Tina 13
7508
Isaak der Syrer. Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen Auf den Wassern gehen, das Feuer durchqueren Das mit dem Verstand gewonnene Wissen …Mehr
Isaak der Syrer.

Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

Auf den Wassern gehen, das Feuer durchqueren

Das mit dem Verstand gewonnene Wissen befreit uns nicht vor der Angst. Doch der aus dem Glauben heraus lebt, ist vollkommen frei; als wahres Kind Gottes kann er frei mit allen Dingen umgehen. Diejenigen, die voll Liebe zu diesem Glauben sind, gehen wie Gott mit allen Elementen der Schöpfung um, denn der Glaube hat die Macht, eine neue Schöpfung nach Gottes Ebenbild hervorzubringen [...]

Keine mit dem Verstand gewonnene Erkenntnis vermag etwas zu bewirken, ohne eine materielle Grundlage zu haben; ihr fehlt jede Kühnheit, das zu vollbringen, was nicht in ihrer Natur grundgelegt ist. Der Körper kann nicht auf der Oberfläche des Wassers gehen; die dem Feuer zu nahe kommen, verbrennen sich. So führt das einfache Wissen zur Vorsicht und lässt sich niemals dazu hinreißen, die Grenzen der Natur zu überschreiten. Doch der Glaube hat die Macht, darüber hinwegzugehen und spricht: „Wenn du durchs Wasser schreitest, bin ich bei dir, wenn durch Ströme, dann reißen sie dich nicht fort. Wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt, keine Flamme wird dich verbrennen“ (Jes 43,2). Oft vollbringt der Glaube derartige Dinge vor den Augen der gesamten Schöpfung. Wenn man dem Verstand aufgegeben hätte, zu versuchen solche Dinge zu tun, hätte er dies nie gewagt.

Wegen des Glaubens sind viele in die Flammen geraten [...], sie haben das Feuer unbeschadet durchquert und sie sind auf dem Meer wie auf einem festem Grund gegangen. All diese Dinge überstiegen die Gesetze der Natur und sind den Wegen des verstandesmäßigen Erkennens entgegengesetzt. Sie haben sogar aufgezeigt, wie nutzlos seine Vorgehensweise und seine Gesetze sind. Siehst du, wie der Verstand versucht, die Naturgesetze zu erkennen? Und siehst du, wie der Glaube eigene Wege geht, indem er die Gesetze der Natur übersteigt?

Aszetische Reden, Serie 1, Nr. 62
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen
„Folge mir nach!“
Gott, der Herr, hat seinen eigenen Sohn dem Tod am Kreuz ausgeliefert wegen seiner brennenden Liebe zur Schöpfung [...] Nicht weil er uns nicht auch auf eine andere Weise hätte loskaufen können, aber er wollte uns so seine grenzenlose Liebe offenbaren, uns in ihr unterweisen. …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

„Folge mir nach!“

Gott, der Herr, hat seinen eigenen Sohn dem Tod am Kreuz ausgeliefert wegen seiner brennenden Liebe zur Schöpfung [...] Nicht weil er uns nicht auch auf eine andere Weise hätte loskaufen können, aber er wollte uns so seine grenzenlose Liebe offenbaren, uns in ihr unterweisen. Und durch den Tod seines eingeborenen Sohnes hat er uns in seine Nähe geholt. Ja, wenn er etwas noch Kostbareres gehabt hätte, hätte er es uns gegeben, damit wir ihm vollkommen gehören.

Aufgrund seiner übergroßen Liebe zu uns, wollte er unter keinen Umständen unserer Freiheit Gewalt antun, auch wenn er dazu in der Lage gewesen wäre, denn er wollte, dass wir uns ihm wegen der Liebe näherten, die wir dort erkennen konnten.

Wegen seiner Liebe zu uns und aus Gehorsam seinem Vater gegenüber, hat Jesus Christus freudig die Schmähungen und das Leiden auf sich genommen [...] Auf die gleiche Weise werden die Heiligen, wenn sie fortschreiten, vollkommen, wenn sie großzügig ihre Liebe und ihr Mitleid an alle Menschen verschwenden und dadurch Gott ähnlich werden.

Abhandlung zur Askese, 1. Reihe, 71/74
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen
„Mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank“
Der Baum des Lebens ist die Liebe Gottes. Adam verlor sie bei seinem Fall und fand nie mehr die Freude wieder, sondern arbeitete und mühte sich ab auf der Erde, die voller Dornen war (Gen 3,18). Wer sich der Liebe Gottes …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

„Mein Fleisch ist wirklich eine Speise und mein Blut ist wirklich ein Trank“

Der Baum des Lebens ist die Liebe Gottes. Adam verlor sie bei seinem Fall und fand nie mehr die Freude wieder, sondern arbeitete und mühte sich ab auf der Erde, die voller Dornen war (Gen 3,18). Wer sich der Liebe Gottes beraubt hat, isst im Schweiße seines Angesichts sein Brot (Gen 3,19), selbst wenn er auf einem rechten Weg geht. Das ist das Brot, das der ersten Kreatur nach dem Sündenfall zu essen gegeben worden ist. Bis wir die Liebe finden, ist unser Arbeitsfeld die dornige Erde [...] Wie immer auch unsere persönliche Gerechtigkeit sein mag – wir müssen im Schweiß unseres Angesichts leben.

Aber wenn wir die Liebe gefunden haben, ernähren wir uns vom Brot des Himmels und sind gestärkt, ohne jede eigene Arbeit und Mühe. Das Brot des Himmels ist Christus, der vom Himmel herabgestiegen ist und der Welt das Leben gegeben hat. Und von dieser Art ist die Nahrung der Engel (Ps 77(78),25). Wer die Liebe gefunden hat, ernährt sich von Christus täglich und unaufhörlich und wird dabei unsterblich. Denn er hat gesagt: „Wer von dem Brot isst, das ich ihm geben werde, wird den Tod nicht schauen.“ Selig, wer von Jesus, dem Brot der Liebe, isst. Denn wer sich von der Liebe ernährt, ernährt sich von Christus, dem Herrn des Universums, von dem Johannes Zeugnis ablegt, wenn er sagt: „Gott ist die Liebe“ (1 Joh 4,8).

Wer also in der Liebe lebt, empfängt von Gott die Frucht des Lebens. Schon auf dieser Welt atmet er die Luft der Auferstehung, die Luft, woraus die Wonnen der Gerechten sind nach ihrer Auferstehung. Die Liebe ist das Himmelreich. Von ihm sich zu nähren, hat der Herr in geheimnisvoller Weise seinen Aposteln befohlen; zu essen und zu trinken am Tisch meines Reiches (Lk 22,30) – was ist das anderes als die Liebe? Denn die Liebe ist fähig, den Menschen zu ernähren, anstelle jeglicher Speise und jeglichen Trankes. Solcher Art ist der Wein, der des Menschen Herz erfreut (Ps 103(104),15). Selig, wer von diesem Wein trinkt.

Asketische Reden, 1. Reihe, Nr. 72
5 weitere Kommentare von Tina 13
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen
„Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?“
Das Mitleid auf der einen Seite und das einfach auf Gleichheit bedachte Urteil auf der anderen sind, wenn sie in ein und derselben Seele bleiben, wie ein …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

„Hättest nicht auch du mit jenem, der gemeinsam mit dir in meinem Dienst steht, Erbarmen haben müssen, so wie ich mit dir Erbarmen hatte?“

Das Mitleid auf der einen Seite und das einfach auf Gleichheit bedachte Urteil auf der anderen sind, wenn sie in ein und derselben Seele bleiben, wie ein Mensch, der Gott und die Götzenbilder im selben Haus anbetet. Das Mitleid ist das Gegenteil vom Urteil, das die einfache Gerechtigkeit zur Grundlage hat. Das gänzlich gerechte Urteil schließt die gleiche Zuteilung eines ähnlichen Maßstabes für alle ein. Es läßt einem jeden zukommen, was ihm zusteht, nicht mehr; es neigt sich weder zur einen noch zur anderen Seite, unterscheidet nicht in seinem Lohn. Das Mitleid jedoch wird durch die Gnade geweckt, es neigt sich allen Geschöpfen mit derselben Herzlichkeit zu, es hütet sich davor, denen einfachhin Lohn zukommen zu lassen, die der Bestrafung würdig sind und es überschüttet ohne Maß jene, die sich des Guten als würdig erweisen.

Das Mitleid also steht auf Seiten der Gerechtigkeit, das schlechthin gleichförmige Urteil auf Seiten des Bösen [...] So wie ein Sandkorn nicht soviel wiegt wie viel Gold, so wiegt auch das ausgewogene Urteil Gottes nicht so viel wie sein Mitleid. Wie eine Hand voll Sand, die in den großen Ozean fällt, so sind die Sünden alles Fleisches im Vergleich zur Vorsehung und zum Erbarmen Gottes. Wie auch eine reichlich fließende Quelle nicht mit einer Hand Staub verschlossen werden kann, so kann auch das Mitleid des Schöpfers nicht durch die Boshaftigkeit der Geschöpfe besiegt werden. Wer während des Gebets im Groll verharrt, der ist wie ein Mensch, der ins Meer aussät und zu ernten hofft.

Geistliche Unterweisungen, 1. Reihe, Nr. 58
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen
Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz (Ps 50(51),12)
Es ist bekannt, dass nur die Hilfe Gott rettet. Wenn ein Mensch merkt, dass alle Hilfe vergeblich ist, fängt er an, sehr viel zu beten. Und je mehr er betet, desto demütiger wird sein Herz, denn man kann unmöglich beten und etwas erbitten, ohne …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

Erschaffe mir, Gott, ein reines Herz (Ps 50(51),12)

Es ist bekannt, dass nur die Hilfe Gott rettet. Wenn ein Mensch merkt, dass alle Hilfe vergeblich ist, fängt er an, sehr viel zu beten. Und je mehr er betet, desto demütiger wird sein Herz, denn man kann unmöglich beten und etwas erbitten, ohne demütig zu sein: „ein zerbrochenes und zerschlagenes Herz wirst du, Gott, nicht verschmähen“ (Ps 50(51),19). Solange ein Herz noch hochmütig ist, ist es ihm unmöglich, der Zerstreuung zu entkommen. Die Demut dagegen sammelt das Herz.

Wenn der Mensch dann demütig geworden ist, wird er sogleich von Mitleid umfangen und sein Herz verspürt sogleich die göttliche Hilfe. Er entdeckt, dass eine Kraft in ihm wächst, die Kraft des Vertrauens. Wenn der Mensch auf diese Weise die Hilfe Gottes erfährt, wenn er spürt, wie Gott gegenwärtig ist und ihm zur Hilfe eilt, wird sein Herz von Glauben erfüllt, und er erkennt, wie das Gebet zum Hort des Rettung wird, zur Quelle des Heils, zur Schatzkammer des Vertrauens, zum sicherem Hafen im Sturm, zum Licht all jener, die in der Finsternis sind, zur Stütze aller Schwachen, zum Schutz in Zeiten der Prüfung, zur Hilfe am Scheitelpunkt der Krankheit, zum bergenden Schild in der Schlacht, zum fliegenden Pfeil gegen den Feind. In einem Wort: Die Fülle alles Guten wird ihm durch das Gebet zuteil. Von nun an findet deswegen der Mensch seine ganze Wonne im Gebet des Vertrauens. Sein Herz leuchtet voller Vertrauen.

Geistliche Ansprachen, 1. Serie, Nr. 21
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen
„Das Reich Gottes ist mitten unter euch“
Die Dämonen fürchten den Mann, der Tag und Nacht mit glühendem Herzen Gott sucht und die Angriffe des Feindes weit zurückschlägt. Gott und seine Engel aber ersehnen sich einen solchen Menschen. Er ist reinen Herzens und trägt seine geistige Heimat in sich …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

„Das Reich Gottes ist mitten unter euch“

Die Dämonen fürchten den Mann, der Tag und Nacht mit glühendem Herzen Gott sucht und die Angriffe des Feindes weit zurückschlägt. Gott und seine Engel aber ersehnen sich einen solchen Menschen. Er ist reinen Herzens und trägt seine geistige Heimat in sich: die Sonne, die ihm scheint, ist das Licht der heiligsten Dreiheit; die Luft, die seine Gedanken atmen, ist der Tröster, der Heilige Geist. Und die heiligen Engel nehmen Wohnung bei ihm. Christus, das Licht vom Licht des Vaters, ist sein Leben, seine Freude, seine Wonne. Ein solcher Mensch hat zu jeder Zeit seine Freude an der Betrachtung seiner Seele und staunt über die Schönheit, die er wahrnimmt, und die hundertmal leuchtender ist als der Glanz der Sonne.

Das ist Jerusalem. Es ist, nach dem Wort des Herrn, das in unserem Inneren verborgene Reich Gottes. Dieses Land ist die Wolke der Herrlichkeit Gottes, wo nur solche Zutritt haben, die reinen Herzens sind, um das Antlitz ihres Herrn zu schauen (Mt 5,8). Und ihr Verstand wird erleuchtet von den Strahlen seines Lichts.

Asketische Homilien, 1. Reihe
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen
„Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen“
Man sollte nicht ohne Not nach sichtbaren Zeichen verlangen oder sie suchen, wenn doch der Herr allezeit bereit ist, seinen Heiligen beizustehen. Er offenbart nicht ohne Not seine Macht in einem Werk oder einem sichtbaren Zeichen, um uns gegenüber …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen

„Fürchtet euch nicht! Ihr seid mehr wert als viele Spatzen“

Man sollte nicht ohne Not nach sichtbaren Zeichen verlangen oder sie suchen, wenn doch der Herr allezeit bereit ist, seinen Heiligen beizustehen. Er offenbart nicht ohne Not seine Macht in einem Werk oder einem sichtbaren Zeichen, um uns gegenüber seiner Hilfe nicht abstumpfen zu lassen und uns damit nicht zu schaden. Auf diese Weise sorgt er für seine Heiligen. Er will ihnen damit zeigen, wie er ihnen die geheime Sorge, die er für sie trägt, nicht einen Augenblick lang entzieht, sie aber bei alledem den Kampf kämpfen lässt, den ihre Kräfte zulassen und sie sich das Beten etwas kosten lassen sollen.

Doch wenn sie eine Schwierigkeit umwirft, wenn sie krank oder entmutigt sind, tut er selber das, was getan werden muss und was getan werden kann, alles in seiner Macht Stehende, damit ihnen geholfen wird. Er stärkt sie im Geheimen so gut er kann, damit sie die Kraft erlangen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden. Denn durch das Vertrauen, dass er ihnen eingibt, macht er ihren Schmerz zuschanden, und durch die Offenbarung dieses Glaubens weckt er ihren Lobpreis neu [...] Und sollte es notwendig sein, diese verborgene Hilfe sichtbar zu machen, dann tut er dies, doch nur wenn dies notwendig ist. Seine Wege sind von umfassender Weisheit, sie machen nicht Halt vor Armut und Not, doch auf ihre eigene Weise und nicht irgendwie.

Geistliche Abhandlungen, 1. Serie, Nr. 36
Tina 13
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen
„Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können“
Die wachsame Nüchternheit hilft dem Menschen mehr, als die äußere Werke [...] Wie etwa könnte einer wirklich Herr über seine körperlichen Sehnsüchte werden – die Nachlässigkeit, den Zorn, die Genußsucht …Mehr
Isaak der Syrer (7. Jh.), Mönch in Ninive bei Mossul im heutigen Irak, Heiliger der orthodoxen Kirchen

„Weh auch euch Gesetzeslehrern! Ihr ladet den Menschen Lasten auf, die sie kaum tragen können“

Die wachsame Nüchternheit hilft dem Menschen mehr, als die äußere Werke [...] Wie etwa könnte einer wirklich Herr über seine körperlichen Sehnsüchte werden – die Nachlässigkeit, den Zorn, die Genußsucht – und nicht im gleichen Zug die Sanftmut erlangen? Wenn er sich mit Unterscheidungsgabe übt, folgen die Loslösung von allem und die Zurückweisung des leiblichen Komforts und der Meinung der anderen [über sein Tun]. Wenn einer aus Liebe zu Gott mit Liebenswürdigkeit und Freude das Böse erträgt, das man ihm zufügt, ist er reinen Herzens (vgl. Mt 5,8). Und wenn er niemanden verachtet, ist er wahrhaft frei [...]

Hege keinen Hass gegen den Sünder; denn wir alle haben Schuld auf uns geladen. Wenn du, um der Liebe Gottes willen, an ihm Grund zum Tadel findest, dann weine über ihn! Warum solltest du ihn hassen? Wenn du es Christus gleichtun willst, dann musst du die Sünden des Mannes hassen und für ihn beten. Weit entfernt, sich über Sünder zu entrüsten, betete Christus für sie (Lk 23,34) [...] Aus welchem Grund hasst du, der du nur ein Mensch bist, den Sünder? Etwa weil er an deine Tugend nicht heranreicht? Aber wo bleibt deine Tugend, wenn es dir an Liebe fehlt?

Sentenzen 117, 118