Kommentar

Warum die Predigt des Papstes vor den Erdölkonzernen verfehlt ist

Der Vatikan lud Vertreter von Erdölkonzernen und Investoren zu einer Konferenz zum Klimawandel. Papst Franziskus kritisierte die weitere Suche nach fossilen Brennstoffen. Der Aufruf zielt aber am Problem vorbei.

Gerald Hosp
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Der Papst traf sich am vergangenen Wochenende mit Chefs von Erdölkonzernen und Investoren. (Bild: Handout via Reuters)

Der Papst traf sich am vergangenen Wochenende mit Chefs von Erdölkonzernen und Investoren. (Bild: Handout via Reuters)

Dass sich Papst Franziskus um die Umwelt sorgt, zeigt bereits der Name, den er für sich gewählt hat. Der Namensgeber, der heilige Franz von Assisi, pries im Sonnengesang die Schönheit der Schöpfung. Im Jahr 1979 wurde der Heilige aus dem 13. Jahrhundert von der katholischen Kirche zum Schutzpatron der Ökologie ernannt. Deshalb ist es wenig verwunderlich, dass sich der jetzige Papst mit dem Klimawandel auseinandersetzt. Am Wochenende sagte er an einer Konferenz im Vatikan: «Die Zivilisation benötigt Energie, aber Energie darf nicht die Zivilisation zerstören.»

Ungewöhnlich war das Publikum, dem Papst Franziskus seine Bedenken vortrug: Versammelt waren Chefs von Erdölkonzernen wie Exxon Mobil, BP, Eni oder Equinor (früher Statoil) sowie Investoren wie Larry Fink, der an der Spitze von Blackrock, der weltweit grössten Fondsgesellschaft, steht. Der Pontifex Maximus zeigte sich laut Medienberichten vor allem darüber beunruhigt, dass immer noch nach neuen Quellen fossiler Brennstoffe gesucht werde, während das Pariser Klimaabkommen darauf dränge, den Grossteil von Kohle, Öl und Gas im Boden zu belassen.

Damit reiht sich der Papst in eine lange Liste von internationalen Organisationen, Notenbankvertretern, Politikern und Investoren ein, die Erdölkonzerne zu überzeugen versuchen, in ihr angestammtes Geschäftsmodell nicht mehr zu investieren. Die Appelle haben aber einen Haken: Es sind nicht die Konzerne, die den Energiekonsum diktieren. Vielmehr handelt es sich um tagtäglich milliardenfache Entscheidungen; wenn man nicht einfach glauben will, dass die Erdölwirtschaft mit Lobbying und Geld alles beherrscht. Der Abbau von Subventionen für unterschiedlichste Energieträger sowie die weitgehende Einführung einer CO2-Steuer, die der Verschmutzung durch die fossilen Brennstoffe einen Preis gäben, wären zielführender als Aufrufe, die den Kern des Problems missachten.

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