Entgleisung auf Grünen-Parteitag: Rednerin vergleicht Klimaforscher mit verfolgten Juden

Publizistin Carolin Emcke

Publizistin Carolin Emcke

Foto: picture alliance/dpa

Geschichtsvergessene Entgleisung auf dem Grünen-Parteitag.

Beim Auftakt des Parteitags der Grünen verglich eine Gast-Rednerin die Kritik an Klimaforschern mit der Verfolgung von Juden.

Per Video zugeschaltet, sagte die Autorin und Publizistin Carolin Emcke (53, u.a. Süddeutsche Zeitung): „Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden. Und vermutlich werden es dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen und die Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen.“

Wie bitte: Gegen Klimaforscher wird genauso gehetzt wie einst (und auch heute noch) gegen Juden?

Mit diesem Vergleich wollte Emcke die „radikale Wissenschaftsfeindlichkeit“ kritisieren, etwa solche, die sich gegen die Klimaforscher richtet. Die Partei-Chefs Annalena Baerbock (40) und Robert Habeck (51) hörten der Rede von der Bühne aus zu.

ABER: Der Vergleich zwischen Kritik an Klimaforschern und antisemitischer Hetze und Verfolgung von Juden, ist zutiefst geschmacklos. So verglichen z.B. auch die Corona-Leugner der sogenannten „Querdenker“-Bewegung sich immer wieder mit „den Juden“, um sich als verfolgte Minderheit zu stilisieren.

Die Grünen-Kanzlerkandidatin und Co-Chefin Annalena Baerbock mit Co-Chef Robert Habeck

Die Grünen-Kanzlerkandidatin und Co-Chefin Annalena Baerbock mit Co-Chef Robert Habeck

Foto: Kay Nietfeld/dpa

Auch bei radikalen Palästinenser-Demonstrationen kommt es immer wieder zur Behauptung, dass früher die Juden verfolgt wurden und nun man selbst. Eine antisemitische Behauptung, die das Ausmaß der Juden-Verfolgung relativiert und kleinredet.

Elio Adler, Vorsitzender der deutsch-jüdischen Organisation „WerteInitiative“, übt deutliche Kritik. „Berechtigte Klimaanliegen zu verteidigen, indem man die Opfer jahrhundertelanger Verfolgung und Mordtaten instrumentalisiert, ist völlig inakzeptabel“, sagt Adler zu BILD.

Während der terroristischen Angriffe der radikal-islamischen Hamas auf Israel hatte Adler eine Solidaritätskundgebung organisiert, bei der Vertreter von CDU, SPD, Linken und Grünen sprachen.

Grünen-Bundesgeschäftsführer Michael Kellner (44) stellt sich auf BILD-Anfrage hinter Emcke. Die Autorin sei „über jeden Verdacht des Antisemitismus erhaben und hat in ihrer Rede die Logik der Demagogie aufgedeckt“, so Kellner.

Seit Freitag um 16 Uhr läuft der dreitägige Grünen-Parteitag. 800 Delegierte sind zugeschaltet. Auf dem Parteitag soll über das Wahlprogramm abgestimmt werden. Zuletzt stürzten die Grünen in den Umfragen massiv ab, insbesondere Kanzlerkandidatin Baerbock verlor an Zustimmung.

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