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Berlin: Schrottfahrzeuge in der Hauptstadt: Feuerwehrmänner beklagen „desolate Situation“
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Berliner Feuerwehrleute bei einer Übung.
Paul Zinken/dpa Berliner Feuerwehrleute bei einer Übung.
  • FOCUS-online-Autor

Die Berliner Bürger dürften derzeit mehr denn je hoffen, von einem Feuer verschont zu bleiben, denn: Auf die Feuerwehr der Hauptstadt können sie sich nur bedingt verlassen. Viele Einsatzfahrzeuge sind marode, springen nicht mehr an oder werden vom TÜV aus dem Verkehr gezogen.

Mehr als 150 Fahrzeuge befinden sich momentan in der Werkstatt oder werden auf die Hauptuntersuchung beim TÜV vorbereitet, sagt Sascha Guzy, Vorsitzender des Landesfeuerwehrverbandes Berlin. Die Fahrzeuge sind im Schnitt 15 Jahre alt. „Bei der großen Belastung der Berliner Feuerwehren sind viele Fahrzeuge einfach hinüber“, fährt er fort.

Die Fahrzeuge der Behörden müssten anders als Privatautos jährlich auf Herz und Nieren überprüft werden – „und das dauert länger als wenn Sie ihr Auto zum TÜV bringen und am selben Abend wieder mitnehmen“, sagt Guzy. Ersatzteile müssten aufwändig bestellt werden, teilweise müssten sie sogar extra angefertigt werden, weil für die alten Fahrzeuge keine Teile mehr im regulären Handel erhältlich seien.

Freiwillige Feuerwehren stehen ohne Löschfahrzeuge da

Der Notstand gehe sogar so weit, dass Freiwillige Feuerwehren ihre Einsatzfahrzeuge an die Berufsfeuerwehr abtreten müssen, erläutert der Landesverbandsvorsitzende. Dafür gebe es eine interne Prioritätenliste, in der genau geregelt sei, welche Fahrzeuge im Bedarfsfall an wen gehen. „Aber damit machen wir das Ehrenamt kaputt“, sagt Guzy und verweist auf die demoralisierende Wirkung, die leere Garagen und zwangsweise inaktive Freiwillige Feuerwehren auf die Ehrenamtlichen hätten.

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In einem Offenen Brief hat sich der Landesfeuerwehrverband schon im Sommer an den Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) gewandt und die Situation angeprangert: „Derzeit sind aufgrund der weiterhin desolaten Situation der Löschfahrzeuge mehrerer Freiwillige Feuerwehren in ihrer Einsatzbereitschaft eingeschränkt oder waren in den letzten Tagen komplett abgemeldet." Es drohe, dass weitere Fahrzeuge stillgelegt werden.

Das heißt: Im Notfall, etwa bei einem Brand, können mehrere Freiwillige Feuerwehren nicht ausrücken, weil nicht genügend einsatzfähige Löschfahrzeuge zur Verfügung stehen. Zwar würde dann die nächstgelegene Feuerwehr einspringen, wie Guzy erklärt, aber natürlich sei der Faktor Zeit bei solchen Notfällen entscheidend. Schon wenige Minuten hätten eine enorme Bedeutung.

Innensenats-Sprecher: „Das Thema ist nicht neu“

Wie reagiert der Berliner Innensenat auf diese Zustände? Auf Nachfrage von FOCUS Online räumt ein Sprecher ein, dass „das Thema nicht neu“ sei. Er verweist auf einen Maßnahmenkatalog, der gemeinsam mit Vertretern der Feuerwehren erarbeitet worden sei und der garantiere, dass neue Fahrzeuge angeschafft würden. Doch wie konnte es überhaupt passieren, dass der Fuhrpark derart heruntergewirtschaftet wurde?

„Das soll nicht nach einer Ausrede klingen“, antwortet der Sprecher, „aber das ist eine Frage für den Vorgänger-Senator.“ Der Innensenator „muss das jetzt, in Anführungszeichen, ausbaden“, obwohl die Versäumnisse schon Jahre zurücklägen.

Man könne einen ganzen Fuhrpark eben nicht mit einem Fingerschnippen herbeizaubern. „Das dauert von der Ausschreibung bis zur Auslieferung mindestens ein Jahr“, sagt der Sprecher. Geisel sei sich des Problems bewusst und habe auch schon viel getan. Er gehe die Sache an, wie die 100 neuen Fahrzeuge zeigen, die im Haushalt 2018/2019 veranschlagt seien.

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"Nur ein Tropfen auf den heißen Stein"

Verbandsvorsitzender Guzy lacht freudlos, als das Thema aufkommt. „Wir begrüßen die Maßnahmen natürlich“, sagt er, „doch das Ganze ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein.“ Überwiegend seien Rettungswagen angeschafft worden, keine Löschfahrzeuge – das ändere an der prekären Situation der Feuerwehren kaum etwas, klagt er.

Durch „jahrzehntelanges Kaputtsparen“ seien die Fahrzeuge in einem katastrophalen Zustand, sagt Guzy bitter. Das werde sich auch in Zukunft nicht ändern, sagt er und verweist auf die für die Jahre 2018 und 2019 vorgesehenen Investitionen in den Fahrzeugbestand der Feuerwehren: „17,4 Millionen Euro sind einfach zu wenig. Angemeldet waren für 2018 21,3 Millionen, für 2019 51,4 Millionen Euro – und diese Summen sind das absolute Minimum, um die Größe des Fuhrparks zu erhalten!“, sagt der Verbandsvorsitzende. Was die Dauer einer Neubeschaffung angeht ist Guzy übrigens nicht so optimistisch wie der Sprecher des Berliner Innensenats: Er geht von mindestens zwei Jahren aus, bis neue Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Mindestens so lange wird sich an der Situation der Berliner Wehren also nichts Gravierendes ändern.

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