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Corona-Risiko im Haushalt Studie: Babys ansteckender als ältere Kinder

Wenn auch Babys das Coronavirus übertragen - wie geht man am besten damit um?

Wenn auch Babys das Coronavirus übertragen - wie geht man am besten damit um?

(Foto: imago images/Kirchner-Media)

Kleinkinder und Babys bringen seltener das Coronavirus in Haushalte hinein, finden Forscher aus Kanada heraus. Allerdings: Wenn es doch der Fall ist, stecken sie häufiger als ältere Kinder weitere Familienmitglieder an. Doch woran liegt das - und wie geht man damit um?

Die Rolle von Kindern in der Coronavirus-Pandemie ist nach wie vor umstritten. Eine Studie aus Kanada bringt zumindest in einem Punkt neues Licht ins Dunkel. Wie die Forscher herausfanden, ist bei jüngeren Kindern das Risiko einer Übertragung von Sars-CoV-2 auf Betreuungspersonen und Geschwister im Haushalt möglicherweise größer als bei älteren Kindern. Allerdings schließen die Forscher daraus nicht, dass kleine Kinder die Treiber der Pandemie sind - sie heben lediglich hervor, dass auch Babys eine Rolle darin spielen können.

Untersucht hatten die Forscher fast 6300 Haushalte in der kanadischen Provinz Ontario, die alle eine Besonderheit aufwiesen: Ein Kind war der erste positive Corona-Infizierte. In den meisten Fällen kam damit die Infektionskette zum Erliegen. Aber in etwa einem Viertel der Fälle steckten die Kinder weitere Personen im Haushalt an, schreiben die Wissenschaftler in der Studie, die im Fachmagazin "JAMA Pediatrics" erschien.

Am häufigsten waren es jedoch Jugendliche zwischen 14 und 17 Jahren, welche das Virus in die Haushalte hineinbrachten - sie machten 38 Prozent aller Fälle aus. In nur 12 Prozent der Fälle waren die Kinder 3 Jahre oder jünger. Allerdings war dann das Risiko einer Ansteckung von anderen Menschen im Haushalt etwa 40 Prozent höher als bei Jugendlichen. Kleine Kinder steckten sich also seltener außerhalb des Haushalts an - war es aber doch der Fall, sorgten sie häufiger für weitere Infektionen in einem Haushalt.

Aber warum sind kleine Kinder ansteckender? Die Wissenschaftler sehen eine mögliche Ursache in der Menge an Viren, die bei einer Infektion ausgeschieden werden - ein wichtiger Faktor beim Ansteckungsrisiko. Sie verweisen auf Studien, laut denen die Viruslast in Kindern, obwohl sie deutlich seltener schwer an Covid-19 erkranken, ähnlich hoch oder sogar höher ist als bei Erwachsenen. Die Studie eines Teams um den deutschen Virologen Christian Drosten kam sogar zu dem Schluss, dass Kinder unter fünf Jahren möglicherweise mehr virales Erbgut im Nasenrachenraum aufweisen als ältere Kinder und sogar Erwachsene.

Babys können nicht isoliert werden

Ein weiterer Grund, warum Babys ansteckender sein könnten: Erkranken sie an Covid-19, können sie nicht einfach isoliert werden. Schließlich bedürfen sie ohnehin intensiver Betreuung durch ihre Eltern oder andere Menschen - und erst recht, wenn sie krank sind.

Was bedeutet das für den weiteren Verlauf der Pandemie? Schließlich droht die Rolle von Kindern bei der Übertragung in Haushalten eher an Bedeutung zu gewinnen, da bisher noch kein Impfstoff für die Altersgruppe von 0 bis 12 Jahren zugelassen ist. Zudem könnte eine neue Infektionswelle durch die hochansteckende Delta-Variante bevorstehen, wenn sie nicht schon begonnen hat.

Da die (Selbst-)Isolation von infizierten Kleinkindern keine umsetzbare Maßnahme ist, raten die Autoren der kanadischen Studie zu anderen Vorkehrungen, um das Übertragungsrisiko auf Familienmitglieder zu minimieren: die Verwendung von Masken, vermehrtes Händewaschen und die Trennung von den Geschwistern. Experten betonen zudem, dass die Impfung von möglichst vielen Mitgliedern des Haushalts die Ansteckungsgefahr reduziere.

"Diese Studie hat gezeigt, dass selbst die jüngsten Kinder das Virus leicht übertragen", sagte Zoe Hyde, Epidemiologin an der University of Western Australia, die nicht an der Studie beteiligt war, gegenüber der "New York Times". Sie fügte hinzu: "Das Wichtigste für mich ist, dass die Studie eindeutig zeigt, dass eine Übertragung durch Kinder im Haushalt stattfindet." Daher müsse man auch darüber nachdenken, wie Schulen bei der erneuten Öffnung nach dem Sommer geschützt werden könnten.

Quelle: ntv.de

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