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Soziales

Weiter tiefe Gräben beim Thema Abtreibung

Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ) hat zuletzt gefordert, dass in Tirol die Möglichkeit zum Schwangerschaftsabbruch niederschwellig und kostenlos sein müsse. Auch im Regierungsprogramm ist der niederschwellige Zugang festgeschrieben. Bischof Hermann Glettler zeigt dafür kein Verständnis.

Tirol brauche mehr Möglichkeiten für Abtreibungen, bei niedergelassenen Ärztinnen und in allen öffentlichen Krankenhäusern. Breit, niederschwellig und kostenlos müsse der Zugang für betroffene Frauen sein, forderte die neue Soziallandesrätin Eva Pawlata (SPÖ). Mit dem Nachsatz, dass Beratungsangebote kirchlicher Einrichtungen für betroffene Frauen verzichtbar seien.

Bischof Hermann Glettler
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Bischof Hermann Glettler

Diözesanbischof Hermann Glettler zeigte sich empört, dass kirchliche Beratungseinrichtungen „automatisch“ ausgeschlossen sein sollen. „Das geht nicht, weil wir von Seiten der Kirche, von Caritas, der kirchennahen Aktion Leben und Familienberatungsstellen sehr wohl ergebnisoffene Beratung anbieten.“ Es gebe aber ein klares Nein seinerseits, dass Abtreibungen an öffentlichen Gesundheitseinrichtungen durchgeführt werden sollen.

Zugang zu Gesundheitsversorgung gewährleisten

Rückendeckung bekam die Soziallandesrätin von Parteikolleginnen wie Elisabeth Fleischanderl. Man habe sich im Regierungsprogramm mit der ÖVP ganz klar geeinigt, dass es eine Möglichkeit im niedergelassenen Bereich oder in öffentlichen Einrichtungen geben soll, so die rote Klubobfrau. Wenn die Entscheidung zum Schwangerschaftsabbruch fällt, sei es Aufgabe der Gesundheitsversorgung, den Frauen den Zugang dazu zu gewährleisten, so die Tiroler SPÖ-Nationalratsabgeordnete Selma Yildirim.

Bischof Glettler betonte, dass das sensible Thema Abtreibung sowohl entpolitisiert als auch „entbanalisiert“ werden müsse. Es gehe nicht nur um das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, sondern auch um das fundamentale Lebensrecht des Kindes, so Glettler. Dieses „Und“ sei ihm wichtig.

Elisabeth Fleischanderl
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SPÖ-Klubobfrau Elisabeth Fleischanderl

Jährlich rund 30.000 Abtreibung österreichweit

Österreichweit werden 30.000 Abtreibungen pro Jahr durchgeführt. In Tirol sind es offiziell 900. Die Möglichkeit dazu bietet hier seit Jahren nur ein Arzt. Für einen Abbruch sind in Tirol zwischen 500 und 800 Euro zu bezahlen. In vielen anderen Bundesländern ist ein Schwangerschaftsabbruch an öffentlichen Krankenhäusern möglich, so Abgeordnete Yildirim.

Bischof Glettler geht davon aus, dass der Bedarf in Tirol nicht so groß sei, „wie er propagiert wird“. Zugleich finde er den Slogan „niederschwellig, kostenfrei und flächendeckend“ problematisch, so Glettler. Auch innerhalb des großen Koalitionspartners ÖVP gibt es konservative Stimmen, die Abtreibung möglichst nicht zu niederschwellig angeboten wissen wollen. Doch auch bei der Volkspartei scheint ein neuer Wind zu wehen – in Person der neuen Gesundheitslandesrätin Cornelia Hagele – mehr dazu in Thema Abtreibung scheidet die Geister.