Die Berliner Polizei hat nach den tödlichen Schüssen vor der Konzerthalle Tempodrom einen ersten Verdächtigen ermittelt. Der 48-Jährige gehöre zu den Männern, die am Freitagabend durch Schüsse verletzt worden seien, teilte die Staatsanwaltschaft am Donnerstag mit. Gegen den Mann wurde Haftbefehl wegen Totschlags erlassen. Zu weiteren Beteiligten werde noch ermittelt.
Am Freitagabend um kurz vor 23.00 Uhr fielen vor der Veranstaltungshalle in Berlin-Kreuzberg die Schüsse. Ein 42-jähriger Mann mit türkischer Staatsangehörigkeit starb an einem Schuss in den Oberkörper. Vier weitere türkischstämmige Männer im Alter zwischen 28 und 52 Jahren wurden durch Schüsse verletzt, einer von ihnen schwer. Der Angriff soll nach den bisherigen Erkenntnissen vermutlich auf das Konto mehrerer Männer gehen.
Zu der Comedyshow „Güldür Güldür“ in Berlin-Kreuzberg waren am Freitagabend rund 3000 Besucher in das einem Zirkuszelt nachempfundenen Tempodrom geströmt, um sich zu amüsieren. Kurz vor Schluss der Vorstellung gegen 23 Uhr fielen dann die Schüsse vor dem Veranstaltungsort. Wenig später rückte die Polizei mit rund 200 Einsatzkräften an, Beamte mit Maschinenpistolen sicherten den Ort des Geschehens. Da waren die Schützen allerdings schon auf und davon. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt.
Besucher bekamen nichts von der Tat mit
Die Besucher der Veranstaltung im Tempodrom wurden nach den Schüssen über Seiten- und Hinterausgänge aus dem Gebäude gebracht. Es sei alles sehr kontrolliert und ohne Panik abgelaufen, berichtete ein dpa-Reporter. Die Besucher hätten von den Geschehnissen größtenteils nichts mitbekommen. Sie mussten größtenteils Taschen, Rucksäcke und Autos zurücklassen, die sie einen Tag später abholten.
Medienberichten zufolge konnte die Polizei verhindern, dass es noch mehr Verletzte oder Tote gab. Dies berichtet der Berliner „Tagesspiegel“ unter Berufung auf Polizeikreise. Die Beamten hätten deshalb so schnell eingreifen können, weil sich eine Zivilstreife und ein Mobiles Einsatzkommando (MEK) in unmittelbarer Nähe aufgehalten hätten, schreibt die Zeitung. Ein MEK-Team habe schon beim Eintreffen einen Mann erkannt, der polizeibekannt gewesen sei.
Ebenfalls aus Sicherheitskreisen erfuhr der „Tagesspiegel“, dass die Ermittler derzeit von vier türkischstämmigen Tatverdächtigen ausgehen. Sie hätten den Opfern gezielt in die Beine geschossen. Dies könne im Milieu krimineller Clans darauf hindeuten, dass die Angegriffenen „verwarnt“ werden sollten.
Was steckt hinter den Beinverletzungen?
Tatsächlich lägen Beinverletzungen vor, bemerkte die Sprecherin der Generalstaatsanwaltschaft dazu. Dass es sich um eine gezielte Attacke handelte, ist ihr zufolge aber Spekulation. Auch dass es sich bei den Angreifern um rund 15 schwarz gekleidete Gestalten handelte, wie der „Tagesspiegel“ unter Berufung auf ein türkisches Nachrichtenportal berichtete, bestätigte die Sprecherin nicht.
Ob die Tat mit der Veranstaltung im Zusammenhang stand, war laut Sprecherin der Staatsanwaltschaft zunächst ebenfalls unklar. Es bestehe zwar ein „örtlicher Zusammenhang, ob es einen inhaltlichen Zusammenhang gab, wissen wir nicht“.