Ökumenisches Heiligenlexikon

Roselina von Celle-Roubaud

auch: Rosalina, Rossolina

1 Gedenktag katholisch: 17. Januar
Fest im Kartäuserorden: 6. Juli

Name bedeutet: die kleine Rose (latein. - italien.)

Priorin in Celle-Roubaud, Mystikerin
* 27. Januar 1263 im Schloss von Les Arcs in Frankreich
17. Januar 1329 im Kloster Celle-Roubaud, heute ein Ortsteil von Les Arcs in der Provence in Frankreich


Roselina war das erste von sechs Kindern des Giraud II. Villeneuve, dem Herren von Arcs, Flayose und Trans, und der Aigline von Sabran d'Uzès. Bei einer Hungersnot versorgte die 12-jährige die Armen mit Brot; als ihr Vater sie zur Rede stellte, verwandelte sich das Brot in Rosen, so wie wenige Jahrzehnte zuvor bei Elisabeth von Thüringen; im selben Jahr starb ihre Mutter. 1278 kam sie als Novizin ins Kartäuserinnenkloster Saint-André-de-Ramières, das zuvor im nahen Prébayon - heute Ruinen bei Sablet im Département Vaucluse - beheimatet war; dort ereignete sich das Engelwunder: weil Roselina ganz im Gebet versunken war, versäumte sie, das Frühstück zu bereiten; als ihre Mitschwestern deshalb ohne die Mahlzeit zu bleiben schienen und sie sich auf Knien bei der Novizenmeisterin entschuldigen wollte, kamen die Engel und erledigten die Arbeit.

Marc Chagall: „Die Mahlzeit der Engel”, 1975, gefertigt im Auftrag der Schloss- und Weingutbesitzer, in der Roselina geweihten Kapelle des ehemaligen Klosters Celle-Roubaud
Marc Chagall: Die Mahlzeit der Engel, 1975, gefertigt im Auftrag der Schloss- und Weingutbesitzer, in der Roselina geweihten Kapelle des ehemaligen Klosters Celle-Roubaud

Nach einem Jahr kam sie ins Kloster Notre-Dame de Bertaud in der Einsamkeit der Berge hinter dem Dorf Rabou bei Gap, das 1260 Kartäuserinnenkloster wurde, zuvor zu den Benediktinern gehörte. Nach einem weiteren Jahr konnte sie ihre Profess ablegen, blieb dann weitere fünf Jahre in der Einsamkeit und Kälte des Klosters in den Bergen. 1285 kam sie als Wirtschafterin ins Kloster Celle-Roubaud - heute ein Ortsteil von Les Arcs -, in dem ihre Tante Jeanne de Villeneuve Priorin war. 1288 wurde sie dort zur Diakonisse geweiht. 1298 ordnete Papst Bonifatius II. die Abschottung der Klöster an; Roselina konnte noch ein letztes Mal ihren schon alten und kranken Vater besuchen. 1300 folgte sie ihrer Tante, die altershalber verzichtet hatte, im Amt als Priorin. Gerühmt wurden Roselinas Charisma, ihre große Barmherzigkeit gegenüber den Armen, ihre wundertätigen Gaben und ihr bußfertiges Leben; so schlief sie keine Nacht länger als drei bis vier Stunden.

Roselina-Kapelle mit Altar und Roselina-Statute in der Kathedrale in Celle-Roubaud
Roselina-Kapelle mit Altar und Roselina-Statute in der Roselina geweihten Kapelle in Celle-Roubaud Russ Collins

Eines Tages erschien ihr Christus mit dem Ausdruck unbeschreiblicher Leiden im Antlitz; Roselina verdoppelte daraufhin die Stunden, die sie im Gebet zubrachte, ihre Anstrengungen und Abtötungen. Nachdem Roselinas Bruder Hélion, Teilnehmer am 6. Kreuzzug und Großmeister im Johanniterorden, in Gefangenschaft geraten war, wurde er durch Roselina Fürbitte befreit und in seine Heimat zurückgeführt - genau so, wie sie ihm bei seinem Abschied schon prophezeit hatte. 1328 legte sie ihr Amt nieder, um sich auf den herannahenden Tod vorzubereiten. Als sie starb - wie eine Obduktion 1894 ergab, weil sie Nierensteine hatte - wurde ihre Zelle von hellem Licht und himmlischer Musik erfüllt.

An Roselinas Grab ereigneten sich bald schon zahlreiche Wunder: Kranke wurden geheilt, Lahme konnten wieder gehen, Blinde wieder sehen. Eines Tages war das Grab von Rosenduft umgeben; daraufhin wurde ihre Gebeine in die Kapelle im Kloster Celle-Roubaud übertragen; fünf Jahre nach ihrem Tod war ihr Leichnam noch unversehrt; ihre glänzenden Augen wurden dabei in eine spezielles Reliquiarium gelegt. Auch bei einer Erhebung 1614 waren Ihre sterblichen Überreste abgesehen von einer Eintrocknung am Mund völlig intakt. 1660 bezweifelte König Ludwig XIV., dass diese glänzenden Augen echt seien und ließ seinen Leibarzt mit einer Nadel ins linke Auge stechen, das daraufhin verlosch, was die Echtheit zwar bestätigte, das Leuchten aber zerstörte.

Armand Caillat: Reliquiar mit den Augen von Roselina, 1883, in der Roselina geweihten Kapelle des ehemaligen Klosters Celle-Roubaud
Armand Caillat: Reliquiar mit den Augen von Roselina, 1883, in der Roselina geweihten Kapelle des ehemaligen Klosters Celle-Roubaud

1420 wurde das Kloster Celle-Roubaud von Benediktinern übernommen, 1504 von Franziskanern. 1750 wurde das Kloster geschlossen, 1791 kamen die Gebäude in Privatbesitz, die Kapelle in den Besitz der bürgerlichen Ortsgemeinde. Im 17. Jahrhundert wurden viele der Reliquien gestohlen, 1835 wurden die restlichen Gebeine in einen Glassarg gebettet, 1894 in den heutigen Glassarg umgebettet, 1996 einer gründlichen archäologischen Untersuchung unterzogen.


Zu der heute Roselina geweihten Kapelle an der Stelle des ehemaligen Klosters hinter dem Dorf Rabou bei Gap gibt es bis heute am ersten Sonntag im Juli eine Wallfahrt zu Ehren von Roselina.

Kanonisation: Roselinas Verehrung als Heilige wurde 1857 erlaubt.
Patronin der Provence, der Kartäuser und Malteser.

Catholic Encyclopedia


Die ehemalige Kartause Celle-Roubaud ist heute ein Schloss und Weingut, benannt nach Roselina. Angeschlossen ist die Kapelle, in der Roselina verehrt wird. Die Kapelle ist von Dienstag bis Sonntag von 14.30 Uhr bis 17 Uhr, im April und Mai sowie Oktober bis Dezember bis 17.30 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr zur Besichtigung geöffnet, im Januar bleibt sie geschlossen; der Eintritt ist frei. (2014)
An der Stelle des 1588 in den Religionskriegen niedergebrannten Klosters Notre-Dame de Bertaud im Hochtal hinter dem Bergdorf Rabou bei Gap steht heute die Kapelle de la Crote. Vom Parkplatz hinter dem Dorf führt der abgeschrankte Forst- und Wanderweg in gut eineinhalb Stunden zur Kapelle.





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Autor: Joachim Schäfer - zuletzt aktualisiert am 13.09.2015

Quellen:
• Vera Schauber, Hanns Michael Schindler: Heilige und Patrone im Jahreslauf. Pattloch, München 2001
• Lexikon für Theologie und Kirche, begr. von Michael Buchberger. Hrsg. von Walter Kasper, 3., völlig neu bearb. Aufl., Bd. 8. Herder, Freiburg im Breisgau 1999
• Anthony Vyvyan: Saint Roseline, Les Arcs 2005
• Jean-Pierre Anie: Les maisons de chartreux: des origines à la chartreuse de Pavie, Librairie Droz, Genf 1983

korrekt zitieren: Joachim Schäfer: Artikel
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Ökumenische Heiligenlexikon in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://d-nb.info/1175439177 und https://d-nb.info/969828497 abrufbar.


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