1. Nachrichten
  2. Politik
  3. Ausland
  4. Mord an George Floyd: Ex-Polizist Derek Chauvin wurde nun schuldig gesprochen

Prozess in Minneapolis: Mord an George Floyd: Ex-Polizist Derek Chauvin schuldig gesprochen
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
Derek Chauvin Murder Trial For Death Of George Floyd Continues In Minneapolis
Getty Images In Minnesota hat der Prozess um George Floyds Tod begonnen.

Im Prozess um den gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd ist der weiße Ex-Polizist Derek Chauvin in allen Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Die Geschworenen verurteilten den 45-Jährigen am Dienstag wegen Mordes zweiten Grades, Mordes dritten Grades und Totschlags zweiten Grades, wie Richter Peter Cahill in Minneapolis sagte. Das Strafmaß wird zu einem späteren Zeitpunkt verkündet.

Nach dem Schuldspruch wegen der Tötung des Afroamerikaners George Floyd ist der weiße Ex-Polizisten Derek Chauvin in Handschellen aus dem Gerichtssaal geführt worden. Chauvin werde in Gewahrsam des Bezirks-Sheriffs genommen, sagte Richter Peter Cahill am Dienstag in Minneapolis im US-Bundesstaat Minnesota.

Verurteilung von Chauvin ein "Wendepunkt in der Geschichte"

Der Anwalt der Familie des getöteten Afroamerikaners George Floyd hat den Schuldspruch gegen den Ex-Polizisten Derek Chauvin als "Wendepunkt in der Geschichte" bezeichnet. "SCHULDIG!", schrieb Ben Crump am Dienstag auf Twitter, nachdem die Geschworenen im Prozess um den Tod Floyds Chauvin in allen Anklagepunkten für schuldig befunden hatten. "Endlich ist schmerzlich verdiente Gerechtigkeit für George Floyds Familie eingetroffen. Dieses Urteil ist ein Wendepunkt in der Geschichte." Es sende eine klare Botschaft, dass auch die Strafverfolgung zur Rechenschaft verpflichtet sei. Crump schrieb weiter: "Gerechtigkeit für das schwarze Amerika ist Gerechtigkeit für ganz Amerika!" Mit dem Urteil sei es aber nicht getan - es müsse nun eine Polizeireform geben.

Der 46 Jahre alte Floyd war am 25. Mai vergangenen Jahres in Minneapolis bei einer Festnahme ums Leben gekommen. Videos dokumentierten, wie Polizisten den unbewaffneten Mann zu Boden drückten. Chauvin presste dabei sein Knie gut neun Minuten lang auf Floyds Hals, während dieser flehte, ihn atmen zu lassen. Floyd verlor der Autopsie zufolge das Bewusstsein und starb wenig später. Die Beamten hatten ihn wegen des Verdachts festgenommen, mit einem falschen 20-Dollar-Schein bezahlt zu haben.

Der schwerwiegendste Anklagepunkt gegen Chauvin lautete Mord zweiten Grades ohne Vorsatz. Darauf stehen in Minnesota bis zu 40 Jahre Haft. Nach deutschem Recht entspräche dies eher dem Totschlag. Zudem wurde Chauvin auch Mord dritten Grades vorgeworfen, was mit bis zu 25 Jahren Haft geahndet werden kann. Auch musste er sich wegen Totschlags zweiten Grades verantworten, worauf zehn Jahre Haft stehen. Dieser Anklagepunkt entspräche nach deutschem Recht eher der fahrlässigen Tötung. Chauvin hatte auf nicht schuldig plädiert.

Experten gehen davon aus, dass der bislang nicht vorbestrafte Chauvin ein geringeres Strafmaß bekommen dürfte als maximal zulässig.

Surftipp: US-Bundesstaat Ohio - Nur Minuten vor dem Floyd-Urteil stirbt ein schwarzes Mädchen durch Schüsse der Polizei

Jury hatte keine Zeitvorgabe für Chauvin-Urteil

Die Entscheidung über Schuld oder Unschuld fiel dem US-Rechtssystem folgend den Geschworenen zu. Für die seit Montagnachmittag andauernden Beratungen der zwölf Jury-Mitglieder gab es keine Zeitvorgabe. Sie durften während der Unterredungen aber nicht mehr nach Hause, sondern waren in einem Hotel untergebracht. Ihr Urteil musste einstimmig getroffen werden. Die Geschworenen bleiben in diesem Fall aus Sicherheitsgründen bis auf Weiteres anonym.

Floyds Schicksal hatte in den USA mitten in der Corona-Pandemie eine Welle an Demonstrationen gegen Rassismus und Polizeigewalt ausgelöst und entwickelte sich zur größten Protestbewegung seit Jahrzehnten.

Prozess gegen Ex-Polizist nach Tötung von George Floyd
Uncredited/Pool Court TV/AP/dpa

Black Lives Matter-Proteste vor Gerichtsgebäude: "Hört auf, uns zu töten"

Die Erwartungen an das Verfahren waren in den USA daher immens: Viele Menschen, darunter viele Schwarze, hatten auf ein Urteil gehofft, das ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt setzen würde. Selbst US-Präsident Joe Biden sagte am Dienstag, er bete dafür, dass das "richtige Urteil" gefällt werde. Für den Fall eines Freispruchs oder einer geringen Haftstrafe war mit neuen Protesten gerechnet worden.

Unmittelbar vor der Bekanntgabe des Urteils hatten sich bereits Hunderte Aktivisten der "Black Lives Matter"-Bewegung vor dem massiv gesicherten Gerichtsgebäude im Zentrum von Minneapolis versammelt. Sie skandierten unter anderem den Namen George Floyds, die Worte "Hört auf, uns zu töten" und "Chauvin - schuldig". Floyds Ex-Partnerin Courtney Ross sagte vor der Urteilsverkündung, ein Schuldspruch wäre nicht nur ein Zeichen der Gerechtigkeit für Floyd, sondern auch Rückenwind für den Kampf gegen den Rassismus.

Chauvin war nach Floyds Tod entlassen worden

Wegen des Prozesses war in Minneapolis ein Großaufgebot der Sicherheitskräfte im Einsatz, inklusive Soldaten der Nationalgarde. Gouverneur Tim Walz hatte zuvor dazu aufgerufen, friedlich zu demonstrieren und Ausschreitungen und "Chaos" zu vermeiden.

Chauvins Verteidiger Eric Nelson hatte argumentiert, dass Chauvins Gewaltanwendung gerechtfertigt gewesen sei, weil sich Floyd der Festnahme widersetzt habe. Zudem vertrat er die Meinung, dass Floyds Tod nicht primär auf Gewalteinwirkung zurückging, sondern vor allem auf bestehende Herzprobleme und Rückstände von Drogen in seinem Blut.

Experten der Staatsanwaltschaft wiesen diese Argumentation klar zurück. Ein Lungenspezialist etwa erklärte, Floyd sei an den Folgen von Sauerstoffmangel gestorben. Der niedrige Gehalt an Sauerstoff habe Hirnschäden verursacht und Floyds Herz zum Stillstand gebracht. Der Polizeichef von Minneapolis, Medaria Arradondo, bezeichnete Chauvins Gewaltanwendung als unverhältnismäßig und vorschriftswidrig.

Chauvin war nach Floyds Tod entlassen worden. Er befand sich gegen Kaution auf freiem Fuß und war während des ganzen Prozesses anwesend. Neben Chauvin sind drei weitere am Einsatz gegen Floyd beteiligte Ex-Polizisten angeklagt, die in einem separaten Verfahren ab dem 23. August vor Gericht stehen werden. Ihnen wird Beihilfe zur Last gelegt. Auch ihnen könnten langjährige Haftstrafen drohen.

Spargel-Kartoffel-Gratin: Perfekt zum Saisonstart! Klassiker mit Käse überbacken

Esslust Spargel-Kartoffel-Gratin: Perfekt zum Saisonstart! Klassiker mit Käse überbacken

Das könnte Sie auch interessieren:

cvh/dpa
Zum Thema
Vier Bereiche entscheidend: Wie Sie Ihren CO2-Fußabdruck am effektivsten minimieren

World Earth Day

Vier Bereiche entscheidend: Wie Sie Ihren CO2-Fußabdruck am effektivsten minimieren

Nach zehn Jahren haben diese Elektroautos nur noch Schrottwert

Reichweite und Batterie

Nach zehn Jahren haben diese Elektroautos nur noch Schrottwert

Experte bezeichnet E-Autos als ineffizenteste Form der Klimapolitik

Umweltbilanz im Vergleich

Experte bezeichnet E-Autos als "ineffizenteste Form der Klimapolitik"

Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch
Wie kluge Verhandlungsstrategien Streik vermeiden können

Arbeitskämpfe im Wandel

Wie kluge Verhandlungsstrategien Streik vermeiden können

Hamas eine „Idee, die man nicht auslöschen kann? Israel-Experte widerspricht

Inside Israel - die Top-Experten auf FOCUS online

Hamas eine „Idee, die man nicht auslöschen kann"? Israel-Experte widerspricht

Das war Mord: Im Fall George Floyd sind die Geschworenen am Zug

Chauvin-Prozess

"Das war Mord": Im Fall George Floyd sind die Geschworenen am Zug

3000 Soldaten und Polizisten bei Floyd-Prozess im Einsatz: Ex-Polizist steht vor Gericht

Nach Tötung im Mai 2020

3000 Soldaten und Polizisten bei Floyd-Prozess im Einsatz: Ex-Polizist steht vor Gericht