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Die Amazonas-Synode ringt um „Viri probati“ und Frauenweihe

Am Sonntag fanden im Vatikan feierliche Heiligsprechungen von John Henry Newman und vier Frauen statt. Die Bischofssynode geht indes in die zweite Woche. Ob die "Viri probati" kommen, ist weiter offen.
Amazonas-Synode im Vatikan
Foto: Andrew Medichini (AP) | „Der Kirche ein amazonisches Gesicht zu geben“ blieb ein Satz, der auf der Synode immer wieder zu hören war, der aber nur selten anschaulich wurde.

Die römische Bischofssynode geht in die zweite und damit weichenstellende Woche, denn am Ende müssen die Redebeiträge in der Synodenaula und die Arbeit in dem Kleingrupopen einen Entwurf des Schlussdokuments ergeben haben, der dann am letzten eigentlichen Arbeitstag des Bischoffstreffens, am Samstag, den 26. Oktober, zur Abstimmung steht. Ob die Synodalen darin Papst Franziskus den Vorschlag machen, für einige Gegenden des Amazonasbeckens, in denen priesterlose Gemeinden von Indigenen monatelang ohne Messfeier sind, in Zukunft so genannte „Viri probati“ weihen zu lassen und auch für Frauen ein Weiheamt einzurichten, gilt als völlig offen. Der einzige, der sich bei den täglichen Journalisten-Briefings, die im Presseamt des Vatikans stattfinden, klar und eindeutig für diese beiden Optionen ausgesprochen hatte, war der emeritierte Bischof von Xingu in Brasilien, Erwin Kräutler.

"Wenn Tausende und Abertausende von
Gemeinden nur ein oder zwei Mal im Jahr
Eucharistie feiern, muss sich die
Kirche etwas einfallen lassen"
Missionsbischof Erwin Kräutler

„Wenn Tausende und Abertausende von Gemeinden nur ein oder zwei Mal im Jahr Eucharistie feiern, muss sich die Kirche etwas einfallen lassen“, sagte Kräutler am Rande der Synode. Es stelle sich die Frage, ob Eucharistie nur möglich sein könne, „wenn ein zölibatärer Mann da ist“. Priestermangel sei nicht nur in der Amazonasregion ein Problem. Auch durch Gemeindezusammenlegungen würden „Priester verheizt“ und der direkte Kontakt zu den Leuten immer schwieriger. Auch in Österreich gebe es christliche Gemeinden, an denen zu Weihnachten, Ostern, in der Karwoche oder am Patronatsfest kein Priester da sei. Die Frage der „viri probati“ stelle sich daher „ganz sicher“ auch für Deutschland, Österreich und die Schweiz, so Kräutler.Ebenso wünscht sich der Bischöfe eine Weiheamt für Frauen. „So wie man heute vom permanenten Diakon spricht, kann man doch auch von einer permanenten Diakonissin sprechen. Das gab es auch in der Urkirche. Ich sehe da absolut keine Schwierigkeiten.“

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Der Kirche ein amazonisches Gesicht geben

Doch Bischöfe Kräutler blieb der einzige, der sich genau so entschieden für die „Viri probati“ wie für den weiblichen Diakonat aussprach. Aber es gab auch Gegenstimmen. Der Prälat Rafael Escudero López-Brea aus Moyobamba in Peru verteidigte den Zölibat und wies auf die Schwierigkeit hin, dass man bei der Weihe verheirateter älterer Männer, die nur die Aufgabe hätten, die Eucharistie zu feiern, das dreifache Amt des „munus santificandi“ heiligen), „munus regendi“ (leiten) und „munus docendi“ (lehren) auseinanderreiße und und die Gefahr bestehe, zwei Klassen von Priestern zu schaffen. Escudero López-Brea war nicht der einzige, der den Zölibat verteidigte. Das taten auch Kardinal Robert Sarah, der Präfekt der Klerus-Kongregation, Kardinal Peter Turkson, der Präfekt der Kongregation für die umassende Entwicklung des Menschen, und Bischöfe Emiliasno Antonio Cisneros Marztinez aus Chachapoyas in Peru sowie der Apostolische Vikariat von Reyes in Bolivien.

Aber ebenso wurden die Bewahrung der Schöpfung thematisiert, der Kampf für die Rechte der Indigenen auf ihren natürlichen Lebensraum und die generelle Anerkennung der Frau als führende Gestalt in den Gemeinden.  „Der Kirche ein amazonisches Gesicht zu geben“ blieb ein Satz, der auf der Synode immer wieder zu hören war, der aber nur selten anschaulich wurde. Ein Bischöfe schilderte vor Journalisten einen doppelten Ritus der Diakonenweihe, bei dem der Kandidat erst nach dem katholischen Ritus die Insignien der Diakonenwürde erhielt, worauf dann in der Kirche noch ein weiterer indigener Ritus folgte, bei denen der Neugeweihte auch Abzeichen, wie sie bei den Eingeborenenstämmen üblich sind, überreicht bekam.

Synode durch Heiligsprechung unterbrochen

Unterbrochen wurde die Synode durch die feierliche Heiligsprechung am Sonntag auf dem Petersplatz. Papst Franziskus nahm in Anwesenheit vieler Synodenväter und vor etwa fünfzigtausend Menschen den englischen Gelehrten John Henry Newman (1801–1890) in das Buch der Heiligen auf. Ebenso sprach er die Schweizer Schneiderin Marguerite Bays (1815–1879) vom dritten Orden der Franziskanerinnen, die brasilianische Ordensschwester Dulce Lopes Pontes(1914–1992), die als „brasilianische Mutter Teresa“ gilt, sowie die Ordensgründerinnen Maria Teresa Chiramel Mankidiyan(1876–1926) aus Indien und die Italienerin Giuseppina Vannini(1859–1911) heilig. Aus England war zu diesem Anlass Prinz Charles nach Rom gereist, für Italien nahm Staatspräsident Sergio Mattarella an der Feier statt. Da Brasiliens Staatspräsident Jair Bolsonaro mehrfach die Amazonoas-Synode kritisisert hatte, kam aus dem Heimatland der „Mutter Teresa Brasiliens“ „nur“ der stellvertretende StaatspräsidentHamiltonMartins Mourao.

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