcher Art immer sie sein mögen. Die verächtlichsten verdienen den Namen des Kreuzes am ersten, da sie den Neigungen der Natur am wenigsten entsprechen, die immer nur sucht, was glänzt. Das Verdienst der Kreuze besteht nicht in ihrer Schwere, sondern in der Art und Weise, wie man sie trägt." (Der heilige Franz von Sales)

Nie hörte man diesen heiligen Bischof auf den vielfältigen Visitationen seines Bistums, wo er vieles auszustehen hatte, über Kälte, Wind, Hitze oder über schlechte Wohnung und Kost sich beklagen. Alles nahm er friedlich von der Hand Gottes an, und freute sich immer mehr, je mehr er zu leiden hatte; wählte auch, so viel von ihm abhing, immer das Schlechtere.

Ein heiliger Ordensmann sprach auf seinem Totenbett zu seinen Brüdern: "Es ergeht mir nun wie jenen, die auf den Jahrmarkt gehen. Mit wenig Geldmünzen kaufen sie Waren in großer Anzahl. Ich gehe nun hin, für einige sehr geringe Leiden ein ewiges Reich einzukaufen."

 

O gekreuzigter Jesus, gar wohl erkenne ich, wie notwendig mir das Kreuz ist! Deine Güte sende mir das zu, das Du mir als das nützlichste erkennst; gern will ich es aus Deiner Vaterhand annehmen, wäre es auch noch so erniedrigend. Lehre mich es standhaft, mutig und mit Liebe ertragen! Amen.

 

Ein Gedanke heiliger Dominikaner am 17. April

 

"Der Feind hat keine Gewalt über die Seelen,

welche liebevoll unter dem Kreuz seufzen."

 

sel. Heinrich Seuse OP

1298 bis 25.1.1366

 

Betrachtung am 17. April - Vom Tod des Gerechten

 

Wie selig, wer getreu das Werk vollbracht,

Das ihm sein Schöpfer aufgegeben.

Ihn führt als Freund der Tod aus dieser Nacht

In Gottes Licht, um ewig dort zu leben.

 

1. Wie trostreich ist das Ende eines wahrhaft frommen Menschen, und wie überschwänglich belohnt es die Gewalt, die er sich angetan hat, das Himmelreich an sich zu reißen. Seine Vergehen ängstigen ihn nicht, denn jeden Tag bat er Gott um die Verzeihung seiner Sünden. Und eifrig auch war er, durch Früchte der Buße, gute Werke und Geduld in Leiden sie zu ersetzen. Der Friede seines Gewissens lässt keine Angst in ihm aufkommen, denn er hat seinen Beruf als ein getreuer Knecht erfüllt. Auch fällt der Abschied vom Leben ihm nicht schwer, denn er kennt seine Gefahren. Sein Herz ist von der Erde gelöst, und längst hat er auf diese Stunde sich vorbereitet.

 

2. Er war vielleicht nicht gefasst, gerade zu dieser Zeit von einer Todeskrankheit überfallen zu werden, aber gewohnt, mit dem Willen seines Schöpfers sich zu vereinigen, heißt er sie willkommen, nimmt sie mit getreuer Ergebung, mit Liebe an, und tröstet sogar diejenigen, die um ihn weinen. Die Betrachtung seines leidenden Heilandes, dessen Bildnis er in den Händen hält, lindert alle seine Schmerzen, und mit sichtbarer Freude empfängt er die Sakramente der Kirche, die die Überreste seiner Sünden hinwegnehmen, und zur Reise in die Ewigkeit ihn stärken. Alle seine Worte, alle seine Seufzer sind Flammen der Liebe, die seine feurige Sehnsucht ausdrücken, bald mit Gott, seiner ewigen Liebe, vereint zu werden.

 

3. Siehe, schon ist er in die Ewigkeit eingegangen. Beweint ihn nicht, geliebte Freunde und Verwandte. Erfreut euch vielmehr mit ihm, denn eingegangen ist er in die glorreiche Seligkeit, die sein ganzes frommes Leben hindurch das einzige große Ziel seiner Sehnsucht war. Können wir je zu viel tun, diese so große, diese endlose Seligkeit zu verdienen? Wie gering sind alle Arbeiten, alle Leiden, gegen sie verglichen. Darum ringen wir ernsthaft um diese himmlische Krone, zu der auch wir berufen sind, und verzagen wir nicht, denn viele haben sie errungen, und wie ihnen, so ist sie auch uns verheißen. Psalm 116,15: "Kostbar ist in den Augen des Herrn das Sterben seiner Frommen."

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>> Heiligen-Legende <<

 

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>> Heiligen-Legende <<

 

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Die heilige Kümmernis

 

Im Mittelalter war St. Kümmernis (auch St. Wilgefort genannt) eine hochverehrte Heilige in Südtirol, zu der die Gläubigen mit allen geistigen und leiblichen Nöten (Kümmernissen) kamen, besonders Liebende nahmen gerne ihre Hilfe in Anspruch.

Legende: St. Kümmernis war die Tochter eines heidnischen Königs von Sizilien. Sie bekehrte sich zum christlichen Glauben. Der Vater wollte sie mit einem heidnischen König verheiraten, doch die Heilige weigerte sich. Darauf ließ der Vater in den Kerker werfen und mit glühenden Zangen peinigen um sie umzustimmen. Doch St. Kümmernis bat Jesus, er möge sie so verunstalten, dass kein Mann sie zur Ehe begehre. Jesus erhörte sie und gab ihr das Aussehen eines Mannes. Der Vater, der darob erzürnt war, ließ sie mit einem elenden Rock bekleidet ans Kreuz schlagen. St. Kümmernis lobte Gott und predigte drei Tage lang vom Kreuz das Christentum, so dass sich sogar ihr Vater bekehrte. Zur Sühne baute er eine Kirche und ließ darin das Bild seiner Tochter aufstellen. 

 

Gebet

 

zur heiligen Jungfrau und Martyrin Wilgefort oder Kümmernis

in einem besonderen Anliegen zu sprechen (18. Jahrhundert)

 

O du glorwürdige Martyrin und auserwählte Gespons Jesu Christi, heilige Kümmernis! mit großem Vertrauen fliehe ich zu dir, und mit herzlicher Andacht rufe ich dich um deine Hilfe und Fürbitte an. Du weißt und siehst in Gott, in was für einem großen Anliegen ich stecke, und wie mein betrübtes Herz mit so viel Qual und Kümmernis erfüllt ist. Dieses mein großes Herzeleid lege ich vor deinem Kreuze nieder, und bitte, du wollest es mit gnädigen Augen ansehen, und die Betrübnis lindern. Du kannst mich gar leicht von dieser meiner Qual erretten, weil dir dein liebster Bräutigam Jesus Christus keine billige Bitte zu versagen versprochen hat; denn, als du am Kreuz hangend ihn batest, dass er alle Notleidende, die deine Marter ehren, und dich um deine Fürbitte anrufen werden, von ihren innerlichen und äußerlichen Anliegen und Betrübnissen erretten wolle, hat er deine Bitte erhört, und dein Begehren durch eine himmlische Stimme bekräftigt. Eja dann, o liebe heilige Kümmernis! ich bitte dich, durch deine heilige Jungfrauschaft, durch dein heiliges tugendhaftes Leben, und durch deine schmerzliche Annagelung an das Kreuz, erhöre meine demütige Bitte, und tröste mich in meiner großen Betrübnis; ich werde nicht nachlassen zu dir zu seufzen, und dich mit meinem ungestümen Bitten und Begehren zu plagen, bis du dich endlich meiner erbarmst, und mich von meiner Herzens-Betrübnis erledigst. Ich verspreche dir entgegen, dass ich gegen dich allzeit ein dankbares Gemüt tragen, dich lieben und ehren werde. Verlasse mich nur nicht, o meine auserwählte Patronin! sondern sende mir einen Trost, den ich von dir hoffend mich deinem Schutz und Gnade ganz und gar ergebe. Amen.

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