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Gunnar Schupelius – Mein Ärger

Die Wahrheit über die Intensivstationen muss endlich ans Licht

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Der Bundesgesundheitsminister warnt wieder vor einer Überlastung der Intensivstationen mit Corona-Patienten. Auf B.Z.-Nachfrage gibt er aber an, dass die Zahl der Beatmungsgeräte in Deutschland ausreiche. Die Informationen der Regierung sind spärlich und widersprüchlich. Das ist der Skandal, meint Gunnar Schupelius.

Am Donnerstag traten Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Chef der Bundesbehörde Robert Koch Institut, Lothar Wieler, vor die Presse und forderten „noch einmal eine drastische Kontaktreduktion“. Spahn: „Es ist und bleibt Priorität, eine Überlastung des Gesundheitssystems zu vermeiden.“

Die Angst vor einer Überlastung ist der Dreh- und Angelpunkt der Politik. Mit dieser Furcht wird seit 166 Tagen der Lockdown begründet und ständig verlängert, Operationen werden verschoben, Betten freigehalten.

Was aber ist mit dieser Überlastung genau gemeint? Und: Wenn es auf einzelnen Intensivstationen zu Engpässen kam und kommt, hätte man diese Gefahr nicht abwenden können? Bundeskanzlerin Merkel (CDU) und ihre Berater sagen uns die Corona-Wellen ja regelmäßig voraus. Warum konnten sie dann nicht vorausschauend für mehr Behandlungsplätze auf Deutschlands Intensivstationen sorgen?

Im Herbst letzten Jahres, am 10. September 2020, meldete der NDR, Gesundheitsminister Spahn habe von 10.112 Beatmungsgeräten, die bei der Firma Dräger in Lübeck für deutsche Krankenhäuser bestellt wurden, 8.505 wieder abbestellt.


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Das Spahn-Ministerium bestätigte uns diese Abbestellung jetzt und begründet sie so: „Zum Zeitpunkt der Bestellung“ sei der „Verlauf der Pandemie nicht absehbar“ gewesen. Im Juli und August sei das Ministerium dann aber aufgrund „der Bedarfsmeldungen der Länder im Zuge des COVID-19-Pandemieverlaufs zu der Einschätzung gelangt, dass der Bedarf an Beatmungsgeräten geringer ist als erwartet“.

Deshalb habe man die Geräte abbestellt und seitdem auch keine neuen angefordert. Begründung: „Der Bedarf an Beatmungsgeräten kann aktuell durch die verfügbaren Bestände gedeckt werden.“

Es stehen nach Angaben des Ministeriums in Deutschland „insgesamt ca. 28.000 bzw. 30.000 Intensivbetten mit Beatmungsmöglichkeit zur Verfügung“. Das Ministerium bestätigte uns am Mittwoch, am 14. April, dass diese 28.000 bzw. 30.000 Intensivbetten ausreichend sind. Am 9. April aber und auch am Donnerstag, am 15. April, warnte Spahn öffentlich vor der Überlastung der Intensivstationen.

Wie wird man daraus schlau? Gibt es genug Betten mit Beatmungsgerät, aber nicht genug Personal? Aber wenn es nicht genug Personal gibt, warum wurden dann überhaupt Beatmungsgeräte bestellt?

Und wenn es absehbar war, dass es am Intensiv-Personal mangeln würde, weshalb wurde dann nicht alle Kraft und alles Geld darein gesteckt, dieses Personal aufzustocken? Hat man alle Pflegekräfte mit intensivmedizinischer Erfahrung in einem großen Kraftakt mobilisiert? Nein, das ist nicht geschehen. Aber würde ein Ausnahmezustand diesen Ausmaßes das nicht erfordern?

Die spärlichen Informationen zu den Intensivstationen sind angesichts der ständigen Alarmstimmung nicht mehr zu verstehen – und genau genommen eine Unverschämtheit.

Hat Gunnar Schupelius recht? Rufen Sie an: 030/2591 73153, oder Mail: gunnar.schupelius@axelspringer.de

Themen: Coronavirus Intensivstation Jens Spahn Lothar Wieler Robert-Koch-Institut
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