Heimische Holzknappheit: Deutschland exportiert alle Bäume an USA und China

Agrar-Wirtschaft Holz-Ex- und Import führt zu katastrophaler Ökobilanz

Holz wird knapp in Deutschland. Weil ihnen der Rohstoff fehlt, haben es Handwerksbetriebe schwer, ihre Aufträge abzuarbeiten. Dazu kommt, dass durch die hohe Nachfrage durch den Bau, Konstruktionsholz gerade doppelt so viel kostet wie im Vorjahr, Dachlatten sind sogar dreimal so teuer. Für viele Firmen ist auch das ein ernstes Problem, da sie mit den vorab vereinbarten Kosten arbeiten.

Deutschland befindet sich also mitten in einer Holz-Krise: der Markt ist leer und Baustellen geht der Rohstoff aus. Paradoxerweise exportiert Deutschland jedoch mitten in dieser ökonomischen Notlage alle Bäume nach China und die USA. Was übrig bleibt ist nicht nur eine Katastrophe für unsere Handwerker, sondern auch eine schauerhafte Ökobilanz.

42 Prozent mehr Holzexporte in die USA

Zwar spielen mehrere Gründe in den Engpass rein, ein wichtiger Faktor sind jedoch die enorm ansteigenden Exporte ins Ausland, vor allem nach China und die USA. Laut Nürnberger Nachrichten, hätten die USA gerade einen hohen Holzbedarf und ebenfalls eine Holzknappheit. Deutschland würde nun bevorzugt an die Amerikaner liefern, da diese höhere Preise für den Rohstoff zahlten. Für die deutschen Sägewerke bedeutet der Kunde in Übersee enorme Erlöse.

#aufdemholzweg macht aufmerksam

Es ist absurd: Einheimische Händler müssen nun wiederrum Holz aus anderen Ländern importieren, was dann um hundert Prozent teurer ist. Die Folge davon ist eine katastrophale Ökobilanz und eine Katastrophe für unsere Handwerker. Diese schlagen jetzt Alarm. Unter dem Hashtag #aufdemholzweg machen zum Beispiel Dachdecker auf diesen irrsinnigen Zustand aufmerksam.

"Wir wissen bald nicht mehr, was wir machen sollen. Wir könnten arbeiten, die Auftragsbücher sind voll. Aber wir haben bald kein Material mehr", erklärt die 31-jährige Dachdeckerin, Anna-Sophia Sahm der BILD. Ihr gehört die Firma Sahm Bedachungen in Weilerswist bei Köln. Der Betrieb ist schon seit 1924 in Familienhand, "aber selbst mein Großvater hatte so einen Zustand noch nicht mal nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt". Die Dachlatte, welche im Dezember noch 46 Cent pro Meter kostete, bekommt man nun nicht mehr unter einem Euro.

Wo kommt das importierte Holz her?

Der Bild berichtet die Dachdeckerin: "Das wissen wir auch nicht. Wir beziehen es vom Großhändler. Und der rationiert es mittlerweile wie Klopapier in der Corona-Pandemie. Das ist zwar sehr fair, damit alle etwas haben. Aber planen kann man so nicht. Und das hat auch nichts mehr mit einer gesunden Ökobilanz zu tun. Ich gehe meine Lebensmittel regional beim Bauern einkaufen, aber dann haben wir so eine katastrophale Ökobilanz beim Bauen, weil das Holz quer durch alle Länder transportiert wird."

Säger sollten sorgsamer mit einheimischen Kunden umgehen

Im Fokus der Kritik stehen nun die Großsägereien, die gerade Rekorderlöse einfahren. Zwar wissen auch die Forstleute, dass wir uns in einem freien Weltmarkt befinden, die Säger sollten aber sorgsamer mit ihren heimischen Kunden umgehen, so Josef Ziegler vom Waldbesitzerverband.

Die Sägeindustrie sollte den heimischen Markt auch versorgen, wenn anderswo höhere Preise zu erzielen sind. Denn rein von der Kapazität könnten sie den deutschen Markt komplett selbst versorgen.

Die Firmen, die vom Holz abhängig sind, wollen künftig vermehrt mögliche Preisschwankungen in die Bauaufträge mit aufnehmen. Von der Politik fordern sie, den deutschen und europäischen Holzmarkt besser zu schützen - um zu verhindern, dass Holz zum Spekulationsobjekt wird.

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