Kardinal Schönborn beim Interview gegenüber dem ORF Niederösterreich.
Kardinal Schönborn beim Interview gegenüber dem ORF Niederösterreich.
Kein Grund, Flüchtlinge ständig als Bedrohung darzustellen.
Kardinal Christoph Schönborn hat einemal mehr den kirchlichen Standpunkt zum Asylrecht als "heiligem Recht" bekräftigt. Das Wort "Asyl" düfe nicht zum Schimpfwort werden, so der Kardinal am Samstagabend, 22. Dezember 2018 in der ORF-Sendung "Niederösterreich heute".
Natürlich gelt es zu prüfen, ob tatsächlich Asylgründe vorliegen und er habe hier auch grundsätzlich Vertrauen in die österreichischen Behörden, aber: Dass Asyl grundsätzlich in Frage gestellt wird, sei nicht akzeptabel, hielt Kardinal Schönborn fest.
Er bitte deshalb auch nachdrücklich, dass es bei gut integrierten Menschen - wenn etwa die Kinder schon lange in die Schule gehen oder es Berufschancen gibt - eine häufigere Anwendung des humanitären Bleiberechtes statt Abschiebungen gebe, so der Kardinal. Das wäre "angemessen" und diese Menschen wären ja auch ein Gewinn für Österreich. "Unser Land braucht gute Kräfte für die Zukunft", so Kardinal Schönborn wörtlich.
Wie der Wiener Erzbischof weiter sagte, gebe es inzwischen längst nicht mehr so hohe Flüchtlingszahlen wie 2015. Die Situation sei überhaupt nicht mehr so dramatisch. Deshalb sollte man auch nicht ständig Flüchtlinge als Bedrohung darstellen, so der Kardinal in Richtung der politisch Verantwortlichen. Eine der großen Herausforderungen werde es aber sein, ob es gelinge, die zahlenmäßig wachsenden Muslime so zu integrieren, dass sie nicht in Ghettos leben und abgeschlossene Kreise bilden.
Zur "Ehe für alle" bekräftigte der Vorsitzende der Bischofskonferenz einmal mehr, dass für die katholische Kirche die Ehe eine Verbindung von Mann und Frau mit Offenheit für neues Leben sei. Wenn der Staat der Meinung ist, dass auch gleichgeschlechtliche Beziehungen als Ehe bezeichnet werden, sei das zu akzeptieren, ändere aber nichts an der kirchlichen Position. Freilich: "In keinster Weise wollen wir, dass Menschen, die eine gleichgeschlechtliche Partnerschaft leben wollen, diskriminiert werden. Das ist zu achten."
Angesprochen auf die immer stärker werdende Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes bei gleichzeitigen Verlust der religiösen Dimension zeigte sich der Wiener Erzbischof gelassen. Wenn er an die Feiern in den Familien mit Christbaum und Geschenken denke, dann werde darin zumindest auch ein wenig Abglanz von dem spürbar, was Weihnachten wirklich ausmacht. "Gott ist uns so nahe, dass er Mensch wird." Zu seinem persönlichen Heiligen Abend sagte Kardinal Schönborn, dass er heuer wie jedes Jahr die Christmette mit Obdachlosen (im Rahmen der Caritas-Gemeinde) feiern wird.