Im Westen nichts Neues. Proteste zu Jakobi

25. Juli 2011


Heute feiert die Kirche das Fest des Apostels Jakobus der Ältere, seit dem 8. Jahrhundert Patron Spaniens, wo er der Überlieferung nach als Missionar tätig gewesen sein soll. In Spanien wird er unter dem Namen Santiago verehrt. Der 25. Juli ist sein Todestag.

Viel zu feiern hat Spanien derzeit nicht. Das Land steckt in seiner schwersten politischen und wirtschaftlichen Krise seit dem EU-Beitritt (1985). Gestern gingen in Madrid, also dort, wo in drei Wochen der Weltjugendtag stattfindet, wieder Zehntausende auf die Straße, um gegen die hohe Arbeitslosigkeit und den politischen Umgang mit der Wirtschaftskrise zu protestieren. Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, der Anteil der Arbeitslosen unter den Schulabgängern liegt etwa doppelt so hoch. Die Wirtschaft stagniert, der einfallslose Sparkurs der Regierung frustriert die Leistungsträger.

Im nächsten Jahr wählt Spanien eine neue Regierung. Erst im nächsten Jahr. Denn der scheidende Ministerpräsident Zapatero schließt einen Rücktritt und vorzeitige Neuwahlen aus – wenigstens das könnte er für sein Land tun, so der sarkastische Tenor in den Reihen der Demonstranten. Doch auch der Volkspartei mit Oppositionsführer Rajoy trauen sie nicht viel zu.

Im letzten Jahr hatte Spaniens König Juan Carlos seine mehrheitlich katholischen Untertanen aufgefordert, sich auf die Fürsprache des Heiligen Santiago der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen. Dieser Gedanke hat zwölf Monate später nichts an Aktualität verloren. Ob er allerdings beim Volk ankommt, darf bezweifelt werden. Denn eins hat Zapatero geschafft: Mit radikalem Laizismus und Anti-Klerikalismus die traditionelle Frömmigkeit und das demütige Gottvertrauen als Basis der Lebensführung zu marginalisieren. So fiel es den spanischen Bauunternehmern, den spanischen Kreditinstituten und den spanischen Immobilienspekulanten nach 2004 noch leichter zu verdrängen, dass Gier eine Todsünde ist.

(Josef Bordat)

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