Sünde der Abtrünnigen und ihr Los

Das Bild zeigt die Sünde und ihre Folgen

Die Sünde der Abtrünnigen und ihr schreckliches Los

Betrachtung für den 24. Juli (*)

Die Abtrünnigen

Erwäge, wer jene sind, von welchen der Apostel sagt, daß sie nach der erlangten Kenntnis der Wahrheit sündigen. Es sind die Abtrünnigen. Denn die Ungläubigen sündigen bloß nach der gehörten, die Abtrünnigen aber nach der erlangten Kenntnis der Wahrheit. Diese Abtrünnigen nun, wenn du sie wohl betrachtest, sind von zweifacher Natur: Einige empören sich nicht bloß gegen die Gebote, sondern auch gegen die Glaubenslehren des Erlösers: und dies sind jene, welche von der katholischen Kirche abfallen, und zum Heidentum, zum Judentum oder zur Ketzerei übergehen. Andere behalten zwar die Glaubenslehren bei, empören sich aber nichts desto weniger gegen die Gebote des Herrn. Sie erkannten wohl einmal recht gut deren Schönheit, sie liebten, sie billigten, sie vollbrachten dieselben auch eine Zeit lang; dann aber werden sie allmählich lau und fielen endlich ab von dem heiligen Gesetze.

Über diese beiden Gattungen von Empörern will nun der Apostel in der gegebenen Stelle sprechen; und darum sagt er von beiden, daß sie freiwillig sündigen, oder, wie man in der Urschrift unter deutlicherer Bezeichnung der Sünde liest, daß sie abfallen, abtrünnig werden; und von beiden sagt er, daß, wenn sie sündigen oder abfallen, abtrünnig werden, ihnen kein Opfer für die Sünden übrig gelassen wird.

Was nützt es dir daher, wenn du nicht zu der Zahl der Abtrünnigen von der ersten Gattung gehörst, wenn du vielleicht unter denen der zweiten Gattung dich befindest?

Die Abtrünnigen wollen sündigen

Erwäge, daß der Apostel von beiden Gattungen der Abtrünnigen ausdrücklich bemerkt, daß sie freiwillig sündigen, weil beide mit vollem Bewusstsein und Willen ihre Sünde begehen.

Jeder, der sündigt, sündigt, weil er sündigen will: wer wüsste dies nicht? Nichts desto weniger sündigen einige bei heißem Blute, während andere bei kaltem Blute sündigen. Die ersteren, von der Leidenschaft übermannt, wissen nicht recht vollkommen, was sie tun: „Feuer fiel von oben herab, und sie sahen die Sonne nicht.“ (Ps. 57, 9) Die Letzteren, der Leidenschaft Meister, wissen, was sie tun, und wollen es doch tun – durch Bosheit getrieben, welche in ihrer Brust herrscht. Ja sie wollen es nicht bloß, sondern sie denken es ruhig aus, sie überlegen es wiederholt, sie suchen es schlau und fein ins Werk zu setzen, und kehren absichtlich der Sonne den Rücken, damit sie ihnen nicht zu hell in die Augen strahle: „Sie waren widerspenstig gegen das Licht.“ (Job 24, 13) Darum sagt man, von den ersteren lieber, daß sie mit Willen, als daß sie freiwillig sündigen; von den letzteren aber sagt man umgekehrt besser, daß sie freiwillig, als daß sie mit Willen sündigen.

Und zu diesen gehören, recht betrachtet, gerade jene Abtrünnigen alle, von denen wir oben gesprochen haben: „Der abtrünnige Mensch sinnt Böses mit verkehrtem Herzen.“ (Prov. 6, 12,14) Was Wunder also, wenn von diesen allen der Apostel erklärt, daß ihnen kein Opfer mehr für die Sünden übrig gelassen ist?

Es bleibt für sie in der Tat gar keine Sühne mehr. Denn, sage, wer ist unsere vorzüglichste Sühne? Jesus Christus. Dieser ist das große Opfer, das durch so viele andere, die ihm vorausgingen, vorgebildet war: durch die Opfer von Rindern, von Lämmern und von Widdern; und das endlich für uns auf dem hohen Altare des Kreuzes hingeschlachtet wurde.

Dieses so erlesene, so heilsame Opfer bleibt für Keinen mehr zur wirklichen blutigen Hinschlachtung. Darüber kann kein Zweifel bestehen. Denn es ist nicht zu erwarten, daß Christus wieder hinauf an das Kreuz steige, um aufs Neue für die Menschen zu sterben: „Christus, von den Toten erstanden, stirbt nun nicht mehr.“ (Röm. 6, 9) Er hat für uns schon ein für allemal alles getan, was er tun musste: „Was hätte ich meinem Weinberge noch tun sollen, das ich nicht getan?“ (Is. 5, 4) und darum wird er dasselbe nicht neuerdings wieder tun; indem er, wenn er es auch täte, doch um nichts mehr tun würde, als er schon wirklich getan hat.

Indessen, wenn dieses Opfer auch keinem mehr zur neuen blutigen Schlachtung bleibt, und sich nicht mehrmals für uns sein Leben rauben läßt; so bleibt es denn doch in seiner Wirkung, die darin besteht, daß es uns das Leben gibt. Aber für die Abtrünnigen bleibt dasselbe nicht einmal mehr in seiner Wirkung; und so bleibt es für sie wirklich in keinerlei Weise: „Es ist ihnen kein Opfer für die Sünden mehr übrig gelassen.“

Denn durch das, was Christus einst getan hat, als er für uns am Kreuze starb, wird er jenen Unseligen kein Heil und keinen Nutzen schaffen. Bezüglich der anderen kann Christus zu seinem ewigen Vater sagen: „Vater! Verzeihe ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ (Luk. 23, 34) Bezüglich jener aber kann er dies nicht sagen; vielmehr wird er sagen müssen: Sie wissen was sie tun, und darum verdamme sie.

Es ist wahr: auch diese Abtrünnigen können, wenn wir die unbedingte Möglichkeit ins Auge fassen, eines Tages wieder in sich gehen, ihre Schuld bereuen, sich bekehren, und so aus dem unendlich hehren Opfer des Erlösers Nutzen schöpfen. Aber dieser Fall ist so selten, daß man ihn ganz übergehen und davon reden kann, als ob er gar niemals einträte: „Der Abtrünnige wird alsbald zerschmettert werden, und er wird kein Heilmittel mehr haben.“ (Prov. 6, 12,15)

Von den Abtrünnigen der ersten Gattung wird man kaum einen finden, der jemals wieder zum wahren Glauben zurückgekehrt wäre. Und so wirst du sehen, daß von den Urhebern und Stiftern ketzerischer Lehren sich zwar ein Berengar (ius) bekehrte, welcher zuerst die wirkliche Gegenwart Jesu Christi im heiligsten Sakramente des Altares leugnete; daß aber übrigens ein Simon Magus, ein Arius, ein Montanus, ein Manes, ein Nestorius, ein Pelagius, eine Priscilla, ein Luther, ein Calvin, ein Karlstadt, ein Bucer, und andere von gleicher Art – alle unbußfertig starben: Sie hatten kein Heilmittel mehr.

Und auch unter den Abtrünnigen der zweiten Gattung gibt es kaum einen, der zum Guten zurückkehrte. Und der Grund ist sonnenklar. Denn welches Mittel gibt es, um es dahin zu bringen, daß ein Sünder zu besserer Einsicht komme? Daß man ihm die schreckliche Bosheit der Sünde vorhält, welche er begeht; das Ärgernis, welches er seinem Nächsten gibt; das Leid, welches er Gott bereitet; das Vergnügen, welches er dem Teufel schafft; die drohende Gefahr der ewigen Verdammnis, in welcher er lebt. Aber jene Sünder wissen dieses alles längst, und dessen ungeachtet verachten sie es dreist und frech. Welche Hoffnung kann man also hegen, daß man sie wieder auf den rechten Weg zurückführen werde? „Sie werden kein Heilmittel mehr haben.“

Siehe demnach, wie wahr und richtig der Apostel sprach, als er die furchtbare Warnung gab: „Wenn wir freiwillig sündigen nach der erlangten Kenntnis der Wahrheit, so ist uns weiter kein Opfer für die Sünden übrig gelassen.“ Denn wie die Abtrünnigen diese ihre Sünden sehr schwer bereuen und tilgen, so ist es auch sehr schwer, daß sie jemals nachgelassen werden.

Du entsetze dich bei dem Anblicke eines solchen Zustandes; und halte dich nicht für sicher, wenn es dir auch gegenwärtig scheint, daß du sehr weit davon entfernt bist. Denn weißt du, wie man in einen solchen Zustand zu geraten pflegt? Nach und nach.

Die Abtrünnigen und ihr Richter

Erwäge nun: da diesen unseligen Empörern nichts daran liegt, Christus den Herrn zu ihrem Helfer und Versöhner zu haben; so bleibt nichts übrig, als daß sie sich ihn als ihren Richter erwarten. Nachdem daher der Apostel gesagt hatte: „Wenn wir freiwillig sündigen nach der erlangten Kenntnis der Wahrheit, so ist uns weiter kein Opfer für die Sünden übrig gelassen“; fährt er unmittelbar fort: „sondern eine schreckliche Erwartung des Gerichtes.“

Er sagt eine in unbestimmter Weise, weil diese Unseligen gegenwärtig nicht die ganze Erwartung des Gerichtes haben, welche sie in sich tragen sollten. Hätten sie dieselbe, so würden sie vor Furcht verschmachten (Luk. 21, 26). Aber sie haben doch so viel, als hinreicht, um von Zeit zu Zeit ihre trügerischen Freuden ihnen zu trüben; und darum sagt die Schrift, daß eben diese Erwartung ihnen schrecklich ist.

Indessen wahrhaft schrecklich wird dieselbe erst dann für sie sein, wenn sie in ihrem vollen Maße über sie kommen wird. Wann aber wird dies geschehen? In der Stunde ihres Todes.

Stelle dir also vor, wie es diesen Unglückseligen zu Mute sein wird, wann sie vernehmen, daß sie binnen kurzer Zeit vor dem Richterstuhl jenes Herrn erscheinen müssen, dem sie in so schmählicher Weise die schuldige Treue gebrochen! „Ich hörte, und mein Inneres wurde aufgeregt.“ Und warum? Weil sie sich nicht getrauen werden, auch nur ein Wort zu ihrer Entschuldigung zu sprechen: „Vor der Stimme erzitterten meine Lippen.“(Hab. 3, 16) …

Diese Erwartung nun, von welcher wir bisher sprachen, geht auf das besondere Gericht. Es bleibt aber auch noch ein anderes, das allgemeine, übrig. Und wann wird dieses stattfinden? Zur bestimmten Zeit.

Stelle dir nun wieder vor, wie es denselben Abtrünnigen zu Mute sein muss, wann sie, durch Posaunenschall aus den Gräbern erweckt, wo ihre Leiber schon lange Zeit im Moder zerfallen lagen, sich auf einmal durch Stöße, durch Stacheln und Schläge von den bösen Geistern getrieben fühlen, damit sie schleunigst in das Tal ihres Verderbens gelangen: „Völker, Völker! In das Tal des Schnittes; denn nahe ist der Tag des Herrn; in das Tal des Schnittes.“ (Joel 3, 14) O wie schrecklich wird da ihre Erwartung sein! Gerade diese Sünder werden es sein, welche am meisten unter allen bei der Erwartung des göttlichen Gerichtes zittern werden. Denn sie werden mehr als alle übrigen im Gerichte Beschämung und Schande erfahren müssen, weil sie die Abscheulichkeit der Sünde vollkommen kannten, und dennoch, wahnsinnigen Verliebten gleich, sich zum Bunde mit ihr verstanden. Wer daher aus Mangel an Erkenntnis sündigte, wird an jenem Tage die Berge und Höhlen bitten, daß sie ihn verbergen sollen (Luk. 23, 30); wer aber aus Bosheit sündigte, wird sogar die Hölle bitten, daß sie ihn verschlingen möge: so sehr wird die Erwartung jenes Gerichtes, das sie dann nicht mehr, wie jetzt, in weiter Ferne, sondern in nächster Nähe sehen werden, sie mit Entsetzen erfüllen!

Sie werden unter allen Verworfenen, welche Christus von sich stößt, am meisten verabscheut, am meisten ihm verhasst, am meisten verflucht sein. Und warum dies? Wer sind denn die Feinde, welche einem jeden Fürsten am meisten verhasst sind? Aufrührer sind es.

Überdenke dies also wohl in deinem Herzen, und sage bei dir selbst: wenn für diese Abtrünnigen schon die bloße Erwartung ihrer ungeheuren Schande so fürchterlich ist; wie schmerzlich wird dann erst für sie, nicht mehr die Erwartung, sondern die wirkliche Erfahrung sein?

Die Abtrünnigen und ihr Los

Erwäge ferner: für diese Abtrünnigen möchte es ein geringes Übel sein, daß sie am Tage des letzten Gerichtes mehr als alle übrigen Gottlosen von Christus verworfen und verflucht werden; wenn sie dann nicht auch mehr als alle ihre Genossen in der Hölle gestraft werden müssten. Deshalb setzt der Apostel hinzu, daß für sie nicht bloß eine schreckliche Erwartung des Gerichtes, sondern auch ein schrecklicher Feuer-Eifer gewiß ist.

Jenes Feuer, das nach dem entscheidenden Spruch des ewigen Verdammungs-Urteils sogleich die Verworfenen erfassen wird, um sie unverweilt in die höllischen Abgründe zu reißen, – o wie wird es an die Abtrünnigen mehr als an alle übrigen seine gierige Flamme legen, da dieselben zweifelsohne einem Holze gleichen werden, das zum Brennen sich ganz besonders eignet!

Du musst aber dabei wissen, daß jenes Feuer, welches da von Gott mit besonderer übernatürlichen Kraft zur Bestrafung der Gottlosen sich ausgerüstet findet, seine Wirkung nicht so äußern wird, wie gegenwärtig bei uns. Jetzt peinigt es eben so den Blutzeugen wie den Bösewicht, den Dieb wie den Raubmörder, den Unzüchtigen wie den Ehebrecher; dann aber nicht mehr. Dann wird es wirken, als wäre es mit Verstand begabt, und wird einen jeden von Grad zu Grad um so heftiger quälen, je mehr Qual und Strafe er verdient hat. Daher kommt es, daß einige Heilige das höllische Feuer, – wenn man so sagen darf, – ein vernünftiges Feuer genannt haben; und eben weil dieses Feuer so geeigenschaftet ist, sagt hier der Apostel, daß dasselbe gewissermaßen einen Eifer haben wird, jene Verworfenen nach Verdienst zu bestrafen.

Indessen wird dann ein solcher Eifer nicht bloß dem Feuer eigen sein, sondern allen Elementen und Kräften der Natur, welche gleichsam in die Wette sich waffnen werden, um insgesamt die Beleidigungen zu rächen, welche einst auf der Erde ihrem Herrn zugefügt worden sind.

Dann wird zur Wahrheit werden, was der weise Mann so schön schildert, indem er sagt: „Es wird mit ihm der Erdkreis streiten wider die Unsinnigen“; denn jede Naturkraft, jedes Element wird da sich gebaren, als ob es nicht bloß voll Gewalt, sondern auch voll Zorn und Wut wäre.

„Scharen von Blitzespfeilen werden in gerader Richtung ausfahren“; siehe da die feurigen Geschosse, welche nicht mehr verstandlos einschlagen wie jetzt, sondern geradezu den treffen werden, der es verdient. „Sie werden in gerader Richtung ausfahren, und wie aus einem gut gespannten Wolkenbogen werden sie wohlgezielt abgeschossen werden, und den bestimmten Ort sicher treffen“; und nicht mehr wie bisher ins Unbestimmte gehen.

„Von dem Zorn der Felsen werden dicke Hagel herab geschleudert werden“: siehe hier die Erde, welche gleichsam auch mit Verstand begabt und darum voll des Zornes, ihre Hagelwetter von Steinen über die Gottlosen entleeren wird.

„Vor Grimm entbrennen wird wider sie die Flut des Meeres“: siehe hier, wie selbst das Wasser, als hätte es verständigen Sinn, wider sie erglühen wird, so daß man glauben sollte, es sei wahrhaft von Wut entbrannt. „Und die Flüsse werden mächtig zusammenströmen“: gleich als ob auch die Flüsse alle dem Meere, das zur Zerstörung und zum Verderben noch nicht genügt, ihren Beistand leisten wollten.

„Ein gewaltiger Wind wird wider sie aufstehen“: siehe, wie endlich sogar die Luft, als könnte sie vernünftig handeln, zuerst sich erhebt und etwas stille steht, um gleichsam alle ihre Kraft zusammen zu nehmen; dann aber „wie ein wirbelnder Sturm sie zerteilen wird“, indem so die Bösen weit weg von den Guten getrieben werden. (Weish. 5, 21-24)

Weil aber in diesem furchtbaren Kampfe, in dem die Elemente gegen die Gottlosen streiten, das Feuer gleichsam die Stelle des Anführers einnimmt: „Das Feuer wird vor ihm hergehen“ (Ps. 96, 3); so hat der Apostel hier weder der Luft noch des Wassers noch der Erde Erwähnung getan, sondern bloß des Feuers; und dies um so mehr, da dem Feuer in einem ganz besonderen Sinne der Eifer eigentümlich ist, der ja eben in einer hohen Glut bestehend gedacht wird.

Die Abtrünnigen sind Feinde Gottes

Erwäge endlich, daß dieser Feuer-Eifer die Widersacher deines Herrn verzehren wird: „Ein Feuer-Eifer, der die Widersacher verzehren wird.“

Diese Widersacher sind vorzüglich alle jene Abtrünnigen, von welchen bisher die Rede war. Denn sie sind es eigentlich, welche gegenwärtig am allermeisten Krieg gegen Gott führen, ihm die Seelen rauben, die Menschen verführen, verderben, und mit leichter Mühe zum Bösen verleiten. Alle diese nun werden an jenem Tage verzehrt, das heißt, gänzlich vernichtet werden.

Der Apostel sagt jedoch nicht, daß der Feuer-Eifer die Feinde des Herrn verzehren wird, sondern: die Widersacher des Herrn. Und dieser Ausdruck war sehr vorsichtig erwogen. Denn du musst bemerken, daß jene Unseligen niemals ablassen werden, die ganze Ewigkeit hindurch Gottes Feinde zu sein; alle übrigen, welche mit ihnen in den Tiefen der Hölle brennen werden, alle Verdammten, alle bösen Geister, durch alle Ewigkeit Gottes Feinde bleiben. Indessen, wenn sie auch alle immer Gottes Feinde bleiben, so können sie doch nicht mehr seine Widersacher sein. Denn sie sind nicht mehr imstande, seiner Ehre und seiner Verherrlichung sich hindernd zu widersetzen, wie sie es früher so dreist und keck auf der Erde zu tun wagten. Und darum werden sie bloß seine Feinde, aber nicht seine Widersacher bleiben; weshalb auch der Apostel bedeutsam sagt, daß der Feuer-Eifer die Widersacher des Herrn verzehren wird; nicht aber, daß derselbe die Feinde Gottes verzehren wird.

Wie könnte man übrigens sagen, daß der Feuer-Eifer die Feinde des Herrn verzehren wird? Denn es ist wohl wahr, daß diese Elenden immerfort in dem entsetzlichen Glutofen der Hölle brennen, rasen, vor Qual vergehen werden; aber sie werden dessen ungeachtet nie verzehrt, indem ihr Feuer sie so peinigen wird, daß es sie zugleich bis ins innerste Lebensmark zerstört, und zugleich nicht zerstört: so sehr wird dieses Feuer, um mich so auszudrücken, mit verständigem Sinne begabt sein!

Du nun, wenn du bei der bloßen Vorstellung eines solchen Feuers dich nicht von Schrecken ganz erdrückt fühlst; fürchte sehr, daß du nicht vielleicht auch schon einer von jenen Abtrünnigen geworden bist, welche sich nicht bloß gegen die Gebote Jesu Christi, die sich auf den Wandel beziehen, zu empören wagen, sondern auch gegen die heiligen Lehren, welche den Gegenstand des Glaubens bilden. –
aus: P. Paul Segneri SJ, Manna oder Himmelsbrot der Seele, 1853, III. Bd., S. 162 – S. 171

(*)

Volutarie peccantibus nobis post acceptam nolitiam veritatis, jam non relinquitur pro peccatis hostia; terribilis autem quaedam expectatio judicii, et ignis emulatio, quae consumptura est adversarios.

„Wenn wir freiwillig sündigen nach der erlangten Kenntnis der Wahrheit, so ist uns weiter kein Opfer für die Sünden übrig gelassen; sondern eine schreckliche Erwartung des Gerichtes, und ein Feuer-Eifer, der die Widersacher verzehren wird.“ (Hebr. 10, 26,27)

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