Luisella Scrosati über die Liturgie: Wie kann man einem Papst vertrauen, der sich über seine Vorgänger hinwegsetzt?

"In Rom hat man di
e starke Kritik, die seit Monaten an dem Motu proprio Traditionis custodes geübt wird, noch nicht verdaut. Das apostolische Schreiben Desiderio desideravi [...] kehrt zu dem grundlegenden Punkt des letztjährigen Motu proprio zurück, nämlich dem Wunsch, den alten Ritus zu begraben". - schreibt Luisella Scrosati auf La Nuova Bussola Quotidiana.
Luisella Scrosati weist darauf hin, dass Franziskus erklärt, er wolle der liturgischen Polemik in der Kirche ein Ende setzen, aber diese Polemik nimmt gerade wegen ihm zu. Nach Ansicht der Italienerin besteht das grundlegende Problem von Desiderio desideravi in der Behauptung, dass eine Ablehnung der Liturgiereform von 1969 einer Ablehnung des Zweiten Vatikanischen Konzils gleichkomme. Scrosati weist darauf hin, dass in der Lehre des Konzils, einschließlich der Liturgiekonstitution Sacrosanctum concilium, keine Rechtfertigung für viele Reformen zu finden ist, wie z.B. die vollständige Abschaffung des Lateinischen, die völlige Marginalisierung des Gesangs oder die Abschaffung vieler Heiligenfeste.
Franziskus begehe einen schweren Fehler, weil er nicht anerkenne, dass es sehr unterschiedliche Meinungen über die Beziehung zwischen dem Konzil und der Liturgiereform gebe. "Wenn man die Kontroverse wirklich ausmerzen und die kirchliche Gemeinschaft in der Liturgie wiederherstellen will, sollte man den verschiedenen Positionen aufmerksam zuhören, anstatt sie als anti-sakral zu disqualifizieren und zu diskriminieren."
Luisella Scrosati weist auch darauf hin, dass ein Jahr nach der Verkündigung von Traditionis custodes immer noch unklar ist, was die Worte von Franziskus bedeuten, wonach die neuen liturgischen Bücher der einzige Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus sind. Wenn dies der Fall ist, fragt Scrosati, was sind dann die früheren liturgischen Bücher - die in der Kirche immer noch in Gebrauch sind, teilweise mit der Zustimmung von Franziskus selbst? Außerdem, so betont der Italiener, kann Franziskus nicht ewig so tun, als wüsste er nicht, dass der römische Ritus nicht mit dem Konzil geboren wurde, sondern viel älter ist als es....
Das dritte und letzte Problem, so Scrosati, ist die klare Opposition von Franziskus zu Benedikt XVI. Papst Bergoglios Vorgänger wird in Desiderio desideravi mit keinem Wort erwähnt, obwohl er der Frage der Liturgie in seinem Pontifikat so viel Aufmerksamkeit gewidmet hat. "Wenn das Motu proprio Traditionis custodes die Absicht hatte, die Linie Benedikts zu enthaupten, so begräbt Desiderio desideravi ihren Haupt.”
Es sei unverständlich, wie die kirchliche Kommunion von einem Papst gefordert werden könne, der sich über seinen Vorgänger hinwegsetzt und den Wert dessen, was der Heilige Geist zu Benedikt gesagt habe, offensichtlich verleugne. Wie soll ein Katholik glauben, dass das, was Franziskus jetzt behauptet, wahr sei?
Schließlich weist Luisella Scrosati auf eine gewisse Heuchelei hin: Sowohl in Traditionis custodes als auch in Desiderio desideravi finden sich viele Worte, die von der Schönheit und der Würde der Liturgie sprechen; gleichzeitig kümmert sich der Heilige Stuhl nicht darum, den immer noch grassierenden tiefgreifenden liturgischen Missbräuchen ein Ende zu setzen, wie etwa dem absurden Verhalten der Zelebranten, der willkürlichen Änderung der Worte des Messbuchs, der leichtfertigen Wahl der liturgischen Gewänder oder der Abhaltung von Predigten durch Laien, usw.
"Wenn der Papst auch nur die Hälfte der Entschlossenheit, die er bei der Verfolgung von <traditionalisten> an den Tag legt, zur Lösung der Krise des liturgischen Missbrauchs eingesetzt hätte, wären wir schon weit gekommen. Die Aufrichtigkeit seiner Worte könnte dann glaubwürdig sein. Währenddessen wird die ernste, wiederholte und wachsende Krise des liturgischen Missbrauchs kaum wahrgenommen, während diejenigen, die die alte Messe lieben, zum Aussterben verurteilt sind", schließt die Autorin.
Quelle: rorate-caeli
Klaus Elmar Müller
"Es sei unverständlich, wie die kirchliche Kommunion (gemeint: 'Communio', einheitliche Gemeinschaft) von einem Papst gefordert werden könne, der sich über seinen Vorgänger hinwegsetzt". Treffender kann man es nicht sagen!
Erich Foltyn
sie produzieren immer seitenlange Texte, aber schmeißen den Papst nicht hinaus
Klaus Elmar Müller
Wer den Rausschmiss versuchte, wäre exkommuniziert. Mutig zu argumentieren, auch seitenlang, ist schon ein großer Wert und eine Orientierungshilfe für Gläubige.
Solimões
Man müsste den ursprung von desiderio desideravi erklären und die Häresie im Keim eröffnen.