Berliner Wohnungsmarkt – „Flüchtlinge“ unerwünscht

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Symbolbild

Soll das wirklich überraschend sein, dass Wohnungen ungern an Flüchtlinge vermietet werden?  Da schwingt wohl ein großes Unbehagen mit, zumal man nicht weiß, wen man sich ins Haus/in die Wohnung holt, was er/sie erlebt hat/haben – ob er/sie traumatisiert ist, wie er/sie „tickt“? Vielleicht haben Vermieter auch keine Lust, bei berechtigten Kündigungen von den „dankbaren“ Mietern als Rassist oder Nazi hingestellt zu werden, keine Lust, Menschen aus anderen Kulturkreisen zu erklären, dass man in Deutschland in geschlossenen Räumen keine Grills aufstellt, dass man in der Badewanne keine Tiere schlachtet, dass sich die Wohnung nicht von alleine aufräumt und der Müll nicht vom Balkon auf den Rasen/die Straße geworfen wird, die Spülung in der Toilette ausschließlich für den Gebrauch nach der Notdurft bestimmt ist, Elektroinstallationen bzw. Erweiterungen ausschließlich durch Fachleute durchgeführt werden und Einrichtungsgegenstände nicht verkauft werden? Einige Beispiele von enttäuschten Vermietern: Ruinierte Wohnungen durch FlüchtlingeWohnung leergeräumtHilfsbereitschaft mit Füßen getreten

Der Großteil der Vermieter vermietet nicht mal mehr an ALG-2-Empfänger, dabei spielt es kaum eine Rolle, wie berlinerisch die daherkommen oder wie lange sie überhaupt schon Stütze beziehen, respektive noch beziehen werden, oder aus welchen Gründen auch immer. Und nun wird sich darüber gewundert, dass sich die Herzen nicht schneller öffnen, wenn es um „Flüchtlinge“ geht?

Wohnungsknappheit gab es bereits in Berlin schon lange vor den massiven Migrationsströmen ab 2015, Bürger die händerin­gend, verzweifelt nach einer Wohnung suchen. Es hat nie wen interessiert? Nun, die schlechte Nachricht ist: Viele tun es noch immer!

Damit die Wohnungssuche sich leichter gestaltet, kämpft ein Soziaprojekt gegen die Benachteiligung von „Flüchtlingen“ auf dem Berliner Wohnungsmarkt, also mit dem Mittel der Diskriminierungskeule, um Vermieter überzeugend zu ihrem Glück zu verhelfen, notfalls per Klage bei Gericht:

[…] Der Berliner Wohnungsmarkt ist stark angespannt. Der soziale bezahlbare Wohnraum schwindet rapide. Insbesondere Flüchtlinge haben mit krasser Benachteiligung durch private Vermieter zu kämpfen. Eine kleine Berliner Fachstelle sagt der Ungerechtigkeit den Kampf an.

„Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt ist leider Gang und Gebe. Von der Vermieterseite heißt es dann: für Leute, die Arbeitslosengeld beziehen, haben wir keine Kontingente oder wir vermieten nicht an Flüchtlinge“, sagt Remzi Uyguner, Mitarbeiter in der Fachstelle gegen Diskriminierung auf dem Berliner Wohnungsmarkt. Mal sei es die Befürchtung vor zu lauter Musik, mal die Angst vor Vermüllung oder es liegt an zu vielen Kindern. „Insbesondere bei Geflüchteten hören wir immer wieder von zwei Ausschlusskriterien bei der Vermietung: Sprache und Haushaltsgröße.“ Wer Deutsch nicht könne, könne auch die Verträge nicht verstehen – oder die Anweisungen der Feuerwehrleute, die anrücken, wenn es mal brennt, so die gängige Begründung.
Aus dem Unterstützernetzwerk der Geflüchteten kommen bislang drei Viertel der Diskriminierungsfälle, die Uyguner betreut. Kein Wunder: In Berlin leben noch über 25.000 Geflüchtete teils unter menschenunwürdigen Verhältnissen zusammengepfercht in Notunterkünften, die auf der Suche nach bezahlbaren Wohnungen sind, dabei aber kaum eine Chance haben. Der Familiennachzug kommt nun auch noch.
Das Hauptproblem seiner Arbeit besteht darin, Diskriminierung überhaupt erst nachzuweisen. Das Erste, was er Opfern daher immer rät, ist, Beweise zu sammeln und Zeugen anzusprechen. Die Hilfe durch die Fachstelle ist kostenlos und mehrsprachig. Auch Beistand vor Gericht ist möglich. Aber zu diesem Schritt kann Uyguner nur raten, wenn es genug Beweise gibt. […] Quelle: Focus Online/7.11.2017

 

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