Zum Inhalt springen

Christen in Pakistan Wütender Mob verbrennt Ehepaar bei lebendigem Leib

Ein christliches Ehepaar ist in Pakistan Opfer von Lynchjustiz geworden. Laut Polizei warf eine aufgebrachte Menge den beiden vor, den Koran entweiht zu haben.

Islamabad - Weil sie den Koran geschändet haben sollen, sind zwei Christen in Pakistan von einem wütenden Mob gefoltert und lebendig verbrannt worden. Das teilte die Polizei in der ostpakistanischen Provinz Punjab mit.

Demnach warfen die Peiniger dem Ehepaar vor, den Koran entweiht zu haben. Die Opfer hätten in einer Ziegelbrennerei im Distrikt Kasur gearbeitet, so die Polizei. Deren Besitzer habe die 35 und 31 Jahre alten Eheleute beschuldigt, Seiten des Korans verbrannt zu haben. Daraufhin habe er sie mit ihren vier Kindern über Nacht eingesperrt.

An dieser Version bestehen jedoch Zweifel, ein Angehöriger sagte, der Blasphemie-Vorwurf sei falsch. Vielmehr habe das Paar die Arbeit wegen schlechter Bezahlung aufgeben wollen.

Am folgenden Tag hatte sich die Nachricht von der angeblichen Blasphemie jedoch verbreitet, ein aufgebrachter Mob habe das Paar in einen Brennofen geworfen, erklärten die Behörden. Einige Männer hätten auch die Kinder verbrennen wollen. Sie seien jedoch von anderen davon abgehalten worden. Nach Polizeiangaben wurden 50 Verdächtige festgenommen.

Blasphemie ist ein schwerwiegender Vorwurf in dem mehrheitlich von Muslimen bevölkerten Land. Selbst unbestätigte Gerüchte über angebliche Schändungen religiöser Symbole lösen oft Krawalle aus. Wer wegen Beleidigung des Islams verurteilt oder auch nur verdächtigt wird, droht Opfer von Angriffen zu werden.

Eine Christin sitzt seit November 2010 in Pakistan im Todestrakt, weil sie schuldig gesprochen wurde, im Gespräch mit einer muslimischen Frau abschätzig über den Propheten Mohammed gesprochen zu haben. Ihre Berufung gegen den Schuldspruch wurde im Oktober abgelehnt.

Die Behörden des Bundesstaats beauftragten nach eigenen Angaben ein dreiköpfiges Komitee damit, die Ermittlungen zu beschleunigen. Die Sicherheitsvorkehrungen in christlich geprägten Wohngegenden der Provinz seien außerdem verschärft worden.

gam/dpa/AFP

Mehr lesen über

Verwandte Artikel