Helena Schwarz

Bis September 2020 erschienen zum Thema COVID-19 etwa 60.000 wissenschaftliche Arbeiten, darunter eindrucksvolle Studien in Bezug auf die schützende Wirkung von Vitamin D (1). Leider kommt dieser Zusammenhang in den Medien während der Covid-19-Krise kaum zur Sprache. Immerhin empfiehlt in den USA der Berater der Trump-Administration Dr. Anthony Fauci in einem Interview Vitamin D als Schutz vor Infektionen (2). Im Folgenden möchten wir Ihnen einige beeindruckende Studienergebnisse vorstellen.

Doppeltes Covid-Risiko bei Vitamin D-Mangel

Eine Publikation des führenden amerikanischen Vitamin D-Forschers Michael Holick fasst im September 2020 die zahlreichen Einzelstudien mit geringeren Fallzahlen eindrucksvoll in einer eigenen Auswertung mit nahezu 200 000 Teilnehmern zusammen (Abb. 1).  

Die SARS-CoV-2-Positivenrate aller Probanden betrug 9,3% und der mittlere saisonbereinigte Vitamin D-Spiegel lag bei 31,7 ng/ml. Die Positivenrate war bei 39.190 Patienten mit mangelhaften Vitamin D-Werten (<20 ng/ml) mit 12,5% um das Doppelte höher als bei den 12.321 Patienten mit Werten ≥ 55 ng/ml. In der Gruppe der Personen mit Vitamin D-Spiegeln von mehr als 55 ng/ml wurden nur 5,9% positiv auf SARS-CoV-2 getestet.

Die Studienautoren ziehen folgenden Schluss aus ihren Untersuchungen: “Die SARS-CoV-2-Positivität ist stark und umgekehrt mit den zirkulierenden Vitamin D-Spiegeln verbunden, eine Beziehung, die über Breiten, Ethnien, beide Geschlechter und Altersgruppen hinweg besteht” (3).

Abb. 1: Das Risiko, positiv auf SARS-CoV-2 getestet zu werden, sinkt mit steigendem Vitamin D-Spiegel. Dargestellt ist die Beziehung der Gesamtgruppe. Einzelheiten siehe Text (nach 1).

Eine deutsche Studie aus dem September 2020 belegt zudem, dass die oben genannten Zusammenhänge auch hierzulande zutreffen. Um den Zusammenhang des Vitamin D-Status mit der Intensität einer Covid-19-Erkrankung und dem damit einhergehenden Sterberisiko abzubilden, untersuchten Wissenschaftler der medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg 185 symptomatische Patienten. Der mittlere Vitamin D-Spiegel der gesamten Kohorte lag bei 16,6 ng/ml. 22% wiesen Vitamin D-Spiegel von <12 mg/ml auf und 64% hatten Werte unter 20 ng/ml. Der mittlere Vitamin D-Spiegel war in der Gruppe, die stationär behandelt werden musste, eindeutig niedriger.

Ergebnis: Lagen die Vitamin D-Spiegel der Probanden unter 12 ng/ml, so war das Sterberisiko um den Faktor 14,7 höher als bei den Patienten, die 12 ng/ml oder mehr Vitamin D aufwiesen. Das Risiko, künstlich beatmet werden zu müssen, war um den Faktor 6,12 höher (4).

Intervention mit Vitamin D rettet Leben

Aber auch damit nicht genug! Zunehmend werden auch prospektive Studien geplant und durchgeführt, um die Ergebnisse der geschilderten Beobachtungsstudien zu erhärten. Die internationale Vitamin D-Plattform Vitamin D-Wiki (5) listet im September 2020 mehr als 30 solcher angemeldeten Studien auf.

Diese offiziell als evidenz-basiert bezeichneten Untersuchungen setzen voraus, dass nicht im Nachhinein ausgewertet wird, wer mit welchen Vitamin D-Spiegeln wie krank war, sondern dass die Patienten prospektiv, d. h. bei der Aufnahme ins Krankenhaus oder auch zu Hause beim Auftreten der ersten Symptome eine bestimmte Dosis Vitamin D zuführen und für einen bestimmten Zeitraum beibehalten.

Eine dieser prospektiven Studien, nämlich die Studie von Castillo et al. (Oktober 2020), wurde kürzlich beendet und veröffentlicht. Von 76 mittels PCR-Test Corona-positiv getesteten Patienten in der Universitätsklinik Reina Sofia im spanischen Córdoba, bekamen 50 Personen am Tag der Aufnahme 20.000 I.E. Vitamin D (in Form von Calcidiol) und ca. die Hälfte der Dosis an Tag 3 und 7. Im Anschluss wurden ihnen einmal wöchentlich ca. 10.000 I.E. Vitamin D bis zur Entlassung verabreicht.

Ergebnis: Nur einer der Patienten, die mit Vitamin D versorgt wurden, musste auf die Intensivstation verlegt werden, also nur 2 Prozent. Von den 26 Patienten, die nicht mit Vitamin D versorgt wurden, waren es 13, also genau 50%!

Von den mit Vitamin D behandelten Patienten starb keiner, alle wurden ohne Komplikationen entlassen. In der halb so großen Vergleichsgruppe ohne Vitamin D starben dagegen zwei Menschen (6).

Fazit: 

Angesichts dieser eindeutigen Ergebnisse stellt sich die Frage, wie lange es ethisch noch vertretbar ist, Patienten mit Covid-19 und anderen Atemwegserkrankungen Vitamin D als Therapeutikum weiterhin vorzuenthalten. Der Vitamin D-Spiegel im Blut sollte nach übereinstimmender Meinung internationaler Experten mindestens 30 ng/ml betragen, optimal ist ein Wert oberhalb von 40 ng/ml. 

Ein Vitamin D-Mangel kann im Herbst und Winter sehr effektiv durch eine Supplementierung aufgefangen werden.  Als Faustregel kann von einer sicheren Erhaltungsdosis von max. 5000 I.E. bei 70 kg Körpergewicht pro Tag ausgegangen werden. Bei Ihrer individuellen Berechnung der Initial- und Erhaltungsdosis unterstützt Sie der kostenfreie Vitamin-D-Bedarfsrechner der SonnenAllianz!

Abschließend noch eine Bitte: nutzen Sie Ihre Kontakte zu Ärzten, Politikern und im persönlichen Netzwerk, um mit dafür zu sorgen, dass die Möglichkeit der Prävention und Behandlung von Atemwegsinfektionen mit Vitamin D endlich wahr- und ernstgenommen werden. Die Borniertheit der öffentlichen Meinungsträger in diesem Punkt kostet Menschenleben und die Gesundheitskosten werden unnötig massiv in die Höhe getrieben.

Weitere ausführliche Infos über Sonne & Vitamin D finden Sie beim gemeinnützige Projekt SonnenAllianz unter: www.sonnenallianz.de

 

Quellen:

Den Originalartikel finden Sie bei der SonnenAllianz: https://sonnenallianz.spitzen-praevention.com/2020/09/30/covid-vitamin-d-rettet-leben/

1.https://www.presseportal.de/pm/113214/4727706

2. https://www.cnbc.com/2020/09/14/supplements-white-house-advisor-fauci-takes-every-day-to-help-keep-his-immune-system-healthy.html

3. Kaufman HW, Holick MF et al (2020). SARS-CoV-2-Positivitätsraten in Verbindung mit zirkulierenden 25-Hydroxyvitamin D-Spiegeln. PLoS ONE 15 (9): e0239252. https://doi.org/10.1371/journal.pone.0239252

4. Radujkovic A, Hippchen T et al (2020). Vitamin D Deficiency and Outcome of COVID-19 Patients. Nutrients, 12(9), 2757. doi:10.3390/nu12092757

5. https://vitamindwiki.com/COVID-19+Coronavirus+can+most+likely+be+fought+by+Vitamin+D#Intervention

6. Castillo M et al. (2020). Effect of Calcifediol Treatment and best Available Therapy versus best Available Therapy on Intensive Care Unit Admission and Mortality Among Patients Hospitalized for COVID-19: A Pilot Randomized Clinical study. Retrieved from https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0960076020302764?via%3Dihub

Beitragsbild: von fernando zhiminaicela auf Pixabay

Vitamin-D-Mangel
von Prof. Dr. Jörg Spitz
Verlag: Verlagshaus der Ärzte
Erscheinungsjahr: 2018
Krebszellen mögen keine Sonne
von Spitz, Prof. Dr. med. Jörg, Grant, William B., Ph. D.
Verlag: Mankau Verlag GmbH
Erscheinungsjahr: 2017
Wie das Gehirn heilt
von Norman Doidge
Verlag: Campus Verlag
Erscheinungsjahr: 2015