marthe2010
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Gnadenbild Einsiedeln (Schweiz) Schwarze Madonna von Einsiedeln.Mehr
Gnadenbild Einsiedeln (Schweiz)

Schwarze Madonna von Einsiedeln.
marthe2010
@Raphael, diese Buch habe ich auch! Habe ich damals in Einsiedeln gekauft 🤗
Raphael
@Alle Vorposter 👍
„Nigra sum sed formosa“(Ich bin dunkel(schwarz),aber schön"Hoheslied 1,5 EU).
Die gesichert ältesten Darstellungen (Skulpturen vor allem aus Holz, selten aus Stein) von Schwarzen Madonnen stammen aus der romanischen Kunstepoche. Sie traten fast schlagartig in großer Zahl an vielen Orten auf. Als Gründe für dieses Phänomen gibt es noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse. …Mehr
@Alle Vorposter 👍
„Nigra sum sed formosa“(Ich bin dunkel(schwarz),aber schön"Hoheslied 1,5 EU).
Die gesichert ältesten Darstellungen (Skulpturen vor allem aus Holz, selten aus Stein) von Schwarzen Madonnen stammen aus der romanischen Kunstepoche. Sie traten fast schlagartig in großer Zahl an vielen Orten auf. Als Gründe für dieses Phänomen gibt es noch keine eindeutigen Forschungsergebnisse. Eine weit verbreitete Hypothese lautet so, dass die ersten Schwarzen Madonnen in größerer Zahl möglicherweise im Rahmen der Kreuzzüge aus dem Nahen Osten nach Europa (Frankreich) gebracht worden waren. Eine wichtige Rolle soll dabei der Templerorden gespielt haben. Alle diese Schwarzen Madonnen sind vor dem 13. Jahrhundert entstanden.
Schwarzen Madonnen der Romanik besitzen ähnliche Merkmale. Sie sind ca. 70 cm hoch, werden aufrecht sitzend, mit einem aus großen Augen starr in die Ferne gerichteten Blick dargestellt. Ihre Hände bzw. Finger sind oft übermäßig lang. Sie halten ein nach vorne blickendes Kind auf dem Knie. Das Kind vollzieht die Geste des Segnens, oder es hält in einer Hand eine Kugel, bei der es sich um die Weltkugel oder einen Apfel handeln kann. Das Gesicht ist nicht das eines kleinen Kindes, sondern eines erwachsenen Mannes. Die Statuen muten fremdartig an und üben auf viele Betrachter eine große Faszination aus.
Die späteren Schwarzen Madonnen, z.B. diejenigen des Barocks, werden vorwiegend stehend dargestellt, in unterschiedlichen Größen. Von den alten Schwarzen Madonnen wurden viele in den Hugenottenkriegen und während der Französischen Revolution zerstört, so dass heute oft nur noch mehr oder weniger gute Kopien zu sehen sind.
Die Schwarzen Madonnen sind gehäuft in Frankreich zu finden, mit Schwerpunkten in Zentralfrankreich (v.a. Auvergne) und in der Provence, mit Ausstrahlungen bis zu den Pyrenäen. Die Schwarzen Madonnen Frankreichs sind die bisher am besten erforschten, so dass die wesentliche Grundlagenliteratur in Frankreich auf Französisch publiziert worden ist ( Bisher noch kaum erforscht sind die Schwarzen Madonnen Italiens.....das Phänomen der Schwarzen Madonnen ist nach wie vor insgesamt nicht vollständig erforscht...)Die früher häufiger vertretene Meinung, die dunkle Farbe sei auf nachträgliche Einflüsse wie das hohe Alter des Holzes oder aber auf die Verrußung durch das Anzünden von Kerzen vor dem Andachtsbild zurückzuführen, ist nach derzeitigem Kenntnisstand falsch. Eine selektive Schwärzung, die sich nur auf Gesicht und Hände auswirkt, nicht aber zum Beispiel auf die Kleidung, erscheint wenig plausibel.
Margrit Rosa Schmid: Schwarz bin ich und schön. Das Geheimnis der schwarzen Madonna. Schweizerisches Jugendschriftenwerk, Zürich 2002, ISBN 3-7269-0512-X (Stiftung Schweizerisches Jugendschriftenwerk. SJW 2180).
Iacobus
@Conde_Barroco:
Die kunsthandwerkliche Bedeutung und die religiöse sind separate nicht (wirklich) von einander abhängige Kriterien.
Bzgl. Sichtbarkeit muß man immer auch bedenken daß ein religiöses Kunstwerk nicht nur der Andacht dient sondern Gott geschenkt ist: Die Figuren auf gotischen Domen sind meist sehr akkurat ausgeführt, genau zu sehen bekommen sie allerdings nur eine handvoll Menschen …Mehr
@Conde_Barroco:
Die kunsthandwerkliche Bedeutung und die religiöse sind separate nicht (wirklich) von einander abhängige Kriterien.
Bzgl. Sichtbarkeit muß man immer auch bedenken daß ein religiöses Kunstwerk nicht nur der Andacht dient sondern Gott geschenkt ist: Die Figuren auf gotischen Domen sind meist sehr akkurat ausgeführt, genau zu sehen bekommen sie allerdings nur eine handvoll Menschen - hier zeigt sich, sie sind für Gott geschaffen worden, weniger für die Menschen.
Conde_Barroco
Als Kunsthistoriker vertrete ich die Position, dass die religiöse Bedeutung des Kunstwerks über dessen Gestaltung stehen sollte. Ich hatte bereits mit einigen Leuten Diskussionen darüber, ob man mittelalterliche und barocke Gnadenbilder entkleiden sollte, um die Schnitztechnik für das Auge sichtbar werden zu lassen. Bisher habe ich immer die Auffassung vertreten, dass ein Gnadenbild bekleidet …Mehr
Als Kunsthistoriker vertrete ich die Position, dass die religiöse Bedeutung des Kunstwerks über dessen Gestaltung stehen sollte. Ich hatte bereits mit einigen Leuten Diskussionen darüber, ob man mittelalterliche und barocke Gnadenbilder entkleiden sollte, um die Schnitztechnik für das Auge sichtbar werden zu lassen. Bisher habe ich immer die Auffassung vertreten, dass ein Gnadenbild bekleidet belassen werden soll, wenn die Frömmigkeitspraxis es so geboten hat. Stellt euch mal die Altöttinger Madonna unbekleidet vor?

Es gibt aber auch viele Gnadenbilder, die im Zuge des 19. und 20.Jahrhunderts ihrer Kleider beraubt wurden, leider.
Erfreuen wir uns an diesen Beispielen der Frömmigkeit, denn heute werden kaum noch Kleider gestiftet.
Iacobus
@cyprianus:
Es ist so wie mit der Eucharistie:
Sie ist demütig und bescheiden in Ihrer Gestalt und wird gekleidet in aufwändigsten Schmuck - Monstranzen, Tabernakel, Dome, ...
marthe2010
Danke Cyprianus für Ihren Kommentar. Super auf den Punkt gebracht! 👏 😇 🤗
Bibiana
Richtig, cyprianus.
Katholiken, auch Orthodoxe, umkleiden die Madonna gerne prächtig.
Und ist eben als Ausdruck grosser Liebe und Verehrung zu verstehen.
cyprian
Solch ein bescheidenes Figürchen ist das. Die Madonna von AÖ zeigt sich ohne Gewänder auch als ganz schlichte Figur. Es widerspiegelt die Demut der Magd des Herrn: und darum gebührt ihr auch jeglicher Schmuck - so wie wir es von diesen Gnaden-Statuen gewöhnt sind!