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Eklat in ChurKonservative sabotieren Bischofswahl

Zu wenig in der römisch-katholischen Kirche verankert (v.l.): Mauro-Giuseppe Lepori, Vigeli Monn und Joseph Bonnemain.

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Es ist ein unerhörter und einmaliger Vorgang bei einer Bischofswahl: Obwohl angesetzt, kam diese am Montag in Chur nicht zustande. Am Morgen versammelten sich die 22 Domherren im Rittersaal des bischöflichen Schlosses. Einziges Traktandum: die geheime Wahl des Nachfolgers von Vitus Huonder auf Basis einer von Rom vorgelegten Dreierliste. Auf der sogenannten Terna standen die Namen von drei moderaten Geistlichen: Joseph Bonnemain (72), Bischofs- und Gerichtsvikar des Bistums, Abt Vigeli Monn (55) von Disentis und der Tessiner Mauro-Giuseppe Lepori (61), der frühere Zisterzienser-Abt von Hauterive.

Ein liberaler Geistlicher nennt die Liste «ein Geschenk des Himmels». Wie diese Zeitung aus verlässlicher Quelle weiss, sind die Kandidaten nach Ansicht der konservativen Mehrheit des Domkapitels jedoch zu wenig eng mit der römisch-katholischen Kirche verbunden. Generalvikar Martin Grichting, der Hardliner der Bistumsleitung, schlug an der Versammlung vor, auf die Liste respektive auf die Wahl gar nicht einzutreten.

Diese Zeitung hatte Bonnemain, Monn und Lepori in der Ausgabe vom Montag als moderate Kandidaten gehandelt. Alle drei sind keineswegs rebellisch oder progressiv. Joseph Bonnemain gehört gar zur äusserst konservativen Organisation Opus Dei. Er arbeitet seit Jahrzehnten in der Churer Bistumsleitung und ist dort der wahrscheinlich dienstälteste Geistliche. Es heisst, Martin Grichting möge ihn überhaupt nicht. In Zürich wohnhaft und hier auch als Spitalseelsorger tätig, weckte Bonnemain offenbar auch antizürcherische Ressentiments der Innerschweizer und Bündner Domherren. Die beiden Äbte wiederum haben den Ruf von soliden, glaubenstreuen Geistlichen.

Jetzt soll der Papst entscheiden

Alle drei Kandidaten dürften von Papst Franziskus selber auf die Liste gesetzt worden sein. Lepori, seit Jahren Generalabt der Zisterzienser in Rom, kennt Papst Franziskus persönlich. Dieser hat gerade in Problem-Bistümern immer wieder Ordensmänner an die Spitze gehievt. Und jetzt soll er, Papst Franziskus, allein entscheiden, wer Bischof in Chur werden soll. Dafür sprach sich das Domkapitel zum Schluss der Versammlung aus. Was heikel ist, hat doch das Bistum Chur als eines von wenigen Bistümern ein ortskirchliches Bischofswahlrecht, um das es andere Diözesen der Welt beneiden.

Die Zürcher Synodalratspräsidentin Franziska Driessen-Reding sagt denn auf Anfrage, es sei ein Armutszeugnis, dass die Mehrheit des Domkapitels es nicht fertigbringe, die Wahl durchzuführen. Ja für sie als demokratisch denkende Frau sei schlicht nicht vorstellbar, wie man eine demokratische Wahl ausschlagen könne. Jetzt sei die eh schon schlimme Situation im Bistum noch schlimmer geworden. Und der im Frühjahr von der Churer Bistumsleitung kaltgestellte Innerschweizer Generalvikar Martin Kopp meint: «Wenn es wirklich stimmt, dass Martin Grichting mit seiner Aktion Joseph Bonnemain verhindern wollte, dann ist das sehr schlimm.» Bonnemain wäre seiner Ansicht nach ein guter Bischof geworden.

Weder Bonnemain noch Monn waren am Montag für eine Stellungnahme erreichbar. Die Churer Bistumsleitung hüllt sich weiterhin in Schweigen. «Kein Kommentar», sagt ihr Sprecher Giuseppe Gracia. Peter Bürcher, der nur wenige Monate als Apostolischer Administrator in Chur amtieren wollte, muss jetzt über die anderthalb Jahre seit seiner Ernennung hinaus auf unbestimmte Zeit das schwierige Bistum leiten.