Vorwort des Distriktoberen (MB FSSPX Juli 2020)

Liebe Freunde und Wohltäter!

Wo bleibt Gott in der Corona-Krise? Das ist eine Frage, die uns in mehrfacher Hinsicht beschäftigen kann und soll. Viele Gläubige stellten sich die Frage, wie Gott es zulassen konnte, dass sie gerade in der Karwoche und Osterzeit nicht an den Gottesdiensten teilnehmen konnten. Hätte Gott das nicht verhindern müssen? Viele Menschen haben große Befürchtungen bezüglich dessen, was die Zukunft bringen wird. Worauf steuern wir zu?

Welche Kräfte sind am Wirken? Zugegebenermaßen sind die Entwicklungen in Kirche und Gesellschaft mehr als nur bedenklich. Auch hierbei stellt sich die Frage nach Gott. Wann greift er in das Weltgeschehen ein? Lässt er alles geschehen? Schläft er? Wir neigen dazu, unbewusst davon auszugehen, dass Gott zwar die Welt erschaffen hat, aber sich aus dem Weltgeschehen heraushält. (Nebenbei gesagt: Das ist die Auffassung der Deisten, der Freimaurer etc.)

Das biblische und christliche Geschichtsbild ist jedoch ein ganz anderes: Das Gute ist von Gott gewollt und verursacht. Das Schlechte ist von ihm zugelassen, weil er daraus wieder Gutes entstehen lassen kann. Gott ist allmächtig. Er ist der Herr aller Dinge. Wunderbar bringt Mardochäus (Est 13,9 ff.) diese Haltung zum Ausdruck: „Herr, allmächtiger König, in Deiner Macht steht alles, und niemand vermag Dir zu widerstehen, wenn Du Israel retten willst. Du hast Himmel und Erde erschaffen und all das Wunderbare unter dem Himmel.

Du bist der Herr über alles, und niemand kann Deiner Majestät widerstehen.“ Welch eine Lehre für uns: Alles – restlos alles – ist in der Hand Gottes. Wenn er uns vor einem Übel bewahren will, kann nichts und niemand ihm widerstehen! Nur müssen wir verstehen, in welchem Verhältnis wir Menschen zu Gott stehen. Wir sind ganz von ihm abhängig, ohne ihn können wir nichts tun, ja nicht einmal leben. „In ihm leben wir und bewegen wir uns und sind wir“ (Apg 17,28). Wir haben alle unsere Kräfte und Fähigkeiten von Gott. Daraus folgt, dass wir sie auch nur für das gebrauchen dürfen, was Gott wohlgefällig ist. Diesem Auftrag sind wir nicht treu. Immer wieder handeln die Menschen gegen den Willen Gottes und gegen seine Ordnung. Das bleibt nicht ohne Folgen.

Schaden erleiden dadurch nicht nur diejenigen, welche schlecht handeln, sondern oft noch viele andere. Das geduldige Ertragen dieser negativen Auswirkungen schlechten Tuns ist eine Möglichkeit, für die eigenen Verfehlungen Buße zu tun. Das christliche Geschichtsverständnis sieht auch in den großen Unglücksfällen die Hand Gottes. Das ist keine Übertreibung. Diese Haltung zeigt sich in der Hl. Schrift sehr deutlich. So etwa im Buch Jeremias, wo die Wegführung der Israeliten in die Gefangenschaft so angekündigt wird (Jer 25,4 ff.): „Darum spricht der Herr der Heerscharen: Weil ihr nicht auf mein Wort gehört, siehe, so lasse ich alle Völkerschaften des Nordens herbeiholen …, auch Nebukadnezar, den König von Babel, meinen Knecht. Ich lasse sie hereinbrechen über dieses Land, über seine Bewohner und all diese Völker im Umkreis.“

Gott wird die Babylonier „herbeiholen“ und bezeichnet Nebukadnezar als „seinen Knecht“. Das bedeutet weder eine Gutheißung der Plünderungen und damit verbundenen Verbrechen noch eine Art Heiligsprechung des heidnischen Königs. Aber es bringt zum Ausdruck, dass dieses unvorstellbare Unheil mit Zulassung Gottes als eine „Strafe“ geschieht und dass das auserwählte Volk gerade durch das Durchleiden dieses „Wahnsinns“ für die eigenen Sünden Sühne leisten und das Heil verdienen kann. Haben wir diese biblische Perspektive, wenn wir die aktuelle Zeit, betrachten? Wenn wir verstanden haben, dass Gott jederzeit Herr der Lage ist, dann werden wir in den uns auferlegten Einschränkungen, auch wenn wir sie teilweise zu Recht kritisieren, dennoch die Hand Gottes sehen können, der von uns ein Opfer verlangt – zu unserer Besserung. Durch das geduldige Ertragen der Leiden wird Gott geehrt, jedoch sicher nicht durch Schimpftiraden aus unserem Mund. Auch wenn wir in eine ungewisse und verhängnisvolle Zukunft blicken, haben wir doch keinen Grund, verzweifelt zu sein, sondern wissen, dass wir ganz in der Hand Gottes sind. „Kauft man nicht fünf Sperlinge für zwei Pfennige? Und doch ist keiner von ihnen bei Gott vergessen. Ja, sogar die Haare eures Hauptes sind alle gezählt. Habt keine Furcht! Ihr seid mehr wert als viele Sperlinge“ (Lk 12,6 f.). „Kein Haar soll von eurem Haupte verloren gehen“ (Lk 21,18).

Mit priesterlichen Segensgrüßen
P. Stefan Pfluger
Klaus Elmar Müller
Hochw. Herr Pater Pfluger erklärt die Zulassungen Gottes als Mittel zur Buße und Quelle von Gutem. Liest man im aktuellen Mitteilungsblatt das ehrliche, bewegende Interview von Hochw. Herrn Pater Kaldenbach, dann war die Piusbruderschaft von den Zulassungen Gottes und dem staatlichen Gesundheitsterror heillos überfordert. Ein vordemokratischer Staatsgehorsam mag verhindert haben, was der hl. Pater …Mehr
Hochw. Herr Pater Pfluger erklärt die Zulassungen Gottes als Mittel zur Buße und Quelle von Gutem. Liest man im aktuellen Mitteilungsblatt das ehrliche, bewegende Interview von Hochw. Herrn Pater Kaldenbach, dann war die Piusbruderschaft von den Zulassungen Gottes und dem staatlichen Gesundheitsterror heillos überfordert. Ein vordemokratischer Staatsgehorsam mag verhindert haben, was der hl. Pater Damian Deveuster getan hätte. Von mir selber rede ich hier besser nicht, denn ich wäre in dieser Situation davongelaufen! Dennoch sollte die Piusbruderschaft in einem Punkt ihre Position überdenken: Wir Bürger sind keine Untergebenen des Staates; das hörte, ob zu begrüßen oder zu bedauern, 1918 auf.
Waagerl
Und was sind eure Worte ohne Taten?