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Belgien: Vangheluwes Anwalt kritisiert Vorverurteilung

(gloria.tv/ KNA) Joris Van Cauter, Anwalt des früheren Bischofs von Brügge, hat eine öffentliche Vorverurteilung seines Mandanten beklagt. Die Möglichkeit, dass Roger Vangheluwe auch zu Unrecht des sexuellen Missbrauchs beschuldigt werden könnte, zögen Medien und Öffentlichkeit überhaupt nicht in Betracht, sagte Van Cauter der belgischen Tageszeitung «De Standaard» (Donnerstag). Zudem veröffentlichte er in mehreren belgischen Zeitungen einen Gastbeitrag, in dem er die Berichterstattung über Vangheluwe als voreilig kritisiert.

Anfang der Woche war bekanntgeworden, dass gegen Vangheluwe bei der Staatsanwaltschaft vor vier Wochen erneut eine Anzeige wegen sexuellen Missbrauchs eingegangen war. Vangheluwe hatte im April 2011 in einem umstrittenen TV-Interview den Missbrauch eines anfangs fünf Jahre alten Neffen zwischen 1973 und 1986 sowie den Missbrauch eines zweiten Neffen eingeräumt.

Van Cauter sagte, sein Klient werde von der Öffentlichkeit «gekreuzigt». Weder wisse Vangheluwe, um wen es sich bei dem Kläger handele, noch welcher Taten er beschuldigt werde. Das Gericht habe ihm darüber nichts mitgeteilt. Gegen anonyme Klagen und Zeugenaussagen könne er sich aber nicht verteidigen. Vangheluwe sei «emotional angeschlagen».

Kindesmissbrauch sei eine Straftat, betonte Van Cauter. Dennoch gelte es, auch in diesem Fall den Rechtsweg einzuhalten und von der Unschuld auszugehen, bis das Gegenteil bewiesen sei. Darum verteidige er Vangheluwe. «Sonst hätte ich verleugnet, warum ich Anwalt geworden bin: Um Menschen zu verteidigen, die durch den Volkszorn sonst gelyncht würden. Ich hätte nicht mehr in den Spiegel schauen können.»

Medienberichten zufolge beziehen sich die neuen Vorwürfe gegen Vangheluwe auf die 90er Jahre. Danach soll der Bischof einen damals Achtjährigen in einem Waisenhaus in Loker/Westflandern missbraucht haben. Der heute 30-jährige Mann sitze derzeit im Gefängnis, hieß es in Online-Berichten. Er leide unter schweren psychischen Störungen, die möglicherweise Folge des sexuellen Missbrauchs seien.

Die Untersuchungen gegen Vangheluwe waren im Juli 2011 von dem Staatsanwalt von Brügge, Jean-Marie Berkvens, abgeschlossen worden. Sie werden nun neu aufgerollt.