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G. Pasquali: Ich und beichten! Wieso? - Kapitel III. III ZUWARTEN IST GEFÄHRLICH Das letzte Argument Nach zahlreichen fruchtlosen Versuchen, einen Sterbenden zum Beichten zu bewegen, zog Don Cafasso …Mehr
G. Pasquali: Ich und beichten! Wieso? - Kapitel III.

III ZUWARTEN IST GEFÄHRLICH

Das letzte Argument
Nach zahlreichen fruchtlosen Versuchen, einen Sterbenden zum Beichten zu bewegen, zog Don Cafasso die Uhr aus der Tasche und sagte unverblümt: „Nun gut, Sie können sich nicht zum Beichten entschließen. Aber denken Sie daran, dass Ihnen nur noch wenige Stunden verbleiben, dann sind Sie in der Hölle.“
Da raffte sich der Kranke auf und versöhnte sich mit seinem Gott.
*
Der heilige Redemptoristenpater Klemens Maria Hofbauer wurde eines Tages zu einem Schwerkranken gerufen, der seit zweiundzwanzig Jahren nicht mehr gebeichtet hatte. Der Unglückselige leistete dem Priester hartnäckigen Widerstand und forderte ihn mehrmals zum Gehen auf.
„Nein“, widersprach der Heilige, „ich gehe nicht, denn Ihr Ende ist greifbar nahe, und ich möchte einmal sehen, wie ein Verdammter stirbt.“
Da ging der hartnäckige Sünder in sich und bat den Pater um Verzeihung wegen seiner Bosheit.
„Ich verzeihe Ihnen gern“, entgegnete dieser.
„Und Gott? Wird er mir meine Sünden nachlassen?“ zweifelte der Todkranke unter Tränen.
„Gott ist unendlich gut“, besänftigte ihn der Heilige, „erwecken Sie einen Akt der Reue und alle Ihre Sünden werden Ihnen vergeben. Da beichtete der Mann und starb in Frieden.
Wenn man ernstlich an die Hölle dächte, die doch eine ewige, vielleicht plötzlich hereinbrechende Strafe für unbußfertige Sünder ist, wäre es ein Kinderspiel, gewisse gefährliche Zwiespältigkeiten und Hemmungen zu überwinden.

Von der Madonna geschickt
Pater Francesco De Geronimo berichtet: Eines Morgens hörte ich in der Kirche Beichte, da kam ein Mann in reiferen Jahren zu mir und sagte mit einem Unterton der Rührung in der Stimme:
„Pater, die Madonna hat mich geschickt. Ich habe seit 27 Jahren nicht mehr gebeichtet, obwohl ich viele Strafen Gottes miterlebt habe. Oft und oft habe ich Sie predigen hören und mich zum Beichten entschlossen, doch ebenso oft bin ich wieder umgefallen und habe mir gesagt „Morgen ist auch ein Tag!“ oder ich ließ mich von einem Freund abspenstig machen. Und so geriet ich immer wieder in die Fallstricke des Teufels.
Zuletzt kapitulierte ich vor der Versuchung und schwor mir, überhaupt nicht mehr zur Beichte zu gehen, da ich mich bereits von Gott verlassen fühlte. Viele Jahre hindurch blieb ich der Messe fern und verzichtete auf jede religiöse Betätigung. Ich war schlimmer als ein Heide. Nur einen einzige kleine Andachtsübung hatte ich beibehalten: Jedes Mal, wenn ich durch die Straßen von Neapel ging und ein Madonnenbild an einer Hauswand sah, betete ich zu Ehren der Gottesmutter insgeheim ein Salve Regina (=Gegrüßt seist du, Königin!).
Es mag ungefähr einen Monat her sein, als ich nachts im Traum von der Erscheinung einer großen, wunderschönen Dame überrascht wurde, die streng zu mir sagte: „Warum beichtest du nicht? Ich befehle dir, gleich morgen früh zur Beichte zu gehen.“
Das Traumgesicht und die Worte, die die schöne Frau gesprochen hatte, bewegten mich so, dass ich unmittelbar darauf erwachte und in meiner freudigen Verwirrung den Entschluss fasste, am nächsten Morgen zur Beichte zu gehen.
Als es aber so weit war, suchte ich, von Satan verblendet, nach billigen Ausflüchten; ich redete mir ein, man dürfe auf Träume nichts geben, und dachte nicht mehr daran, meine Lebensweise zu ändern.
Wenige Tage später kam die Traumerscheinung noch einmal und tadelte mich barscher als zuvor: „Wo also missachtest du meine Gnaden! Worauf wartest du eigentlich? Dass mein Sohn dich züchtigt, wie du es verdienst? Auf, morgen gehst du beichten!“
Nach dieser zweiten Warnung erwachte ich wiederum ganz verstört und nahm mir fest vor, den Wunsch der Dame bei Tagesanbruch zu erfüllen, da ich immer mehr den Eindruck gewann, mit solchen Dingen sei nicht zu spaßen.
Am folgenden Morgen hatte mich der Teufel wieder in seinen Fängen. „Träume sind Schäume“, flüsterte er mir zu, „was hast du damit zu schaffen? Warum dann beichten?“
In der dritten Nacht erschien mir die gleiche Dame noch einmal im Traum und sprach unerbittlich: „Willst du als Verdammter sterben? Zweimal hast du schon meine Warnungen in den Wind geschlagen. Du verdienst ja meine Gnade gar nicht und ich schenke sie dir nur wegen der armseligen Ehrenbezeugungen, die du meinen Bildern bekundest. Du Saumseliger! Nimm dich endlich zusammen! Bereite dich vor und geh schleunigst zum Beichten!“
Diese Worte weckten in mir Gefühle der Beschämung und kindlichen Vertrauens zugleich und ich entgegnete: „Signora, ich habe doch 27 Jahre nimmer gebeichtet, wer soll mir denn die Beichte hören?“
Da versetzte die Mutter der Barmherzigkeit voller Güte:
„Geh zum Hause meines Sohnes (ich erkannte sofort, dass sie Jesus damit meinte!) und du findest dort Pater Francesco De Geronimo. Bei ihm sollst du beichten.“
Sie verschwand meinen Augen, und ich beschloss von Staunen und Rührung übermannt, Sie, Hochwürden, aufzusuchen. Ich habe mein Gewissen erforscht und den festen Vorsatz gefasst, ein anderer Mensch zu werden. Nun knie ich zu Ihren Füßen und bitte Sie inständig: „Helfen Sie mir, Pater!“
Und er begann mit dem Sündenbekenntnis.
Derselbe Sünder vertraute später eine weitere Einzelheit einem Sodalen der marianischen Kongregation namens Fiorillo an. Demnach habe die Madonna auf seinen Einwand, er befürchte, nicht absolviert zu werden, da er schon so lange Jahre nicht mehr gebeichtet habe, unter anderem erwidert: „Sobald Pater Francesco hört, dass du 27 Jahre nicht mehr beim Beichten warst, wird er dich umarmen.“
Und in der Tat, kaum hatte er diese Unterlassungssünde eingestanden, erhob sich der Heilige, verließ den Beichtstuhl, umarmte ihn und versicherte, Gott werde ihm verzeihen.
*
Viele Seelen verdanken ihre Umkehr und Rettung einer außerordentlichen Gnade, die ihnen die Gottesmutter wegen irgendeiner besonderen marianischen Andachtsübung erbittet. Die allerseligste Jungfrau ist die Mutter der Barmherzigkeit, die Zuflucht der Sünder und unsere Hoffnung. Mag dein Gewissen auch noch so schuldbeladen sein, vertraue auf sie! Ihre mütterliche Fürbitte kann dich erretten.
Hüte dich aber, deine Marienverehrung als Vorwand zu benutzen, um in blinder Vermessenheit drauflossündigen zu können. Die Immaculata ist zwar die Mutter und Zuflucht der Sünder, aber nur der bußfertigen und nicht etwa derer, die die Sünde lieben und nichts tun wollen, um davon loszukommen.

„Rettet eure Seele!“
Ein gottloser alter Mann fluchte und wütete noch mit 80 Jahren wie ein Berserker herum, so dass schon sein Anblick genügte, um die Menschen erschaudern zu lassen. Mit einem Wort: er war ein Teufel in Menschengestalt.
Wehe, wenn ein Gutgesinnter auch nur versucht hätte, den lieben Gott ins Gespräch zu bringen oder den Pfarrer von Ars zu erwähnen. – Aus dem Mund des Alten wäre wie aus einem Höllenkrater ein ganzer Schwall von Lästerungen hervorgebrochen. Abbe Vianney, der als lebendes Abbild der Güte von allen wie ein Heiliger verehrt wurde, war in seinen Augen nur ein alter Hexenmeister, ein feiger Heuchler.
Da beschloss der Pfarrer von Ars, den Wüterich aufzusuchen. Er betrat sein Zimmer und warf sich vor ihm auf die Knie. Dabei vergoss er heiße Tränen, als sei er der reumütige Sünder, der da kam, um wegen irgend eines Verbrechens Verzeihung zu erflehen.
Aber sah das nicht wie eine gut gespielte Komödie aus? Hatte der Verstockte jetzt nicht einen schlagenden Beweis, dass Vianney ein Scheinheiliger war? War das der richtige Augenblick zum Räsonnieren? Nein! Man musste es miterleben, wie der Heilige in tiefer Sorge und mit tränenerstickter Stimme hervorstammelte: „Rettet Eure arme Seele! Rettet Eure arme Seele!“
Da verlor auch der alte Frevler die Fassung und betete zerknirscht ein Ave Maria.
Er fand sein Heil in der Beichte. Solange er in Ars verblieb, empfing er sehr häufig das Bußsakrament. Seine Seele hatte wieder Frieden gefunden.
*
Man darf den Augenblick der Gnade, der göttlichen Barmherzigkeit, nicht ungenutzt verstreichen lassen.
Wenn wir den Ruf Gottes reuigen Herzens beantworten, verzeiht uns der Herr sogar ein langes Sündenleben. Die göttliche Barmherzigkeit hat ihre Arme so weit ausgebreitet, dass sie alle Bittenden umfängt. Nutze diesen Augenblick, denn es könnte sein, dass er nicht mehr wiederkehrt.
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ZU WARTEN IST GEFÄHRLICH
Joannes Baptista