Franziskus reist als erster Papst in VAE

Papst Franziskus macht einen neuen wichtigen Schritt im Dialog mit dem Islam: Wenige Tage nach seiner Rückkehr vom katholischen Weltjugendtag in Panama besucht er von 3. bis 5. Februar die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), berichtete Kathpress.

Erstmals wird damit ein Papst die Arabische Halbinsel betreten, die für den Islam in Teilen heiliges Land ist. Neben der Begegnung mit dem in Abu Dhabi beheimateten „Muslim Council of Elders“ („Muslimischer Ältestenrat“) und einer interreligiösen Konferenz hat die Papstvisite aber auch eine weitere Bedeutung: Sie gilt mit den Vereinigten Arabischen Emirate einem der Staaten, der zumindest Kultfreiheit für Christen einräumt.

In den Öl-Emiraten am Golf leben unter den rund zehn Millionen Einwohner rund eine Million Katholiken, der größte Teil von ihnen Gastarbeiter aus Südasien. So werden vor allem aus den Emiraten, aber auch aus dem benachbarten Oman wie sogar aus dem kriegsgeplagten Jemen zahlreiche Gläubige erwartet, wenn der Papst am 5. Februar erstmals in den Emiraten eine katholische Messe als Massenveranstaltung feiert.

135.000 Plätze für Gottesdienst

Am Freitag gaben die Organisatoren des Besuchs bekannt, dass die Platzkapazität für die Teilnahme an dem Gottesdienst in einem Stadion von 120.000 auf 135.000 erhöht werden konnte. Die kostenlosen Zähltickets wurden über die Pfarren der Region verteilt.

Der Papst folgt mit seinem Besuch einer Einladung von Kronprinz Muhammad bin Zayid Al Nahyan und der katholischen Kirche in den Emiraten. Unmittelbarer Anlass ist eine interreligiöse Begegnung mit dem Titel „Human Fraternity“ (Menschliche Brüderlichkeit). Die Konferenz findet am 4. Februar im Founder’s Memorial statt, einem modernden, dem Staatsgründer gewidmeten Kulturzentrum in Abu Dhabi.

Details noch nicht bekannt

Das detaillierte Tagungsprogramm ist bisher jedoch ebenso wenig bekannt wie die weiteren Teilnehmer. Einzig Franziskus’ argentinischer Rabbiner-Freund Abraham Skorka verriet im US-Jesuiten-Magazin „America“ unlängst, er werde Teilnehmer der Konferenz sein.

Mit der Veranstaltung betonen die Emirate ihren Anspruch, die modernere, aufgeschlossenere Seite Arabiens zu sein. Der Präsident der Emirate, Scheich Khalifa bin Zayed, hat 2019 zu einem „Jahr der Toleranz“ ausgerufen. Sein Bruder und De-facto-Regierungschef Kronprinz Muhammad bin Zayed wünschte am 25. Dezember allen Christen weltweit „Frieden und Glück“ zum Weihnachtsfest. Er hatte bereits im September 2016 den Papst in Rom besucht.

Treffen mit Islam-Gelehrten

Vor der interreligiösen Konferenz trifft der Papst mit der islamischen Gelehrten-Vereinigung des „Muslim Council of Elders“ zusammen. Die 2014 gegründete Vereinigung mit Sitz in Abu Dhabi will Spaltungen und Fehden innerhalb des Islam überwinden und gegen extremistische Brandstifter eine religiöse Botschaft humaner Werte und der Toleranz verteidigen. Leiter des Rats ist Großscheich Ahmad al-Tayyeb von der Kairoer Al-Azhar-Universität.

Ort der Begegnung, die als privat charakterisiert wird, ist die Scheich-Zayid-Moschee, das größte islamische Gotteshaus der Emirate. Allein das Grundstück übertrifft die Fläche des Vatikanstaats um ein Viertel. 41.000 Menschen finden Platz in der Moschee.

Am 5. Februar besucht der Papst zunächst die katholische Bischofskirche (Josefskathedrale) von Abu Dhabi, wo sonst in 20 Sprachen die Eucharistie gefeiert wird. Das Gotteshaus im Stadtteil Al-Mushrif, wo sich im Umkreis von wenigen hundert Metern auch eine Moschee und mehrere weitere Kirchen u. a. von Kopten, Protestanten und Orthodoxen befinden, hat kein Turmkreuz. An der Außenwand der Josefskathedrale ist allerdings ein großes Jesus-Fresko zu sehen.

Große Messe in Sportstadion

Anschließend feiert Franziskus im Zayed-Sports-City-Stadion, der größten Sportarena in den Vereinigten Arabischen Emiraten, den großen Gottesdienst. Dass der Papst auf dem Territorium der Vereinigten Arabischen Emirate, die offiziell strikt an der islamischen Gesetzgebung festhalten, einen öffentlichen christlichen Gottesdienst feiern kann, wird als „Zeichen der Versöhnung“ gewertet. Die Messe im Stadion sendet auch eine Botschaft an das benachbarte Saudi-Arabien, wo Christen nur hinter verschlossenen Türen das Bibelwort teilen und Abendmahl feiern können.

Die Emirate hingegen präsentieren sich gern als liberal: In Abu Dhabi wurde die erste Josefskirche - damals noch auf einem Grundstück direkt an der Meeresküste - 1965 geweiht. Mitte der 1980er Jahre entstand der Neubau der bestehenden Kathedrale. Insgesamt gibt es in den Vereinigten Arabischen Emiraten acht katholische Kirchen. Ein weiteres Gotteshaus in Ruwais ist im Bau. Die katholische Kirche führt auch fünf Schulen mit rund 8.500 Schülerinnen und Schülern. Seit 2007 bestehen diplomatische Beziehungen zwischen den Emiraten und dem Vatikan, 2010 entsandten die Emirate ihre erste Botschafterin an den Heiligen Stuhl.

religion.ORF.at/KAP/APA

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