Libertas et Concordia

Freimaurerloge
 

Freimaurerei


Die Schweizer Freimaurerlogen sind nach ihren äusseren Merkmalen Vereine nach Zivilgesetzbuch (Art. 60ff).
Auf dem Grund des Vereinsrechts steht jedoch ein ideelles Gebäude, das seiner inneren Ausgestaltung nach weder Bewegung noch Verein, weder Club noch Partei, weder Kirchen noch Akademie ist: Am ehesten wäre die Freimaurerei noch als Philosophie einzuordnen, Philosophie im ursprünglichen Wortsinn als "Liebe zur Weisheit" verstanden.
Ihr Ziel ist auf Toleranz, Humanität und Menschenliebe ausgerichtet, ihr Sinn strebt nach Freiheit, Recht und Menschenwürde.
In der Literatur wird die Freimaurerei denn auch auf die Weisheitsuchenden der Antike zurückgeführt, andere Autoren sehen den Ursprung in den Mysterienbünden des Altertums, ohne aber den Beleg einer lückenlosen Entwicklung zu erbringen.
Der erste Freimaurer, so wird ausgeführt, könnte der erste Mensch gewesen sein, der seine Jagdbeute mit einem Hungrigen teilte, der einem Bedürftigen half, der einem Schwachen, Verletzten oder Kranken beistand. Auf diesen Menschen geht die Entstehung der Grundsätze zurück, von denen sich die Freimaurerei stets leiten liess.
Humanistisch gesinnte Menschen haben sich zu einem unbekannten Zeitpunkt der Geschichte zusammengefunden und eine Gruppe gebildet.

 

Geburtsstunde in London

Fest steht indessen, dass die klassische Freimaurerei auf den 24. Juni 1717 zurückgeht, als sich vier Londoner Logen zu einer Grossloge als Dachorganisation zusammenschlossen.
Allgemein wird angenommen, dass der Bund auf die Bauhütten ("Lodges") des Mittelalters zurückgeht.
Solche Bauhütten wurden jeweils neben dem Dom errichtet, dessen Erstellung sich oft über Jahrhunderte erstreckte. In diesen Bauhütten wurde die Kunst und das Bauhandwerk erlernt, daneben aber auch die Geselligkeit gepflegt.
Der Neueintretende, der den Beruf des Maurers, Steinmetzen oder Architekten erlernen wollte, musste sich verpflichten, die Geheimnisse seines Berufes zu wahren.
Mit dem Rückgang des Dombaus wurden in diese Zünfte auch Adelige, Gelehrte und Künstler als sogenannte "angenommene Maurer" aufgenommen. Aus dem Berufsverband wurde sukzessive ein Bruderbund mit ethischen Zielsetzungen: Damit machte die Bewegung den Schritt von der "operativen" zur "spekulativen" Freimaurerei.
Viele der alten Gebräuche und Begriffe blieben jedoch erhalten, die Handwerkzeuge wurden indessen zu geistigen Symbolen.

 

Ein Kind der Aufklärung

Im Zuge der Aufklärung, der weltpolitischen Umwälzungen und der Französischen Revolution griff die Freimaurerei auch auf das europäische Festland über und verbreitete sich in der Folge rasch über die ganze Welt. Sie trug durch ihre Wirksamkeit viel Zur Humanisierung bei.
Die Freimaurer übernahmen viele humanitäre Ideen aus dem Gedankengut der Aufklärung und gaben anderseits durch ihr Wirken auch wieder solche Gedanken an die Öffentlichkeit ab.
Die Devise der Französischen Revolution "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" stammt beispiels- weise von ihnen.
Viele führende Männer des europäischen und amerikanischen Kulturlebens gehörten der Freimaurerei an, in der Schweiz zum Beispiel Augusto Giacometti, Johann-Kaspar Bluntschli, der Nobelpreisträger Elie Ducommun, Philipe Suchard, Bundesrat Louis Ruchonnet, in Deutschland Friedrich der Grosse, Lessing, Wieland, Goethe, Haydn, Mozart und viele andere.
Nur in den Ländern mit diktatorischem Regime - im nationalsozialistischen Deutschland, im faschistischen Italien und in den kommunistischen Staaten - war und ist die Bruderschaft wegen ihrer freiheitlichen Gesinnung verboten.

 

Freimaurerei in der Schweiz

Logen in der Schweiz waren die 1768 in Genf entstandene Union des Coeurs und die 1771 gegründete, heute noch bestehende Modestia cum Libertate in Zürich, die dann 1817 auch in Chur eine Loge gründete.
1844 schlossen sich die schweizerischen Logen zur Grossloge Alpina zusammen, der heute in 59 Logen etwa 4000 Mitglieder angeschlossen sind. Erster Grossmeister ("Präsident") war der Politiker und Geschichtslehrer an der Universität Zürich, Johann-Jakob Hottinger; ihm zur Seite stand Jonas Furrer, der vier Jahre später zum ersten Bundespräsidenten gewählt wurde.
Der Einfluss der Freimaurerei war in der Schweiz besonders im vergangenen Jahrhundert gross.
Bei der Schaffung des Bundesstaates sowie einer zentralen eidgenössischen Universität waren die Freimaurer massgeblich beteiligt, und aus der Bundesverfassung strömt heute noch freimaurerisches Gedankengut.
Was die Vertretung von Freimaurern in hohen politischen Ämtern betrifft, so hat der Berner Historiker Erich Gruner festgestellt, dass zwischen 1881 und 1920 stets rund zehn Prozent der Nationalräte Freimaurer waren. Nach den Recherchen Gruners gehörten mindestens fünf Bundesräte der Bewegung an.
Beeinflusst vom Nationalsozialismus Adolf Hitlers im damaligen deutschen Reich, lancierten im Jahre 1936 Oberst Fonjallaz und nationalistische Kreise eine Initiative mit dem Ziel, die Freimaurerbewegung zu verbieten. Ausser in einigen katholischen Kantonen wurde die Initiative massiv verworfen.

 

Lehrgebäude der Humanität

Einen eigentlichen weltumspannenden Freimaurerbund im Sinne einer Befehlszentrale gibt es nicht. Die einzelnen Landeslogen sind vielmehr souverän, obwohl sie überall die gleichen Ideale hochhalten und entsprechend der kosmopolitischen und humanitären Zielsetzung danach streben, durch Kontakte und Besuche in brüderlicher Verbindung über die Grenzen des eigenen Landes hinaus Brücken zu schlagen.
Freimaurerei betrachtet sich selber als "eigenartiges Lehrgebäude der Humanität, in Gleichnisse gehüllt und durch Sinnbilder erklärt".
Ihr Ziel ist es, ihre Mitglieder durch Begegnung mit den Symbolen (zum Beispiel Winkel, Zirkel, Senkblei usw.), durch das Erleben von Ritualen und durch die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten zu rechtschaffenen und ehrbaren Menschen zu erziehen.
Die Arbeiten in der Loge stehen unter der Forderung: "Erkenne dich selbst, beherrsche dich selbst, veredle dich selbst, verteidige das Gute und Wahre; halte Mass in allen Dingen".
Die Erziehung in diesem Sinne sucht die Loge aufgrund der allgemeinen Grundsätze durch Übung der vom Bauwesen hergeleiteten symbolischen Gebräuche in rituellen Tempelarbeiten, durch konferenzielle Vorträge ihrer Mitglieder über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit.

 

Symbole und ihre Bedeutung

Das maurerische Lehrgebäude basiert auf drei Säulen. Sie stehen für die drei Grundsätze der Toleranz, Humanität und des Kosmopolitismus.
Die Toleranz gebietet dem einzelnen, seinen Mitmenschen und deren ernsthaften geistigen Anliegen gegenüber Achtung und Verständnis zu zeigen. Die Humanität fordert das Bekenntnis zum Mitmenschen, zur gegenseitigen Anteilnahme und moralischen Hilfeleistung im Bedürfnisfall. Der Kosmopolitismus schliesslich bezweckt die Überwindung aller Schranken, seien sie rassen-, sprach-, kultur-, religionsbedingt.
Die in den sogenannten Tempelarbeiten geübten Rituale mit ihren Symbolen sollen weder Kult noch Kirchenersatz sein, sondern das Gemüt öffnen und zur geistigen Anregung dienen. So liegen bei den rituellen Arbeiten unter anderem ein roher Stein, Hammer und Winkelmass im freien Raum.
Der rohe unbehauene Stein symbolisiert den Menschen selbst. Seine Aufgabe ist es, diesen so zu bearbeiten, dass er in kubisch regelmässiger Gestalt als Baustein in den zu errichtenden, unsichtbaren Tempel der Humanität eingefügt werden kann. Als Werkzeug dient ihm der Hammer, das Symbol seiner Kraft und seines seines Willens. Das Winkelmass ist das Gleichnis für Recht und Gerechtigkeit, das Ziel der Arbeit ist die Vollkommenheit.
Ähnliche Bedeutungen symbolisieren Massstab, Meissel, Senkblei, Reissbrett usw. Von ausschlaggebender und zentraler Bedeutung ist die Lichtsymbolik: Das Licht verkörpert dem Freimaurer das Höchste, das der menschliche Geist zu erfassen vermag. So wie die Sonne im Osten aufgeht und ihr Licht nach Westen verbreitet, so sitzt der die Arbeiten leitende Meister vom Stuhl ("Präsident") im Osten.
Der Freimaurer ist Lichtsuchender, dem in den Bund aufzunehmenden Kandidaten wird solches erteilt, in eine neu gegründete Loge wird das Licht eingebracht, während untätige Logen verdunkelt werden. Der methodisch vorgezeigte "Weg des Lichts" führt den Freimaurer wie bei den alten Handwerksbünden durch die drei klassischen Grade Lehrling, Geselle und Meister. Das "Licht der Erkenntnis" ist schliesslich des Maurers Lohn.
Der Lichtsymbolik entspricht auch die Anlage des Tempelbaus in seiner Orientierung in der Ost- West-Achse. Die drei "grossen Lichter", Bibel, Winkelmass und Zirkel, liegen auf dem Altare auf, die drei "kleinen Lichter" brennen auf den drei Säulen der Weisheit, der Stärke und der Schönheit.
Die Bibel als Symbol verpflichtet den Freimaurer zu keinem Glauben an den Inhalt, sondern es verpflichtet einzig zu ehrlichem und selbständigem Forschen nach der Wahrheit. Weisheit soll die Quelle freimaurerischer Ideen und Pläne sein, Stärke führt sie aus, und die Schönheit steht für Harmonie und Vollkommenheit. Schiller prägte das Wort: "Sobald es Licht wird im Menschen, ist ausser ihm keine Nacht mehr. Sobald es stille wird in ihm, legt sich auch der Sturm im Weltall". Und im "Faust" heisst es: "Die Nacht scheint tiefer, tief hinein zu dringen, allein im Innern leuchtet helles Licht."

 

Das Geheimnis

Die Freimaurerlogen legen Wert darauf, kein Geheimbund, sondern eine geschlossene Gesellschaft zu sein. Mitglied kann jedermann werden, der den maurerischen Grundsätzen zustimmt, einen guten Ruf geniesst und sich zu einem höheren, alles koordinierenden Prinzip bekennt, das die Freimaurer als "Allmächtigen Baumeister aller Welten" verehren.
Frauen bleiben von diesem reinen Männerbund allerdings ausgeschlossen, sie finden indessen Zugang zu gewissen Veranstaltungen, die eher auf die Pflege kultureller Werte sowie der Freundschaft und der Geselligkeit ausgerichtet sind.
Jeder Freimaurer beginnt seinen "Weg zum Licht" als Lehrling, der bei seiner (feierlichen) Aufnahme das Versprechen abgibt, über die Ritualtexte, die Erkennungsmittel (zum Beispiel Zeichen, Worte und Griffe), die den Zugang zu anderen Logen ermöglichen, und die inneren Angelegenheiten der Loge Verschwiegenheit zu bewahren.
Dieses Stillschweigen hat die Freimauerei verschiedentlich Verdächtigungen und dem Vorwurf ausgesetzt, ein Geheimbund zu sein. Diese Zurückhaltung gilt heute weniger der Geheimhaltung von Sachverhalten als vielmehr der Schulung der Mitglieder zur Selbstbeherrschung. Denn: Nur bruchstück artige, aus dem Zusammenhang gerissene Teilinformation kann - ohne Kenntnis der inneren Bedeutung und ohne Achtung vor rituellem Geschehen - leicht zu Spott und Lächerlichkeit führen.
Aber wer sich heute bemüht, kann sich anhand frei zugänglicher Literatur von Tausenden von Büchern vollumfänglich über Wesen und Deutungen der Freimaurerei orientieren, und auch die Schweizer Freimaurerrundschau "Alpina" ist frei erhältlich, kann auch von Nichtfreimaurern abonniert werden.
Die Freimaurer befürchten hingegen namentlich bei beruflich abhängigen Mitgliedern mit der öffentlichen Bekanntgabe der Zugehörigkeit zum Freimaurerbund Konsequenzen, weil selbst heute der unbelegte Verdacht eines geheimen Machtzentrums, der Gottlosigkeit, einer Gesellschafts-Mafia in gewissen Kreisen immer noch nicht überwunden ist.
Im übrigen beschränkt sich das freimaurerische Geheimnis auf das unbeschreibbare individuelle Erlebnis der Symbolik und der Ritualempfindung: Die Freimaurer betrachten die Welt als einen zu vollendenden Bau der Humanität, die Menschen als seine Bausteine. Hammer, Winkelmass, Zirkel und Wasserwaage sind leichtverständliche Sinnbilder für das Bauen, die die Freimaurer auch am geistigen und sozialen Menschheitsbau anwenden.

 

Was will die Freimaurerei

Die Ziele und Grundsätze der Freimaurerei sind kein Geheimnis, sondern in Büchern und Zeitschriften frei nachzulesen, und jedermann kann sie verfolgen, ohne eigens dem Freimaurerbund angeschlossen zu sein.
Die Grundsätze der Schweizerischen Grossloge Alpina (SGLA) wurzeln in den sogenannten "Alten Pflichten", wie sie im Jahre 1723 in einer Urkunde im Anschluss an die Gründung der englischen Grossloge aufgestellt wurden.
In den "allgemeinen maurerischen Grundsätzen der SGLA" heisst es unter anderem wörtlich:

1. Die Freimaurer wissen, dass alle Menschen, so verschieden ihre Gaben und ihre Verhältnisse auch sein mögen, als gleichberechtigte Wesen geboren sind. Sie wissen aber auch, wie diese Wahrheit im Leben der Menschen häufig verkannt wird und erachten es deshalb als ihre Pflicht, brüderliche Gesinnung unter sich und gegenüber ihren Mitmenschen zu erwecken und zu betätigen.

2. Der Zweck des Freimaurerbundes ist die Erziehung seiner Mitglieder zum wahren Menschentum. Die Mittel zu diesem Zweck sind: Die Übung der von den Bauhüttenbruderschaften übernommenen symbolischen Gebräuche; gegenseitige Belehrung über die wichtigsten Angelegenheiten der Menschheit; Pflege des Idealen und Anregung zu wahrer Freundschaft; Erfüllung der sozialen Pflichten und Pflege der Wohltätigkeit.

3. Die Grundsätze der Freimaurerei ausserhalb der Loge zu verbreiten, die Bildung und Aufklärung nach Kräften zu fördern, gemeinnützige Anstalten zu unterstützen und nötigenfalls solche zu gründen und der Intoleranz entgegenzutreten (siehe Rotes Kreuz: Henri Dunant war Freimaurer).

4. Der Freimaurer huldigt dem Grundsatz der Gewissens-, Glaubens- und Geistesfreiheit und verwirft jeden Zwang, der diese Freiheit bedroht. Er achtet jedes aufrichtige Bekenntnis und jede ehrliche Überzeugung und verwirft die Verfolgung Andersdenkender. Die Freimaurerei macht es sich zur Pflicht, die Freiheit und Unabhängigkeit des Vaterlandes zu verteidigen und zur Erhaltung des Friedens in Wort, Schrift und Tat nach Kräften beizutragen.

6. Die Loge mischt sich nicht in parteipolitische oder konfessionelle Streitfragen ein. Abstimmungen oder Beschlüsse über derartige Probleme dürfen in der Loge nicht erfolgen. Jedem Mitglied soll seine individuelle Freiheit erhalten bleiben.

7. Der Bund nimmt ohne Unterschied des Glaubens, der Nationalität, der politischen Partei oder des bürgerlichen Standes freie Männer von gutem Rufe auf, die sich in dem Streben nach Veredlung brüderlich vereinigen wollen.

 

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