Corona-Zoff: Kassenärzte wollen Impfpflicht nicht umsetzen

Arztpraxen seien nicht der Ort, „um staatliche Maßnahmen durchzusetzen“

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) und Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (59)

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (58, SPD) und Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (59)

Foto: Malte Krudewig, Michael Kappeler/dpa
Von: Julius Böhm

Regierung und Bundestag streiten seit Wochen über die Einführung einer allgemeinen Impfpflicht gegen Corona – jetzt hauen die Kassenärzte dazwischen!

In BILD kündigt Kassenärzte-Chef Andreas Gassen (59) an: Die rund 100 000 niedergelassenen Mediziner in Deutschland wollen die Impfpflicht – sollte sie kommen – NICHT umsetzen. „Wir werden unseren Ärzten nicht zumuten, eine Impfpflicht gegen den Willen der Patienten zu exekutieren“, so Gassen zu BILD.

Begründung: Die Praxen seien „kein Ort, um staatliche Maßnahmen durchzusetzen“. Stattdessen lebten sie vom Vertrauen zwischen Arzt und Patient, so Gassen.

Eine offene Kampfansage an Kanzler Olaf Scholz (63) und Gesundheitsminister Karl Lauterbach (58, beide SPD), die eine rasche Impfpflicht wollen.

Doch nicht nur das: Auch den Vorschlag von NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (64, CDU), eine Beratungs-Pflicht für Impf-Unwillige einzuführen, lehnen die Kassenärzte ab. Verbandsvize Stefan Hofmeister (56) zu BILD: „Die Entscheidung um die Impfpflicht ist eine politische. Wenn die Bundesregierung diese beschließen will, muss sie sich auch um die Umsetzung kümmern.“

Folge: Im Falle einer Impfpflicht müssten sich Impf-Unwillige in Impfzentren oder bei den 2500 Ärzten im Öffentlichen Gesundheitsdienst den Piks gegen Corona holen. Rund 20 Millionen Bundesbürger sind noch nicht geimpft, davon rund 3 Mio. der über 60-Jährigen. Vor allem diese Gruppe bereitet Experten Sorgen.

Chart: Entwicklung der Corona-Impfungen – Infografik

CDU-Gesundheitsexperte fordert Tempo

CDU-Gesundheitsexperte Erwin Rüddel (66) drängt trotz des Kassenärzte-Boykotts auf einen raschen Gesetzentwurf: „Die Ampel muss jetzt endlich liefern.“

Es seien entscheidende Fragen zu klären: Wer muss sich wie oft impfen lassen? Wer kontrolliert und welche Strafen drohen? Kommt ein Impfregister? Rüddel weiter: „Das sind die existenziellen Grundlagen dafür, ob und wie eine Impfpflicht überhaupt eingeführt werden kann.“

In Deutschlands Impf-Bundesland Nummer 1 Bremen (85,4 Prozent Quote) will man ganz ohne Pflicht auskommen. Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (60, Linke) zu BILD: „Der Schlüssel zu einer hohen Impfquote sind Information und Aufklärung.“

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Quelle: BILD
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