Oberbayern:Eine Marienerscheinung für Unterflossing

Oberbayern: Ein italienischer Seher behauptet, Maria liebe Bayern und Österreich besonders. Im Bild: Eine Marienstatue in einer Kapelle in Ebersberg.

Ein italienischer Seher behauptet, Maria liebe Bayern und Österreich besonders. Im Bild: Eine Marienstatue in einer Kapelle in Ebersberg.

(Foto: Christian Endt)

In dem kleinen Ort in Oberbayern glauben einige Bewohner an ein Wunder. Ein selbsternannter Seher behauptet, im März erscheine dort zum dritten Mal die Mutter Gottes.

Kolumne von Katja Auer

Die Kirchgänger werden immer weniger, das ist selbst im christlich geprägten Bayern längst Normalität. Und angesichts des Finanzskandals im Bistum Eichstätt oder den gerade erst bekannt gewordenen Misshandlungen von Kindern in Heilig Kreuz in Donauwörth, über die das Bistum Augsburg jahrelang geschwiegen hat, ist es auch kein Wunder. Nach einem solchen sehnen sich die Leute aber offenbar doch, nach einem direkten Wink von ganz oben, einer Offenbarung oder so etwas, wie es das Bodenpersonal nicht hinbekommt.

In Unterflossing soll es das geben, die Gottesmutter persönlich soll in dem Örtchen mit den 100 Einwohnern erschienen sein, zweimal schon, und ein drittes Mal hat sie sich bereits angekündigt. Die Leute pilgern bereitwillig zur St.-Laurentius-Kapelle, die ein Privatmann vor einigen Jahren gekauft und renoviert hat. Der selbsternannte italienische Seher Salvatore Caputa ist der Mittler zwischen Maria und den Menschen, über ihn hat sie zuletzt ausrichten lassen, dass sie sich den Frieden auf Erden wünsche. Und dass sie Bayern und Österreich besonders liebe.

Die katholische Kirche, zuständig für Marienerscheinungen aller Art, in diesem Fall das Erzbistum München und Freising, hat sich nun distanziert vom Seher und dem angeblichen Wunder und mitgeteilt, dass es sich um kirchlich nicht anerkannte Vorgänge handle. Solche gibt es, die Erscheinungen von Lourdes und Fatima etwa, alle offiziell anerkannt. Die im fränkischen Heroldsbach zwar nicht, eine Gebetsstätte am Ort, den Maria in der Nachkriegszeit regelmäßig aufgesucht haben soll, aber schon. Pilger kommen immer noch, nicht mehr zu Tausenden wie damals, aber beständig.

Wie die Kirche urteilt, ist dem Kapellenbesitzer von Unterflossing wurscht, sagt er sinngemäß, sein Vertrauen in den Seher reicht offenbar tiefer. Dass die Muttergottes immer am Wochenende erscheint, wenn die Marienverehrer auch Zeit haben, und noch dazu den nächsten Termin praktischerweise Monate vorher ankündigt, verwundert den Mann keinesfalls. Nicht einmal, dass sie stets pünktlich um 16.30 Uhr erscheint, mit Ansage. "Sie kennt doch die Uhr", soll er auf die Frage eines Zweiflers geantwortet haben. Sie scheint groß zu sein, die Sehnsucht nach einem Wunder.

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