Berdigung Italiener tragen Sarg für Beerdigungsmesse in die Kirche

Nunkirchen · Völlig überrascht wurde eine Beerdigungsgesellschaft in Nunkirchen dieser Tage von einer Bestattung nach sizilianischer Tradition. Der Sarg mit dem 35-jährigen Familienvater war in der Leichenhalle aufgebahrt. Die Kerze brannte, alles war nach Worten von Pastor Stefan Sänger schön dekoriert, um der sympathischen Ehefrau, deren drei Kindern und ihren Angehörigen einen würdevollen Abschied zu garantieren.

Doch eine Gruppe von sechs bis acht Leuten, der Geistliche vermutet italienische Landsleute des Verstorbenen, machte den Trauernden einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Angeführt von einer Frau rückten sie an. „Der Sarg kommt in die Kirche“, soll die Italienerin die Parole ausgegeben haben. Das sei in ihrem Land so Tradition. Der Pastor sei damit auch einverstanden. Die Männer schnappten sich nach seinen Worten den Katafalk, auf dem der Sarg stand, ebenso die Kränze und die Staffelei mit dem Bild des Verstorbenen.

„Ohne  Einwände der Anwesenden zu beachten, eilten sie aus der Leichenhalle Richtung Friedhofsausgang“, berichtete der Geistliche. „Um zu verhindern, dass der Sarg von dem Katafalk, der keine Bremse hat, auf dem Weg die steile Friedhofsstraße zur Kirche hinunter das Übergewicht verliert und runterfällt, wurden Sarg und Kränze in einen Wagen geladen und zur Kirche gebracht“, berichtet er weiter.

„Die Messe hatte schon begonnen, als die Italiener in die Kirche kamen.“ Die Frau sei zu ihm an den Altar gekommen und habe ihn in seinen Gebeten stoppen wollen – ohne Erfolg. Die Männer trugen den Sarg durch die Kirche und stellten ihn quer vor den Altar. „Es war einfach nur gruselig“, beschrieb einer der Trauergäste die Szene. „Dieser Anblick muss wohl vor allem für die Witwe und die drei Kinder entsetzlich gewesen sein“, vermuten Nunkircher. „Die junge Türkin, die Muslimin ist, hatte bei einem Gespräch mich darum gebeten, zur Beerdigungsmesse ein Foto ihres verstorbenen Ehemannes mit Blumen aufstellen zu dürfen – ein Anliegen, das ich ihr gerne gewährte. Dafür haben wir einen Schemel aufgestellt“, sagt Sänger.

Doch der sei leer geblieben. Auslöser für diese ungewöhnliche Aktion war nach seiner Vermutung die Frage der Schwester des Verstorbenen. „Wo ist das Foto meines Bruders?“, wollte sie vor Beginn der Beerdigungsmesse von dem Pastor wissen. „Ich habe ihr geantwortet, dass dies kein Problem ist, dass wir warten, bis das Foto samt  Blumen in der Kirche ist.“

Von der Frau, die veranlasste, dass nicht nur das Bild des Verstorbenen, sondern auch Sarg und Kränze mit in die Kirche gebracht wurden, wird vermutet, dass es sich um eine Verwandte handelte.Nach Worten von Sänger sei es in Sizilien üblich – wie teilweise auch wieder in einigen Pfarreien in unseren Breitengraden – den Sarg während der Beerdigungsmesse in der Kirche aufzustellen. Er habe nach eigenem Bekunden kein Problem damit gehabt, wenn er vorher gefragt worden wäre. „Aber nicht auf diese Weise. Ich denke, es war alles nur ein Missverständnis“, kommentierte der Geistliche den befremdlichen Vorfall, der sich wie ein Lauffeuer im Hochwald herumgesprochen hat.

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