Der Chinahandel vor grundlegendem Wandel
亚洲和欧洲正在加入联盟
Vor zehn Jahren rollten nur wenige Züge von China nach Deutschland. Heute wird im Schnitt alle zwei Wochen eine neue Frachtzugverbindung zwischen dem Reich der Mitte und Europa eingeweiht.
Inzwischen stößt der etwa 10 000 Kilometer lange Schienenweg an einigen Stellen an seine Belastungsgrenzen. Deshalb plant die Regierung in Peking im Rahmen der Initiative Neue Seidenstraße den Aufbau eines gigantischen Eisenbahnnetzes. So soll ein „Belt“, ein Wirtschaftsgürtel, entstehen, der sich am Vorbild der historischen Seidenstraße orientiert.
Statt Seide und Porzellan werden heute Computer von Chongqing nach Duisburg oder Autoteile von Leipzig nach Shenyang transportiert.
„Dabei muss jeder Zug zwischen China und der Bundesrepublik besondere Hürden nehmen. Zweimal muss die komplette Fracht umgeladen werden“,
berichtet Sven Jürgensen, Co-Head of Corporate Treasury Solutions der HSBC in Deutschland. In Russland und Kasachstan verbreitert sich die in China und Europa übliche Spurbreite, weshalb alle Container mit Kränen auf die parallel wartenden Breitspurwagen umgeladen werden müssen.
Sven Jürgensen
Die Zeit, die für die Umladung benötigt wird, hat sich jedoch drastisch verkürzt. Wurden dafür früher mehr als zwei Tage benötigt, schaffen es die Logistiker heute in wenigen Stunden. Durch die kontinuierlich steigende Zahl der Züge kommt es jedoch immer häufiger zu Rückstaus. Der Bau zusätzlicher Routen und die Schaffung weiterer Umladekapazitäten könnten Abhilfe schaffen.
Als wichtiges Warendrehkreuz und aufblühendes Umschlagszentrum hat sich Khorgos an der kasachisch-chinesischen Grenze etabliert. Das zentralasiatische Kasachstan hofft, von den Einnahmen durch den Gütertransit und einer besseren Anbindung an die Weltwirtschaft zu profitieren. Wie andere Länder entlang der Route bringt es sich deshalb mit eigenen Infrastrukturprogrammen in die Initiative der Neuen Seidenstraße ein.
Die Regierung hat bereits 250 Millionen US-Dollar in den Aufbau des Frachtzentrums „Khorgos Eastern Gateway“ gesteckt, das 2015 seine Arbeit aufgenommen hat. Inzwischen haben zwei chinesische Unternehmen 49 Prozent der Anteile übernommen – darunter der weltweit größte Marinelogistiker Cosco. Die Verantwortlichen vor Ort rechnen mit Milliardeninvestitionen aus dem Reich der Mitte, denn das Potential ist enorm. In Khorgos können derzeit bereits 100 000 Standardcontainer im Jahr umgeschlagen werden – langfristig soll die Zahl auf 500 000 steigen.
250 Mio. Dollar
Investitionsvolumen
100.000 Container
Umschlag heute
500.000 Container
Umschlag geplant
Während Logistiker für Ziele in Ostchina häufig die Route über die Transsibirische Eisenbahn nutzen, lässt sich Westchina oft besser auf der Strecke über Kasachstan erreichen. Da Unternehmen ihre Produktionsanlagen wegen Kostenvorteilen vermehrt aus den großen Industriestädten in Ostchina nach Westchina verlagern, ist Kasachstan neben Russland zum wichtigsten Transitland geworden.
Auch deutsche Firmen hoffen auf positive wirtschaftliche Impulse. Insbesondere multinational agierende Unternehmen können von „Belt and Road“ profitieren. „Bei großen Infrastrukturprojekten verfügen chinesische Unternehmen inzwischen über viel Erfahrung“, erklärt HSBC-Experte Sven Jürgensen. „Doch in Bereichen wie Energieversorgung oder Zugtechnik ergeben sich für deutsche und europäische Firmen Chancen, sich am Ausbau des Eisenbahnnetzes erfolgreich zu beteiligen.“
Beispielsweise ist der Siemens-Konzern seit Jahrzehnten in China aktiv und ein gefragter Partner beim Bau von Hochgeschwindigkeitstrassen und Zügen. Jedoch müssen deutsche Unternehmen bei solchen Projekten auch mit internationaler Konkurrenz rechnen. So hat der amerikanische Mischkonzern Honeywell bereits erfolgreiche Geschäfte im Rahmen von Seidenstraßen-Projekten gemacht. Nach der Studie „Navigator: Now, next and how for business“ von Oxford Economics im Auftrag von HSBC knüpfen dennoch fast 30 Prozent der befragten Unternehmen positive Erwartungen an die Neue Seidenstraße. Einer der höchsten Werte in Europa.
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Insbesondere die deutsche Logistikbranche – neben zahlreichen mittelständischen Spediteuren die Deutsche Bahn und DHL – baut ihr Engagement bereits seit längerem aus und zeigt sich auch für die Zukunft äußerst optimistisch. 2005 fuhren gerade einmal vier Züge im Auftrag der Deutschen Bahn, im vergangenen Jahr hat der Logistikkonzern bereits über 65 000 Standardcontainer zwischen China und der Bundesrepublik transportiert. 2020 sollen es bereits 100 000 sein. Auch DHL hat die Zahl der Züge aus dem Reich der Mitte in den vergangenen Jahren fast verfünffacht.
Neu ist zudem, dass sich nicht nur der Verkehr von China nach Deutschland prächtig entwickelt, sondern auch in die Gegenrichtung. Es gab Zeiten, da kam nur ein Drittel der aus China losgeschickten Container auch gefüllt wieder zurück. Heute seien die Rückfahrten über 90 Prozent ausgelastet, berichten chinesische Logistiker. Ein gutes Beispiel hierfür ist Volvo. Der Autohersteller importiert per Bahn Fahrzeuge, die im nordostchinesischen Daqing produziert wurden, nach Europa.
Trotz des Booms ist der Schienentransport im China-Handel aktuell noch ein Nischengeschäft mit einem Anteil von etwa einem Prozent. Lässt sich mit einem Güterzug doch nur ein Bruchteil der Fracht transportieren, die mit einem großen Containerschiff befördert werden kann.
„Die Vorteile der Schiene sind dennoch offensichtlich. Bahntransporte haben das Potential, den internationalen Handel grundlegend zu verändern“,
sagt Sven Jürgensen. Auf dem Landweg lässt sich der Transport in rund zwei Wochen bewerkstelligen. Das ist weniger als die Hälfte der Zeit, die ein Containerschiff benötigt. Im Vergleich zur Luftfracht hingegen ist der Bahntranspost deutlich kostengünstiger und zugleich umweltfreundlicher. Beim Duisport in Duisburg, der sich als Logistikdrehscheibe für China-Verkehre in Deutschland etabliert hat, ist man sich deshalb sicher, dass sich der Anteil der Schienentransporte bis 2020 verdoppeln wird. Wenn sich das Wachstum in diesem Tempo fortsetzt, wird der Landweg zu einer Alternative zum Schiffsverkehr.
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Eine Content Marketing-Lösung der F.A.Z. Media Solutions Manufaktur.
Für HSBC.
Quelle: HSBC
Veröffentlicht: 26.09.2017 21:49 Uhr