Trotz Rekord-Umsatz: Amazon kriegt Steuerbonus von 56 Millionen Euro

Luxemburger Fiskus gewährt Gutschrift

Bei Amazon brummt das Versandgeschäft in der Pandemie

Bei Amazon brummt das Versandgeschäft in der Pandemie

Foto: Ross D. Franklin/AP

In der Corona-Pandemie läuft es richtig, richtig gut für Amazon: Der Versand-Riese machte in Europa im letzten Jahr 44 Milliarden Euro Umsatz. Doch trotz dieses Rekords hat das Unternehmen keinen Cent Körperschaftssteuer bezahlt!

Im Gegenteil: Amazon bekommt von Luxemburg, wo es seinen europäischen Firmensitz hat, eine Steuergutschrift in Höhe von 56 Millionen Euro, wie der „Guardian“ berichtet. Heißt: Sollte Amazon in der Zukunft Gewinn machen, muss es darauf 56 Millionen Euro weniger Steuern bezahlen.

Denn offiziell hat Amazon in Europa 1,2 Milliarden Euro Verlust angemeldet. Dabei konnte das Unternehmen seinen Umsatz letztes Jahr um 12 Milliarden Euro auf 44 Milliarden Euro steigern.

Der Trick, mit dem Amazon Steuern vermeidet, ist so weit verbreitet wie berüchtigt: An seinen europaweiten Standorten berechnen Konzerne wie Amazon – aber auch Apple und Facebook – ihrer Zentrale überhöhte Kosten für die Nutzung von Lizenzen oder Software.

So entsteht in der Zentrale (für Amazon in Luxemburg) ein Verlust, obwohl der Konzern europaweit eigentlich Gewinn gemacht hat.

ANZEIGE: Wie am Monatsende mehr Gehalt übrig bleibt - Hier sind die Spartipps der Experten Mit solchem Getrickse hat Amazon laut „Guardian“ schon einen Verlustvortrag in Höhe von 2,7 Milliarden Euro angesammelt, den es sich auf die zukünftige Steuerlast anrechnen lassen kann.

Paul Monaghan, Vorsitzender der britischen Fair Tax Foundation, ärgert das. „Amazon UK verbucht den Hauptteil seines Einkommens in der luxemburgischen Tochtergesellschaft, die enorme Verluste macht. Das heißt, dass Amazon nicht nur heute keine Steuern in Europa zahlt, sondern es auch in den nächsten Jahren höchstwahrscheinlich nicht tun wird, wenn man sich den enormen Verlustvortrag anschaut“, sagte Monaghan dem „Guardian“.

Ein Amazon-Sprecher verteidigt das Unternehmen: „Amazon zahlt alle Steuern, die an jedem unserer Standorte verlangt werden. Die Körperschaftssteuer basiert auf Gewinnen, nicht auf Umsätzen und unsere Gewinne sind gering geblieben, weil wir viel investieren und der Handel ein hoch wettbewerbliches Geschäft mit geringen Margen ist.“

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