Coronavirus

Italien trauert um tote Ärzte, Pfleger und Apotheker

Berlin - 16.04.2020, 16:30 Uhr

In italienischen Apotheken, Kliniken und Arztpraxen herrschen derzeit Ausnahmezustände. Unter den neuen Infektions- und Todesfällen sind leider auch immer mehr Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten. (t/Foto: imago images / Zuma)

In italienischen Apotheken, Kliniken und Arztpraxen herrschen derzeit Ausnahmezustände. Unter den neuen Infektions- und Todesfällen sind leider auch immer mehr Menschen, die im Gesundheitswesen arbeiten. (t/Foto: imago images / Zuma)


Italien kämpft seit Wochen mit den Auswirkungen des Coronavirus. Nach wie vor ist insbesondere der Norden des Landes betroffen, derzeit sterben jeden Tag immer noch mehrere hundert Menschen an COVID-19 – obwohl die Zahl der Neuinfektionen zuletzt stark abgenommen hat. Immer häufiger wird auch von verstorbenen Ärzten und Krankenpflegern berichtet. Inzwischen sind auch acht Apotheker an dem Virus verstorben. In den Medien wird nun an die Verstorbenen erinnert.

In Italien gibt es laut den Statistiken der John Hopkins Universität derzeit etwa 165.000 registrierte Coronavirus-Fälle. Mehr als 21.500 Menschen sind demnach bereits an dem Virus verstorben. Rund 38.000 positiv Getestete sind inzwischen wieder gesund. Schon jetzt übersteigen die Todesfälle im ganzen Land die Werte aus „normalen“ Zeiten fast um das Doppelte. Der italienische Zivilschutz hat ausgerechnet, dass die Zahl der Toten in einigen Regionen sogar noch viel höher angestiegen ist, seitdem das Coronavirus im Land bekannt ist.

Insbesondere die norditalienischen Städte sind seit Wochen betroffen. Das Epizentrum ist die Stadt Bergamo. Gegenüber der Todesrate der vergangenen fünf Jahre (im Zeitraum 21. Februar bis 21. März) sollen die aktuellen Sterbefälle in Bergamo um rund 267 Prozent gestiegen sein. Die Statistikbehörde Istat geht sogar davon aus, dass in den ersten drei Märzwochen knapp 400 Prozent mehr Menschen gestorben sind als zu „normalen“ Zeiten. Darüber berichtet eine der größten italienischen Tageszeitungen, der „Corriere della Sera“.

10 Prozent aller registrierten Infizierten arbeiten im Gesundheitswesen

Leider sind unter den neuen Infektions- und Todesfällen auch immer häufiger Menschen aus dem Gesundheitswesen. Dem Nationalen Gesundheitsinstitut (ISS) zufolge wurden bereits mehr als 16.600 im Gesundheitswesen tätige Personen positiv auf das Coronavirus getestet – das sind mehr als 10 Prozent aller registrierten Fälle. Mit der Zahl der infizierten Ärzte, Pfleger und Apotheker steigt auch die Todeszahl unter den Heilberuflern. Verschiedenen Medienberichten zufolge sind inzwischen rund 120 Ärzte und 30 Krankenpfleger/-innen am Coronavirus gestorben.

Auch in der Apothekerschaft hat es schon Todesfälle gegeben. Dem Apothekerportal „Fpress.it“ zufolge gibt es inzwischen mehr als 400 positiv getestete Apotheker im ganzen Land. Der „Corriere della Sera“ berichtet von insgesamt acht verstorbenen Pharmazeuten. Der „Corriere“ erinnert am heutigen Donnerstag in einer Bildergalerie in Print und Online an die verstorbenen Pharmazeuten. In den meisten Fällen kamen die verstorbenen Pharmazeuten aus Gemeinden in Norditalien, ein Apotheker kam aus Florenz. Der jüngste Verstorbene war dem Bericht zufolge 58 Jahre alt, der älteste 84 Jahre.

Immerhin gibt es inzwischen Lichtblicke am Horizont: Die Zahl der Intensivpatienten sank im Vergleich am gestrigen Mittwoch im Vergleich zum Vortag um mehr als 100 auf 3079 ab. Auch die registrierten Neuinfektionen stiegen zuletzt nicht mehr so stark wie noch vor ein paar Wochen an: Von Dienstag auf den gestrigen Mittwoch gab es einen Anstieg um nur 1,6 Prozent - so wenig wie in mehr als einem Monat nicht.


Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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1 Kommentar

Tote

von Bärbel Cordes Cordes am 01.05.2020 um 23:07 Uhr

Waren es junge Ärzte und Krankenschwestern? Das wäre wirklich sehr sehr traurig.

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