„Sie versuchen eine ‚Neo-Kirche‘ zu etablieren“ – Das neue Interview von Erzbischof Carlo Maria Viganò

„Das Dritte Geheimnis von Fatima? Wer hätte je gedacht, daß man sogar die Gottesmutter mundtot machen will“


In einem neuen Interview kritisiert Erzbischof Carlo Maria Viganò, daß ein Konnubium aus Modernisten und der Freimaurerei eine „Neo-Kirche“ schaffen wollen.
In einem neuen Interview kritisiert Erzbischof Carlo Maria Viganò, daß ein Konnubium aus Modernisten und der Freimaurerei eine „Neo-Kirche“ schaffen will.

(Rom) Erz­bi­schof Car­lo Maria Viganò gehört seit sei­ner schar­fen Kri­tik an Papst Fran­zis­kus im Fall McCar­ri­ck zu den inter­na­tio­nal bekann­te­sten Kir­chen­ver­tre­tern. In einem gestern ver­öf­fent­lich­ten Inter­view sprach er über den Ver­such, die Kir­che Jesu Chri­sti durch eine „Neo-Kir­che“ zu erset­zen, und über das Drit­te Geheim­nis von Fatima.

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Kar­di­nal McCar­ri­ck war unter Papst Fran­zis­kus zum ein­fluß­reich­sten Kar­di­nal der USA auf­ge­stie­gen. Obwohl Erz­bi­schof Viganò den Papst im Juni 2013 in sei­ner Funk­ti­on als Apo­sto­li­scher Nun­ti­us in den USA detail­liert über das homo­se­xu­el­le Dop­pel­le­ben von Kar­di­nal McCar­ri­ck und des­sen Kor­rum­pie­rung von Prie­stern und Semi­na­ri­sten infor­miert hat­te, blieb Fran­zis­kus untätig. 

Erst als im Juli 2018 die New York Times McCar­ri­cks Laster­le­ben publik mach­te, ent­zog ihm Fran­zis­kus die Kar­di­nals­wür­de. Als das Kir­chen­ober­haupt aber erklär­te, nichts von alle­dem gewußt, anson­sten frü­her gehan­delt zu haben, war es für Erz­bi­schof Viganò zuviel. Er beschul­dig­te Fran­zis­kus, in Wirk­lich­keit mehr als fünf Jah­re die Machen­schaf­ten McCar­ri­cks ver­tuscht und die­sen zu sei­nem Bera­ter gemacht zu haben. Der Erz­bi­schof beschul­dig­te Fran­zis­kus nicht nur der Ver­tu­schung und Unter­las­sung, son­dern auch der Lüge und for­der­te ihn zum Rück­tritt auf. Fran­zis­kus schwieg sich dazu aus.

Erz­bi­schof Viganò hin­ge­gen lebt seit­her „aus Angst vor Ver­gel­tung“ im Ver­bor­ge­nen und tritt nur schrift­lich an die Öffent­lich­keit. Eine Aus­nah­me bil­de­te die Aci­es ordi­na­ta gegen den „Syn­oda­len Weg“ der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, die im ver­gan­ge­nen Janu­ar in Mün­chen statt­fand. Erz­bi­schof Viganò misch­te sich über­ra­schend unter die Teilnehmer.

Gestern gab er der por­tu­gie­si­schen Zei­tung Dies Irae ein Inter­view, in dem er auch zum Drit­ten Geheim­nis von Fati­ma Stel­lung bezieht.

Dies Irae: Exzel­lenz, vie­len Dank, daß Sie uns die­ses Inter­view gewäh­ren. Wir befin­den uns mit­ten in der COVID-19-Epi­de­mie, die in den letz­ten Mona­ten das Leben von Mil­lio­nen von Men­schen beein­flußt hat und sogar den Tod vie­ler von ihnen ver­ur­sacht hat. Ange­sichts die­ser Situa­ti­on hat die Kir­che durch die Bischofs­kon­fe­ren­zen beschlos­sen, prak­tisch alle Kir­chen zu schlie­ßen und den Gläu­bi­gen den Zugang zu den Sakra­men­ten zu ent­zie­hen. Am 27. März lei­te­te Papst Fran­zis­kus vor einem lee­ren Peters­platz auf offen­sicht­lich medi­en­ge­rech­te Wei­se ein hypo­the­ti­sches Gebet für die Mensch­heit. Es gab vie­le Reak­tio­nen auf die Art und Wei­se, wie der Papst die­sen Moment durch­führ­te, von denen eine die ein­sa­me Prä­senz von Fran­zis­kus mit der Bot­schaft von Fati­ma in Ver­bin­dung zu brin­gen ver­such­te, d. h. mit dem Drit­ten Geheim­nis. Stim­men Sie dem zu?

Erz­bi­schof Viganò: Gestat­ten Sie mir, Ihnen zunächst vor allem zu sagen, daß es mir eine Freu­de ist, die­ses Inter­view für die Gläu­bi­gen Por­tu­gals zu geben, dem die aller­se­lig­ste Jung­frau ver­hei­ßen hat, es auch in die­sen Zei­ten der gro­ßen Prü­fung im Glau­ben zu bewah­ren. Ihr seid ein Volk mit gro­ßer Ver­ant­wor­tung, weil Ihr mög­li­cher­wei­se bald das hei­li­ge Feu­er der Reli­gi­on bewah­ren müßt, wäh­rend ande­re Natio­nen sich wei­gern, Chri­stus als ihren König und die aller­se­lig­ste Maria als ihre Köni­gin anzuerkennen.

Der drit­te Teil der Bot­schaft, den die Got­tes­mut­ter den Hir­ten­kin­dern von Fati­ma anver­traut hat, damit sie ihn dem Hei­li­gen Vater über­brin­gen, ist bis heu­te geheim. Unse­re Lie­be Frau bat dar­um, ihn 1960 zu ent­hül­len, aber Johan­nes XXIII. ließ am 8. Febru­ar jenes Jah­res eine Pres­se­mit­tei­lung ver­öf­fent­li­chen, in der er erklär­te, daß die Kir­che „nicht die Ver­ant­wor­tung über­neh­men will, die Wahr­haf­tig­keit der Wor­te zu garan­tie­ren, von denen die Hir­ten­kin­der sagen, daß die Jung­frau Maria sie an sie gerich­tet habe“. Mit die­ser Distan­zie­rung von der Bot­schaft der Köni­gin des Him­mels begann eine Ver­tu­schungs­ope­ra­ti­on, offen­sicht­lich weil der Inhalt der Bot­schaft die schreck­li­che Ver­schwö­rung gegen die Kir­che Chri­sti durch ihre Fein­de ent­hüllt hät­te. Bis vor ein paar Jahr­zehn­ten wäre es undenk­bar erschie­nen, daß man so weit gehen wür­de, sogar die Got­tes­mut­ter mund­tot zu machen. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren haben wir aber sogar Ver­su­che erlebt, das Evan­ge­li­um, das Wort ihres gött­li­chen Soh­nes, zu zensieren.

Im Jahr 2000, wäh­rend des Pon­ti­fi­kats von Johan­nes Paul II., prä­sen­tier­te der Staats­se­kre­tär, Kar­di­nal Sod­a­no [1990–2006], sei­ne eige­ne Ver­si­on als Drit­tes Geheim­nis, die auf­grund eini­ger Ele­men­te ein­deu­tig unvoll­stän­dig schien. Es ist nicht ver­wun­der­lich, daß der neue Staats­se­kre­tär, Kar­di­nal Ber­to­ne [2006–2013], ver­such­te, die Auf­merk­sam­keit auf ein Ereig­nis aus der Ver­gan­gen­heit zu len­ken, nur um das Volk Got­tes glau­ben zu las­sen, daß die Wor­te der Jung­frau nichts mit der Kir­chen­kri­se und mit dem Zusam­men­wir­ken von Moder­ni­sten und Frei­mau­re­rei hin­ter den Kulis­sen des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils zu tun hät­ten. Anto­nio Soc­ci, der das Drit­te Geheim­nis sorg­fäl­tig unter­sucht hat, ent­larv­te die­ses vor­sätz­li­che Ver­hal­ten von Kar­di­nal Ber­to­ne. Zugleich war es Ber­to­ne selbst, der die Blut­t­rä­nen wei­nen­de Got­tes­mut­ter von Civi­ta­vec­chia stark dis­kre­di­tier­te und zen­sier­te, deren Bot­schaft per­fekt mit dem über­ein­stimmt, was sie in Fati­ma gesagt hatte.

Ver­ges­sen wir nicht den unbe­ach­te­ten Appell Unse­rer Lie­ben Frau an den Papst und alle Bischö­fe, Ruß­land ihrem Unbe­fleck­ten Her­zen zu wei­hen, um den Kom­mu­nis­mus und den athe­isti­schen Mate­ria­lis­mus zu besie­gen: Nicht „die Welt“ wei­hen, nicht „jene Nati­on, die Du willst, daß wir sie Dir wei­hen“, son­dern „Ruß­land“. Koste­te es zuviel, das zu tun?
Offen­sicht­lich ja für jene, die kei­nen Blick für das Über­na­tür­li­che haben. Man bevor­zug­te den Weg der Ent­span­nung mit dem Sowjet­re­gime, den Ron­cal­li beschrit­ten hat­te, ohne zu ver­ste­hen, daß ohne Gott kein Frie­den mög­lich ist. Heu­te, mit einem Prä­si­den­ten der Rus­si­schen Föde­ra­ti­on, der sicher­lich ein Christ ist, könn­te die­se Bit­te der Jung­frau erfüllt wer­den, um wei­te­re Kata­stro­phen für die Kir­che und die Welt abzuwenden.

Auch Bene­dikt XVI. bestä­tig­te die Aktua­li­tät der Bot­schaft der Jung­frau Maria, obwohl sie – laut der vom Vati­kan ver­brei­te­ten Inter­pre­ta­ti­on – als abge­schlos­sen zu betrach­ten ist. Wer das Drit­te Geheim­nis gele­sen hat, sag­te in aller Klar­heit, daß es die Apo­sta­sie der Kir­che betrifft, die genau Anfang der 1960er Jah­re ein­setz­te und jetzt ein so offen­sicht­li­ches Sta­di­um erreicht hat, daß sie selbst von uner­fah­re­nen Beob­ach­tern erkannt wird. Die­ses fast zwang­haf­te Behar­ren auf The­men, die die Kir­che immer ver­ur­teilt hat, wie dem Rela­ti­vis­mus und dem reli­giö­sen Indif­fe­ren­tis­mus, einer fal­schen Öku­me­ne, der mal­thu­sia­ni­schen Öko­lo­gie, der Homo­hä­re­sie und der Mas­sen­ein­wan­de­rung, hat in der Erklä­rung von Abu Dha­bi die Erfül­lung eines Plans gefun­den, der von gehei­men Sek­ten seit  mehr als zwei Jahr­hun­der­ten kon­zi­piert wurde.

Dies Irae: Mit­ten in der Kar­wo­che und nach der Ama­zo­nas­syn­ode beschloß der Papst, eine Kom­mis­si­on ein­zu­rich­ten, die das Frau­en­dia­ko­nat in der katho­li­schen Kir­che dis­ku­tie­ren und stu­die­ren soll. Glau­ben Sie, daß das den Zweck hat, den Weg zu ebnen für die Kle­ri­ka­li­sie­rung der Frau­en, oder, anders gesagt, für einen Ver­such, das Prie­ster­tum zu mani­pu­lie­ren, das unser Herr Jesus Chri­stus am Grün­don­ners­tag ein­ge­setzt hat?

Erz­bi­schof Viganò: Das Wei­he­sa­kra­ment kann und wird in sei­nem Wesen nie­mals geän­dert wer­den. Der Angriff auf das Prie­ster­tum stand immer im Mit­tel­punkt des Han­delns der Häre­ti­ker und ihres Inspi­ra­tors, und es ist ver­ständ­lich, daß dem so ist: Das Prie­ster­tum anzu­grei­fen, bedeu­tet, die Hei­li­ge Mes­se und die aller­hei­lig­ste Eucha­ri­stie sowie das gesam­te sakra­men­ta­le Gebäu­de zu zer­stö­ren. Unter den ver­schwo­re­nen Fein­den des Wei­he­sa­kra­ments fehl­te es natür­lich nicht an Moder­ni­sten, die seit dem 19. Jahr­hun­dert eine Kir­che ohne Prie­ster oder mit Prie­stern und Prie­ste­rin­nen theo­re­ti­sier­ten. Die­se Wahn­vor­stel­lun­gen, die von eini­gen Ver­tre­tern des Moder­nis­mus in Frank­reich vor­weg­ge­nom­men wur­den, tauch­ten auf sub­ti­le Wei­se auf dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil wie­der auf mit dem Ver­such, eine gewis­se Gleich­wer­tig­keit zwi­schen dem aus dem Wei­he­sa­kra­ment her­vor­ge­hen­den Amts­prie­ster­tum und dem all­ge­mei­nen Prie­ster­tum der aus der Tau­fe her­vor­ge­hen­den Gläu­bi­gen zu unter­stel­len. Es ist bezeich­nend, daß gera­de durch das Spiel mit die­sem gewoll­ten Miß­ver­ständ­nis auch die refor­mier­te Lit­ur­gie [Novus Ordo] von dem dok­tri­nä­ren Irr­tum von Lumen gen­ti­um betrof­fen ist, indem man so weit ging, das Wei­he­amt auf den blo­ßen Vor­sitz in einer Ver­samm­lung von [all­ge­mei­nen] Prie­stern zu redu­zie­ren. Der Prie­ster ist in Wirk­lich­keit ein alter Chri­stus, nicht weil das Volk ihn dazu ernennt, son­dern durch die onto­lo­gi­sche Anglei­chung an den Hohen Prie­ster Jesus Chri­stus, den er in der Hei­lig­keit des Lebens und in der abso­lu­ten Hin­ga­be, die auch durch den Zöli­bat reprä­sen­tiert ist, nach­zu­ah­men hat.

Der näch­ste Schritt muß­te daher zwangs­läu­fig fol­gen, wenn nicht durch das Aus­lö­schen des Prie­ster­tums, dann zumin­dest indem es unwirk­sam gemacht wird durch sei­ne Aus­wei­tung auf Frau­en, die nicht geweiht wer­den kön­nen. Es ist genau das, was in den pro­te­stan­ti­schen und angli­ka­ni­schen Sek­ten gesche­hen ist, die heu­te auch die pein­li­che Situa­ti­on erle­ben, les­bi­sche Bischö­fin­nen in der soge­nann­ten Kir­che von Eng­land zu haben. Es ist offen­sicht­lich, daß der öku­me­ni­sche „Vor­wand“ – das heißt, die Annä­he­rung an abwei­chen­de Gemein­schaf­ten auch durch die Annah­me der neue­sten Irr­tü­mer – den Haß Satans auf das Prie­ster­tum zur Grund­la­ge hat und die Kir­che Chri­sti unwei­ger­lich rui­nie­ren wür­de. Zugleich ist auch der kirch­li­che Zöli­bat Ziel­schei­be der glei­chen Angrif­fe, weil er unver­wech­sel­bar zur katho­li­schen Kir­che gehört und einen wert­vol­len Schutz für das Prie­ster­tum dar­stellt, den die Tra­di­ti­on durch die Jahr­hun­der­te mit Nach­druck bewahrte.

Der Ver­such, trotz der wie­der­hol­ten Erklä­run­gen des Lehr­am­tes, in der Kir­che eine Form des geweih­ten Frauenam­tes ein­zu­füh­ren, ist nicht neu. Auch Johan­nes Paul II. defi­nier­te ein­deu­tig und mit allen kano­ni­schen Anfor­de­run­gen einer unfehl­ba­ren Ex-Cathe­dra-Erklä­rung, daß es abso­lut unmög­lich ist, die Leh­re zu die­sem The­ma in Fra­ge zu stel­len. Doch so wie man Hand an den Kate­chis­mus gelegt hat, um die Todes­stra­fe für „nicht kon­form mit dem Evan­ge­li­um“ zu erklä­ren, was bei­spiel­los und häre­tisch ist, so ver­sucht man heu­te ex novo irgend­ei­ne Form von weib­li­chem Dia­ko­nat zu erfin­den – natür­lich als Vor­be­rei­tung für eine künf­ti­ge Ein­füh­rung des Frau­en­prie­ster­tums.
Die erste von Berg­o­glio vor Jah­ren geschaf­fe­ne Kom­mis­si­on gab eine nega­ti­ve Stel­lung­nah­me ab und bestä­tig­te, was eigent­lich nicht ein­mal zu erör­tern gewe­sen wäre. Weil eine Kom­mis­si­on nicht bereit war, den Wün­schen von Fran­zis­kus zu gehor­chen, bedeu­tet das nicht, daß eine ande­re Kom­mis­si­on, deren Mit­glie­der von ihm aus­ge­wählt wer­den, nicht „füg­sa­mer“ sein könn­te und bereit­wil­li­ger, eine wei­te­re Säu­le des katho­li­schen Glau­bens zu zer­stö­ren. Ich bezweif­le nicht, daß Berg­o­glio über­zeu­gen­de Metho­den hat und daß er Druck auf die Theo­lo­gen­kom­mis­si­on aus­üben kann. Ich bin mir aber eben­so sicher, daß für den unglück­li­chen Fall, daß die­ses bera­ten­de Gre­mi­um eine befür­wor­ten­de Stel­lung­nah­me abge­ben soll­te, es nicht unbe­dingt einer offi­zi­el­len Erklä­rung des Pap­stes bedür­fen wird, um die Ein­füh­rung von Dia­ko­nis­sen in den Diö­ze­sen Deutsch­lands oder Hol­lands zu erle­ben – wäh­rend Rom dazu schweigt. Die­se Metho­de ist bekannt und ermög­licht es einer­seits, das Prie­ster­tum zu tref­fen, und ande­rer­seits den­je­ni­gen inner­halb der kirch­li­chen Struk­tu­ren ein ange­neh­mes Ali­bi zu ver­schaf­fen, die sich damit jeder­zeit dar­auf beru­fen, daß „der Papst nichts Neu­es zuge­las­sen hat“. Genau so haben sie es gemacht, indem die Bischofs­kon­fe­ren­zen ermäch­tigt wur­den, auto­nom die Hand­kom­mu­ni­on zu erlau­ben, die durch Miß­brauch in Kraft gesetzt wur­de und heu­te zur welt­wei­ten Pra­xis gewor­den ist.

Es soll­te auch gesagt wer­den, daß die­ser Wunsch, Frau­en in der Hier­ar­chie zu för­dern, den Drang ver­rät, der moder­ne Men­ta­li­tät zu fol­gen, die der Frau die Rol­le als Mut­ter und Ehe­frau ent­ris­sen hat, um die natür­li­che Fami­lie zu untergraben.

Wir soll­ten beden­ken, daß die­se Her­an­ge­hens­wei­se an die Dog­men der Kir­che eine unbe­streit­ba­re Tat­sa­che bestä­tigt: Berg­o­glio hat die soge­nann­te Situa­ti­ons­theo­lo­gie über­nom­men, deren Loci theo­lo­gi­ci, theo­lo­gi­sche Orte, zufäl­li­ge Tat­sa­chen oder The­men sind: die Welt, die Natur, das Weib­li­che, jun­ge Men­schen… Das ist eine Theo­lo­gie, die nicht die unver­än­der­li­che und ewi­ge Wahr­heit Got­tes zum Mit­tel­punkt hat, son­dern im Gegen­teil von der Beob­ach­tung der zwin­gen­den Dring­lich­keit der Phä­no­me­ne aus­geht, um Ant­wor­ten zu geben, die den Erwar­tun­gen der heu­ti­gen Welt entsprechen.

Dies Irae: Laut aner­kann­ten Histo­ri­kern war das Zwei­te Vati­ka­ni­sche Kon­zil ein Bruch der Kir­che mit der Tra­di­ti­on. Daher rüh­re das Auf­tre­ten von Denk­rich­tun­gen, die sie in eine blo­ße huma­ni­tä­re Ver­ei­ni­gung umwan­deln wol­len, die die Welt umarmt und sich ihre glo­ba­li­sti­sche Uto­pie zu eigen macht. Wie sehen Sie die­ses ern­ste Problem?

Erz­bi­schof Viganò: Eine Kir­che, die sich als neu im Gegen­satz zur Kir­che Chri­sti prä­sen­tiert, ist schlicht und ergrei­fend nicht die Kir­che Chri­sti! Die mosai­sche Reli­gi­on, also die „Kir­che des alten Geset­zes“, die von Gott gewollt war, um Sein Volk bis zum Kom­men des Mes­si­as zu füh­ren, hat ihre Erfül­lung und Voll­endung im Neu­en Bund gefun­den und wur­de auf Gol­ga­tha durch das Opfer Chri­sti end­gül­tig wider­ru­fen. Aus sei­ner offe­nen Sei­te ging der Neue und Ewi­ge Bund her­vor, der die Syn­ago­ge ersetz­te. Es scheint, daß auch die nach­kon­zi­lia­re, moder­ni­sti­sche und frei­mau­re­ri­sche Kir­che dar­auf abzielt, die Kir­che Chri­sti umzu­wan­deln, zu über­win­den, und sie durch eine „Neo-Kir­che“, eine ent­stell­te und mon­strö­se Krea­tur, zu erset­zen, die nicht von Gott kommt.

Der Zweck die­ser Neo­kir­che ist nicht, das aus­er­wähl­te Volk dazu zu brin­gen, den Mes­si­as anzu­er­ken­nen, so wie es für die Syn­ago­ge nicht der Zweck ist, alle Völ­ker vor der Wie­der­kunft Chri­sti zu bekeh­ren und zu ret­ten, was aber der Zweck der katho­li­schen Kir­che ist. Ihr Zweck ist es viel­mehr, sich als geist­li­cher Arm der Neu­en Welt­ord­nung zu kon­sti­tu­ie­ren und die Eine-Welt­re­li­gi­on zu för­dern. In die­sem Sin­ne muß­te die Kon­zils­re­vo­lu­ti­on zuerst das Erbe der Kir­che zer­stö­ren, ihre tau­send­jäh­ri­ge Tra­di­ti­on, aus der sie ihre Vita­li­tät und Auto­ri­tät als mysti­scher Leib Chri­sti schöpf­te. Dann ging es dar­um, sich der Ver­tre­ter der alten Hier­ar­chie zu ent­le­di­gen, und erst vor kur­zem hat sie damit begon­nen, sich ohne Vor­täu­schung und Tar­nung als das zu zei­gen, was sie sein will.

Was Sie Uto­pie nen­nen, ist in Wirk­lich­keit eine Dys­to­pie, weil sie die Kon­kre­ti­sie­rung des Plans der Frei­mau­re­rei dar­stellt und das Auf­tre­ten des Anti­chri­sten vorbereitet.

Ich bin auch davon über­zeugt, daß die Mehr­heit mei­ner Mit­brü­der und vor allem fast alle Prie­ster und Gläu­bi­gen sich die­ses höl­li­schen Plans nicht abso­lut bewußt sind und daß die jüng­sten Ereig­nis­se vie­len die Augen geöff­net haben. Ihr Glau­be wird es unse­rem Herrn ermög­li­chen, den pus­il­lus grex, die klei­ne Her­de, vor der end­gül­ti­gen Kon­fron­ta­ti­on um den wah­ren Hir­ten zu sammeln.

Dies Irae: Um die alte Pracht der Kir­che wie­der­her­zu­stel­len, wird es not­wen­dig sein, vie­le Lehr­aspek­te des Kon­zils in Fra­ge zu stel­len. Wel­che Punk­te des Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zils wür­den Sie in Fra­ge stellen?

Erz­bi­schof Viganò: Ich glau­be, daß es nicht an bedeu­ten­den Per­sön­lich­kei­ten fehlt, die bereits die kri­ti­schen Punk­te des Kon­zils bes­ser zum Aus­druck gebracht haben als ich. Es gibt jene, die glau­ben, daß es weni­ger kom­pli­ziert und sicher­lich klü­ger wäre, der Pra­xis der Kir­che und der Päp­ste zu fol­gen, wie sie bei der Syn­ode von Pistoia ange­wandt wur­de. Sie ent­hielt auch Gutes, aber die Irr­tü­mer, die sie behaup­te­te, wur­den als aus­rei­chend ange­se­hen, um sie in Ver­ges­sen­heit fal­len zu lassen.

Dies Irae: Stellt das der­zei­ti­ge Pon­ti­fi­kat den Höhe­punkt eines Pro­zes­ses dar, der mit dem Zwei­ten Vati­ka­ni­schen Kon­zil beginnt und im soge­nann­ten „Kata­kom­ben­pakt“ ersehnt wur­de, oder stellt es noch eine Zwi­schen­pha­se dar?

Erz­bi­schof Viganò: Wie bei jeder Revo­lu­ti­on fal­len die Hel­den der ersten Stun­de häu­fig ihrem eige­nen System zum Opfer, wie es bei Robes­pierre der Fall war. Wer gestern als Fah­nen­trä­ger des Kon­zils­gei­stes galt, erscheint heu­te fast als Kon­ser­va­ti­ver: Die Bei­spie­le dafür sind vor aller Augen sicht­bar. Es gibt bereits jene, die in den intel­lek­tu­el­len Krei­sen des Pro­gres­si­vis­mus (wie jene, die von einem hoch­mü­ti­gen Mas­si­mo Fag­gio­li fre­quen­tiert wer­den) begin­nen, hier und da Zwei­fel an Berg­o­gli­os wirk­li­chen Fähig­kei­ten zu streu­en, „mutig Ent­schei­dun­gen“ zu tref­fen – zum Bei­spiel, um den Zöli­bat abzu­schaf­fen, Frau­en zum Prie­ster­tum zuzu­las­sen oder die Com­mu­ni­ca­tio in sacris mit den Häre­ti­kern zu legi­ti­mie­ren – fast als wür­de er hof­fen, daß die­ser abtritt, um einen Papst wäh­len zu kön­nen, der den Eli­ten, die ihre skru­pel­lo­se­sten und ent­schlos­sen­sten Anhän­ger im Kata­kom­ben­pakt und in der Mafia von St. Gal­len hat­ten, noch gehor­sa­mer ist.

Dies Irae: Exzel­lenz, wir Katho­li­ken füh­len uns heu­te oft von der Kir­che iso­liert und von unse­ren Hir­ten fast ver­las­sen. Was kön­nen Sie den Hier­ar­chen und den Gläu­bi­gen sagen, die trotz der Ver­wir­rung und des Irr­tums, die sich in der Kir­che aus­brei­ten, ver­su­chen, in die­sem har­ten Kampf um die Auf­recht­erhal­tung der Inte­gri­tät unse­res Glau­bens durchzuhalten?

Erz­bi­schof Viganò: Mei­ne Wor­te wären sicher­lich unzu­rei­chend. Ich beschrän­ke mich dar­auf, die Wor­te unse­res Herrn, das ewi­ge Wort des Vaters, zu wie­der­ho­len: „Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Wir füh­len uns natür­lich iso­liert: Aber haben sich die Apo­stel nicht auch so gefühlt, und alle Chri­sten? Fühl­te sich nicht sogar Unser Herr in Geth­se­ma­ne ver­las­sen? Es sind Zei­ten der Prü­fung, viel­leicht der letz­ten Prü­fung: Wir müs­sen den bit­te­ren Kelch trin­ken, und selbst wenn es mensch­lich ist, den Herrn zu bit­ten, ihn an uns vor­über­ge­hen zu las­sen, müs­sen wir voll Ver­trau­en wie­der­ho­len: „Aber nicht wie ich will, son­dern wie du willst“ und uns an Sei­ne Wor­te des Tro­stes erin­nern: „In der Welt seid ihr in Bedräng­nis; aber habt Mut: Ich habe die Welt besiegt.
Nach der Prü­fung, so hart und schmerz­haft sie auch sein mag, wird die ewi­ge Beloh­nung für uns berei­tet sein, die uns nie­mand weg­neh­men kann. Die Kir­che wird nach die­sem schreck­li­chen und lang anhal­ten­den Oster­tri­du­um wie­der die Herr­lich­keit ihres Herrn ausstrahlen.

Auch wenn das Gebet ohne Zwei­fel unver­zicht­bar ist, dür­fen wir uns nicht davon aus­neh­men, den guten Kampf zu kämp­fen, son­dern sol­len uns alle zu Zeu­gen eines muti­gen Kampf­gei­stes unter dem Ban­ner des Kreu­zes Chri­sti machen. Las­sen wir es nicht zu, daß mit dem Fin­ger auf uns gezeigt wird, wie es die Magd im Hof des Hohen Prie­sters mit dem hei­li­gen Petrus getan hat: „Auch Du warst einer sei­ner Jün­ger“, und dann ver­leug­ne­te er Chri­stus. Las­sen wir uns nicht ein­schüch­tern! Las­sen wir nicht zu, daß der Kne­bel der Tole­ranz jenen ange­legt wird, die die Wahr­heit ver­kün­den wol­len! Bit­ten wir die hei­li­ge Jung­frau und Got­tes­mut­ter Maria, daß unse­re Zun­ge mutig das Reich Got­tes und Sei­ne Gerech­tig­keit ver­kün­den kann. Möge sich das Wun­der von Lapa erneu­ern, wo die aller­se­lig­ste Maria der klei­nen Joa­na, die stumm gebo­ren wur­de, die Stim­me zurück­gab. Möge sie auch uns eine Stim­me geben, ihren Kin­dern, die zu lan­ge geschwie­gen haben.

Unse­re Lie­be Frau von Fati­ma, Köni­gin der Sie­ge, ora pro nobis.

Einleitung/​Übersetzung: Giu­sep­pe Nar­di
Bild: Cor­ri­spon­den­za Romana

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