US-Milliardär George Soros sorgt sich um seine Heimat. Doch für gefährlich hält er auch die Lage in Europa – vor allem in einem Land. Die sparsamsten EU-Mitglieder bedrohen seiner Meinung nach gar die Existenz der Union.
WELT: Herr Soros, wie schätzen Sie also die Situation ein, in Europa und in den USA?
George Soros: Ich denke, Europa ist sehr angreifbar, viel stärker noch als die Vereinigten Staaten, die eine der langlebigsten Demokratien der Geschichte sind. Doch selbst in den Vereinigten Staaten kann ein Bauernfänger wie Trump zum Präsidenten gewählt werden und die Demokratie von innen heraus untergraben.
In den Vereinigten Staaten haben Sie allerdings eine bedeutende Tradition wechselseitiger Kontrolle und bewährter Regelungen. Und über all dem steht die Verfassung. Daher bin ich zuversichtlich, dass Trump sich als ein temporäres und hoffentlich im November zu Ende gehendes Phänomen erweisen wird. Fürs Erste bleibt er jedoch sehr gefährlich, er kämpft um sein Leben und wird praktisch alles tun, um an der Macht zu bleiben.
Schließlich hat er in vielfacher Weise gegen die Verfassung verstoßen, und wenn er die Präsidentschaft verliert, wird er zur Rechenschaft gezogen werden. Die Europäische Union ist hingegen viel angreifbarer, weil sie eine lückenhafte Gemeinschaft ist. Und sie hat viele Feinde, sowohl intern als auch außenpolitisch.
WELT: Wer sind die Feinde im Inneren?