Meßkirch – Die Nonne im schwarzen Ordenskleid macht einen bescheidenen, fast zurückhaltenden Eindruck, als sie am Freitagabend den Martinssaal im Herz-Jesu-Heim betritt. Doch als Hatune Dogan später am Rednerpult mit dem Beamer hantiert, verwandelt sich die Ordensfrau in eine leidenschaftliche Anwältin für die weltweit verfolgten Christen. Ihr besonderes Anliegen, das Schicksal der Mädchen und Frauen, die von IS-Terroristen entführt waren, oder das Elend von christlichen Kindern in Aleppo geht der aramäisch-deutschen Nonne erkennbar unter die Haut. Hier spult keine Rednerin ihren vorbereiteten Text ab, hier spricht jemand, der das Elend mit eigenen Augen gesehen und selbst mit den Opfern gesprochen hat. Wenn es um Opfer geht, kennt die Nonne keine konfessionellen Grenzen. Natürlich sind die jesidischen Frauen und Mädchen keine Christen, aber es sind Menschen, die Hilfe brauchen. Deswegen hat sich Nonne für diese Opfer bei deutschen Politikern eingesetzt.

Jesidinnen in Deutschland aufgenommen

Die Landesregierung in Hannover wollte rund 70 Opfer des IS-Terrors aufnehmen. Zum Erfolg wurde die Aktion jedoch erst in Stuttgart bei Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Der bündnisgrüne Landesvater holte 1 000 jesidische Frauen ins Land. Schwester Hatune ist erkennbar keine Freundin von plakativen, einmaligen Lösungen. Sie besucht nach wie vor in den Flüchtlingslagern in Nahost traumatisierte Frauen und kämpft dafür, dass sie nach Deutschland und Europa kommen können. Sie ist der Überzeugung, dass diese Frauen und Mädchen das Asyl dringender bräuchten, als die jungen Männer, die heute einen Großteil der Migranten und Flüchtlinge ausmachten.

Die Rolle des Islam kritisch betrachtet

Welche Rolle spielt der Islam bei der Christenverfolgung? Schwester Hatune hat eigene Erfahrungen als Angehörige einer christlichen Minderheit in der Türkei gemacht. Schon in der Schule seien die christlichen Jungen und Mädchen mit Schlägen bestraft worden, wenn sie ihre Heimatsprache Aramäisch benutzten. Sie zeigt Bilder von christlichen Folteropfern aus verschiedenen Ländern, dokumentiert Massengräber von IS-Opfern im Irak, zeigt Videoclips mit Interviews von IS-Opfern. Die Ordensfrau berichtet von tausenden koptischen Christen, die im Müll der Hauptstadt Kairo leben müssen. Für sie ist klar, dass nicht situationsbedingte gewaltverherrlichende Stellen im Koran einer der Hauptgründe für das aus westlicher Sicht verbrecherische Handeln der islamistischen Schergen ist. Hatune: „Das Wort töten kommt im Koran über 36 800 mal vor.“

Kritik an evangelischen und katholischen Kircheleitungen

Während die Frau im schwarzen Ordenskleid von „Völkermord an Christen weltweit“ überzeugt ist, wirft sie den Kirchenleitungen, evangelisch wie katholisch, und den Politikern fast aller Parteien vor, vor diesen Verbrechen die Augen zu schließen. Ihre Kritik gilt nicht nur im Blick auf das Ausland. In der Bundesrepublik macht Hatune bedenkliche Entwicklungen bei eingewanderten Islamisten fest. Zu dem Vortrag hatten das Bildungswerk und der Tempelritter-Orden eingeladen. Der ökumenische, weltlicher Laienorden, hat sich zum Ziel gesetzt, nach dem Vorbild der historischen Templer, Menschen in unruhigen Zeiten Geleitschutz zu geben