Gesundheit

CoV: Viele psychosoziale Problemfelder

Der Wiener psychosoziale Krisenstab (PSKS) sieht zahlreiche Problemfelder durch das Coronavirus. Dazu zählen etwa die Sorge um Angehörige, Einsamkeit oder Existenzängste. Die wichtigsten Gegenmaßnahmen werden derzeit koordiniert.

„Psychosoziale Maßnahmen sind bei der Eindämmung einer Pandemie unverzichtbar und sind genauso ein Pfeiler wie physische Distanz, Isolierung von Betroffenen, Nachverfolgung/Testen von Kontaktpersonen. Im Verlauf einer Pandemie werden psychosoziale Aspekte immer bedeutsamer“, so Georg Psota, Chefarzt der Wiener Psychosozialen Dienste (PSD), am Dienstag gegenüber der APA.

Die in dem Gremium vertretenen Experten sind Repräsentanten der wichtigsten Institutionen im psychosozialen Bereich Wiens. Was sie als Grundlage ihrer Arbeit betrachten: Von sozialer Distanz bzw. Distanzierung in der Öffentlichkeit zu sprechen, sei eigentlich falsch bzw. problematisch. Infektionen mit SARS-CoV-2 würden durch körperliches Distanzhalten verhindert, nicht durch Einschränkung von Sozialkontakten an sich.

Hohe Belastungen in der gesamten Bevölkerung

„Aus Sicht des PSKS ist von hohen und ansteigenden psychosozialen Belastungen in der gesamten Bevölkerung auszugehen. Zum einen aufgrund der Pandemie selbst: Angst vor Ansteckung; Angst zu sterben; Sorge um Angehörige. Zum anderen aufgrund der Folgen der Maßnahmen zur Pandemie-Eindämmung: insbesondere Bedrohung/Verlust der Existenz, Einsamkeit und soziale Isolation; fehlende Tagesstruktur; negativer Lebensstil; Einschränkungen in der Gesundheitsversorgung; sowie erhöhter Stress und daraus vermehrte Konflikte und häusliche Gewalt“, heißt es in einem am Montag präsentierten Expertenpapier.

Identifiziert hat man auch jene Personengruppen, die besonders von den psychosozialen Herausforderungen durch Covid-19 betroffen sind und die besonders Hilfe benötigen: ältere Menschen, Menschen mit körperlichen und/oder psychischen Erkrankungen, direkt von der Viruserkrankung Betroffene (Patienten, Angehörige, Hinterbliebene), Menschen in Quarantäne, Kinder bzw. deren Familien, alleinstehende vereinsamte Menschen, Personen in der Jugend-, Wohnungslosen-, Flüchtlings- und Behindertenhilfe sowie deren Helferinnen und Helfer und medizinisches Personal.

Mehr psychische Erkrankungen

Als Folge der Pandemie können laut Expertenpapier etwa mehr psychische und körperliche Erkrankungen drohen. Durch den erhöhten Stress droht eine Zunahme häuslicher Gewalt, insbesondere bei Frauen und Kindern in jungen Familien. Gefährdet wird auch die Versorgung von Menschen mit psychischen Erkrankungen, da sich die Einschränkungen in der Grundversorgung auswirken können.

Gewarnt wird auch vor sozialer Isolation. Vor allem bei älteren Menschen kann sich die Einsamkeit verschlimmern. Psota warnte gegenüber der APA zudem, dass „die Gefährdung der Existenz in Zukunft noch mehr Gewicht bekommen“ werden.