Beifuß

Artemisia vulgaris
Beifuß - Pflanze

Beifuß (Artemisia vulgaris) ist eine häufig vorkommende Wildpflanze. Die recht unscheinbare Pflanze ist vor allem in der Winterküche als Gewürzkraut beliebt. Dort verwendet man Beifuß u.a. für deftige Wildgerichte. Blätter und Blüten sind reich an Bitterstoffen, die imstande sind, die Verdauung anzuregen. Beifuß wird außerdem als Räucherpflanze sowie als Heilpflanze in der Pflanzenheilkunde verwendet.

Steckbrief von Beifuß
Botanischer NameArtemisia vulgaris
PflanzenfamilieKorbblütler
Weitere NamenBesenkraut, Fliegenkraut, Gewürzbeifuß, Weiberkraut, Jungfernkraut
Aussaatzeit / PflanzzeitMärz-April
BlütezeitJuni-September
ErntezeitAugust-Oktober
Standortsonnig bis halbschattig; nährstoffreiche, leicht kalkhaltige und durchlässige Böden
Verwendung als HeilkrautKopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Wechseljahre, Übelkeit, Beschwerden bei Menstruation, Unruhezustände, Gallenbeschwerden
Verwendung als Gewürzkrautfettige Fleischgerichte, Weihnachtsgerichte, Eierspeisen, Kräuterbutter

Pflanzenmerkmale und Systematik vom Beifuß

Herkunft und Vorkommen des Beifuß

Da Beifuß eine verhältnismäßig anspruchslose Pflanze ist, ist sie heute fast überall auf der Nordhalbkugel zu finden. Große Bestände finden sich daher in Europa, Nordamerika (einschließlich Alaska) sowie Nord- und Zentralasien. Wo der Beifuß seinen Ursprung hatte, ist nicht genau bekannt. Es wird jedoch angenommen, dass die eigentliche Heimat der Pflanze ursprünglich in Mittel- und Nordeuropa liegt.

Beifuß findet vor allem an folgenden Standorten und Flächen:

  • sandige Flächen
  • Brachflächen und Ödland
  • Schuttflächen
  • Bahntrassen
  • stickstoffreiche Wiesen
  • Waldränder

Dort wo Beifuß auftritt, ist er meist in großer Anzahl zu finden. Das Artemisiengewächs wächst bevorzugt auf stickstoffhaltigen Böden. Beifuß kann daher als Indikatorpflanze für nährstoffreiche Standorte dienen.

Systematik von Artemisia vulgaris

Der Beifuß gehört zur großen Familie der Korbblütler (Asteraceae). Außerdem gehört die Pflanze zur wichtigen Gattung der Artemisien, die zahlreiche wichtige Heil- und Gewürzkräuter eingruppiert. Dabei handelt es sich um eine artenreiche Gattung mit mehr als 400 Pflanzen. Der Beifuß ist damit verwandt mit anderen bekannten Kräutern bzw. Artemisien wie der Eberraute (Artemisia abrotanum), dem Estragon (Artemisia dranuculus) oder dem Wermut (Artemisia absinthum).

Im Laufe der Zeit haben sich mehrere relevante Unterarten herausgebildet:

  • Europäischer Beifuß (Artemisia vulgaris var. vulgaris)
  • Indisches Moxakraut (Artemisia vulgaris var. indica)
  • Ligurischer Beifuß (Artemisia vulgaris var. ligurica)

Nicht zu verwechseln ist der hier beschriebene Gemeine Beifuß mit dem Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) oder dem Feldbeifuß (Artemisia campestris), der vorrangig in Asien und Südosteuropa vorkommt.

Wieso heißt die Pflanze eigentlich Beifuß?

Während der Recherche zur Herkunft der Namen Beifuß und Artemisia begegnen einem ebenso viele Legenden wie Artemisia Synonyme hat.

Eine der ältesten Beschreibungen von Artemisia stammt aus der Feder des römischen Gelehrten Plinius dem Älteren (23 bis 79 n.Chr.). Schon seinerzeit galt Artemisia als eine mystische Pflanze, die mit allerhand Aberglauben und Zauberkräften behaftet war.


Plinius zufolge steht Artemisia sowohl für die einstige Königin von Karien in Griechenland: Artemisia II., die den "Beyfuß bekannt gemacht“[7]hat, weil es ihr Wunsch war, dass eine Pflanze nach ihr benannt wird.

Ebenso ist Artemis, die Göttin der Jagd, des Mondes und Beschützerin der Frauen aus der griechischen Mythologie mit Artemisia bzw. Beifuß verbunden. Der Zusammenhang scheint zunächst etwas weit hergeholt, da Beifuß aber auch als „Jungfernkraut“ bekannt war, das „in älteren Zeiten in vielen Krankheiten der Weiber gebrauchet wurde“[7], schließt sich der Kreis mit Artemis als Schutzgöttin der Frauen.

Das Wort Beifuß hingegen „spielt an einen alten Aberglauben, da man sich einbildete, daß, wer diese Pflanze am Fusse trage, im Geheu nicht ermüdet werde“[7]. Beifuß wurde in der Vergangenheit eine „Glieder-stärkende Kraft“[8]- sprich: Ausdauer, Leistung und Geschwindigkeit – angedacht, weshalb Reisende vor Jahrhunderten Beifuß am Fuß oder um die Hüften gewickelt mit sich trugen.

Möglich ist aber auch eine sprachliche Umwandlung des Pflanzennamen. Das althochdeutsche Wort für Beifuß war piposz, was abgeleitet mit stoßen übersetzt werden kann. Die alten Germanen nutzen Beifuß wahrscheinlich, um dunkle Mächte fernzuhalten. Hierzu wurden damals Beifußblätter gestoßen und verzehrt.

Beifuß erkennen und bestimmen - Merkmale

Der Gemeine Beifuß ist eine ausdauernde (mehrjährige), krautige und relativ unscheinbare Pflanze. Je nach Standortbedingungen erreicht das Kraut Wuchshöhen zwischen 70 und 180 cm. Der Wurzelstock der Pflanze ist mehrköpfig. Die Wurzeln selbst sind etwa fingerdick und haben ein holziges Aussehen. Beifußwurzeln haben in der Regel einen aromatischen und leicht harzigen Geruch.

Blätter

Die Blätter des Beifußes haben eine lanzettliche bis stachelige Form und werden bis zu 10 cm lang. Auf der Unterseite der Blätter lässt sich eine leichte, weißfilzige Behaarung erkennen. Die Farbe der Beifußblätter ist meist dunkel- bis leicht gräulich-grün. Die unteren Blätter der Rosette sind eher fiederförmig, wohingegen die oberen Laubblättern eher engstielig und lanzettlich sind.

Beim Zerreiben der Blätter entsteht ein angenehmer und leicht würziger Geruch.

Blätter vom Beifuß
Die gefiederten und lanzettlichen Blätter vom Beifuß (Artemisia vulgaris)

Blüten

Die Blütezeit des Gemeinen Beifuß ist meist zwischen Anfang Juni bis Ende September zu erwarten. Bei warmer Wetterlage blüht die Pflanze auch bis in den Oktober hinein. Jedes Blütenkörbchen enthält fruchtbare Röhrenblüten, aus denen sich später die Samen entwickeln. Zungenblüten sind nicht enthalten. Die Blütenkörbchen selbst können eine Höhe von bis zu 4 mm aufweisen.

Die in einer Ähre bzw. Traube angeordneten Blüten ändern ihre Farbe im Laufe der Blütezeit von graugrün bis gelb oder zartrosa. Die der Blüte umgebenden Hüllblätter haben eine filzige Behaarung.

Beifußblüte
Die kleinen weißen Blütenkörbe des Beifuß färben sich meist rötlich

Früchte und Samen

Wie für Korbblüter typisch, entwickeln sich aus den Blüten zur Zeit der Fruchtreife Achänenfrüchte. Darunter versteht man einsamige Nussfrüchte, die im Fall des Beifußes bis zu 1 mm lang werden. Die Samen selbst sind dunkelbraun gefärbt und haben eine längliche und leicht gebogene Form. Die Pflanze bildet sehr viele Pollen und ist oft Auslöser von Allergiebeschwerden.

Beifuß - Aussaat, Anbau und Pflege

Der Beifuß ist eine unkomplizierte Pflanze, die sehr wenig Pflege braucht und kaum Ansprüche an den Standort stellt. Als Gartenpflanze wird sie jedoch nur selten kultiviert, da sie in der Natur häufig wächst und zum Wuchern neigt.

Standort

Das Kraut wächst sowohl an sonnigen wie auch an halbschattigen Standorten. Der Boden sollte leicht kalkhaltig, nährstoffreich und gut durchlässig sein, kann aber auch verhältnismäßig sandig sein. Beifuß toleriert viele unterschiedliche Bodentypen und -arten, setzt aber höhere Anteile an Stickstoff voraus.

Beifuss im Garten
Beifuß im Randbereich eines Garten

Aussaat

Beifuß wird am besten im zeitigen Frühjahr oder im späten Herbst ausgesät. Optimal ist jedoch das Frühjahr, um eventuell milde Winter, die zum frühzeitigen Keimen der Pflanzen führen können, zu umgehen. Ideal ist der Zeitraum zwischen Ende März und Anfang April, wo die Beifußsamen direkt im Freiland ausgesät werden. Da das Kraut ein Lichtkeimer ist, genügt es, die Samen leicht in die Erde anzudrücken.

Die Keimdauer liegt etwa bei zwei bis drei Wochen. Zwischen den Pflanzen sollte ein Pflanzabstand von wenigstens jeweils 40 cm eingehalten werden, da die Pflanzen sonst gegenseitig um Nährstoffe und Wasser konkurrieren.

Ein Anbau auf dem Balkon ist zwar möglich, allerdings sollten größere bzw. tiefere Kübel oder Töpfe für das Kraut verwendet werden. Wird die Pflanze in Topfkultur gehalten, muss etwas häufiger gegossen und gedüngt werden, wenn die Pflanze eine Höhe von über 50 cm erreicht hat. Normale Blumenerde oder handelsübliche Kräutererde sollte hier mit etwas Sand vermischt werden.

Beifuss kann übrigens problemlos mit anderen Artemisien wie Estragon, Eberraute oder Wermut an einem Platz angebaut werden.

Dünger

Beifuß benötigt nur wenig Dünger, insofern das Kraut in nährstoffreicher Erde wächst. Bei guter Bodengesundheit und geringer Pflanzenkonkurrenz wird meist gar kein Dünger benötigt. Zu viel Dünger kann im Übrigen die Qualität der Pflanze beeinträchtigen und sogar Krankheiten verursachen. Wenn vorhanden, genügt meist guter Kompost. Ansonsten sollten stickstoffbetonte Dünger verwendet werden, die bestenfalls kurz vor der Blütezeit eingearbeitet werden.

Gießen

Beifuß ist pflegeleicht und muss nicht regelmäßig gegossen werden. Die Pflanze ist grundsätzlich auf trockenen Standorte spezialisiert und kommt folglich mit recht wenig Wasser aus. Häufig genügen sogar die normalen bzw. natürlichen Regenzyklen für eine optimale Bewässerung. Die Ausnahme bilden sehr heiße Sommertage ohne Niederschläge. Staunässe ist unbedingt zu vermeiden.

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Beifußpflanzen bilden im Laufe des Jahres hohe Anteile an ätherischen Ölen und Bitterstoffe, die viele Fraßfeinde meiden. Zu geringe Pflanzabstände oder zu übermäßige Pflege können unter Umständen den Befall von Pilzen wie Mehltau beflügeln.

Ernte und Trocknen

Geerntet werden meist die noch geschlossenen Blütenköpfe bzw. -triebe oder die Blätter vor der Blütezeit. Das häufig verwendete Beifußkraut für die Winterküche wird in der Regel zwischen Ende Juni und Mitte Juli geerntet. Je weitere die Blütenbildung fortschreitet, umso bitterer schmecken die Pflanzenbestamdteile.

Abgeschnitten werden etwa 40 bis 60 cm lange Zweige, die an einem warmen eher dunklen Bereich hängend getrocknet werden. Weitere Informationen hierzu gibt es in unserem Artikel Kräuter richtig trocknen.

Verwendung von Beifuß

Vielen Menschen ist der Beifuß seit Harry Potter ein Begriff, der eine wichtige Zutat im "Trank der lebenden Toten" war. Natürlich wird die eher unscheinbare Pflanze auch in der realen und modernen Welt noch sehr geschätzt. Sie wird heute als Gewürz vor allem in der Winterküche, als Heilpflanze aber auch als Räucherkraut verwendet.

Beifuß in der Küche

Beifuß ist ein hervorragendes Gewürz- bzw. Küchenkraut. Es hat einen bitteren, aromatischen und würzigen Geschmack, den der Naturwissenschaftler Johann Georg Krünitz (1728 bis 1796) als einen "süßlichen ins Säuerliche fallenden Geschmack" beschrieb. In der Küche wird das getrocknete blütenreiche Kraut meist für fettreiche und schwer verdauliche Gerichte geeignet. Verwendung finden in der Regel die Rispen, die wesentlich milder als die Blätter sind.

Verwendete Pflanzenteile vom Beifuß

  • junge Blätter und Triebe im Frühjahr: eignen sich gut als Salatbeilage oder als Gewürz für Suppen und Eintöpfe
  • junge Blüten samt Stängel im Sommer bis Frühherbst: eignen sich als Gewürz für Wildgerichte, Geflügel wie Ente und Gans, Eisbein und andere fettreiche Gerichte.

Die Blätter sind äußerst bitter und erinnern an den Geschmack von Wermut, weshalb sie in der Küche nicht sonderlich beliebt sind. Junge Blätter und Triebe können jedoch verwendet werden, wenngleich sie aufgrund ihrer dominanten Würze sparsam dosiert werden sollten.

Bei der Zubereitung ist es egal, ob frischer oder getrockneter Beifuß verwendet wird. Beide Varianten entfalten ihr volles Aroma beim Kochen, Braten oder Backen. Insofern getrockneter Beifuß verwendet werden soll, empfiehlt es sich die gerebelte Variante zu kaufen. Diese lässt sich besser verarbeiten.

frischer und getrockneter Beifuß
Beifuß kann sowohl frisch als auch getrocknet genutzt werden (Foto: katharinarau / fotolia.com)

Besondere Bedeutung hat der Beifuß als typisches Winterkraut bei der Zubereitung der Weihnachtsgans. Übrigens stammt daher auch der oft verwendete Name Gänsekraut. Für eine normale Weihnachtsgans (ca. 5 kg) verwendet man in der Regel bis zu 2 Zweige Beifußkraut. In der Weihnachtszeit sind Beifußzweige sehr häufig in den Kräuterregalen von Supermärkten zu finden.

Die Verwendung von Beifuß als Gewürz hat einen angenehmen und gesunden Nebeneffekt. Durch die Inhaltsstoffe, allem voran die enthaltenen Bitterstoffe, wird die Verdauung angekurbelt und der Appetit angeregt. Menschen, die an einer Korbblütenallergie leiden, müssen von dem Kraut jedoch Abstand nehmen. Vom Verzehr großer Mengen wird jedoch abgeraten, da hohe Mengen eine leicht giftige Wirkung entfalten können.

Beifuß kann jedoch für weitaus mehr Speisen und Gerichte verwendet werden. Das Kraut ist hervorragend geeignet, um Käse, Eiergerichte, fette Fleischgerichte (z.B. Wellfleisch, Eisbein, Ente) sowie Kartoffeln und Salate zu würzen. Beifuß ist heute als Gewürz leider meist auf die Weihnachtszeit beschränkt, was eigentlich aufgrund seiner hervorragenden Würzkraft etwas ungerecht ist.

Beifuß kann auch als Kräutermischung mit mediterranen Gewürzen wie Bohnenkraut, Thymian oder Rosmarin verwendet werden.

Beifuß als Heilkraut

Hinweis zu medizinischen Inhalten

Die hier dargestellten Inhalte stellen keine Empfehlungen dar. Sie sind aus historischen und wissenschaftlichen Quellen nach wissenschaftlichen Standards recherchiert und werden von uns zusammengefasst. Sollten Sie krank sein, suchen Sie bitte einen Arzt auf.

Beifuß ist eine traditionell sehr alte Heilpflanze und wurde bereits intensiv in der Antike und im Mittelalter verwendet. Auch heute wird die Pflanze noch in der Pflanzenheilkunde für verschiedene Beschwerden und Krankheiten genutzt. Verwendung finden dabei sowohl die Blätter (Artemisiae vulgaris herba), die Rispen als auch die Wurzeln (Radix Artemisiae vulgaris).

Im Kräuterbuch von P. A. Mattioli fand der Beifuß u.a. bei Geburtskomplikationen, zur Geburtserleichterung und bei Fehlgeburten Anwendung (…hilft auch in Kindsnöten / erwärmet die Geburtsglieder / treibt die todte Frucht und das Bälgle…). Bei Problemen mit dem Harnfluss wurde empfohlen, weißen Wein mit Beifuß zu mischen und zu sieden. Der Wein wurde jedoch nicht getrunken, sondern in die Nähe des Harnleiters äußerlich eingerieben. Beifuß in Verbindung mit, Odermennig und Kamille wurden zur Gewebsverbesserung und gegen „lahme“ Adern verwendet.

Beifuß im Kräuterbuch von Mattioli
Beschreibung zur medizinischen Verwendung von Beifuß im Kräuterbuch von Mattioli

Tatsächlich war Beifuß historischen Kräuterbüchern zufolge in der Vergangenheit eine Heilpflanze, die vor allem Frauen zugute kam. Der Mediziner Johann Daniel Metzger (1739 bis 1805) schrieb im Jahr 1793, dass Beifuß das Kraut der "Dirnen" war, da Artemisia eine "specifische Wirkung den Uterus und die Abtreibung der darin enthaltenen Frucht" habe[9].

Krünitz zufolge, ist Beifuß auch das Kraut der Wahl gegen die "Verstopfung der monatlichen Reinigung", unterstütze aber auch die "Reinigung der Kindbetterinnen, und Linderung der sogenannten Nachwehen"[8].

Noch detaillierter und länger ist die Liste der möglichen Anwendungsbereiche von Beifuß bei Dr. Anton aus dem Jahr 1887. Er verordnet Beifuß "gegen Säure und Schwäche des Magens, in Wassersuchten, Wechselfiebern, gegen Würmer, Scorbut, Podagra, ferner bei chronischen Durchfällen, Bleichsucht, Menstruationsunordnungen, Gelbsucht, Krampfkolik, krampfhaftem Erbrechen" sowie "bei anatomischen, laxen Gebilden, Verrenken, Quetschungen, Wunden und kaltem Brand"[10].

Die Wurzel des Beifußes wurde im frühen 19. Jahrhundert zur Behandlung von Epilepsie verwendet. Inwiefern eine heutige Anwendung bei Epilepsiefällen möglich ist, wurde nicht ausreichend wissenschaftlich untersucht. Das im Beifuß enthaltende Artemisinin wird u.a. heute bei der Behandlung von Malaria eingesetzt. Allerdings handelt es sich hierbei um den Einjährigen Beifuß (Artemisia annua) und nicht um den Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris). Der Gewöhnliche Beifuß enthält weniger Artemisinin, weswegen der einjährige bevorzugt wird.

Heutige Anwendungen: Beifuß wird heute u.a. bei Magen- und Darmbeschwerden sowie bei allgemeinen Verdauungsbeschwerden verwendet. Hierfür wird meist die Zubereitung von Beifußtee empfohlen, der jedoch nicht länger als eine Woche eingenommen werden sollte. Weitere naturheilkundliche Anwendungen sind:

  • Galle- und Leberbeschwerden
  • Kopfschmerzen
  • Übelkeit
  • Wechseljahresbeschwerden
  • leichte Nervenkrankheiten
  • Übelkeit
  • innere Unruhezustände
Beifußtee - Hinweise zur Anwendung

Für die Zubereitung eines Beifußtees (250 ml) werden etwa 1 bis 1½ Teelöffel Beifusskraut benötigt. Das gekochte Wasser vor dem Übergießen kurz abkühlen lassen. Der Tee sollte zwischen 3 und 5 Minuten ziehen. Das Kraut anschließend abseihen.
Der Tee kann drei Mal täglich, am besten vor oder zu den Mahlzeiten getrunken werden. Aufgrund der Bitterstoffe bzw. des bitteren Geschmacks ist ein Süßen nicht zweckmäßig.


Die Anwendung sollte niemals länger als eine Woche erfolgen. Bei regelmäßiger Anwendung sollten immer entsprechende Pausen (3 bis 4 Wochen) eingehalten werden.

Wirkung von Beifuß: Beifuß hat eine antibakterielle, antifungizide, beruhigende, durchblutungsfördernde, verdauungsfördernde und wehenfördernde Wirkung. Viele dieser Wirkungen lassen sich, zumindest theoretisch, durch die zahlreichen Bitter- und Gerbstoffe sowie der Zusammensetzung des ätherischen Öls (u.a. Campher, Thujon, Linalool) erklären.

Beifuß wird auch in der traditionellen chinesischen Medizin verwendet und hat den Organbezug Magen, Milz, Leber-Galle und Niere. Hierbei werden sowohl die Wurzel als auch die Blätter genutzt. Beifuß gilt als Pflanze mit einer warmen Temperatur, die spasmolytische (Verkrampfungslösend) und trockene Eigenschaften besitzt. Er soll u.a. bei Blähungen, Magen- und Darmerkrankungen, Hämorrhoiden helfen und den Energiefluss regulieren.

Nebenwirkungen: Einige Menschen reagieren allergisch auf Beifußpollen sowie auf die Pollen anderer Artemisiengewächse. Schwangere sollten den Tee nicht trinken bzw. sich vor der Einnahme medizinisch beim Frauenarzt oder der betreuenden Hebamme beraten lassen. Der Tee kann aufgrund des enthaltenen Thujons wehenfördernd sein!

Hinweis zur Wirksamkeit: Derzeit gibt es keine aktuellen Monographien, die eine Wirksamkeit belegen oder beschreiben. Von der Kommission E wurde die Einstufung als Arzneipflanze als negativ beurteilt [3]. Zudem ist bei der allgemeinem Beurteilung Vorsicht geboten, da es regional viele Unterarten von Artemisia vulgaris gibt, die zum Teil hohe Unterschiede in ihrem Wirkstoffpotenzial aufweisen (siehe Moxakraut).

Räuchern mit Beifuß

Beifuß ist ein hervorragendes Räucherkraut mit sehr langer Tradition. Für die Germanen aber auch die amerikanischen Ureinwohner war Artemisia vulgaris, sowie auch einige andere Beifußarten eine wichtige, ja fast schon mystische Pflanze.

Während man Beifuß früher inhalierte, wird das getrocknete Kraut heute vor allem für Räucherkuren verwendet. Dafür werden entweder einige Zweige des Artemisiengewächs auf eine Feuerstelle gelegt oder kleinere Mengen auf einer Duftlampe erwärmt. Es soll die Konzentration steigern, die Durchblutung anregen und Stress abbauen.

Inwieweit es tatsächlich einen Effekt hat oder nicht, ist wissenschaftlich nicht nachgewiesen.

Die magische Wirkung von Beifuß

Ein Blick in historische Kräuterbücher zeigt, dass sich um Beifuß allerhand mystische Sagen und Aberglauben ranken.

Ein alter Brauch, dem der Name St. Johannisgürtel zu verdanken ist, steht in engem Zusammenhang mit dem Johannistag. Am 24. Juni wird der Geburt von Johannes dem Täufer gedacht. Traditionell wird in der Nacht vor dem Johannistag das Johannisfeuer gelegt, mit dem Dämonen abgeschreckt werden sollen, die für Krankheiten von Menschen wie auch Tieren verantwortlich gemacht werden. An dieser Stelle kommt der Beifuß ins Spiel: ein aus Beifuß geflochtener Gürtel oder ein Beifuß-Kranz werden dem Brauch nach ins Feuer geworfen, um „das ganze Jahr von Gespenst, Krankheit und anderm Unglück befreit“ zu sein[8].

"Wer Beifuß in seinem Hauß hat, dem mag der Teifel kein Schaden zufügten."

Johann Wonnecke von Kaub (1430 bis 1503/04; Arzt und Botaniker)[13]

Ein anderer Brauch vertraute ganzjährig auf die magische Wirkung von Beifuß: „an das Haus genagelte Beifußwurzeln, hielten den Teufel und die bösen Geister ab und schützten gegen Feuersgefahr“[12].

Außerdem wurde in der Vergangenheit empfohlen, Beifuß „im Zeichen der Jungfrau“, also im Zeitraum vom 24. August bis 23. September, auszugraben, denn so „schirmte er gegen die Bisse von Hunden und Schlangen“[12].

Inwiefern sich der Teufel mit Beifuß durch das Fegen aus dem Haus vertreiben ließ, ist nicht überliefert, wohl aber die Gepflogenheit, dass Beifuß in Frankreich auch als Besen verwendet wurde[11].

Beifuß kaufen - Was gibt es zu beachten?

Beifuß ist bei uns ein meist sehr saisonales Produkt. In den Wintermonaten bzw. vor der Weihnachtszeit liegen größere Mengen des Krautes in den Supermarktregalen aus. In der Regel werden dort die Rispen zum Würzen vom Weihnachtsbraten verkauft. Einige Gewürzanbieter bieten auch Beifuß-Pulver an, welches sich mitunter leichter verarbeiten und besser dosieren lässt als die Rispen.

Gärtner, die Beifuß im eigenen Garten oder auf dem Balkon anpflanzen wollen, erhalten in ausgewählten Fachgartenmärkten oder im Onlinehandel Saatgut guter Qualität. Möglich ist auch der Erwerb fertiger Pflanzen. In größeren Pflanzencentern oder Baumärkten sind jedoch nur selten Beifußpflanzen zu erwerben. Achten Sie auf die botanische Bezeichnung. Das indische Mixakraut, eine Unterart unseres Beifußes, wird gelegentlich auch als Beifuß angeboten. Grundsätzlich ist diese Unterart etwas reichhaltiger in der Zusammensetzung der ätherischen Öle, wodurch es einen anderen Geschmack hat.

Für heilkundliche Anwendungen sollten eher die Blätter und die geschnittenen Wurzeln erworben werden. Wurzeln gibt es nur sehr selten zu kaufen, wenn dann meist nur in Apotheken. Beifußblätter für Teezubereitungen gibt es bei vielen Kräuterhändlern oder auch bei mehreren Onlinehändlern. Beifuß fault so gut wie gar nicht, so dass es hier kaum Qualitätsunterschiede geben sollte.

Einige Hersteller bieten auch Beifußkapseln und Beifuß-Tinkturen an, die u.a. für aromatherapeutische Produkte verwendet werden kann.

Fotos und Bilder zum Beifuß

Verwendete Quellen und weiterführende Literatur

  1. Johann, K. (2018): Artemisien - Ethnobotanik, Heilkunde, Mythologie und Anwendung. freya-Verlag, ISBN:978-3-99025-360-1.
  2. Ekiert H, Pajor J, Klin P, Rzepiela A, Ślesak H und Szopa A (2020): Significance of Artemisia vulgaris L. (CommonMugwort) in the History of Medicine and Its Possible Contemporary Applications Substantiated by Phytochemical and Pharmacological Studies. In: molecules, Vol. 25, doi:10.3390/molecules25194415
  3. Bundesanzeiger: 6.7.1988., Heftnummer: 122, Beifuss (Kommission E)
  4. Bundesamt für Naturschutz, Floraweb, zuletzt aufgerufen am 19.12.2022
  5. Dettling A., Grass H., Schuff A., Skopp G., Strohbeck-Kuehner P. und Haffner HT: Absinthe: attention performance and mood under the influence of thujone. Journal of Studies of Alcohol and Drugs, Vol. 65, S.573-581, doi:10.15288/jsa.2004.65.573
  6. Vigl, S. (2022): Wie die Schamanenpflanze Beifuß Deine Traumwelt bereichern kann, zuletzt aufgerufen am 30.09.2022
  7. Nemnich, P. A. (1793): Artemisia. IN: Allgemeines Polyglotten-Lexicon der Naturgeschichte
  8. Krünitz, J. G. (1793): Artemisia. IN: Oeconomische Encyclopädie oder, Allgemeines System der Land-, Haus-, und Staats-Wirthschaft. Band 2
  9. Metzger, J. D. (1793): Kurzgefasstes System der gerichtlichen Arzneiwissenschaft
  10. Anton, Dr. E. (1887): Beifuß. IN: Erprobtes Kräuter-Buch; oder, Ausführliche Beschreibung aller heilwirkenden Pflanzen und Kräuter mit deutlicher Angabe ihrer Anwendung, Heilkräfte und Wirkungen in den verschiedensten Krankheiten des menschlichen Lebens
  11. Blumenbach, W. v. (1846): Gemeiner Beifuß oder Johannisgürtel (Artemisia vulgaris). IN: Handbuch der technischen Materialwaarenkunde, oder Anleitung zur Kenntniß der Rohstoffe
  12. Reling, H. und Bohnhorst, J. (1882): Der Beifuß. IN: Unsere Pflanzen nach ihren deutschen Volksnamen, ihrer Stellung in Mythologie und Volksglauben, in Sitte und Sage, in Geschichte und literatur. Beiträge zur Belebung des botanischen Unterrichts und zur Pflege sinniger Freude in und an der Natur, für Schule und Haus
  13. Wonnecke v. Kaub, J.(1485): Artemisia. IN: Gart der Gesundheit
  14. Ludovici, C. G. (1752): Beifuß (Beyfuß). IN:Eröffnete Akademie der Kaufleute, oder vollständiges Kaufmanns-Lexicon, woraus sämmtliche Handlungen und Gewerbe, mit allen ihren Vortheilen, und der Art, sie zu treiben, erlernet werden können; und worinnen alle Seehäfen, die vornehmsten Städte und Handelsplätze; alle Arten der rohen und verarbeiteten Waaren; die Künstler, Fabrikanten und Handwerksleute; Commerciencollegia, Handelsgerichte, Banken, Börsen, Leihhäuser, Manufacturen, Fabriken und Werkstätte; die Rechte und Privilegien der Kaufmannschaft, u.s.w. beschrieben und erkläret werden.
Botanische Zugehörigkeit von Beifuß
Familie:Korbblütler
Gattung:Artemisia
Name der Art:Artemisia vulgaris

Häufige Fragen

Wirkt Beifuß halluzinogen?

Beifuß enthält zwar geringe Mengen an Inhaltsstoffen, die eine halluzinogene Wirkung haben können. Allerdings müssten sehr große Mengen eingenommen werden, um eine gesundheitsschädliche Wirkung zu erzielen. Eine wahrnehmbare Wirkung bei normalem Konsum ist eher unwahrscheinlich.

Wofür wird Beifuß in der Küche verwendet?

Beifuß ist ein hervorragendes Gewürz für kräftige und deftige Speisen. Ein Genuss ist es vor allem in Wild- und Geflügelgerichten, in Kartoffelsuppen und für Pilzgerichte. Es harmoniert hervorragend mit Knoblauch.

Welche Inhaltsstoffe enthält Beifuß?

Beifuß enthält vor allem Bitterstoffe, die verdauungsfördernd wirken. Außerdem sind in den Blüten und Blättern ätherische Öle wie Campher und in geringen Anteilen Thujon enthalten.

Wo kann man Beifuß in der Natur finden?

Beifuß ist eine sehr anpassungsfreudige Pflanze und daher oft dort zu finden, wo es karge und offene Standorte mit viel Sonne gibt. Gute Fundorte sind Brachland, Bahndämme, Kiesgruben oder Wiesenränder.

       

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