„Medjugorje als Modell der Neuevangelisierung“

Die angeblichen Marienerscheinungen in Medjugorje sind von der Kirche noch nicht offiziell anerkannt. Doch für den polnischen Erzbischof Henryk Hoser, apostolischer Visitator in dem Wallfahrtsort in Bosnien-Herzegowina, ist Medjugorje „eine Art Modell der Neuevangelisierung“.

In vielen traditionell christlichen Ländern gebe es „eine massive Entchristlichung, einen stillen Abfall vom Glauben, und daher braucht es eine neue Evangelisierung Europas, Nordamerikas und der gesamten atlantischen Zivilisation“. Das erklärte Hoser am Samstag bei einem Online-Kongress, der aus Anlass des 40. Jahrestags der ersten angeblichen Marienerscheinungen veranstaltet wurde.

Die Neuevangelisierung sollte laut Hoser „den Akzent auf all die Elemente setzen, die wir im Zug des Glaubensschwundes verloren haben, vor allem auf die unmittelbare, lebendige, fruchtbringende Beziehung zu Gott, der unser Schöpfer und unser Retter ist“. Verloren gegangen seien das Gespür für das Sakrale sowie das Gebet. An dieser Stelle setze Medjugorje an: „Es bietet uns, so würde ich sagen, die klassischen Dinge an, vor allem verschiedene Arten des Gebets, individuelles Gebet, gemeinsames Gebet, Stille.“ Als spezifisches Element sei dem Ort die marianische Frömmigkeit zu eigen.

Kirche in Medjugorje - Aufnahme von 2019
Kirche in Medjugorje – Aufnahme von 2019

Parallelen zu einem Wallfahrtsort in Ruanda

Viele Parallelen sah Hoser zwischen Medjugorje und einem anderen, von der Kirche bereits anerkannten Erscheinungsort, nämlich Kibeho in Ruanda: Auch dort seien die außergewöhnlichen Ereignisse im Jahr 1981 berichtet worden, auch dort könnten sie im Nachhinein als Warnung vor einem Genozid gedeutet werden, ebenso wie die Botschaft der Umkehr dieselbe sei.

Als Gastgeber eröffnet hatte den virtuellen Kongress der Augsburger Bischof Bertram Maier. Medjugorje habe eine Brückenfunktion – aufgrund seiner geografischen Lage zwischen Ost- und Westeuropa, jedoch auch zwischen Gott und den Menschen. „Wenn wir von einem christlichen Europa nicht nur träumen, sondern helfen wollen, dass es Wirklichkeit wird, kann von Medjugorje große Ausstrahlung hervorgehen.“ Besonders für die „Umkehr und Hinkehr zu Christus“ sei der Wallfahrtsort eine wichtige Unterstützung.

Erzbischof Hoser
Erzbischof Hoser

 

Zweifel an der Echtheit des Phänomens

Seit dem 24. Juni 1981 berichteten sechs Kinder in Medjugorje, die Gottesmutter habe sich ihnen gezeigt. Die Erscheinungen dauern nach Angaben der inzwischen erwachsenen Seherinnen und Seher mit großer Häufigkeit an; ihren Angaben zufolge soll es seither insgesamt mehr als 42.000 dieser Visionen gegeben haben, wobei es bei etlichen dieser berichteten Begegnungen davon auch Botschaften der „Gospa“ (Herrin) gab, die sich laut den Sehern selbst als „Königin des Friedens“ bezeichnet. Die Nachrichten haben einen Pilgerstrom ausgelöst, der bis vor der Corona-Pandemie mehrere Millionen Menschen pro Jahr betragen hat.

Seitens der Kirchenleitung gab es Zweifel an der Echtheit des Phänomens, weshalb die zuständige Diözese Mostar ab 1982 mehrere Untersuchungen startete, sowie im Auftrag von Papst Benedikt XVI. ab 2006 auch der Vatikan mit einer eigenen Untersuchungskommission. 2017 ernannte Papst Franziskus Erzbischof Hoser zu seinem Sondergesandten für Medjugorje, um die Seelsorge vor Ort zu analysieren und Vorschläge dafür zu machen.

2019 hob der Papst das bis dahin geltende Verbot offizieller Wallfahrten von Diözesen und Pfarren nach Medjugorje auf. Ein endgültiges Urteil über die Echtheit der Erscheinungen steht aber weiter aus. Erzbischof Hoser hält sich, mittlerweile als apostolischer Visitator, weiter in dem Wallfahrtsort auf.

(kap – sk)

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Kard. Müller: Entscheid zu Medjugorje könnte noch dauern

Medjugorje

Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Müller, hat eine „womöglich noch lange Wartezeit“ auf eine endgültige Entscheidung des Vatikan über eine Anerkennung der berichteten Marienerscheinungen von Medjugorje in Aussicht gestellt. Ein pastorales Phänomen dürfe nicht auf falsche Grundlagen gebaut sein, sagte er im Interview mit der polnischen katholischen Nachrichtenagentur KAI.

Die Glaubenskongregation würde die behaupteten rund 42.000 bisherigen Erscheinungen seit 1981 derzeit genau und im Hinblick auf eine Entscheidung durch den Papst untersuchen, sagte Müller. Es gäbe keine Fristsetzung für einen Abschluss der Forschungen über den übernatürlichen Charakter der Ereignisse von Medjugorje, so Müller weiter. Seine Kongregation werde sich dabei nicht unter Druck setzen lassen. Eine „nuancierte Position“ aus dem Vatikan sei dringendst nötig.

Der bosnische Wallfahrtsort Medjugorje – Ziel von jährlich 2,5 Millionen Pilgern aus aller Welt – ist auch derzeit wieder Gegenstand einer vatikanischen Untersuchung. Der polnische Erzbischof Henryk Hoser hat dazu in den vergangenen zwei Wochen die vom Franziskanerorden geleitete Seelsorge vor Ort erkundet und soll im Auftrag von Papst Franziskus Richtlinien für die künftige Pilgerbetreuung erstellen. Ausdrücklich geht es dabei nicht um die Marienerscheinungen. Als „ein Licht für die heutige Welt“ beschreibt der Erzbischof von Warschau-Praga Medjugorje gegenüber dem italienischen Fernsehsender „Canale 5“.

(kap 11.04.2017 gbs)

Bischof: Marienerscheinungen „nicht authentisch“

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Wallfahrtsort Medjugorje

„Es handelt sich nicht um authentische Marienerscheinungen.“ Das schreibt der Bischof von Mostar-Duvono, Ratko Peric, in einem langen offenen Brief auf der Homepage seiner Diözese zum Phänomen der Marienerscheinungen im Wallfahrtsort Medjugorje. In dem auf Italienisch verfassten Schreiben zählt er nochmals die Argumente dafür auf, dass seine Diözese, in deren Zuständigkeitsbereich Medjugorje fällt, seit jeher an der Authentizität der Erscheinungen zweifelt. Auffallend ist der Zeitpunkt der Veröffentlichung des Schreibens, nämlich kurz bevor der päpstliche Sondergesandte, Erzbischof Henryk Hoser, im Wallfahrtsort eintreffen wird. Er soll dort die „pastorale Situation und die Bedürfnisse der Pilger“ zu untersuchen und eventuelle Initiativen für die Zukunft vorzuschlagen.

Bischof Ratko Peric erinnert an die insgesamt fünf Untersuchungskommissionen, die seit 1982 das Phänomen ohne greifbares Ergebnis untersucht haben. Er glaube, so der Bischof in dem Brief, dass auch die Ergebnisse der letzten Untersuchung durch die Glaubenskongregation im Jahr 2014 an Papst Franziskus übergeben worden seien. Insbesondere versucht der Bischof in seinem Brief – mit bereits seit langem veröffentlichten Material – den Nachweis zu erbringen, dass bereits die Erscheinungen der ersten sieben Tage als nicht authentisch einzustufen seien.

(vatican insider/kath.ch 02.03.2017 cs)

Siehe dazu auch:

Fatima oder Medjugorje? – Der entscheidende Kampf zwischen der Hlst. Jungfrau und dem Dämon

In den Nummern. 200 und 201 der fran­zösischen Zeitschrift „La Contre-Réfor­me Catholique au XXème siècle“ er­schien im Mai/Juni 1984 erstmals eine längere kritische Analyse von Frère Michel de la Sainte Trinité über die Ereignisse von Medjugorje. Das hat zu der dreiteiligen deutschen Übersetzung geführt, die Albert Frey vorgenommen hatte, weil im deut­schen Sprachraum nichts Vergleichbares vorhanden war.

Damals wurde der verantwortliche Orts­bischof nur am Rande erwähnt. Die nun folgende Übersetzung stammt aus der Nr. 234 (Juli 1987) der gleichen Zeitschrift und vom gleichen Autor und behandelt die Haltung des Ortsbischofs, Mgr. Zanic, und seines Gegenspielers aus der Nachbar­diözese Split, Mgr. Franic, in ausführlicher Weise. Sie soll dazu dienen, das Gesamt­bild der Phänomene zu vervollständigen. (A.F.)

„Weil Gott einzig ist, können die vie­len Religionen in ihrer Verschiedenheit nur menschliche Erfindungen sein. Ihre Trennungen steigen nicht bis zu ihm hinauf. In seinen Augen sind sie alle gleich. Alle sind sie Mittel des Heils. Ebenso können durch ihre wahre Treue zu ihrer eigenen Religion alle das Heil erreichen, seien es Katholiken, Ortho­doxe, Protestanten, Moslems oder Bud­dhisten.“ Das ist der äußerst schädliche Irrtum, die monströse Häresie, die von der Erscheinung von Medjugorje seit 1981 gelehrt wird und die die charismatischen Propagandisten in der ganzen Welt ver­breiten und damit die Seelen verderben.

Die Zeugnisse sind zahlreich. Die Tatsa­che ist nicht zu leugnen. Außerdem hätte die Erscheinung in mehr als sechsjährigen täglichen Manifestationen — die jeden Abend im Presbyterium von Medjugorje fortdauern — mehr als zweitausendmal Gelegenheit gehabt, die ketzerischen Äußerungen richtigzustellen, falls man sie ihr zu Unrecht zuschreiben würde. Aber es gab kein Dementi. Im Gegenteil!

In „Apparitions à Medjugorje, 500 Mes­sages à vivre“ (Montréal), zitiert Pater Blais mehrere besonders eindrückliche Zeug­nisse: „Am 1. Okt. 81 hat jemand von den Sehern Jakov und Vicka verlangt, folgende Fragen zu stellen: ‚Sind alle Religonen gut?‘ Antwort der Jungfrau von Medjugorje:

‚Vor Gott sind alle Religonen gleich. Gott herrscht in allen Religionen wie der König in seinem Reich‘.“ An einem ande­ren Tag erklärt die Erscheinung: „Die Gläubigen haben sich die einen von den anderen getrennt. Aber Gott leitet alle Religionen wie ein König seine Angele­genheiten mittels seiner Minister lei­tet.“ Am 18. Aug. 82 heißt es bezüglich der katholischen und der orthodoxen Religion: „Vor meinen Augen und vor den Augen Gottes ist alles gleich. Für euch ist es nicht gleich, weil ihr getrennt seid.“ Der unmittelbare Kontext dieser skandalösen Erklärung — soweit es einen hat — mildert keineswegs ihren unbestreitbaren Charakter formeller Häresie.

MGR. FRANIC,
BEGEISTERTER ZEUGE

DER HÄRESIE VON MEDJUGORJE

Mgr. Franic, der charismatische Erzbi­schof von Split, ist ein Zeuge der ersten Stunde. Seit Januar 1982 nimmt er Partei für Medjugorje, und seither hat er nicht aufgehört, sich leidenschaftlich für die Sache der Erscheinungen einzusetzen, und er erklärt sich bereit, „für Medjugorje zu sterben“. Vertrauter der Seher, Ratgeber der Franziskaner, die die Seher dirigieren und persönlicher Freund von Abbé Lauren­tin, ist Mgr. Franic vielleicht selbst einer Erscheinung der Jungfrau von Medjugorje gewürdigt worden. In der folgenden Erklä­rung zeigt er uns den wichtigsten Kern, den spezifischen Charakter der Botschaft von Medjugorje. Eingewickelt in süßliche Wor­te und in zweideutige Formulierungen, ist das gleiche Gift der Apostasie leicht nach­zuweisen:

„Ich möchte besonders zwei fundamen­tale Punkte unterstreichen: Der Oekume­nismus von Medjugorje und die Kirche als Gemeinschaft verstanden. Die Jungfrau sagt uns, daß wir uns lieben sollen.“

„In Medjugorje trifft man auf drei Religio­nen: Die Katholiken, weil die Pfarrei katho­lisch ist, dann jene, die uns am nächsten sind, die Orthodoxen, dann die Moslems und dann noch die Marxisten oder Athei­sten. Die Jungfrau lehrt, daß man die ortho­doxen Serben, die Moslems und dle Marxi­sten lieben muß: Das ist dann der Oekumenismus.“

„In einer der Vicka Ivankonvic gegebe­nen Botschaft, die mir die Seherin am 18. Januar 1985 persönlich überbrachte, hat die Jungfrau gesagt: ‚Für alle Menschen gibt es nur einen Gott, aber die Menschen haben die verschiedenen Religionen ge­schaffen. Mein Sohn ist der einzige Mittler und Retter aller Menschen, aber ich, ich sehe, daß die Menschen sich auch retten können, indem sie ihre eigene Religion gut praktizieren, wenn sie sie ernsthaft befol­gen und wenn sie nach ihrem Gewissen leben‘  (siehe Dekret über die missionari­sche Aktivität der Kirche Nr. 7)1) ‚Sie sollen ihre mohammedanischen Brüder und ihre orthodoxen Brüder und die Atheisten, die sie regieren, respektieren und lieben‘, hat die Jungfrau im Gegensatz zur alten Hal­tung des Heiligen Krieges bei anderer Gelegenheit gesagt. Sie verlangt den Sieg der Nächstenliebe, die weder Sieger noch Besiegte kennt. Sie folgt der Botschaft des Magnifikats buchstabengetreu: Eine Re­volution, die nicht tötet, sondern die Geg­ner zur Würde der Armen hinbewegt.“

„Viele haben reagiert, indem sie sagten, es handle sich da um religiösen Elektionis­mus und daß die Jungfrau so nicht habe reden können. Deshalb habe ich versucht, der Vicka etwas über den Oekumenismus des 2. Vatikanischen Konzils zu erklären. Sie hat mir geantwortet: ‚Ich kenne nichts vom 2. Vatikanischen Konzil, ich weiß nur, daß mir die Jungfrau diese Worte gesagt hat‘. Hier habe ich mich von der Aufrichtigkeit Vickas überzeugen können. Es ist für mich unmöglich, daß Vicka diese Worte hätte erfinden können.“

„Der zweite fundamentale Punkt der Boschaft von Medjugorje“, fährt der Erzbi­schof von Split weiter, „ist die Gemein­schaft der Kirche, die Eintracht, die Liebe, das Verzeihen. In Medjugorje spricht man immer von der ‚Feindesliebe‘, jene, die uns verleumden, jene, die nicht auf die Jung­frau hören können oder wollen. (Da sind Mgr. Zanic und alle Gegner von Medjugor­je klar bezeichnet … und in liebenswürdiger Weise angeklagt, auf die Jungfrau nicht hören zu wollen!) Unsere einzige Waffe ist das Verzeihen, die Liebe. Die Allerseligste Jungfrau selbst betrachtet alle Menschen mit gleichem mütterlichem Blick; alle sind ihre Kinder (muß man die schädliche Häre­sie noch hervorheben? Gewiß sind alle Menschen eingeladen, Kinder Gottes und Mariens zu werden, aber nicht alle sind es in Wirklichkeit! Jene, die entschieden Par­tei für den Dämon und gegen Gott genom­men haben und seinen einzigen Sohn Jesus Christus ablehnen und es ablehnen, in die wirkliche Kirche, seine einzige Braut, von der der Heilige Geist die Seele ist, einzutre­ten, jene sind die „Söhne des Teufels“ (Joh. 8,44; 1. Joh. 4,1-6) und nicht die Söhne der heiligen und unbefleckten Jungfrau!) und die Mutter der Kirche ist auch die Mutter aller, wie es das Konzil sagt.“

„Zwischen Lourdes, Fatlma und Medju­gorje gibt es einen Unterschied; ich würde sagen, daß Medjugorje ein wichtiger Zu­satz zu den Botschaften von Lourdes und Fatima ist. In Fatima spricht man nicht von der Liebe gegenüber den Marxisten, den Moslems und den Orthodoxen. Deshalb kam die Jungfrau nach Medjugorje, ein strategischer Ort, wo man genau die ver­schiedenen Religionen trifft, und lhre Ab­sicht ist bedeutend. Vor dem Krieg gab es verschiedene Regimes, die sich für ihren Antikommunismus auf die Botschaft von Fatlma beriefen, das aber war Politik, und die Jungfrau kümmert sich nicht um Politik; demgegenüber spricht sie vom Frieden Christi und vom Heil aller Menschen.“

Darauf werden wir zurückkommen. Zwi­schen Lourdes, Fatima und Medjugorje gibt es nicht nur eine „Differenz“, sondern einen radikalen und unerbittlichen Gegen­satz. Wenn man es wagt, den apostati­schen Oekumenismus der jugoslawischen Erscheinung als „Zusatz“ zu den wahren Botschaften von Lourdes und Fatima hin­zustellen, ist das ein neuer Betrug. Als würde man das Licht der Finsternis gleich­stellen, die Wahrheit der Lüge, Christus Belial.

MGR. ZANIC:

EHER STERBEN, ALS DEN BETRUG VON MEDJUGORJE GUTZUHEISSEN

Die Charismatiker, die Propaganda für Medjugorje machen — ob es sich um die jugoslawischen Franziskaner, um Abbé Laurentin, die Patres Girard aus Kanada oder um Mgr. Amorth und Mgr. Hnilica in Italien handelt—entwickeln alle eine fieber­hafte Aktivität. Man muß fortfahren — mit allen Mitteln! — Menschenmengen nach Medjugorje zu ziehen. Der Zustrom der Pilger muß als das eindrücklichste Argu­ment zugunsten der angeblichen Erschei­nungen dienen. In Mexico hat Pater Tiberio Munari — ein Xaver-Missionar und Anima­tor des „Xaver-Zentrums“ von Guadalajara — schon vier oder fünf Bücher über Medju­gorje erscheinen lassen. Seit März 86 publiziert er sogar eine Monatszeitschrift, die ausschließlich über die jugoslawischen Erscheinungen berichtet!

Pater Ruben E. Rios, ein mexikanischer Priester, zuerst von dieser Propaganda beeindruckt, machte 1985 in Medjugorje eine Erhebung. Dann wünschte er die verantwortliche Autorität zu konsultieren und begab sich am 29. Sept. 1986 zum Bischofssitz in Mostar. Anschließend ist der ganze Text seiner Befragung anläßlich seines Besuchs aufgeführt. Er wurde im Dez. 86 mit dem Imprimatur Mgr. Suares Riveras, Erzbischof von Monterrey publi­ziert:

„Die Kathedrale von Mostar ist neuerer Konstruktion, mit modernen Materialien und in der Form einer Pyramide. Sie sollte 16 Meter höher werden, aber die Regierung war dagegen, wegen der Konkurrenz dem Denkmal der Toten gegenüber, das sich auf 200 Meter Höhe erhebt. So hat es uns der Generalvikar von Mostar, Mgr. Antonio Brajko erklärt. Er empfing uns in liebens­würdiger Weise und da der Bischof abwe­send war, war er selbst bereit, auf einige Fragen zu antworten.

PATER RIOS: Welches ist Ihre Meinung über die angeblichen Erscheinungen von Medjugorje?

MGR. BRAJKO: Meine persönliche Meinung kann ich nicht darlegen, weil ich Mitglied der Untersuchungskommission bin, aber ich kann Ihnen etwas über die Beurtei­lung meines Bischofs sagen: Mgr. Pavao Zanic äußert sich negativ, weil er theologi­sche und kirchendisziplinare Argumente berücksichtigt, die gegen die Wahrheit der Erscheinungen sprechen.

In dem Moment kam der Bischof, und wir stellten ihm die weiteren Fragen.

PATER RIOS: Monseigneur, ein Xaver-Priester aus Mexiko hat vier oder fünf Bücher publiziert, wo als Tatsache hinge­stellt wird, daß die Allerseligste Jungfrau jungen Leuten von Medjugorje erschienen ist. Jedermann hat vernehmen können, daß die Jungfrau in Medjugorje spricht. Was halten Sie davon?

MGR. ZANIC: Es ist nicht gewiß, daß die Jungfrau spricht! Es ist eine Täuschung. All das ist ein Schwindel und ein Verbrechen gegen die Wahrheit. Es ist eine tragische Angelegenheit.

PATER RIOS: Gibt es Streit zwischen den Franziskanerpatres und Ihrer Exzel­lenz?

MGR. ZANIC: Es gibt keinen Streit. Ich bin mit dem Pater Provinzial und mit der Leitung der Provinz freundschaftlich ver­bunden. Aber die Franziskaner sind in zwei Gruppen gespalten. Die Gruppe, die mit dem Pater Provinzial und mit mir selbst auf Kriegsfuß steht, verteidigt Medjugorje.

PATER RIOS: Jede Spaltung ist traurig.

MGR. ZANIC: Es ist tragisch! Die Anhän­ger von Medjugorje sagen: „Der Bischof soll schweigen, er hat nicht das Recht, gegen Medjugorje zu sprechen“. Sie sagen sogar: „Er müßte zuallerletzt sprechen!“ Und unterdessen verbreiten sie ihre Lügen auf der ganzen Welt.

PATER RIOS: Monseigneur, wie sind Sie zu der Überzeugung gelangt, daß alles falsch ist?

MGR. ZANIC: Ich habe eine Kommis­sion von fünfzehn Mitgliedern bestellt. Wir haben die Frage in ausführlicher Weise studiert. Mehrmals haben wir mit den jun­gen Leuten gesprochen. Bei der Schluß-Abstimmung (am 2. Mai 86) — nach dreijähri­ger Untersuchung — haben dreizehn Mit­glieder der Kommission gesagt: „Non satis constat de supernaturaliter apparitionum“.2) Nur zwei haben gesagt: „Satis constat“.3) Glauben Sie mir, das ist eine schreckliche Sache, eine Schande der Kirchengeschich­te. Wir hätten nie geglaubt, daß so etwas geschehen könne.

PATER RIOS: Das christliche Volk glaubt, daß die Jungfrau in Medjugorje spricht.

MGR. ZANIC: Sie spricht nicht! Alles ist die Erfindung von Pater Tomislav Vlasic und von Pater Barbaric. Diese sind in einer Haltung der offenen Rebellion gegen Pater Provinzial und gegen mich selbst.

PATER RIOS: Also es scheint mir, daß das eine Dornenkrone für Ihre Exzellenz ist.

MGR. ZANIC: Es ist schrecklich! Es ist zum Sterben! … Ich denke mir: Wie ist es möglich, daß sich solche Sachen in meiner katholischen Kirche abspielen! Ich bin ein großer Verehrer der Jungfrau von Lourdes und Fatima. Ich bin mit Pilgern achtmal nach Lourdes gegangen. Ich habe auch an einer Wallfahrt nach Syrakus und anderen Heiligtümern teilgenommen, weil ich die Jungfrau Maria innig liebe.

PATER RIOS: Exzellenz, wann werden Sie von all dem sprechen, um die Leute zu warnen?

MGR. ZANIC: Ich arbeite mit dem Heili­gen Stuhl zusammen. Obwohl der Heilige Stuhl weiß, daß die Propaganda zugun­sten von Medjugorje schon in der ganzen Welt verbreitet ist, wollte er noch nicht Stellung nehmen. Sie haben mir gesagt: „Diese Angelegenheit wird studiert“. Der Fehler der Parteigänger von Medjugorje ist der, daß sie eine Sache verbreiten, die die Approbation der Kirche nicht hat.

PATER RIOS: Wo befindet sich Pater Vlasic gegenwärtig?

MGR. ZANIC: Er befindet sich in einer Nachbarpfarrei von Medjugorje. Aber er ist immer dort, er geht nicht weg davon.4)

PATER RIOS: Verbreitet Pater Barbaric die gleiche Version?

MGR. ZANIC: Deswegen habe ich den Pater Provinzial schon dreimal gebeten, Pater Barbaric von Medjugorje zu entfer­nen. Er sagt wirklich viel Ungenaues. Er wagt es z.B. zu bestätigen, daß die angeb­lichen Seher Personen gesunden Geistes sind, was nicht wahr ist, denn einige sind es nicht. Eine Kommission von Ärzten, die von den Verteidigern von Medjugorje ein­geladen wurden, haben bestätigt, daß Vicka hysterisch ist. Sie hat es dem Papst, Kardi­nal Ratzinger und mir selbst mitgeteilt. Sobald Pater Barbaric davon gehört hat, nahm er das Flugzeug nach Wien, um einen Psychiater aufzusuchen, um von ihm eine günstige Diagnose zu bekommen. Er beeilte sich, zahlreiche Journalisten einzu­laden, um eine Pressekonferenz zu organi­sieren, wo er erklärte: „Alle Seher sind geistig gesund“. Ich habe das alles dem Heiligen Stuhl und Kardinal Ratzinger mit­geteilt, damit sie wissen, daß diese Fran­ziskanerpatres dabei sind, die Welt zu betrügen.

PATER RIOS: Exzellenz, gab es Wun­der?

MGR. ZANIC: Es gab nicht ein einziges Wunder. Aber bedauerlicherweise erfin­den diese Herren laufend welche. Lassen Sie mich Ihnen eine gefälschte Foto zeigen (der Bischof verließ für einen Moment das Zimmer und kommt wieder), schauen Sie da, das ist eine davon. Dem Volk sagen sie, daß dieses Foto im Verlauf einer Gebets­zusammenkunft auf dem Berg Krizevac aufgenommen wurde und daß dort die Al­lerseligste Jungfrau fotographiert wurde. Nur, selbst Personen, die nicht viel von Fotographie verstehen, entdecken den Schwindel. Jemand hat eine Postkarte mit dem Kreuz auf dem Berg Krizevac gekauft, dann ein Bild der Jungfrau ausgeschnitten und es zum Kreuz geklebt. Wenn man diese Montage fotographiert, erhält man etwas, das natürlich scheint. Aber man sieht den Rand des ausgeschnittenen Bil­des. Das ist ein Betrug, ein Trick, ein Schwin­del.

PATER RIOS: Ich habe dieses Foto in Mexiko gesehen. Exzellenz, warum veröf­fentlichen Sie keine bischöfliche Anord­nung, um das Kommen der Pilger nach Medjugorje zu verbieten?

MGR. ZANIC: Weil die Situation sehr schwierig ist. Der Heilige Stuhl gibt mir seine Direktiven: „Man darf noch nicht sprechen. Sie müssen mit der endgültigen Beurteilung noch ein wenig warten“. „War­ten Sie ein wenig. Warten Sie ein wenig“. Da haben Sie, was mir der Heilige Stuhl sagt.

PATER RIOS: Glaubt der Papst an die Erscheinungen von Medjugorje?

MGR. ZANIC: Nein, er glaubt nicht.

PATER RIOS: Und Kardinal Ratzinger?

MGR. ZANIC: Er glaubt auch nicht dar­an. Am vergangenen 21. September woll­ten die Verteidiger von Medjugorje eine große Versammlung im Amphitheater in Verona organisieren und rechneten damit, daß ca. 30.000 Personen kommen wer­den. Kardinal Ratzinger sagte mir, daß er die Versammlung verboten habe, sobald er davon erfahren hatte. Auch der Bischof von Verona hatte sie verboten. Trotz allem, trotz den Verboten kamen etwa acht- bis zehntausend Personen und alle italieni­schen Zeitungen titelten: Ungehorsam gegenüber dem Bischof.

PATER RIOS: Ist es möglich, daß sich in Medjugorje eine schismatische Kirche for­miert?

MGR. ZANIC: Nein, es geht vor allem ums Geld. Es häufen sich enorme Sum­men Geldes an. Man kauft die Journali­sten, man kauft die Theologen, man kauft die Propaganda. Man kauft alles.

PATER RIOS: Der Theologe Hans Urs von Balthasar hat wohlwollend über Med­jugorje gesprochen.

MGR. ZANIC: Es ist wahr. Auch P. Lau­rentin hat viele Artikel geschrieben.

PATER RIOS: Gibt es irgendwelche Sanktionen für jene, die sich nach Medju­gorje begeben? Kann man dort die Messe lesen?

MGR. ZANIC: Es gibt keine Sanktionen. Alle Priester, die wollen, können dort die Messe lesen. Viele sagen von mir: Der Bischof glaubt nicht, er hat keinen Glau­ben; sie zeigen fast mit dem Finger nach mir als wäre ich ein Häretiker. Es bereitet mir Kummer zu wissen, daß einfache und fromme Leute von mir schlecht reden, wie von einer Person, die keinen Glauben hat. Aber ich bin absolut sicher, hundertprozen­tig, daß alles, was die Erscheinungen be­trifft, eine reine Lüge, ein Schwindel, eine Fälschung ist und ich kann nicht gegen mein Gewissen sprechen. Eher würde ich vorziehen zu sterben.

PATER RIOS: Was empfehlen Sie de­nen, die hören, daß es in Medjugorje Er­scheinungen gibt?

MGR. ZANIC: Sie können in Mexiko erzählen, daß Sie mit mir gesprochen haben und daß ich bestätige: Es gibt keine Er­scheinungen in Medjugorje. Es gibt keine Wunder. Alles ist die Frucht einer enormen Propaganda, die mich seit Beginn angreift.

PATER RIOS: Was ist die Ursache von alldem?

MGR. ZANIC: Es ist nicht leicht, das so genau zu bestimmen. Man hat ähnliche Fälle im Verlauf der ersten Jahrhunderte der Kirchengeschichte gekannt. In letzter Zeit gab es San Damiano und Garabandal. Die Parapsychologischen Phänomene können nicht als übernatürlich betrachtet werden. Es ist nicht so einfach, eine Erklä­rung zu geben. Die Sache bekommt einen großen Umfang, sobald sich der Enthu­siasmus dazu mischt. Die Propagandisten von Medjugorje haben lauthals proklamiert: „300 Wunder hat es in Medjugorje gege­ben!!“ Sie haben mir sogar etwa 50 Fälle davon gebracht, damit ich sie überprüfe. Ich übergab sie der internationalen medizi­nischen Kommission in Lourdes. Und in Lourdes haben sie sie als zweifelhaft abge­lehnt. Es gibt einen einzigen Fall, der als Wunder gelten könnte. Jener der Mme Diana Basile, die von Multipler Sklerose befallen war und die geheilt wurde. Aber selbst das ist nicht klar, weil die Ärzte sagen, daß es eine natürliche Erklärung geben kann.

Zudem haben die Ärzte in Lourdes ge­sagt: „Alle diese Fälle (von behaupteten Heilungen) kommen aus dergleichen Bude (Institut de perfectionnement in Mailand). Sie haben das gleiche Cachet. Was die Multiple Sklerose betrifft, muß man vier Jahre warten, um zu sehen, daß das Übel nicht wiederkehrt. Die Anhänger von Med­jugorje behaupten jedoch Hals über Kopf Fälle als Wunder, die es nicht sind.

PATER RIOS: Exzellenz, was können Sie mir sagen bezüglich der Bekehrungen, des Geistes der Buße und des Gebetes, die man angeblich in Medjugorje findet?

MGR. ZANIC: Im Mittelalter taten die Häretiker große und fürchterliche Buß­übungen. Das beweist aber nicht, daß sie die Wahrheit sagten. Für mich ist Medju­gorje der größte Betrug, der größte Schwin­del der ganzen Kirchengeschichte.

PATER RIOS: Warum greift der Pater Provinzial der Franziskaner bei den Erfin­dern dieser Lüge nicht ein?

MGR. ZANIC: Weil er die Opposition der ganzen franziskanischen Provinz fürchtet. Diese Provinz hat schon viele Priester- und Ordensberufe ergeben. Zudem ist das Volk fromm und traditionalistisch; eine Sanktion gegen die Franziskaner der Provinz hätte katastrophale Folgen.

PATER RIOS: Exzellenz, denken Sie daran, ein Dokument zu publizieren, das diese Lüge darstellt?

MGR. ZANIC: Aber sicher, ja! Aber si­cher!

PATER RIOS: Wann?

MGR. ZANIC: Ich weiß es nicht. Heute abend gehe ich nach Belgrad, um von neuem mit dem Nuntius zu sprechen, und nächste Woche untersuchen wir dieses Problem an der Bischofskonferenz. Wir sind ein wenig im Rückstand in dieser Sache. Immerhin ist es nie zu spät zu versuchen, da Besserung zu erreichen.

PATER RIOS: Vielen Dank.

Notiz: Ich publiziere diese Besprechung ohne weiteren Kommentar, weil dies nicht notwendig ist. die Antworten von Mgr. Bi­schof sind präzise und überzeugend. Sie zeigen die sehr wichtige Rolle der Bischöfe in der Kirche Gottes: Es ist ihre Pflicht, über Lehre und Sitte zu wachen, die Meister des Glaubens zu sein und die ihnen anvertrau­ten Schafe auf sicheren Wegen zu führen.

Rubén Rios Zalaga — Caminos de Luz XET —Apart. Postal 203, 64000 Monterrey, N.L. Mexico.

Als ein Mann des gesunden Menschenverstandes und als ein Mann Gottes sieht Mgr. Zanic absolut klar in dieser tragischen Affäre von Medjugorje. Als wachsamer und mutiger Hirte empfindet er außerordentlich die immer dringender werdende Notwen­digkeit eines definitiven Urteils, um den Betrug zu denunzieren. Es geht um die Ehre der Muttergottes selber, welche durch dieses diabolische Affentheater beleidigt wird. Es geht auch darum, die Glaubwür­digkeit der Kirche — die schon so lange kompromittiert ist — zu erhalten. Es ist höchste Zeit, daß die Seelen den Illusionen und den Lügen, deren Opfer sie sind, ent­rissen werden. Es gibt so viele Gründe, die eine prompte Entscheidung fordern!

Aber der Vatikan macht lauter Winkelzü­ge und behauptet, daß man warten müsse und verlangt immer neue Zeitspannen, ohne je die mindesten Gründe für diese unglaub­lichen Aufschübe zu geben. So kommt man allmählich dazu, sich die quälende Frage zu stellen: Welch finstere Gewalt handelt denn so effizient in Rom, daß nun schon seit vier Jahren verhindert wird, daß die so wichtige und klare Wahrheit zum Durchbruch kommt? Hierin liegt der größte Skandal und darin besteht das Drama von Medjugorje hauptsächlich!

DAS KOMPLIZENHAFTE SCHWEIGEN DES VATIKANS

Wiederholen wir kurz die Tatsachen. Nachdem ihn Rom schon mehrmals ge­zwungen hatte, sein Urteil zu verschieben, wurde am 2. Mai 1986 Mgr. Zanic die Sache schließlich entzogen.

Gleichzeitig triumphierten die Medjugor­jisten auf der ganzen Welt. Am 28. Aug. titelte selbst „La Croix“: „Medjugorje: Der Heilige Stuhl wird entscheiden“. Und er­klärt weiter: „Eine kürzliche Nummer der italienischen Zeitschrift ‚Madre di Dio‘ kündigte eine Entscheidung an, die von der Kongregation für die Glaubenslehre über die Erscheinungen von Medjugorje getrof­fen wurde: Der Heilige Stuhl behält es sich vor, das Urteil über Medjugorje abzuge­ben‘. Gemäß einer von Kardinal Seper 1978 erarbeiteten Direktive: ‚Wenn ein Erscheinungsphänomen beginnt, interna­tionale Proportionen anzunehmen, oder wenn qualifizierte Gruppen von Gläubigen die Intervention von Rom verlangen, wird der Heilige Stuhl selbst die Verantwortung übernehmen!‘ Das Urteil wird nicht schnell kommen, aber das Urteil stärkt jene, die von den geistlichen Wohltaten, die sie in Medjugorje erhalten haben, überzeugt sind.“

In seinen „Dernières nouvelles de Med­jugorje“ Juli 86, verbirgt Abbé Laurentin seine Genugtuung nicht. Medjugorje war gerettet (Seite 101). Er war auch dafür, daß das Dossier von Mostar nach Rom transfe­riert werde, ein Transfer, der bisher als unmöglich betrachtet wurde. Er bezog sich auf eine „Instruktion der Kongregation für die Glaubenslehre vom 25. Febr. 1978“, die „neue Normen“ in Sachen Erscheinun­gen eingeführt habe (Seite 50; 71-73).

Der Triumph der Medjugorjisten war indessen nicht so vollständig, wie sie es sich ausrechneten. Nach einigen Monaten des Prüfens des umfangreichen Dossiers, das von Mgr. Zanic nach Rom transferiert wurde, mußten die Experten der Kongre­gation, die mit der Sache betraut wurden, doch zur Einsicht kommen, daß es unmög­lich ist, daß die Kongregation offiziell die Echtheit der Erscheinungen anerkennen könne, die so offensichtlich falsch sind. Was ist zu tun? Rom legte diskret den Rückwärtsgang ein: Im August konnte man im „Fels“, einer deutschen Zeitschrift, die sich gewöhnlicherweise zum Sprachrohr Kardinal Ratzingers macht, lesen: 5)

„Wegen des weltweiten Interesses be­züglich der Erscheinungen von Medjugorje in Jugoslawien, haben die Autoritäten des Vatikans der Untersuchungskommission der Diözese von Mostar ihre Hilfe (sic) angeboten. Wir haben den Ortsbischof gebeten, mit der Kongregation für die Glau­benslehre und mit dem Staatssekretariat in Verbindung zu bleiben‘, hat Kard. Ratzin­ger im Verlauf einer Unterhaltung mit ei­nem Vertreter der amerikanischen kath. Agentur N.C. verlauten lassen. Die Verant­wortung der Untersuchung liege zuerst beim kompetenten Ordinarius, Mgr. Pavao Za­nic, Bischof von Mostar, bestätigte der Präfekt der Kongregation für die Glaubens­lehre; er dementierte damit die Berichte der italienischen Presse, nach denen der Vatikan selbst die Prüfung der Begeben­heiten in die Hand nehmen wolle.“

„Der Kardinal erinnerte daran, daß die Kongregation die offiziellen Wallfahrten‘ nach Medjugorje nicht gutheiße, weil die Glaubwürdigkeit der Erscheinungen nicht geklärt sei. Eine offizielle Wallfahrt setze eine positive Entscheidung der Kirche voraus. Das bedeutet jedoch nicht, daß private Gruppen von Wallfahrern nicht die Erlaubnis hätten, dorthin zu wallfahren‘, fügte der Kardinal hinzu. Er erwartet keine baldige Entscheidung der Kirche über die Echtheit der Erscheinungen.“

Anfangs September 1986 hoffte Mgr. Zanic trotzdem, daß ein negatives Urteil über Medjugorje demnächst publiziert werden könne. Am 29. Sept. nahm er in der Besprechung mit Pater Rios (die wir so­eben zitiert haben) Bezug auf die römi­schen Direktiven: „Der Heilige Stuhl sagt mir: ‚Man darf noch nicht sprechen. Sie müssen Ihr Urteil noch ein wenig verschie­ben. Warten Sie noch ein wenig‘.“ Am gleichen Abend traf er den Nuntius in Bel­grad und in der folgenden Woche sollte die Frage über Medjugorje an der Bischofs­konferenz behandelt werden.

In der gleichen Zeit, anfangs Oktober, begab sich Abbé Laurentin nach Medju­gorje. Bei seiner Rückkehr am 20. Nov. gab er an einem Vortrag in Paris bekannt, daß das Dossier nunmehr der jugoslawischen Bischofskonferenz übergeben worden ist, um die Untersuchung vor dem definitiven Urteil — das ihr zukommt — zu vervollständi­gen.

Im Dezember kündigte Mgr. Zanic neu­erdings das Erscheinen eines definitiven Dokumentes an. Er konnte auf fast die Gesamtheit seiner Mitbrüder im Bischofs­amt zählen. Außer Mgr. Franic und Kardi­nal Kuharic, dessen Position rätselhaft bleibt6), hat sich noch kein jugoslawischer Bischof je zugunsten von Medjugorje aus­gesprochen und keiner ist je dorthin ge­gangen. Nach Laurentin verfaßte Mgr. Zanic selbst ein sehr entschlossenes Dokument. Aber in Rom — „um es mit keinem zu verderben, denn es gibt dort vermischte Einflüsse“ — hat man dessen Schärfe gemildert. Der Text wurde endlich am 29. Jan. 87 durch Kard. Kuharic, Präsident der Bischofskonferenz und durch Mgr. Zanic unterzeichnet.

Dieses Communiqué weist bereits auf einen sicheren Sieg des Bischofs von Mostar und der römischen Prälaten, die den Mut hatten, seine Sache zu unterstüt­zen, hin. Sie sollen geehrt sein! Es ist in der Tat unleugbar, daß die Kongregation es abgelehnt hat, sich selbst direkt zugunsten von Medjugorje zu engagieren, und damit hat sie die Erwartungen der Charismatiker enttäuscht. Sie hat sogar erklärt, „daß sie die Arbeit der Diözesankommission unter der Verantwortung von Mgr. Zanic ge­schätzt hat“. So wären jetzt die Wallfahrten nach Medjugorje verboten.

Das hindert aber nicht zu sagen, daß der Bischof von Mostar das Spiel immer noch nicht gewonnen hat. Unter dem trügeri­schen Vorwand, daß „die Ereignisse von Medjugorje die Grenzen der Diözese über­schreiten“ verlangt Rom eine absolut un­nötige zusätzliche Untersuchung, dessen einziger Grund es ist, das Endurteil noch sine die hinauszuschieben. Indessen ist es klar, daß nur ein klares und definitives kanonisches Urteil, wo gesagt ist, daß die Jungfrau in Medjugorje niemals erschie­nen ist, die Verbreitung des Betrugs auf­halten kann. Aber leider hat in Rom die Stunde der Wahrheit noch nicht geschla­gen. Man legt ihr sogar Hindernisse in den Weg.

DER HEIMTÜCKISCHE MISCHMASCH VON MGR. HNILICA

Mgr. Paolo Hnilica, ein Jesuit tschechi­scher Herkunft, gehört zum intimen Freundeskreis von Joh.Paul II. Mit Mme. Wanda Poltavska — eine „Kindheitsfreundin des Papstes“, belehrt uns Laurentin — wurde er im Sept. 85 nach Medjugorje geschickt, um in seinem Namen Untersuchungen anzu­stellen. Als begeisterter Medjugorjist be­schäftigt sich Mgr. Hnilica auch mit Fatima. Er gehört sogar zu den wenigen Privilegier­ten, die Schwester Luzia soviel besuchen können wie sie wollen. Begleitet von Mme. Poltavska konnte er die Seherin am 14. Mai 1985 treffen. Nach einem späteren Besuch am 14. Dez. 1985 erklärte Mgr. Hnilica, daß Schwester Luzia ihm gesagt habe: „Medju­gorje ergänzt Fatima“. Es sei uns erlaubt, an der Genauigkeit dieser Information zu zweifeln, denn wir wissen anderswoher, daß die Seherin von Fatima bekannt gab, daß sie Medjugorje nicht günstig gesinnt sei! Wir wissen, daß Mgr. Hnilica in diesen Wochen sich neuerdings in den Karmel von Coimbra begab.

In einem kürzlich erschienenen Artikel ­ein leidenschaftliches Plädoyer für Medju­gorje — enthüllt uns Mgr. Hnilica sein Ge­dankengut und ohne Zweifel auch die geheimen Absichten, von denen das ma­rianische Jahr inspiriert sein wird. Anschlie­ßend bringen wir weitgehende Auszüge dieses wichtigen Textes.

IST MEDJUGORJE VON GOTT, VOM MENSCHEN ODER VON SATAN?

„Es gibt drei Möglichkeiten: Gott, die Fähigkeit des Menschen oder Satan.“

  1. „Der Böse ist im Fall von Medjugorje von vornherein auszuschließen (1), denn es wäre ziemlich überraschend, wenn es letzterer wäre, der zu Bekehrung und Ver­söhnung aufruft, zu Gebet und Fasten, zur Anbetung des Allerheiligsten Sakraments und zu marianischer Frömmigkeit (?).“
  2. „Die Fähigkeiten des Menschen wür­den die Phänomene auch nicht erklären, denn keiner der Seher hat z.B. die theolo­gische Ausbildung, um solche evangeli­schen Botschaften erfinden zu können (?).“ „Während einer Unterhaltung mit der Seherin von Fatima, Schwester Luzia, habe ich ihr gesagt: ‚Ich beginne zu verstehen, warum Gott solch tiefe Wahrheiten Kin­dern7) offenbart. Ein Theologe würde sofort einen „Salat“ daraus machen, indem er sein Wissen und seine Interpretation als Theologe zumischen würde. Nur die klare Einfachheit des Kindes ist Garant für die ursprüngliche Wahrheit einer himmlischen Botschaft. Die Kinder von Medjugorje (!) sprechen mit einer so einfachen Sprache (?) und für so hohe geoffenbarte Wahrhei­ten dermaßen verständlich, daß kein Pro­fessor der Theologie die gleiche Wirkung zustande brächte (…).“
  3. „Wenn man jetzt annimmt, daß das Phänomen von Gott kommt, dann gibt uns Jesus selbst das Kriterium, das anzuwen­den ist, um die Echtheit dieser Bejahung zu überprüfen: ‚An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen‘ (Mt. 7,16). Man erkennt den Baum an seinen Früchten, und bis zum heutigen Tag sind die Früchte in Medjugor­je positiv, sehr positiv sogar. Es sind nicht die gleichen Früchte wie jene von Lourdes oder Fatima, oder anderer marianischer Orte. Die Früchte von Medjugorje sind speziell positiv, weil die Personen, die diese Botschaften empfangen, stärker disponiert sind, um ihre Opfer darzubringen und die Botschaften zu leben (!!!). Jede Erschei­nung, jede Botschaft oder Prophezeiung, die nicht von Menschen, sondern von Gott kommt, muß durch unzweideutige Zeichen bestätigt werden, um als solche anerkannt werden zu können. Diese Zeichen können z.B. moralische Wunder (innerliche Hei­lungen) sein … Davon sehen wir in Medju­gorje und überall, wo diese Botschaft an­genommen und gelebt wird, (…). Heilun­gen des Leibes kommen ebenfalls vor. Aber die gründlichen Untersuchungen dieser Heilungen brauchen Zeit, oft Jahre, wie die Erfahrung speziell mit Lourdes zeigt (…).

Je mehr ich mich mit den Sehern von Medjugorje unterhielt, je mehr glaubte ich an die Echtheit der Erscheinungen. Ich bin überzeugt, daß diese Kinder von einer übernatürlichen Kraft geführt werden.“

MAN MUSS SICH ENGAGIEREN, BEVOR DIE KIRCHE ENTSCHEIDET

„Angesichts der Zeichen, die in Medju­gorje gegeben werden, muß jeder Christ Stellung beziehen. Wenn diese Botschaf­ten wahr sind, dann nehmen wir sie an und verbreiten sie. Wenn sie falsch sind, dann bekämpfen wir sie. Das Phänomen von Medjugorje ist dermaßen international geworden, daß es uns nicht gleichgültig lassen kann. Vor der offiziellen Entschei­dung der Kirche müssen wir selbst gemäß unserem Gewissen unsere Entscheidung treffen. Nach mir sind diese Botschaften in allen Punkten positiv und schaden der Kirche nicht. Viele Gläubige machen Wall­fahrten nach Medjugorje. Sie beten dort, fasten und empfangen die Sakramente. Wir haben uns da keine besonderen Sor­gen zu machen; denn selbst wenn die Kirche diese Erscheinungen nicht aner­kennen würde, ist doch nichts von dem, was sich in und durch Medjugorje ereignete, dem Glauben und der Praxis der Kirche entgegengesetzt (!).“

DIE AUTORITÄT SCHWEIGT … SIE ANERKENNT ALSO SCHON!

„Die Kirche kann sich weder für noch gegen Medjugorje aussprechen, solange die Erscheinungen fortdauern.“8)

„Bis jetzt hat die Kirche eher eine positive Haltung gezeigt und selbst der Bischof von Mostar hat offiziell nichts verboten. Er hat Maßnahmen angeordnet, dazu er das Recht hatte, wie die Versetzung von Priestern von Medjugorje weg. Aber er kann in Medjugorje nichts verbieten.“

„Das Schweigen der Kirche müßte man als positive Haltung interpretieren, denn wenn etwas von Medjugorje käme, das falsch oder gefährlich wäre, müßte die Kirche sofort Gegenmaßnahmen ergreifen und sich Gehör verschaffen a) Würde die Kirche schweigen, und die Wahrheit des Evangeliums wäre in Gefahr, dann würde sie ihre Pflicht und ihre Mission verraten (!). Solange die Kirche also gegenüber einem so bekannten Phänomen wie Medjugorje schweigt, dann will ihre Haltung sagen: ‚Bis jetzt ist alles in Ordnung‘!“

LOURDES, FATIMA, MEDJUGORJE: EIN HEIMTÜCKISCHER MISCHMASCH!

„Im Fall von einer offiziellen Anerken­nung würde die Kirche einladen, aber nicht verpflichten; denn unsere einzige Pflicht ist, an das Evangelium zu glauben. Nur ‚die Offenbarung‘, die mit dem, was der letzte Apostel geschrieben hat, abgeschlossen ist, zählt und hat Gewicht b) Botschaften wie jene von Fatima, Lourdes, Beauraing oder Medjugorje sagen nichts neues, sondern setzen in die Gegenwart, was sich schon im Evangelium befindet. Sie ermutigen und warnen all jene, die sie freiwillig anneh­men. Die Geschichte des Reichen und des armen Lazarus kann uns helfen, dies zu verstehen (…). Sie bedeutet für uns, daß jene, die weder das Wort hören, noch es in die Tat umsetzen, noch in ihrem Leben die Aktualität des Evangeliums sehen wollen, auch nicht den Glauben für den Inhalt von Botschaften der Art von Lourdes, Fatima, Medjugorje aufbringen werden. Die Bot­schaft von Fatima z.B. ist seit 70 Jahren offiziell von der Kirche anerkannt, und wer unter den Gläubigen hat sie wirklich ernst genommen? Sowohl die Kirche als auch Gott selbst laden uns ein, diese Botschaf­ten zu glauben, ohne es uns indessen vorzuschreiben. Für jene, die an die Reali­tät und die Nähe des Himmels glauben, werden Zeichen wie jene von Medjugorje eine neue Motivation sein, um sich Gott mehr zu öffnen.“

SCHLUSSFOLGERUNGEN:  Mgr. Hnilica kann leicht behaupten, daß „der Böse im Fall von Medjugorje zum vornhinein auszu­schließen sei“, sein Plädoyer ist alles an­deres als überzeugend. Er ignoriert alle Einwände gegen Medjugorje! Er argumen­tiert mit dem „Schweigen der Kirche“ und hütet sich wohl zuzugeben, daß die verantwortliche Autorität in der Person von Mgr. Zanic es unaufhörlich versucht hat, den Betrug abzustellen! Die Wahrheit ist, daß in Rom die Männer der Kirche „ihre Pflicht und ihre Mission verraten haben“, indem sie über diese skandalöse Komödie zu schweigen verpflichteten.

Indes ist es klar, daß ein eifriger Papst, entschlossen im heiligen Sinn an der Wie­derherstellung der Kirche zu arbeiten — wie etwa der hl. Pius X. den Modernismus verurteilte — sich beeilen würde, den cha­rismatischen Betrug von Medjugorje un­mißverständlich als das Werk des Teufels zu bezeichnen. Anderseits würde er sich beeilen, die Bitte Unserer lieben Frau zu erfüllen, indem er endlich den Text ihres letzten Geheimnisses publizieren würde. Wir wissen, daß die Seherin von Fatima immerzu dessen Veröffentlichung verlangt.

Aber der gegenwärtige Papst stellt sich ihren Bitten gegenüber taub: „Kürzlich hat ein Kurienkardinal erklärt, daß Joh. Paul II. während seiner Unterhaltung mit Schwe­ster Luzia am 13. Mai 82 praktisch die ganzen 20 Minuten damit verbracht habe zu versuchen, sie zu überzeugen, daß es weder nötig noch klug sei, jetzt den Inhalt des dritten Geheimnisses von Fatima zu publizieren, denn die Welt würde es nicht verstehen. Der Kardinal denkt, daß der Inhalt dieses Geheimnisses die Krise des Glaubens betrifft, die die Kirche und die Welt erschüttert. Der Papst lehnt es auch ab, die Weihe Rußlands vorzunehmen, so wie sie von Unserer lieben Frau verlangt worden ist. In der Enzyklika vom 25. März, sowie in den Zeremonien der Eröffnung des Marianischen Jahres wurde Fatima hochmütigerweise ignoriert. Auch hatte er es abgelehnt, am 13. Mai, anläßlich des 70. Jahrestages dorthin zu gehen. Kurz, das Marianische Jahr scheint noch nicht das Jahr Fatimas zu sein!

Demgegenüber hört er seit Monaten nicht auf, den Sehern und Propagandisten von Medjugorje großzügige Ermunterungen zu geben. Ich habe vor meinen Augen an die zwanzig solcher Gunsterweise, die von Woche zu Woche das Zutrauen von tau­senden von Gläubigten beleben, die fort­fahren in Wallfahrten nach Medjugorje zu reisen und die fortfahren sich mit dem vergifteten Wasser dieser überall verbrei­teten Botschaften zu tränken.

Der letzte Betrug. Wenn unsere Medju­gorjisten hie und da Fatima erwähnen, so geschieht das um einen heimtückischen Mischmasch zu fabrizieren. Alles was unwidersprochen den Reichtum und die Bedeutung Fatimas ausmacht, das schrei­ben sie gleicherweise und lügnerischerweise auch Medjugorje zu. Fatima soll Medjugorje dienen und bestätigen. Dann erklären sie voll Scheinheiligkeit, daß Medjugorje Fatima vervollkommne und verlängere und es deshalb übersteige und aktualisiere, so daß man es von nun an vergessen und beerdigen könne. Was die Schwächen Medjugorjes betrifft, so wer­den perfiderweise auch Fatima welche zugeschrieben! „Medjugorje riskiert nie von der Kirche angenommen zu werden? Spielt keine Rolle! Diese Anerkennung ist ohne großen Wert noch Autorität. Niemand ist gezwungen, an Lourdes oder an Fatima zu glauben … sowenig wie an Medjugorje. Die Geheimnisse von Medjugoje sind entmuti­gend? Das Geheimnis von Fatima war es auch“, wagt Laurentin zu bemerken. Kurz, mehr denn je, schlägt die entscheidende Stunde des entscheidenden Kampfes zwi­schen der Jungfrau und dem Dämon. Aber wir wissen es: die Unbefleckte wird am Ende siegen!

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1) Hier bekommt man den zynischen Betrug der Medjugorje-Propagandisten zu fassen: Der Text von Vatikanum II, der hier frecherweise vorgebracht wird, ist genau eine der Passagen, wo das Konzil, bezüglich der Notwendigkeit des Glaubens an Christus und der Zugehörigkeit zu seiner Kirche, um gerettet zu werden, an die tra­ditionelle Lehre der Kirche erinnert! „Die Missio­nare“, erklärt unser Abbé de Nantes, „waren tief besorgt und verlangten, daß das Konzil von der ganzen Kirche materielle und geistige Hilfe erhalte, aber daß zuerst ‚die Wichtigkeit und die Dringlichkeit und die absolute Notwendigkeit der Mission gründlich überprüft — und in über­zeugender Weise verkündet werde‘. Denn die­se Notwendigkeit, diese Nützlichkeit der Missio­nen wurde bezweifelt. Die Missionare behielten schlußendlich Oberhand, und es kam zur wunderbaren Nr. 7 des Dekrets.

2) „Es gibt keine hinreichende Beweise für die Übernatürlichkeit der Erscheinungen.“

3) Dieses Stimmenverhältnis ist umso signifi­kanter, als fünf jugoslawische Franziskaner Mitglied der kanonischen Kommission waren. Sicher hat sich Pater Dugandzic von der Ge­meinschaft von Medjugorje für die Echtheit ausgesprochen. Aber die anderen vier Franzis­kaner waren dagegen.

4) Nach dem Bericht seines Freundes, Abbé Laurentin, befindet sich Pater Vlasic aus uner­findlichen Gründen seit Jan. 87 inkognito in Italien.

5) „Kardial Ratzinger zu Medjugorje“ in „Der Fels“ Nr. 7-8, S. 235 (es handelt sich hier um eine Rückübersetzung).

6) Am 22. Mai 1984 hatte ein französischer Priester dem Kard. Kuharic eine kurze Studie gegen Medjugorje geschickt. Der Sekretär des Bischofssitzes in Zagreb übersandte sie alsogleich dem Abbé Laurentin. Am folgenden 17. Juli nahm sich der Kardinal die Mühe, ausführ­lich und in liebenswürdiger Weise seinem Brief­schreiber aus Frankreich mitzuteilen, daß es zwischen ihm und Abbé Laurentin kein heimli­ches Einverständnis gebe, sondern nur ein Austausch von Dokumentationen. Abbé Lau­rentin brüstet sich damit, daß er bei jedem seiner Besuche in Zagreb vom Kardinal immer lange empfangen werde. Soll das heißen, daß der Kardinal von der Echtheit der Erscheinun­gen in Medjugorje überzeugt ist? Oder, daß er bereit ist, jedem Druck nachzugeben, um den höheren Stellen nicht zu mißfallen? Oder spielt er geschickterweise das Spiel der Medjugorji­sten? Man weiß es nicht.

7) Es ist wahr, daß die Seher von Fatima anno 1917 erst 10, 9, und 7 Jahre alt waren. In Medjugorje hingegen war 1981 nur ein Kind, Jakov, 10 Jahre alt. Vicka war bereits fast 17jährig; Ivan, Mirjana und Maria 16jährig. Ivan­ka ihrerseits war erst 15jährig, aber „sie ist sehr schön … es ist verrückt!“ erklärt uns Laurentin sehr bewegt, „sie war eigentlich schon verlobt“, als die Erscheinungen anfingen (Vortrag vom 20. Nov. 1986). Drei der „Kinder“ von Medjugor­je sind heute 22 Jahre alt, das jüngste 16 und Ivanka (21) hat sich am vergangenen 28. Dez. verheiratet!

8) Werden sie denn eines Tages aufhören? Die Jungfrau von Medjugorje hat versprochen, ein großes Zeichen auf dem Hügel der Erscheinungen zu erwirken: Ein sichtbares, handgreif­liches, unzerstörbares und andauerndes Zei­chen, das die Ungläubigen nicht leugnen können. Anderseits sagt Vicka deutlich, daß die Er­scheinungen bis zum Eintreffen des Zeichens andauern müssen, ja selbst darüber hinaus: „Die Jungfrau hat gesagt, daß sie auch nach ihrem Zeichen weiterhin erscheinen werde“ (Bubalo, „Je vois la Vièrge“, S. 137). Wird Rom auf das Ende warten, um die Veröffentlichung des kanonischen Urteils zu erlauben? Das wäre grotesk. Wenn es auch sehr delikat, wenn nicht gar unmöglich ist, die Echtheit von Erscheinun­gen dessen Zyklus noch nicht abgeschlossen ist, anzuerkennen, so ist es nie nötig, das Ende des Phänomens abzuwarten, um einen Betrug aufzuzeigen. Oft kann schon eine einzige Dar­stellung der Komödie oder des diabolischen Affentheaters genügen!

a) Das soll nun verstehen, wer will. Kaum 12 Zeilen vorher schreibt derselbe Mgr. Hnilica genau das Gegenteil, nämlich, daß sich die Kirche nicht gegen Medjugorje aussprechen könne, solange die Erscheinungen fortdauern und daß der Bischof nichts verbieten könne.

b) Was Mgr. Hnilica hier bezüglich anerkann­ter Erscheinungsorte sagt, ist sicher richtig. Umso verkehrter ist es jedoch, wenn er weiter oben schreibt, daß sich wegen Medjugorje je­der Christ engagieren müsse. Wenn man schon bei einem anerkannten Erscheinungsort nicht muß, dann bei einem nicht oder noch nicht anerkannten erst recht nicht.

Erscheinungen in Medjuorje? (Dritter Teil)

EINLEITUNG

Vor ein paar Wochen erschien in der rö­mischen Zeitschrift „si si no no“ eine kurze Notiz, worin vor dem jugoslawi­schen Erscheinungsort Medjugorje gewarnt wurde. Nachdem protestieren­de Leserzuschriften eingegangen wa­ren, reagierte die Redaktion in der Num­mer vom 15. Okt. 1984 mit einem länge­ren Artikel, aus dem ich folgenden Ab­schnitt zitieren möchte: Natürlich hät­ten wir gewünscht, uns den überzeug­ten Gläubigen anzuschließen, die mit den besten Absichten nach Medjugorje eilen. Aber im Respekt vor der Wahrheit und der Gerechtigkeit und vor allem um der Ehre der Muttergottes und um des Heils der Seelen willen, haben wir uns zum Verweis entschlossen. Damit ist bestens ausgedrückt, warum man die Ereignisse von Medjugorje nicht ein­fach auf sich beruhen lassen kann. (Albert Frey)

MEDJUGORJE GEGEN FATIMA

Man muß von der Echtheit der Erschei­nungen von Medjugorje schon sehr über­zeugt sein, um darin die „Erfüllung oder die Verlängerung von Fatima zu sehen, wie das Abbé Richard tut. Bei der Gegenüber­stellung der zwei Botschaften kommt man zu einem gegenteiligen Schluß: Die Pro­phezeiungen von Medjugorje stimmen mit denen von Fatima nicht überein, sondern widersprechen ihnen grundsätzlich, wie wir es nachstehend beweisen werden.

Eine klare Übertreibung

Am 13. Juli 1917 hat Unsere Frau in der Cova da Iria ihren drei Vertrauten ein einzi­ges dreiteiliges Geheimnis geoffenbart. In Medjugorje ist die prophetische Botschaft deutlich umfangreicher: Man spricht von „zehn von Unserer Frau den Sehern anver­trauten Geheimnissen“(L., Seite 47). Das ist schon viel! Trotzdem ist zu sagen, daß diese Zahl nicht genau stimmt. Die Jung­frau hat versprochen, jedem der Seher zehn Geheimnisse zu offenbaren! „Drei dieser Geheimnisse sind gemeinsam und allen Sehern bekannt“, präzisiert P. Kralje­vic. „Die andern kennen nur jene, an wel­che sie gerichtet wurden. Sie können sie bekannt geben, wenn die Jungfrau es ih­nen sagen wird“ (S.K., Seite 55). Wenn wir rechnen, gibt das fünfundvierzig Geheim­nisse (siehe R.F., Seite 72; Lj., Seite 35). Was zuviel ist, ist zuviel! Diese Anzahl ist dermaßen übertrieben 1), daß kein Verteidi­ger von Medjugorje es wagt, die Zahl von 45 Geheimnissen schwarz auf weiß zu nennen!

Mirjana, die allein schon alle zehn Ge­heimnisse erhalten hat, gab bekannt, daß es sich um die „Menschheit im allgemei­nen, um die Welt, um Medjugorje und um Auskünfte über das Zeichen handelt“ (R.F., Seite 72). Ivan und andere Seher haben persönliche Geheimnisse empfangen. Mirjana erklärt auf eine sonderbar kindi­sche Art, die so falsch tönt: „Die Jungfrau hat mir meine Geheimnisse auch erklärt. Ich habe sie alle und mit allen Daten aufge­schriebern und zwar in einer Code-Spra­che, aus Sicherheitsgründen und um nichts zu vergessen. Ich habe das Recht, zwei oder drei Tage vorher (wenn zum Beispiel ein Geheimnis übermorgen sich verwirkli­chen sollte) einen Priester auszuwählen und ich kann ihm z.B. sagen: ‚Übermorgen wird das oder jenes eintreffen.‘ Er kann dann mit dieser Information machen, was er will. Er kann sie aufschreiben und sie nachher vorlesen, um zu zeigen, daß es schon bekannt war. Er kann auch den Leuten sagen: ‚Hört, was morgen eintref­fen wird!‘ Er kann es selbst entscheiden‘ (R.F., Seite 71). „Wenn jeder der Seher sein zehntes Geheimnis vernommen ha­ben wird, wird die Jungfrau aufhören ihm zu erscheinen“ (R.F., Seite 83). Dann wird es für immer zu Ende sein.

„Dann werde ich nicht mehr erscheinen“

Tatsächlich hat Vicka am 2. Mai 82 be­scheinigt, daß „die Jungfrau während einer Erscheinung ausdrücklich gesagt hat: ‚Ich habe die Welt zum letztenmal zur Bekeh­rung aufgerufen; denn nachher werde ich auf der Erde nicht mehr erscheinen‘ (Lj., Seite 98). Das ist nun etwas, was Medju­gorje über alle anderen Erscheinungsorte stellt. Als man Mirjana am 10. Jan. 83 fragte, hat sie bestätigt: „Die Jungfrau hat gesagt, daß es die letzte Erscheinung auf Erden sei … es ist das letztemal, daß Jesus oder Maria auf die Erde kommt“ (R.F., Seite 80/81). Ebenso hat Pater Vlasic in seinem Brief an Joh.-Paul II. am 3. Dez. 83 ohne Umschweife geschrieben: „Diese Erscheinungen sind die letzten2) der Jung­frau auf Erden. Das ist der Grund, warum sie so lang und so häufig sind“ (L., Seite 159). Wie sonderbar, wie sonderbar. Auf diese Prophezeiung werden wir zurück­kommen müssen …

Warnungen … Wunder … Strafgerichte

Was wird sich also ereignen? Welches ist die Zukunft der Kirche und der Welt? Nach Mirjana, „der die Jungfrau die zukünf­tigen Aspekte bis jetzt mehr enthüllt hat als den anderen Sehern“ so schreibt Pater Vlasic an den Papst, „wird es drei Warnun­gen an die Welt geben. Die Warnungen werden Ereignisse auf Erden sein. Mirjana wird davon die Zeugin sein. Drei Tage vor einer der Verwarnungen wird sie einen Priester ihrer Wahl benachrichtigen … Nach der ersten Verwarnung werden die ande­ren nach ziemlich kurzer Zeit auch eintref­fen.“

„Nach den Verwarnungen wird das für die ganze Menschheit sichtbare Zeichen am Erscheinungsort beginnen, sichtbar zu werden.“ Es wird ein großes Zeichen sein; „für alle zu sehen, handgreiflich und an­dauernd“, präzisiert P. Vlasic übrigens noch. Die Seher sagen, daß „im Zusammenhang mit diesem Zeichen es viele Wunder und viele Heilungen geben wird. Alles was bis jetzt geschah, wird nichts sein im Ver­gleich, was sich dann ereignen wird“ (Téqui, Seite 18; Lj., Seite 33).

Dann wird die Zeit der Strafgerichte kommen. „Ein Unheil, das die Welt gemäß dem siebten Geheimnis bedrohte, ist auf Grund des Gebets und des Fastens aufge­hoben worden“ (L., Seite 160). „Das achte war noch schlimmer als die sieben ande­ren“; dank dem Gebet Mirjanas und ihrer Freunde „ist es der Jungfrau gelungen, dieses Geheimnis zu mildern“ (R.F., Seite 73). „Dann kommt das noch schlimmere neunte Geheimnis und das zehnte ist gera­dezu entsetzlich und kann keinesfalls gemildert werden. Ich kann nicht sagen, was es ist, erklärt Mirjana, denn wenn ich etwas sagen würde, würde ich alles sagen“ (R.F., Seite 73). „Das neunte und zehnte Geheimnis ist ernst. Es werden Strafge­richte wegen den Sünden der Welt sein. Die Strafe ist unvermeidbar, weil man nicht auf die Bekehrung der ganzen Welt warten kann“ (Lj., Seite 98).

Fügen wir bei, daß nach Mirjana „die von der Jungfrau vorausgesagten Ereignisse ganz nahe sind“ (ebd.). Schon im Frühjahr 82 hatte die Jungfrau angekündigt, daß das große Zeichen „bald, sehr bald“3) kommen werde.

Drei Warnungen und ein großes Zei­chen, das ein viel glanzvolleres Wunder sein wird als der Tanz der Sonne am 13. Okt. 1917 in Fatima, weil es dauerhaft und für alle sicht- und fühlbar sein wird. Dann die fürchterlichen Strafgerichte mit dem Zusatz der traurigen Perspektive; „daß wenn die Erscheinungen in Medjugorje zu Ende sein werden, es auf Erden nur noch einige falsche Erscheinungen geben wer­de“ (Lj., Seite 98).

Es ist klar, daß diese Prophezeiungen mit jenen von Fatima nicht übereinstim­men. Warum? In ihrem großen Geheimnis hat die Jungfrau von Fatima folgendes verlangt: „Gott will die Verehrung meines Unbefleckten Herzens in der Welt einfüh­ren“. Damit das stattfinden kann, will ER, daß der Heilige Vater die Sühneandacht zu dessen Ehre an den ersten Samstagen des Monats einführe und empfehle. ER will auch, daß er Rußland in Gemeinschaft mit allen Bischöfen der kath. Welt diesem Unbefleckten Herzen weihe. Und zwar in einem feierlichen und öffentlichen Weihe- und Sühneakt. Von dieser Bitte weiß Medjugorje nichts.

Das Geheimnis von Fatima enthielt die Drohung, daß wenn man die Bitten Unse­rer lieben Frau nicht erfülle, das kommuni­stische Rußland die Geißel sein werde, mit der Gott die Welt und die Kirche bestrafen wird. Die Erscheinung von Medjugorje weiß nichts davon. Sie berichtet nichts von den Irrümern des bolschewistischen Rußlands, nichts von den Kriegen, die deswegen in aller Welt stattfinden werden, nichts von der Verfolgung der Kirche durch den Kommunismus. Nein! Im Okt. 81 hat sie gesagt, „daß das russische Volk es sei, das Gott am meisten verherrlichen wird‘. Diese Prophezeiung war von keinem Vor­behalt – auch nicht dem verborgensten ­bezüglich des atheistischen Kommunis­mus begleitet. Im Gegenteil, gleichzeitig hat sie den Atheismus des … Westens erwähnt: „Der Westen hat es im Prozeß der Zivilisation sehr weit gebracht, aber er führt sich auf, wie wenn er alles aus sich selbst und ohne Gott erschaffen hätte“ (S.K., Seite 60). Das sind verwirrende Feststellungen, die auch durch die zwie­spältige Haltung der kommunistischen jugoslawischen Regierung den Ereignis­sen gegenüber, nicht erklärt werden.

Zweifellos prophezeit das letzte Geheim­nis von Fatima die schreckliche Krise – in der HI. Schrift als wirklicher Glaubensabfall angekündigt – die die Kirche seit 1960 erschüttert. Von diesem Glaubensabfall weiß Medjugorje nichts, sondern etabliert sich im Gegenteil ganz in die konziliare und nachkonziliare Bewegung, die den kath. Glauben zerstört, indem sie die Gleichheit aller Religionen predigt.

Endlich sei auch der offensichtlichste Gegensatz erwähnt. Medjugorje weiß nichts von der großen Hoffnung von Fatima. Denn das große und greifbare Wunder, das seit 1917 versprochen wurde, wird die Bekeh­rung des kommunistischen und schismati­schen Rußlands zum kath. Glauben und zur römischen Einheit sein, dem die ganze Welt folgen wird. „Der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekehren wird“. Es kann noch dauern, aber er wird es tun, und das Wunder wird geschehen, und der Triumph der Heiligen Herzen Jesu und Mariä wird Wirklichkeit werden: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphie­ren“. Diese große Hoffnung hat uns Gott am Anfang dieses gottlosen Jahrhunderts als unauslöschbare Quelle des Trostes, der Geduld und des Mutes für diese zwei­fellos dunkelste Zeit der Kirchengeschichte geben wollen. Dieses große Licht, das unsere Nacht schon erhellt, ist in Medjugor­je verloschen. Es verschwindet und erstickt in einem Schwall von leeren Prophezeiun­gen ohne Sinn.

Kurz gesagt, bezüglich der Bitten des Himmels, der angekündigten Strafgerich­te, sowie des versprochenen Wunders ist der Gegensatz zwischen den zwei Bot­schaften total. Demgegenüber ist festzu­stellen, daß das Schema von Medjugorje mit demjenigen von Garabandal über­einstimmt: Warnung, großes Wunder, Straf­gerichte. In unseren Augen ist das kein Zeichen für die Echtheit. Weit entfernt davon! (siehe z.B. „Mémoires d’un curé de campagne espagnol“, die Seiten 92/93 und 97-100 über die „simulierten Ekstasen“ der Seher. Zusammen mit dem „Tagebuch von Conchita“ sind sie für sich allein ausschlag­gebend). Zwischen den Prophezeiungen der Mirjana und jenen der Conchita geht die Ähnlichkeit manchmal bis ins letzte Detail hinunter. Das gleiche Schema war schon bei den Erscheinungen der illuminierten Schismatiker von Palmar de Troya festzu­stellen. Die Ähnlichkeiten mit anderen zweifelhaften zeitgenössischen Erschei­nungen, die entweder suspekt sind oder bereits von der zuständigen Hierarchie als falsch erklärt wurden, sind in Medjugorje zahlreich. Wir werden uns damit nicht auf­halten. Klar ist aber, daß alle im Haupteffekt dahingehen, Fatima abzuwerten und in Vergessenheit zu bringen. Fatima, dessen Botschaft nach wie vor aktuell – und für die Kirche und die Welt dringender als je ist.

EINE KARIKATUR DES DRITTEN GEHEIMNISSES

„Außer dieser wichtigen Botschaft, schreibt Pater Vlasic an den Papst, be­hauptet Mirjana anno 1982 eine Erschei­nung gehabt zu haben, die unserer Mei­nung nach die Geschichte der Kirche be­leuchtet. Sie erzählt von einer Erschei­nung, wo Satan als Jungfrau verkleidet erschienen ist.“ Pater Vlasic gibt hier eine Zusammenfassung von der turbulenten Erscheinung des Dämons, von welcher wir schon berichtet haben.

„Dieses Jahrhundert ist unter der Macht des Dämons“

Als Satan wieder verschwand, „wandte sich die Jungfrau wieder der Seherin zu: ‚Entschuldige mich (sic) für das, aber du mußt wissen, daß Satan existiert. Eines Tages präsentierte er sich vor dem Thron Gottes, um die Erlaubnis zu erlangen, die Kirche während einer Periode prüfen zu dürfen. Gott erlaubte ihm, sie während eines Jahrhunderts zu prüfen. Dieses Jahrhundert ist unter der Macht des Dä­mons. Wenn sich aber alle Geheimnisse, die euch anvertraut wurden, erfüllt haben werden, wird seine Macht zerstört werden‘ “ (L., Seite 160; R.F., Seite 66).

Das ist ein eindrücklicher Text. Drückt die Botschaft von Medjugorje hier nicht eine dramatische Wahrheit aus, die schon den klarsehendsten Söhnen der Kirche zutreffend schien? So sagte Pater Maximi­lian Kolbe: „Die modernen Zeiten sind von Dämonen dominiert und werden es in Zukunft noch mehr sein“. Ja, dieses Jahr­hundert scheint tatsächlich unter dem Dämon zu stehen. Noch nie wurde die Kirche durch die satanischen Kräfte – die es erreicht haben, bis in ihr Inneres vorzu­stoßen – so hart geprüft. Im Gefolge von Pater Alonso, dem offiziellen Experten von Fatima, haben wir gute Gründe anzuneh­men, daß sich das dritte Geheimnis genau mit dieser Infiltration zur Anstiftung der Apostasie im Innern der Kirche selbst be­faßt.

Dazu brauchen wir nur den Bericht der Vision von Mirjana aufmerksam zu lesen. Die Herrschaft Satans ist dort ausdrücklich bestätigt. Aber das dient gleichzeitig zur Ablenkung der Aufmerksamkeit von den zwei größten Übeln, unter denen die Kir­che und die Welt leidet und die in Fatima genannt wurden: der Kommunismus und die große Gefahr des Glaubensabfalls.

„Schon jetzt beginnt der Dämon seine Macht zu verlieren (!?), soll die Jungfrau erklärt haben, er ist agressiv geworden; er zerstört die Ehen, bringt Spaltungen unter die Priester, erzeugt Besessenheit und Mor­de“ (L., Seite 160). Ist das alles? Es ist alles. Laut dem Gespräch Mirjanas mit Pater Vlasic ist das Ablenkungsamöver noch grobschlächtiger: „Durch was ist der Teufel besonders aktiv in unseren Tagen? Hat dir die Jungfrau gesagt, durch wen und durch was er sich am meisten manifestiert?“ fragt er. Die Frage ist von größtem Interesse und die Antwort grotesk: „Vor allem durch jene, die keinen ausgewoge­nen Charakter haben, durch Personen, die innerlich gespalten und abgelenkt sind (sic)“ (R.F., Seite 68).

Das Werk des Teufels? Das ist eben die Spaltung, der Mangel des guten Einver­ständnisses unter den Leuten: „Man kann es sehen (die Herrschaft des Teufels), weil die Leute sich nicht mehr vertragen, nie­mand kann mit niemandem mehr leben; die Leute sind mehr oder weniger verloren. Es gibt Scheidungen, Kinder, die verloren gehen“. Die Jungfrau von Medjugorje gibt überraschende Präzisierungen: „Es ist wie wenn der Dämon seit etwa zehn Jahren regieren würde (sic). Vorher war es milder, aber jetzt ist es schrecklich … Die Leute vertragen einander nicht mehr … Wirklich, jeder hat etwas gegen einen andern, redet Schlechtes über andere.“ Und vor allem das nach Medjugorje größte Übel: „Die Katholiken trennen sich von den Orthodo­xen und den Muselmanen zu sehr ab. Das ist nicht gut … vor allem in den Dörfern der Mangel an Einheit zwischen den Religio­nen“ (R.F., Seite 67/68). Da sind wir wie­der!

Die Jungfrau hat der Mirjana ebenfalls die Aktion des Dämons in einem Nonnen­kloster geoffenbart, wo mehrere Schwe­stern besessen seien. Wir können hier dieses verdrehte Gewirr nicht publizieren (R.F., Seite 66). Die Jungfrau berichtet noch vom Mangel an Glauben: „Sie hat gesagt, berichtet Mirjana, daß der Glaube in Deutschland, in der Schweiz und in Österreich fast erloschen sei“ (R.F., Seite 75).

Und dann agiere der Dämon schlußend­lich vor allem durch die falschen Prophe­ten. Jawohl, die Jungfrau von Medjugorje ist sehr streng gegen sie. Pater Tomislav fragt: „Hast du die Fragen über andere Erscheinungen in der Welt gestellt? Die Erscheinungen Unserer lieben Frau an anderen Orten der Welt?“ Man erwartet, daß Mirjana die Schwester Luzia von Fati­ma erwähnen würde. Vor allem deshalb, weil Pater Tomislav sie gerade gefragt hatte, ob die Geheimnisse von Medjugorje „schon anderen Personen vergangener Generationen, anderen Sehern vielleicht, geoffenbart wurden. Mirjana soll es abge­lehnt haben zu antworten. Aber trotzdem hackt sie gerade hier ein: „Die Jungfrau hat gesagt, daß es in Deutschland einen Mann gab, der immer sagte: ‚Bekehrt euch, so­lange es noch Zeit ist! Er steigt in Autobus­se und Züge ein und versetzt alle in Panik. Sie sagt, daß es in unserer Zeit viele fal­sche Propheten gebe. Viele Leute lügen und behaupten, SIE selbst oder Jesus gesehen zu haben. Das ist eine schwere Sünde und man muß viel beten für diese Leute da. SIE selbst und ich haben zwei Wochen lang ausschließlich für die fal­schen Propheten gebetet (sic!). Sie sehen nicht ein, daß es eine schwere Sünde ist, wenn man lügt und behauptet, daß man jemand vom Himmel gesehen habe“(R.F., Seite 81).

Die Jungfrau und Mirjana zwei Wochen lang ausschließlich für die falschen Pro­pheten im Gebet vereint; soll das der über­zeugende Beweis dafür sein, daß die Er­scheinungen in Medjugorje echt oder die einzig echten seien? Das ist grotesk! Man muß wirklich kein großer Kleriker sein, um hier den Betrug zu wittern. Auch nicht, um zu merken, daß es sich bei diesen konfu­sen Erörterungen der Herrschaft Satans im 20. Jahrhundert um eine plumpe Falle Satans selbst handelt.

Leo XIII. und Medjugorje

Es bleibt uns trotz allem noch die be­rühmte Vision von Leo XIII., mit welcher die Berichte von Medjugorje eigenartigerwei­se übereinstimmen. „Gemäß gewissen kath. Experten, die diese Erscheinungen studiert haben, erklärt Pater Vlasic an Joh.­Paul II., würde die Botschaft von Mirjana die Vision aufklären, die Papst Leo XIII. gehabt hat. Demnach soll Leo XIII. das Gebet zum hl. Erzengel Michael — das die Priester bis zum Konzil immer nach der hl. Messe beteten — eingeführt haben, nach­dem er eine apokalyptische Vision über die Zukunft der Kirche gehabt habe. Diese Experten sagen, daß das Jahrhundert der Prüfungen, wie es Leo XIII. sah, bald zu Ende sei. (L., Seite 161). Dieser Text ent­hält zwei wichtige Bemerkungen.

Erstens wurde ein Bericht dieser be­rühmten „Ekstase“ von Leo XIII. — von der wir die authentischen Quellen nicht kennen — im Dez. 1981 in der Zeitschrift des Augu­stinerordens in New York publiziert. Da­nach wurde er überall durch religiöse Publikationen verbreitet und man kann annehmen, daß Mirjana diesen Text kann­te, bevor sie von ihrer eigenen „Vision“ im Jan. 1983 berichtete.

Zweitens sagt man — und Pater Vlasic erwähnt es in seinem Brief — daß Leo XIII. unmittelbar nach dieser Vision das Gebet zum hl. Erzengel Michael nach der hl. Messe vorgeschrieben habe. Wann hat also diese Ekstase stattgefunden? Wenn man der erwähnten amerikanischen Zeitschrift glau­ben will, die Pater Faricy zitiert (S. 108), dann war das am 13. Oktober 1884. Dieses Datum ist gut gewählt. Ein 13. Okt. erinnert an Fatima und 1884 ist das Jahr, das sich besonders eignet, um die Neugierde der Leute zu wecken. Leider sitmmt es nicht. Leo XIII. hat das Gebet 1886 vorgeschrie­ben und wenn mehrere Publikationen 1884 angegeben haben, ist es eben falsch. Zudem erwähnt J.A. Jungmann in seinem „Missarum Sollemnia, explication généti­que de la messe romaine“ eine Studie von Bers, der seit 1934 sich „gegen eine Le­gende wehrt, die sich um den Ursprung dieser Anrufung des hl. Michael rankt“ (t. III, Seite 396, Aubier 1953). Bis wir weitere Informationen finden, nehmen wir an, daß diese berühmte „Ekstase“ Leos XIII. kein seriöses historisches Fundament hat. Zu­dem konnte diese Szene leicht erfunden werden, indem man das Buch Job als Vorlage genommen hätte.

Der demaskierte Satan

Was die Botschaft Mirjanas betrifft, die sich ihrerseits offensichtlich an der angeb­lichen Vision Leos XIII. inspiriert, ist sie weit davon entfernt, Licht auf die Geschichte der Kirche zu werfen, sondern sie ist von einem Ende zum andern trügerisch, indem sie die Aktionen Satans dort enthüllt, wo sie nicht sind — mindestens nicht die wichtig­sten. So wird die Aufmerksamkeit auf die einzig wichtigen Gefahren, die gegenwär­tig die Kirche bedrohen, abgelenkt. Sicher sind sie alle in den zwanzig kurzen Zeilen des dritten Geheimnisses von Fatima genannt. Es wurde von der Unbefleckten Mittlerin 1917 geoffenbart und „SIE hat von Gott allein das Versprechen erhalten, über Satan zu siegen“, um es mit den Worten des hl. Maximilian Kolbe zu sagen.

Wie steht es nun mit jener Erscheinung Mirjanas, die dieser „Botschaft“ vorausge­gangen ist? Sie ist in sich dermaßen un­heimlich, daß Laurentin es für richtig be­funden hat, eine überprüfte und korrigierte Version davon zu präsentieren. Es ist ein enormes Geständnis: „Mirjana erklärt, daß sie den Teufel vor dem Licht zu Beginn der Erscheinungen habe fliehen sehen.“ (L., Seite 46). Tatsächlich ist das etwas, was man erwarten würde. Nur ist die Realität ganz anders! Anstelle von diesem „göttli­chen Licht“ zu fliehen, „ist der als Jungfrau verkleidete Teufel selbst erschienen“ (Téqui, Seite 12). Diese Erscheinung sei so niederschmetternd gewesen, daß Mir­jana das Bewußtsein verlor, wie sie selbst erzählt (R.F., Seite 69). Das hat sie ja auch ganz am Anfang bei den ersten Erschei­nungen der „Jungfrau“ auf dem Hügel. Sonderbar, oder nicht? „Der Teufel mit den Zügen Mariens maskiert“: Im Verlauf die­ser unwahrscheinlichen „Erscheinung“ Mirjanas hat sich der Hauptdarsteller der Ereignisse von Medjugorje unklugerweise selbst demaskiert.

Wir könnten hier die Darstellung der Tatsachen abschließen, aber die Lektüre einiger Zeilen des offiziellen Experten der jugosl. Erscheinungen verpflichtet uns, sie zu vervollständigen.

FRAGEN ÜBER FATIMA UND MEDJUGORJE

Tatsächlich, im Moment wo Abbé Lau­rentin seine Autorität als Historiker, als Theologe und Experte marianischer Erscheinungen ins Spiel bringt, kompromit­tiert er sich gleichzeitig. Durch beredtes Schweigen (wie in seinem letzten Artikel im „Figaro“) oder durch perfide Anspielungen (L., Seite 122), will er uns weismachen, daß sein Verschweigen im Geheimnis von Fatima seinen Grund habe. Indem er die verschiedenen zeitgenössischen Mariener­scheinungen in Revue passieren läßt, schreibt er in Bezug auf Fatima: „Die Lite­ratur ist unermeßlich. Aber man wartet immer noch auf das wissenschaftliche Werk, um auf die tausend Fragen zu ant­worten, die jene Ereignisse aufwerfen …“ („Les routes de Dieu“, Seite 102 O.E.I.L. Nov. 83). Perfider kann man die Botschaft von Fatima nicht diskreditieren. Denn — in seiner gegen Fatima gerichteten Einstel­lung — lügt unser Experte in dieser Sache ganz unverschämt. Soll er doch seine tau­send Fragen über Fatima publizieren! Wir würden dann sehen, daß es sich immer noch um die 1944 von P. Dhanis formulier­ten Einwände handelt, die von der progres­sistischen Clique unendlich wiedergekäuft werden, obwohl sie schon seit langem widerlegt sind und das erst kürzlich wieder, in unseren zwei Ausgaben „Die ganze Wahrheit über Fatima“ (Toute la verité sur Fatima). In Medjugorje allerdings warten noch viele Fragen auf Antwort. Unter hun­dert legen wir deren zwei unserem Exper­ten zur Prüfung vor.

Zwei Rosenkränze vom Himmel

Ungefähr zwei Monate vor Beginn der Erscheinungen wollten Vicka und ihre Schwestern mit Traktor und Anhänger Kleinholz sammeln gehen. Es war 5 Uhr morgens. Da fanden sie in der Werk­zeugkiste zwei Rosenkränze alter Machart, von unterschiedlicher Form und Größe. Das Kreuz des einen war beinahe 10 cm lang und war mit vierzehn Kreuzweg-Sta­tionen versehen. Niemand wußte, wie die­se Rosenkränze an diesen Ort gekommen sind. Später, während einer Erscheinung bat Vicka die Jungfrau um eine Erklärung. Diese sagte, daß die Rosenkränze ihr Geschenk seien, um sie zum Gebet einzuladen. Sie befinden sich jetzt im Hause Vickas (Lj., Seite 73). Unser Experte hat sich wohlweislich gehütet, diese Begeben­heit zu erwähnen. Wenn sie nicht vor eini­gen Jahrhunderten (alte Machart) wunder­barerweise in den Werkstätten des Him­mels fabriziert wurden, gibt es nur drei Lösungen: 1. Vicka lügt, 2. Jemand dachte schon zwei Monate vorher an die Erscheinungen, 3. Es sei denn, der Teufel selbst … Wir warten auf die Antwort unseres Exper­ten.

Programmierte Erscheinungen

Hatte Abbé Laurentin schon vor den Erscheinungen Kenntnis davon? Überflüs­sige Frage? Nein, denn mehrere seiner charismatischen Mitbrüder waren myste­riöserweise unterrichtet: „Ein deutscher Priester, Dr. Heribert Mühlen, Professor für Dogmatik an der theologischen Fakultät Paderborn — er ist der Verantwortliche der charismatischen Bewegung in Deutschland — hielt vor einigen Jahren in Zagreb einen Vortrag. Im Verlauf seiner Ausfüh­rungen sagte er den Priestern und den anderen Personen, die seine Zuhörerschaft bildeten: ‚Gott bereitet in eurem Land gro­ße Dinge vor, und sie werden einen großen Einfluß auf das Schicksal ganz Europas haben“ (Lj., Seite 102).

In Italien hat ein angeblich stigmatisierter Priester vor mehreren Jahren einer Grup­pe Pilgern aus der Umgebung Medjugorjes folgendes angekündigt: „Die Heilige Jung­frau wird bald euer Vaterland besuchen“ (Lj., Seite 73). Endlich prophezeite im Mai 1981 im Rom Pater Tardif — eine der inter­national hervorragendsten Persönlichkei­ten der charismatischen Erneuerungsbe­wegung — dem Pater Tomislav Vlasic: „Habt keine Angst, ich werde euch meine Mutter schicken“ (Lj., Seite 73). Wenn es erlaubt ist, an der göttlichen Herkunft dieser cha­rismatischen Prophezeiung zu zweifeln, stellt sich die Frage nach dem Chef des Orchesters …

Ein unbekannter Priester

Um zu beweisen, daß die Seher von Medjugorje nicht unter dem Einfluß von Klerikern standen, versichert man uns, „daß keiner der Priester der Pfarrei sie kannte“. Aber wie denn? Sollten sie nie am Reli­gionsunterricht teilgenommen haben? Haben sie nie gebeichtet? Waren sie nie in einer Messe? Man belügt uns. Die Antwor­ten an Pater Rubcic lassen annehmen, daß vor Juni 1981 sie alle mittelmäßige, oberflächliche und Gelegenheits-Christen waren. Aber nicht ohne Kontakte zu dem oder jenem Priester. Ohne darauf zu ach­ten, bestätigt Pater Ljubic, daß „die Seher in jenem Jahr von einem anderen Priester unterrichtet worden sind“ (Seite 28). War­um nennt er ihn nicht beim Namen? Warum verbergen uns Laurentin und die anderen Apologeten von Medjugorje diese Tatsa­che? Warum täuscht uns Laurentin über die unmittelbare Rolle Pater Vlasics bei den Sehern? (L., Seite 53/54) Eine Unter­suchung über diesen Punkt ist unerläßlich, wenn wir den Chef des Orchesters finden wollen.

Theologische Schwierigkeiten

Jetzt wenden wir uns an den Theologen des II. Vatikanums. Wir erwarten seine klaren und präzisen Kommentare über diverse Episoden der Ereignisse von Medjugorje. Unter anderem: Die wegen der Berührung durch Sünder geschwärzte Jungfrau. Das ekstatische verrückte La­chen der Seher. Der Kuß an Joh.-Paul II. Das Beten der Jungfrau des ganzen Pater­nosters. Tatsächlich schreibt Laurentin: „Die Jungfrau betet nicht Gegrüßt seist du Ma­ria, präzisieren die Seher, aber wir beten mit ihr das Ehre sei und das Credo“ (L., Seite 42). Warum kommt unser Experte nicht auf das Paternoster zu sprechen? Hat er Schwierigkeiten, für diese Anomalie eine Erklärung zu finden?

Medjugorje und die Kommunisten

Endlich wenden wir uns an den offiziel­len Gesandten des Vatikans in Moskau und unterbreiten ihm einige Rätsel über die Haltung der jugosl. Regierung gegenüber den Erscheinungen.

Von überallher informiert man uns, daß die kommunistischen Autoritäten — wie sich das gehört — den Wallfahrten gegenüber, die sich in Herzegowina entwickeln, feind­lich eingestellt seien. Aber was stellen wir fest? Eine lärmvolle Verfolgung gewiß, oft sehr mühselig für die eine oder andere Person — wir denken an die eingesperrten Franziskaner — aber komischerweise von Tag zu Tag wirkungsloser seit bald drei Jahren. Von seiten einer kommunistischen Regierung ist das überraschend.

Die erste sonderbare Feststellung: Es war die kommunistische Polizei, die sich um die „medizinische Untersuchung“ der Erscheinungen kümmerte; mit dem Resul­tat, daß man alle Seher als psychisch für normal erklärte. Sie wurden am 27. Juni durch Dr. Ante Vujevic untersucht, der sie für normal erklärte (S.K., Seite 28). Auch die zweite Untersuchung am 29.6. durch Dr. Dzudza verlief ebenfalls zu ihren Gun­sten (S.K., Seite 35). Beidemale war die Polizei sehr zuvorkommend und sorgte dafür, daß sie zeitig am Abend wieder den Erscheinungen beiwohnen konnten. „Sei­en wir keine Sektierer, schreibt Laurentin, und anerkennen wir, daß die atheistische Regierung bereit war, die Objektivität der Diagnose, die von verschiedenen Exper­ten erstellt wurde, zu akzeptieren“ (L., Seite 146/152). Seien wir keine Naivlinge, son­dern seien wir ehrlich. Sind aus den Marxi­sten Chorknaben geworden? Einmal könn­ten wir es noch hinnehmen. Aber zweimal dasselbe in einem Land, wo ein Kardinal Stepinac sechzehn Jahre lang eingesperrt war; nach einem Prozeß, wo er ganz ver­stört, wie mit Drogen behandelt aussah!

Es kommt noch besser. Ende Nov. 1982 kam der Neuropsychiater und Parapsy­chologe Dr. Ludvik Stopar „nach Medjugor­je, er wurde vom ‚Weltzentrum für Parap­sychologie in Londen‘ dorthin geschickt. Er hypnotisierte die Seher Marija und Jakov um die Glaubwürdigkeit ihrer Berichte zu überprüfen. Er bestätigte nachher, daß die Kinder die Wahrheit sagten. Er verfaßte einen Rapport, dessen Resultat in allen Punkten positiv war“ (Lj., Seite 119). „Sei­ne Meinung stimmte mit jenen Medizinern überein, die von der Polizei beauftragt wur­den“, notiert Laurentin (Seite 152). Unser „theistischer Parapsychologe“ kam sogar zweimal ohne Paßschwierigkeiten nach Medjugorje. Im Dez. 82 publizierte er eine Berichterstattung, worin er „die absolute Aufrichtigkeit der Seher bestätigt“ und wo er sagt — halten Sie sich fest — „daß eine kanonische Untersuchung wünschbar sei, damit die ‚theistische, parapschologische und transzendente Herkunft‘ dieser Erschei­nungen wirksamer festgehalten werde, die seiner Meinung nach außerhalb ‚mensch­licher Manipulationen‘ lägen“(L., Seite 182) Eigenartig, eigenartig! Dieser Diensteifer seitens dieses mysteriösen „Parapsycho­logischen Zentrums“! Der Gipfel ist, daß man noch eine kanonische Untersuchung verlangt! Welches Interesse könnte dieser „Theist“ denn daran haben, daß die kath. Kirche die Erscheinungen von Medjugorje offiziell anerkenne? Wie sonderbar!

Ein anderes Rätsel. Mehrere Franziska­ner wurden eingesperrt. Es sei uns erlaubt, über die Ungeschicktheit der jugosl. Polizei uns zu wundern. Es hätte doch genügt, die Seher unter irgend einem Vorwand einzu­sperren oder noch besser, sie in eine psychiatrische Klinik zu stecken und alles wäre zum Stehen gekommen. Aber die Regie­rung tat das Gegenteil. Hätte sie sich ent­schlossen gehabt, die Wallfahrten abzu­stellen, so wäre ihre Haltung unverständ­lich.

Wenn auch Pater Zovko verhaftet wur­de, konnte Pater Tomislav Vlasic der ihm auf dem Fuß folgte, seit Aug. 81 ungehin­dert an seinem Platz bleiben; obwohl er fähig war, die Seher zu führen und die Wallfahrten zu leiten. Auch seine charis­matischen Mitbrüder (Franziskaner) konn­ten an Ort bleiben. Den Patres Rupcic und Kraljevic wurde zwar der Reisepaß verwei­gert; so waren sie gezwungen, in Medju­gorje zu bleiben und konnten die zwei ersten Schriften über die Erscheinungen verfassen.

Aber die Verfolgung sei schwer, erklärt Laurentin. „Mehr als einem Pilger wurde die Schrift von Pater Rubcic abgenommen und in der Pfarrei ist sie nicht im Verkauf. Der Mut von Pater Rubcic hat ihn nicht vor Unannehmlichkeiten bewahrt“ (L., Seite 77). Pater Ljubic gibt aber ganz unbefangen zu, „daß das Buch legal in einer staatlichen Druckerei gedruckt wurde“, in Sambar nahe bei Zagreb. Der Autor der für die Herausga­be verantwortlich zeichnete, mußte 55% der Kosten an Taxen bezahlen. Es kommt auch häufig vor, daß der Postversand nicht immer beim Empfänger ankommt, vor al­lem, wenn es sich um mehrere Exemplare handelt.“ Trotzdem gehen die Geschäfte gut, denn „dieses Werk hat schon mehrere Auflagen erfahren“ (Lj., Seite 122).

Abbé Laurentin seinerseits erhielt sei­nen Reisepaß ohne Schwierigkeit, um an Weihnachten nach Medjugorje zu reisen. Die Polizei war sogar überaus zuvorkom­mend. Zurück in Frankreich veröffentlichte er sein Werk, das mehr als alles andere dazu verhalf, die Wallfahrten in Gang zu bringen: 3000 Expl. wurden innert drei Tagen verkauft, 50’000 in einem Monat. In dieser Zeit publizierte die kath. jugosl. Zeitung mehrere Artikel über seine Arbeit und illustrierte sie auch mit seiner Fotographie. Am 25. März befand sich unser inter­nationale Experte wieder in Medjugorje und „L’Homme Nouveau“ wagt laut einer Feststellung von Christian Ravaz schwarz auf weiß zu schreiben: „Diese Erscheinun­gen sind ein starker Stachel im Fuß der jugoslawischen Regierung“ (1. April).

Jedenfalls ist der Zugang zum Erschei­nungshügel seit dem 24. Juni 1983 unbe­hindert (Lj., Seite 128). Die Wallfahrten sind erlaubt, und scharenweise kommen schon die Ausländer.

Kurz, von einer schweren Verfolgung seitens der marxistischen Regierung zu re­den, ist eine Lüge. Wenigstens scheinen sich die Kommunisten diesen neuartigen Erscheinungen anzupassen.4) Eines ist sicher: Hätten sie den Erfolg gewünscht, hätten sie nicht besser handeln können. Man hätte in dem Fall auch diese geschick­te Politik einer Halb-Opposition angewen­det. Mit lästigen Maßnahmen und mit lärm­voller Verfolgung erreicht man die Glaub­würdigkeit der Ereignisse — weil die Kommunisten dagegen sind, muß es wahr sein — wobei eine allzu vordergründige Tole­ranz sofort das Mißtrauen hervorgerufen — und zum gleichen Resultat geführt hätte wie ein totales Verbot, mit dem alles verhin­dert worden wäre. Hingegen trägt die dis­krete aber wirkliche Freiheit für die Franzis­kaner, für die Pilger, für die Fremden und für die Presse zur Entwicklung der Wall­fahrten bei und dient gleichzeitg der Propa­ganda des Regimes: Schlußendlich — werden sich die Hunderttausende von Neugierigen sagen, die an jenem Sommer nach Herzegowina strömten — muß das kommunistische Regime nicht immer ein Gulag sein; es gibt auch einen offenen und toleranten Sozialismus, der ein huma­nes Gesicht hat. Schon entwickelt Lauren­tin den Slogan: „Jugoslawien ist nicht Alba­nien“ (Seite 17). Der Kommunismus jugo­slawischer — oder bald auch französischer Art, ist nicht mehr so zu fürchten.

Für die kommunistische Propaganda ist es so nur gewinnbringend … und wird es morgen noch sein, falls der Schwindel plötzlich auffliegen und der ganzen Welt bekannt würde … etwa durch die Publika­tion unwiderlegbarer Dokumente. Zum Beispiel die Ergebnisse der Befragungen der ersten Wochen, die von Pfarrer Zovko niedergeschrieben und von der kommuni­stischen Polizei konfisziert wurden und geheim gehalten (warum denn?) werden (L., Seite 96). In einem kommunistischen Land ist alles zu befürchten und man kann nie vorsichtig genug sein.

DIE GRÜNDE DES ERFOLGES

Von Tag zu Tag stellt sich die Frage immer dringender: Wie ist es möglich, daß die Ereignisse von Medjugorje — obwohl sie so verworren, so unheimlich, so extra­vagant und suspekt sind — einen so einmü­tigen Enthusiasmus hervorrufen?

Die im Verlauf unserer Darstellung auf­geführten Tatsachen zeigen doch, daß die Annahme einer diabolischen Intervention alles andere als ein Hirngespinnst ist. „Aber die Früchte sind gut“, wenden alle Verteidi­ger von Medjugorje ein; allerdings ist das ihr einziges Argument (L., Seite 147/153; R.F., Seite 58; S.K., Seite 65). Einerseits ist dessen Güte nicht so überzeugend und anderseits ist folgendes zu bedenken: Falls eine Falle des Teufels vorliegt, ist gerade eine erfolgreiche Entwicklung einer unge­heuren Wallfahrtsbewegung am meisten zu fürchten, vor allem dann, wenn sie auch noch von der Kirche anerkannt würde. Der Böse und seine Helfershelfer brauchen dann den Betrug nur zu gegebener Zeit auffliegen zu lassen. Bei dieser Hypothese wären die Millionen Wallfahrer, die Beich­ten, die gebeteten Rosenkränze und die Kommunionen für den Erfolg des Planes sogar notwendig. Erinnern wir uns hier an die Maxime, die die selige Acarie formuliert hat: „Der Dämon versteht es ein wenig zu verlieren, um viel zu gewinnen.“

Man muß sich also an den Tatsachen selbst orientieren. In dem Maß, wo ihr verworrener, skandalöser und ungewöhn­licher Charakter es vernünftigerweise ver­bietet anzunehmen, daß es sich da um eine echte Manifestation der Allerseligsten Jungfrau Maria handelt, bleiben nur noch die anderen Hypothesen möglich: Lüge, Verstellung, Hysterie. Sollten einige Fak­ten außerhalb menschlicher Fähigkeiten liegen, so darf man die Intervention des Dämons — sei es durch Infestation der Besessenheit — nicht ausschließen. Je­denfalls ist sie möglich und auch wahr­scheinlich.

Was die in den Botschaften von Medju­gorje enthaltenen Lehre betrifft, so ist sie sicher nicht von Gott. Dafür haben wir genügend Beweise erbracht. Unter dem Anschein marianischer Erscheinungen verstärkt sie noch die lebensgefährliche Bewegung des Glaubensabfalls, die die Kirche von innen aushöhlt. Es sei nur an die oekumenische Theologie erinnert, die dahin tendiert, die Privilegien der Mutter­gottes zu verwischen oder die Gleichheit der Religionen zu predigen. Oft geschieht es mit einer verderblichen List, die die intellektuelle Fähigkeitder „Seher“ um vieles übersteigt und deshalb ist mit Gewißheit die Einwirkung des Geistes der Finsternis und der Lüge anzunehmen.

Wie soll man also die allgemeine Schwär­merei für diese so unheimlichen Erschei­nungen erklären? Dazu muß man mehrere Antworten geben, denn in Medjugorje fin­det man eine Synthese nicht zusammen­gehörender Elemente, die dazu geeignet sind, ein breites Publikum zu verführen. Jeder glaubt dort genau das zu finden, was er sucht.

Das traditionelle Äußere

Der Erfolg von Medjugorje hat auf den ersten Blick den Anschein eines Gegen­schlags zu dem skandalösen nachkonzi­liaren Glaubensabfall. Jawohl, eigenarti­gerweise rennen die Leute in Massen nach Medjugorje oder stürzen sich auf die Schrif­ten, die davon handeln; weil sie des doktri­nären Modernismus und des sozialo-kom­munistischen Progressismus so vieler ih­rer Bischöfe und Priester überdrüssig sind. Sie sind es müde, den Despotismus ihrer Kleriker zu ertragen, die ihnen eine Liturgie auferlegen, die weder Seele noch Schön­heit hat, und die sich darum bemühen, die letzten Gruppen traditioneller Frömmigkeit: dritte Orden, Legionen Mariens usw. zum Verschwinden zu bringen. Angewidert von ihren Hirten, die mehr damit beschäftigt sind, den Sozialismus zu fördern als die dürstenden Seelen mit der wahren katholi­schen Lehre und dem übernatürlichen Leben zu ernähren, wenden sich die Gläu­bigen der nachkonziliaren Kirche vertrau­ensvoll dorthin, wo sie noch Zeichen einer glühenden Frömmigkeit finden und wohin zu gehen die Hierarchie ihnen sonderba­rerweise erlaubt, ja sogar empfiehlt.

Der Reiz des authentischen Katholizismus

In Medjugorje gibt es folgendes: Tägli­che Erscheinungen der Jungfrau Maria; das Pfarreileben mit täglicher Abendmes­se. „Die Messe, lehrt die Erscheinung, ist das größte Gebet Gottes und ihr werdet dessen Größe nie begreifen“ (S.K., Seite 86).     Das Sakrament der Buße wird dort ordentlich praktiziert, denn die Leute drän­gen zu den Beichtstühlen. Seit Aug. 82 ladet die Jungfrau zur monatlichen Beichte ein, sagen die Seher (L., Seite 99). Sie empfiehlt auch den Rosenkranz (S.K., Seite 87).     Seit 1983 spricht sie vom Heiligsten Herzen Jesu und vom Unbefleckten Herz­en Mariens: „Alle Familien sollen sich je­den Tag dem Heiligsten Herzen Jesu wei­hen, verlangt sie. Ich wäre sehr glücklich, wenn sich die ganze Familie am Morgen eine halbe Stunde vereinigen würde, um zu beten“. „Weiht euch dem Unbefleckten Herzen Mariens“ (L., Seite 101). Späte und seltene Erwähnung, aber immerhin Erwäh­nung.

Kurz, in Medjugorje fehlt nichts. Nicht einmal das Ordenskleid der Franziskaner und der Schwestern der Gemeinde. In gewissen Punkten scheint die Erscheinung sogar gegen den Modernismus und den herrschenden Progressismus zu sein. Sie spricht von den Engeln und auch vom Dämon und seinen Aktionen in der Welt. Um gegen seinen Einfluß zu kämpfen „hat sie gesagt, daß man in der Familie zusam­men beten müssen … man soll einen geweihten Gegenstand im Haus haben und das Haus soll regelmäßig gesegnet werden“ (R.F., Seite 68). „Tragt geweihte Zeichen. Legt davon in eure Häuser. Kommt wieder zum Gebrauch des Weihwassers zurück“ (L., Seite 160). Sie warnt vor dem „Sich-gehen-lassen“ des modernen Lebens: „Vor allem, meidet Fernsehprogramme5), sie sind eine große Gefahr für eure Familien. Nachdem ihr gesehen habt, könnt ihr nicht mehr beten. Vermeidet auch den Alkohol, die Zigaretten, die verschiedenen Vergnügungen“ (Tequi, Seite 16).

Soviele gute und weise Ratschläge von ganz katholischem Geist machen Schule und kommen natürlich besser an, als „Pop-Liturgien“ und „Gewerkschaftspredigten“. Wer immer alle annehmbaren Elemente dieser von falschen Sehern übertragenen „Botschaften“ herausliest und meint man könne damit eine Abhandlung katholischer Spiritualität verfassen, bleibt nicht unbe­eindruckt. Zu Unrecht, denn in Medjugorje ist dieser traditionelle Katholizismus — der vielleicht von der Mehrheit der Pilger auch gelebt und von den interessierten Lesern geschätzt wird — nur eine betrügerische Fassade in der generellen Ökonomie der Erscheinungen und der Botschaften. Die gut unterrichteten Leute sehen darin etwas anderes.

DIE ERLEICHTERUNGEN IN DER KONZILIAREN RELIGION

Medjugorje ist auch Verführung zur neuen Religion der humanistischen Spiritualität, der individuellen Freiheit und der Entfal­tung der Person. Die Erscheinung sagt den Sehern: „Ihr müßt ein Zeichen sein“ (L., Seite 97). Na also! Ihr ganzes spirituelles Leben entwickelt sich in diesem Milieu der „konziliaren Erneuerungsbewegung“ und wirbt zu ihren Gunsten. „Was bei den Sehern auffällt, schreibt Laurentin, ist ihre gesunde Freude; Zeichen der Gesundheit, die man bei all jenen findet, die sich in ‚ihrer Haut wohl fühlen‘, wie man heute sagen würde. Das Gebet, das strenge Fasten, das sie üben, trägt zu ihrer körperlichen und seeli­schen Gesundheit bei. Wenn auch die Botschaft ernst und manchmal schwerwie­gend ist, so ist sie doch nicht trauererfüllt“ (L., Seite 146).

Selbst die Aszese zielt auf die möglichst vollkommene Selbstentfaltung hin. Das Beispiel des Fastens ist bezeichnend. Die Jungfrau von Medjugorje ist sehr anspruchsvoll: „Man muß Buße tun und alle Freitage nur trockenes Brot essen und nur Wasser trinken“ (L., Seite 68). „Fastet zweimal pro Woche“(L., Seite 101). Wich­tig ist aber, daß man den neuen Geist dieser strengen Aszese beachtet. Tatsäch­lich hat in Medjugorje das Fasten nichts zu tun mit dem Opferbringen, das die Jung­frau von Fatima so inständig verlangt hatte, um für die Beleidigungen ihres Unbefleck­ten Herzens und für die Bekehrung der Sünder zu sühnen. Diese kleinen Öpfer­chen waren recht für die hl. Theresia vom Kinde Jesu und für die Kinder von Aljustrel! Aber in der fortgeschrittenen Spiritualität von Medjugorje ist das Fasten eine persön­liche Aszese, der man frei zustimmt und die die durch das charismatische Beten erwor­bene geistliche Entfaltung zum Ziel hat. Wir zeichnen da keine Karikatur, sondern die Definition ist exakt. Christian Ravaz erklärt, daß in Medjugorje das Fasten „keine Buße“ ist, sondern eher „das vorzügliche Element der Reinigung zur Selbstfindung, durch die Mithilfe unseres ganzen Wesens und der Gebetshingabe. Und Laurentin schreibt: „Das Fasten ist die Quelle der Gewaltlosigkeit und des Friedens“ (auf diesem Gebiet ist nicht Jesus, sondern Gandhi das Modell). „Man verstehe es gut, es ist Reinigung, Befriedung und die Inte­gration der lebendigen Kräfte“ (L., Seite 103/104). Da hätten wir’s: Das Fasten ist also nicht ein „Opfer“, nicht eine liebende Hingabe an Gott, zu seiner Ehre, zum Trost seines Herzens und für das Heil der See­len. Das Ziel dieses Fastens wie des cha­rismatischen Betens ist ganz ichbezogen. Ich faste, „weil mir das etwas bringt“; „eine Freude, eine Verfügbarkeit, eine totale Hingabe“, präzisiert Marija (L., Seite 49).

Was nicht gesagt wird, was aber durch dieses vorgezeigte Fasten in die Augen springt (Laurentin wiederholt uns gut zehn­mal, wie jedes der Seher und die Franzis­kaner genau fasten. In einem kürzlich im „Figaro“ erschienenen Artikel läßt er uns wissen, daß er sich auch daran beteiligt) ist, daß sich die Gläubigen von Medjugorje als Super-Christen vorkommen, denen sich zu widersetzen – aus welchem Grund auch immer – sehr empörend wäre: Denn sie, die zwei oder dreimal in der Woche fasten und die wenigstens drei Stunden pro Tag beten! Bald könnten unsere Charismatiker ein gewisses Gebet verrichten: „Oh Gott, ich danke dir, daß ich nicht bin wie die anderen Menschen … ich faste zweimal in der Woche!“ (Luk. 18,11). Wahr ist, daß eine schlecht verstandene Aszese leicht zur Nahrung und Stärkung der Eigenliebe und des Pharisäertums führen kann.

Nach der Selbstentfaltung ist Freiheit das andere Schlagwort der konziliaren Spiritualität. In Medjugorje gibt die Jung­frau selbst den Ton an: „Sie gibt keine Befehle, erklärt Laurentin, die Seher neh­men ihre Wünsche sehr ernst, aber sie engagieren sich nicht blind und nicht über ihre Kräfte“ (L., Seite 55). Dem Wunsch oder dem Befehl der Königin des Himmels vorbehaltlos zu gehorchen, das wäre „sich blind oder über die Kärfte engagieren“? Das soll verstehen, wer will.

„Die Jungfrau, schreibt Laurentin noch, verhält sich den Sehern gegenüber nicht als besitzheischende Mutter. Sie haben sie gefragt, was sie in Zukunft tun sollen. Die Jungfrau hat geantwortet: ‚Ich würde gern sehen, wenn ihr Priester oder Nonnen würdet, aber nur wenn ihr es wollt. Ihr seid frei, die Wahl liegt bei euch‘. Und sie erar­beiten ihre Entscheidung in aller Freiheit mit Klarheit und Liebe und nicht überstürzt!“ (Seite 136) „Sie hat uns gesagt, berichten die Seher: Das ist euere Sache; ich will niemand verpflichten; es ist an euch, zu entscheiden“ (Lj., Seite 45).

Laurentin macht sich über „die prüde Großmutter“ Mirjanas lustig (Seite 146), die kurz nach Beginn der Erscheinungen erklärte: „Wie wollt ihr, daß die Jungfrau euch erscheine, wenn ihr die Gesellschaft mit den Buben nicht meidet und wenn ihr Gefallen daran findet, mit ihnen zu schwat­zen“. Mirjana antwortete: „Die Jungfrau beabsichtigt nicht, aus uns heuchlerische Frömmler zu machen“ (Lj., Seite 44). Pater Kraljevic bemerkt dazu: „Nach dem äuße­ren Aussehen ist Mirjana ein modernes Mädchen, ähnlich denen, wie man ihnen in den Straßen unserer Städte begegnet … Die Erscheinungen ändern nicht viel an ihrem Lebensstil‘ (S.K., Seite 68).

Die Seher sind frei. „Sie kleiden sich nach wie vor wie die anderen“. Die Mäd­chen wechseln oft die Frisur. Seht zum Beispiel Ivanka: Drei Fotos je einer „Eksta­se“, drei verschiedene Frisuren (R.F., Sei­te 24). „Ihr Verhalten scheint eher ober­flächlich und der heutigen Jugend ange­paßt zu sein“, gibt Pater Kraljevic zu (Seite 69). Aber auch die anderen scheinen damit beschäftigt zu sein, ihre Toilette häufig zu wechseln, sogar Marija, „die am meisten verinnerlichte, die wegen ihrer offensichtli­chen Demut schön ist.“ Warum dann also das auffällige und unnötige Lippenschmin­ken? (siehe „le gros plan“ von Lj., Seite 112).

„Postkonziliarer Stil, Öffnung und Aktua­lität“ (Seite 136). Nach der „lehrmäßigen Authentizität“ (wir haben gesehen welche!), ist das der Beweis, den Laurentin anführt, um darzutun, daß es sehr wohl die Jung­frau Maria ist, die in Medjugorje erscheint. Die Seher sind dort nicht mehr unschuldige Kinder wie in Lourdes, Pontmain und Fati­ma; oder auf dem Weg der Vollkommen­heit vorangekommene Ordensmitglieder, wie in Paray-le-Monial, in der Rue du Bac, oder in Tuy und Pontevedra. Nein, es handelt sich um ganz gewöhnliche Jungen und Mädchen: „Ihr Leben zeigt weder ei­nen Anflug von besonderer Heiligkeit, noch von Ärgernis oder Skandal. Sie sind ein­fach, höflich und sympathisch. Sie sind ganz einfach normal‘ (L., Seite 50).

Das ist für alle Welt tröstlich und erlaubt jedem, ein wenig daran zu glauben: „Leben wir als Zeugen, predigte Christian Ravaz als er von Jugoslawien zurückkam, in uns allen schlummert ein Prophet (sic) laßt uns also prophezeien und ohne zu berechnen unsere Freude und Liebe verbreiten“ (H.N., 1. Apr.).

Kurz, in Medjugorje wird auf der ganzen Linie und treuherzig die konziliare Theolo­gie ins Werk gesetzt: Religionsfreiheit, Ökumenismus, humanistische Moral, be­seligender Optimismus und Solipsismus6). Man findet dort alles auf einmal, denn es ist der perfekte Kompromiß zwischen Gut und Böse, zwischen dem Wahren und dem Fal­schen, zwischen Gotteskult und Menschen­kult, zwischen Christus und Belial (siehe 2. Kor. 6,14-16).

DIE CHARISMATISCHE VERFÜHRUNG

Es ist sogar noch mehr. In der Mißstim­mung der nachkonziliaren Aera ist Medju­gorje feurige erobernde Mystik, fähig, morgen die ganze Welt zu umarmen. Es ist die „charismatische Erneuerungsbewe­gung“ der letzte Sauerstoffballon einer nach zwanzig Jahren Reformismus ersticken­den Kirche. Es ist – endlich! – das „neue Pfingsten“ von Johannes XXIII. vorausge­sagt und durch das Konzil als bevorste­hend angekündigt, das aber so lange auf sich warten ließ. Diesmal ist es endlich da, denn der Geist weht wie Sturmgebraus in Medjugorje.

Die marianischen Erscheinungen waren nur das Startzeichen, der Vorabend, in welchem der Geist auf die ganze charismatische Gemeinschaft ausgegossen wird. Mirjana sagte, nachdem die Erscheinun­gen für sie am 25. Dez. 81 aufgehört hat­ten: „gleichzeitig hat man eine erste Ver­stärkung der Charismen erlebt. Es ist wie wenn eine neue Generation geistlicher Gaben – aber innerlicher und diskreter ­sich entwickeln würde, um die Fortsetzung vorzubereiten (…). Zwei etwa zwölfjährige Mädchen, Helena und Marijana sind mit einem der Seher ähnlichen Charisma, aber innerlicher bedacht worden“ (L., Seite 134).

Es war am 15. Dez. 1982, als Helena zum erstenmal eine innere Lokution der Jungfrau hatte. „In der folgenden Woche, erzählt Pater Vlasic, hat sie den Engel gesehen, der ihr eine Woche lang erschie­nen ist. Er rief sie zu Buße und Gebet auf“ (Téqui, Seite 23). Am 29. Dez. sah sie die Jungfrau zum erstenmal, aber innerlich mit geschlossenen Augen und mit tiefer Samm­lung (Lj., Seite 134).

„Wenn man sie befragt, antwortet sie manchmal im Namen Unserer Frau, bei der sie das Licht sucht: ‚Warum soviel fragen, alles ist im Evangelium niederge­schrieben‘. Ich fragte sie, fährt Abbé Lau­rentin fort: ‚Was wünscht die Jungfrau? Welches ist ihre Botschaft?‘ Sie sammelt sich und hält ihre Hände vor ihre blauen Augen. Sie sitzt auf dem Sofa ihres be­scheidenen Hauses. Sie trägt Pullover und Blue Jeans. Am Ende ihres Gebets sagt sie nur: ‚Friede, damit der Heilige Geist auf die Erde kommen kann!‘ ‚Hat man von einer Dringlichkeit dieser Botschaft gesprochen?‘ ‚Man muß sich deswegen nicht beunruhi­gen. Ihr müßt verstehen, daß der Friede von uns aus kommen muß. Wir müssen den Frieden in uns selbst herbeiführen. Dann wird man uns glauben. Befrieden wir unser Herz‘ “ (L., Seite 92/93). Und Lauren­tin bemerkt, „daß auch sie den entspann­ten Stil ihrer Generation hat … sie macht alles geschmeidig und betend, denn das Gebet ist bei ihr ein Zustand“ (Seite 95).

„Tretet in die Tiefen ein …“

Nachdem sie eine Gebetsgruppe vor allem für die Jungen verlangt hatte, über­mittelt die Jungfrau folgende Botschaft an Helena: „Ich will, daß die Glieder der Grup­pe jeden Tag mindestens drei Stunden beten (…) ich will, daß ihr zweimal in der Woche bei Wasser und Brot fastet“ (P. Vlasic; Téqui, Seite 25). Mittels dem ver­spricht sie ihnen in die Tiefen des geistli­chen Lebens einzutreten‘. ‚Laßt Uhren, Sorgen und Verpflichtungen auf der Seite. Laßt euch vom Heiligen Geist in die Tiefe führen (…)! Dann werdet ihr all eure Ver­pflichtungen vollkommen erfüllen, und ihr werdet mehr Zeit haben als nötig. Laßt euch vom Heiligen Geist führen‘ „ (ebenda, Seite 26).

„Bleibt auf dem Weg des Gebets. Ich werde euch in die tieferen Erfahrungen einführen“ (ebenda, Seite 27). „Ihr müßt viel beten, damit der Heilige Geist auf die Erde kommen kann“ (ebenda, Seite 26).

Die Ströme der Generalerneuerung

Denn die Zukunft gehört nunmehr der „Charismatischen Erneuerungsbewegung“ und ihren „Gebetsgruppen“. Es ist dies die letzte Instruktion, die die Jungfrau von Medjugorje denen gibt, die sie fragen, was sie tun sollen: „Sie sollen Gebetsgruppen organisieren!“ „In allen Pfarreien“, denn „eine geistliche Erneuerung ist in der gan­zen Kirche notwendig“ (S.K., Seite 86). Bald wird sich die Vision der Schwester Mc Kenna realisieren: „Alle werden Ströme lebendigen Wassers sehen, die vom Sitz des charismatischen Leiters Tomislav Vlasic hervorsprudeln (R.F., Seite 38). „Durch euer Hierherkommen, erklärt man den Pilgern, seid ihr Teilhaber am ‚lebendi­gen Wasser‘, das von der Muttergottes in jeden ausgetrockneten Teil der Erde ausströmt“ (S.K., Seite 88). „Ich bin über­zeugt davon, schreibt Pater Ljubic, daß die Jungfrau in den ausgetrockneten Karst Herzegowinas herabgestiegen ist, um dort den Strom der Generalerneuerung ent­springen zu lassen“ (Lj., Seite 103). Kurz, da ist eine neue Kirche am Entstehen, so zielstrebig, daß Laurentin nicht zögert, ihre Glieder – die von Medjugorje und die vom „Lion de Juda“ Dr. Madres – mit dem hl. Franz von Assisi, mit Grignon von Montfort, mit dem hl. Pfarrer von Ars und mit Charles de Foucauld zu vergleichen. So ganz ein­fach! (Seite 126/127). Etwas Umwerfen­des! Schaut in die ganz neue und luxuriöse Zeitschift „Feu et Lumière“, herausgege­ben von der Gemeinschaft „Lion de Juda“, wo man gleichzeitig die jüdischen, katholi­schen und pfingstlerischen Riten prakti­ziert! Dank Medjugorje und Kibeho startet sie wie eine Rakete (Nos. 1+2, Okt./Nov. 83 und Mai 84)! Tatsächlich erscheint in Afrika in Rwanda „die Jungfrau“ ebenfalls etwa zwanzig „Sehern“. Die Botschaft ist derjenigen Medjugorjes sehr ähnlich, und man zeigt uns eine Seherin mit einem großen Kruzifix, das für den Bruder Eph­raim – dem Hauptanimator des „Lion de Juda“- reserviert ist. Kurz, neue charisma­tische Erscheinungen, in der gleichen suspekten und unheimlichen Atmosphäre bizarrer Phänomene, die mehr der Zaube­rei als der kathol. Übernatur gleichen.

WERDEN WIR VON GOTT BETROGEN?

Menschlicherweise kann man für die kommenden Monate einen wahren Mei­nungsumsturz zugunsten Medjugorjes, Kibeho und der Charismatiker erwarten; umsomehr, als ihre Gemeinschaften offi­ziell von mehreren Bischöfen anerkannt und vom Papst gesegnet worden sind (Feu et Lumière, suppl. 1984).

Und Gott schweigt? Er läßt es zu? Ist es möglich, daß nach den trügerischen Ver­handlungen eines Konzils, das es abge­lehnt hatte, von der Unfehlbarkeit Gebrauch zu machen, um sich „der Welt zu öffnen“, ist es möglich, daß nach Paul VI. und Joh.­Paul II. – „Experten in Humanität“ und „Verkünder des Menschenkults“ im Ge­gensatz zum Gotteskult – es nun die Auto­rität der Jungfrau Maria selbst ist, die durch trügersiche Erscheinungen die desorien­tierten Massen der Gläubigen auf dem Weg einer verfälschten, ganz vermen­schlichten und verdeckt satanischen My­stik führt? Würde Gott uns nicht betrügen, falls das einträfe? Eine entscheidende Frage, auf die wir antworten: Nein! Der dreimal heilige, gute und barmherzige Gott verführt noch betrügt niemand. Man ahnt bereits, durch welch geheimnisvolle Ab­sicht er all dieses Übel zuläßt, um daraus bald einmal das größte Gut zu ziehen und den versprochenen Triumph der heiligsten Herzen Jesu und Mariens zu verwirklichen. Denn in Medjugorje trägt der Teufel bereits die Steine dazu bei und sein scheinbarer Sieg wird bald einmal das Totengeläute seines endgültigen Sturzes einleiten …

Es ist im Namen der konziliaren Neue­rungen, daß unsere Theologen, Experten und Prälaten sich aufgeschlossen und vertrauensvoll zugunsten Medjugorjes engagieren: Wie kann eine Erscheinung nicht echt sein, wenn sie sich dermaßen für „Papst und Konzil“ engagiert! Da kann man sogar heimlicherweise jubeln: Die Jung­frau Maria erschien in einem Land des Ostens und sagte kein Wort gegen den Kommunismus; sie predigt den Oekume­nismus und die Religionsfreiheit … Welch ein Gewinn! Es ist nun der Himmel selbst, der über die kontroversen Punkte entschei­det, um die Richtigkeit der neuen und kühnen Lehren des Konzils zu bestätigen. In Medjugorje hat nunmehr der Himmel grünes Licht für das aggiornamento gege­ben, und die Jungfrau Maria – bis jetzt betreffs Religion traditionalistisch einge­stellt, denken wir nur an die Rue du Bac, an Lourdes, an Pontmain oder Fatima – wechselt endlich die Ebene. Auf einmal kann sich Laurentin als einer ihrer ergebensten Diener ausgeben. Gewiß, am Konzil hat er sich dafür verwendet, daß die Frage nach den neuen Mariendogmen „Maria Mittlerin und Miterlöserin“ nicht einmal gestellt wird.

(Man lese sein signifikantes Pamphlet: „La question mariale“ Seuil 1963). Jawohl, mit allen Mitteln hat er daran gearbeitet, daß man den Bitten der Jungfrau Maria von Fatima mit Verachtung begegne. Aber heute in Medjugorje schließt sich Maria schlußendlich seiner minimalistischen und ökumenischen Theologie an. Wenn das kein Sieg ist!

So ist es auch für Marcel Clément und seinesgleichen. Jubelnd stellen sie die Übereinstimmung der Worte „der Jung­frau“ mit den umstrittenen Konzilstexten fest. Anderseits welche Verachtung für diejenigen, die diese Texte in Frage ge­stellt haben! Um dieselben total zu erledi­gen fehlte es nur noch, daß Papst Joh.­Paul II. während seiner Jugoslawienreise 1985 – die kommunistische Regierung hat ihn eingeladen – mit einer Wallfahrt nach Medjugorje verbinden würde. Nach alldem, warum auch nicht? Man weiß, daß er infor­miert … und eher wohlwollend gesinnt ist.

Unsere Antwort? Gut, man triumphiere lautstark! Man bleibe bei diesem Starrsinn! Wir halten fest, daß man dabei ist, zwi­schen den Neuerungen des Vatikanums II und den jugoslawischen Erscheinungen ein untrennbares Band zu weben. Beides ist eins; die Übereinstimmung ist perfekt. Ihr habt es gemerkt. Gut so. Wir stellen ebenfalls euer Unvermögen fest, unsere Opposition gegen die Haeresien des Kon­zils und der Päpste Paul VI. und Joh.-Paul II. – die in den zwei „Liber accusationis“ von Abbé de Nantes klar gebrandmarkt wurden und ohne Antwort geblieben sind – wir­kungsvoll zu verurteilen. Deshalb scheint es, daß man nun den Himmel zu Hilfe ruft und die Autorität der Jungfrau Maria selbst! Und ihr haltet nunmehr Erscheinungen, Wunder und Prophezeiungen als Garan­tien für eure neuartige Lehre. Gut so! Wir akzeptieren himmlische Schiedssprüche. Nur halten wir uns dabei ausschließlich an die von der Kirche anerkannten Erschei­nungsorte, an Fatima, die sie alle zusam­menfaßt und wir warten ungetrübt und in aller Ruhe auf die Stunde, wo sich die Wahrheit über Medjugorje und über Fatima offenbaren wird.

Denn eines Tages wird der Donner der Wahrheit kommen. Vor aller Augen. Un­fehlbar. In den kommenden Wochen oder Monaten müssen die „Seher“ die fünfund­vierzig Geheimnisse bekanntgeben. Dann können wir die Prophezeiungen untersuchen. Es ist notwendig, daß man die Be­richte ihrer Offenbarungen publiziere. Man wird dann deren Orthodoxie und deren Wert feststellen können. Auch warten wir auf das angekündigte kosmische Zeichen, das den „Tanz der Sonne von Fatima“ zum Vergessen bringen soll. Notwendigerwei­se wird die Wahrheit an den Tag kommen. Sollte das zu lange dauern, könnte es gut möglich sein, daß der Hauptakteur der Ereignisse und seine Helfershelfer auf die Idee kommen, ihr ganzes Manöver selbst zu enthüllen, zum Skandal der großen Menge Leute und der weltweiten Aposta­sie.

Dieser Triumph aber wäre ihr Untergang. Denn würde sich Satan demaskieren, müß­ten die legitime Hierarchie der Kirche ein­greifen, um diesen außergewöhnlichen Betrug zu beurteilen und zu verurteilen. Dann wird sie uns wieder an ihrer Seite finden, so gut wie wir uns jetzt an den mutigen Bischof von Mostar halten, in sei­ner klugen Opposition den charismatischen Franziskanern gegenüber, die übrigens gegen seine Befehle rebellieren. Wir müs­sen jetzt ebenfalls anerkannen, daß Abbé de Nantes richtig gesehen hatte, als er seit Okt. 1981, allein im Namen der Erforder­nisse des Glaubens, den diabolischen Betrug von Medjugorje brandmarkte. Auch hatte er die chariasmatische Gefahr richtig erkannt; genau zur Stunde, wo in Rom Papst Paul Vl. die schreckliche Verantwor­tung auf sich nahm, diese Bewegung zu segnen (CRC No. 93, Juni 1975, „Le Renouveau charismatique, nouvelle pentecôte).

Nein, Gott betrügt uns nicht. Er ist die Wahrheit und die Treue. Und gemäß ihrer großen Aufgabe der Gnade und des Erbarmens ist es Maria, die unbefleckte Mittlerin, die am Ende den Kopf der alten Schlange zertreten wird. „Dann werden alle Formen des Sozialismus, der Kommunismus, die Haeresien, der Atheismus, die Freimaure­rei und alle ähnlichen Dummheiten die von der Sünde herstammen, fallen (hl. Maximi­lian Kolbe). Es wird der Vorabend der gro­ßen katholischen Wiedergeburt unter der Herrschaft der Heiligsten Herzen Jesu und Mariens sein, gemäß dem Versprechen von Fatima: „Am Ende wird mein Unbe­flecktes Herz triumphieren; der Heilige Vater wird mir Rußland weihen, das sich bekeh­ren wird, und dann wird der Welt eine Periode des Friedens gegeben werden.“

1) Sicher ist die Anzahl von 45 Geheimnissen übertrieben, aber sie sind ein gutes Mittel, um die Neugierde der Leute wachzuhalten. Sie bilden ein unerschöpfliches Gesprächsthema und sind geeignet, Medjugorje „en vogue“ zu halten.

2) Siehe Seite 22, wo berichtet wird, daß die Jungfrau auch in Afrika etwa zwanzig Sehern erscheint. Wahrscheinlich sind die Erscheinun­gen in Medjugorje die letzten auf dieser Erde und jene in Afrika die allerletzten oder umge­kehrt.

3) Es sind jetzt bereits sieben oder acht Jahre her, daß eine Erscheinung dem blinden Seher Clemente Dominguez von Palmar de Troya versprochen hatte, er werde seine durch einen Unfall verlorenen Augen „bald, sehr bald“ wie­der erhalten. Der arme Kerl wartet heute noch darauf. Damals war aber das Versprechen geeignet, die Anhänger „bei der Stange“ zu halten.

4) Es ist auch möglich, daß sie das nicht ganz freiwillig tun. Die Macht Satans dürfte ausrei­chen, um mit den Kommunisten spielend fertig zu werden, falls sie versuchen sollten, ihm sein „Geschäft“ zu verderben.

5) Hier stellt sich wirklich die Frage: Wie ist es möglich, daß Satan eine seiner erfolgreichsten Waffen angreift? Aber auch hier ist an das Prinzip zu denken, das die selige Acarie formu­liert hat: „Der Dämon versteht ein wenig zu verlieren, um viel zu gewinnen“ (siehe Seite 15). Tatsächlich gibt es viele traditionstreue Prie­ster, die das Fernsehen unerbittlich verurteilen und verlangen, daß die TV-Geräte aus den Familien entfernt werden, oft aber mit geringem Erfolg. Selbst „sattelfeste“ Traditionalisten, denen es nie im Traum einfallen würde, auf einen Schwindel wie z.B. die Erscheinungen von Medjugorje hineinzufallen, bringen es oft nicht fertig, sich vom Fernseher zu trennen. Es ist sehr wohl anzunehmen, daß die TV-Geräte, die wegen dieser Botschaft von Medjugorje in die Mülltonnen wandern, schnell gezählt sind. Hingegen muß man zugeben, daß diese Bot­schaft einen sehr guten Eindruck macht und das dürfte ihr wirklicher und einziger Zweck sein.

6) Solipsismus = philosophische Bezeichnung für die Anschauung, daß einzig das Ich das Seiende darstellt.

7) müßte ist gut gesagt, denn in bezug auf die „legitime Hierarchie“ sollte man seine Hoffnun­gen vorläufig besser nicht allzu hoch ansetzen. Eingreifen müßte sie eigentlich schon lange und bei wichtigeren Dingen als es Privatoffen­barungen sind.

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DAS URTEIL EINES GOTTESMANNES

Hans Urs von Balthasar richtet sich selbst

(Auszug aus einem Vortrag von Frère Michel de la Sainte Trinité, gehalten am 11. März 1985 an der Sorbonne in Paris. Übers.: A. Frey)

Im März 1984 antwortet Mgr. Zanic (der zuständige Bischof von Mostar) auf die Fragen P. Declos:

–    Sind Sie aus Prinzip gegen die Erscheinungen?

–    Im Gegenteil. Ich war achtmal in Lourdes und habe Wallfahrten organisiert. Ich habe viel getan für die Verehrung der Muttergottes. Ich war sogar in Banneux, in Beauraing und in Syrakus, drei Orte, wo die Erscheinungen Mariens für echt erklärt wurden.

–    Aber jene von Medjugorje haben Sie nicht überzeugt?

–    Ich würde mir sehr wünschen, ein Lourdes in meiner Diözese zu haben. Das wäre eine große Sache… Aber vor Gott, vor meinem Gewissen und im Hinblick auf die Kirchengeschichte kann ich diese Erscheinun­gen nicht für echt und übernatürlichen Ursprungs erklären.

–    Fürchten Sie noch Schwierigkeiten von seiten der Zivilregierung?

–    Im Moment ist alles ruhig… Aber was wird geschehen, wenn – wie ich glaube – die emotionale Begeisterung um Medjugorje sich legt, um der Enttäuschung Platz zu machen? Die Kommunisten werden daraus schließen, daß Lourdes, Fatima, Christus und der ganze katholische Glaube nicht mehr wert sind als Medjugorje. Das wäre die garantierte Diskreditierung für die Autorität der Kirche. Wir müssen sehr vorsichtig sein.

–    Eine letzte Schlußfolgerung?

–    Ich bin gewiß ein sündiger Mensch und nicht würdig, Bischof zu sein. Aber ich glaube, daß es eine der größten Sünden meines Lebens wäre, wenn ich es zuließe, daß man etwas Falsches sagt, obwohl ich weiß, daß es sich um Lügen handelt.

Unterdessen erhält Mgr. Zanic jeden Tag ganze Breitseiten von Beleidigungen, die ihm die Charismatiker der ganzen Welt in liebenswürdiger Weise und im Namen des Geistes verpassen: „Man erklärt mich für verrückt und für teuflisch. Man klagt mich an, alles zerstören zu wollen und gegen alles zu sein, was die Erscheinungen betrifft. Ich bin die Verkörperung Satans.“ („La Libre Belgique“, 11. April 1985)

So konnte man den beleidigenden Brief des Theologen Hans Urs von Bathasar lesen, der überall verbreitet wurde und den er öffentlich von der Höhe seiner Kanzel – er ist Empfänger des „Großen Preises Paul VI“ und wird von den Charismatikern der ganzen Welt wie ein Patriarch verehrt – im Herzen Roms an den armen Bischof gerichtet hat, weil derselbe es gewagt hat, sich mit dem heiligen Charismatiker von Medjugorje, Tomislav Vlasic zu beschäftigen. Balthasar schreibt darin:

„Monseigneur, welch traurige Dokumente haben Sie um die Welt geschickt! Ich war tief betrübt, die bischöfliche Würde dermaßen degradiert zu sehen (sic!). An Stelle von Geduld zu üben, wie man es Ihnen empfohlen hatte, donnern Sie und schleudern Sie Blitze Jupiters von der Höhe Ihres Sitzes auf respektable und unschuldige Personen herab, die Ihres Schutzes würdig wären. (Es handelt sich um Tomislav Vlasic, der ein Heiliger sei: H.U.B. hat es in einem Brief an Laurentin am 18. Dez. 1984 bestätigt und hat erlaubt, daß es urbi et orbi veröffentlicht wird. Ja, Tomislav Vlasic sei ein Heiliger aus verschiedenen Gründen. Unter anderem – und das ist nicht der geringste – weil er regelmäßig Hans Urs um Rat fragt. Ist das nicht eine genügende Garantie?!) Sie wiederholen immer wieder hundertfach widerlegte Anschuldigungen (…) (Die Auslassungspunkte stammen von Laurentin und sind bezeichnend. Eher ist es H.U.B., der – wegen seiner Passion mit Blindheit geschlagen – seinen charismatischen Freunden wie ein Papagei alles nachplappert) Ich hoffe, daß Sie den HERRN und seine Mutter inständig bitten (welch ein Ton!), dieses so wichtige und traurige Drama zu einem für die Gesamtheit der Kirche fruchtbaren Ausgang zu führen. Gesellen Sie sich all jenen zu, die so eifrig in Medjugorje beten (diesmal ist es ein Befehl!). Ihr und unser HERR. Hans Urs von Balthasar.“

So ein Text reicht seinem Autor für immer zur Unehre! Denn sicher wird die Kirche von morgen Mgr. Zanic recht geben. Was das verächtliche Urteil dieses angeblichen Mystikers und großen Geistes des 20. Jahrhunderts betrifft, wird es der Nachwelt von der Absenz des gesunden Menschenverstandes Zeugnis geben. Trauriges Ende eines renommierten Theologen, den der Charismatismus verblendet hat: „Tönendes Erz und klingende Schelle“ (1. Kor. 13,1).

Anmerkung des Übersetzers: Vor ein paar Jahren stand in einem Artikel im „Basler Volksblatt“ die Feststellung: „Dieser nicht sehr intelligente Mann“. Diese Bemerkung galt ebenfalls einem Bischof und stammte von eben demselben H.U.B. Der anvisierte Bischof war damals Mgr. Lefebvre. Wie man sieht, war dieser sog. renommierte Theologe schon überheblich, bevor er bei den „Pfingstlern“ gelandet ist und wie man ebenfalls sieht, befindet sich Mgr. Zanic in guter Gesellschaft.

Erscheinungen in Medjugorje? (Zweiter Teil)

Beim nachstehenden Text handelt es sich um den zweiten Teil der Analyse von Frère Michel de la Sainte Trinité über die Ereignisse von Medjugorje. Vom ersten Teil haben wir nur die wichtigsten Passagen wiedergegeben. Hingegen handelt es sich bei der folgenden Fortsetzung um eine beinahe lückenlose Übersetzung des französischen Textes.
Es sei noch speziell darauf hingewiesen, daß alle aufgeführten Zitate aus Schriften stammen, die von Verteidigern oder Propagandisten der jugoslawischen Erscheinungen verfaßt wurden. Es kann also nicht die Rede davon sein, daß diese Autoren den oft mehr als fragwürdigen Inhalt nur deshalb in ihre Schriften aufgenommen haben, um dem Erscheinungsort Schaden zuzufügen.

Es ist Tatsache, daß bis zum heutigen Tag noch keine Erscheinung in so kurzer Zeit eine solche Begeisterung hervorgerufen hat. So spricht sich in Frankreich, im Gefolge von Abbé Laurentin, die ganze katholische Presse ohne Ausnahme für die Echtheit aus. Obwohl den Redaktor von „La Croix“ soviele Wunder und außergewöhnliche Zeichen beunruhigen, wagt er es nicht, sich negativ zu äußern (25./26. März 1984). Obwohl aus sehr unterschiedlichen Gründen und aus einem sehr widersprüchlichen Geist heraus, sind sowohl die überzeugtesten Fatimaanhänger wie auch die verdrehtesten Progressisten dafür. Es ist ein Rätsel. Durch eine kurze Überprüfung der Standorte soll zu seiner Aufhellung verholfen werden.

„DIE FORTSETZUNG VON FATIMA“

„Von Fatima zu Medjugorje ist die Kontinuität vollkommen“, erklärt Abbé Richard in seiner Zeitschrift l’Appel de Notre-Dame‘, dem Bulletin der französischen Sektion der ‚Blauen Armee von Fatima‘: „In einigen Wochen ist der Name Medjugorje ebenso berühmt geworden wie jener von Fatima. Tatsächlich ist es die gleiche Mutter Jesu, die wiedergekommen ist, um die Offenbarung ihres Unbefleckten Herzens und die Heilsbotschaft, die sie im Jahre 1917 im Heideland der Cova da lria brachte, zu Ende zu führen. Es gibt viele Ähnlichkeiten in den beiden himmlischen Manifestationen, wenn man davon ausgeht, daß die zweite eine Verstärkung der ersten ist. In Medjugorje sind es nicht nur drei Kinder, die einen Auftrag erhalten, sondern eine ganze Gruppe von jungen Leuten, die auf dem Weg der Buße und des Gebetes hingezogen werden. Es sind nicht nur sechs Erscheinungen, sondern beinahe tausend … Wie in Fatima vertraut die Heilige Jungfrau Geheimnisse an, die zu gegebener Zeit enthüllt werden müssen. Sie verspricht auch ein großes Zeichen, das die himmlische Unterschrift unter ihre Botschaften setzen soll.“ (April – Juni 84)

Zur selben Zeit zieht das Bulletin der spanischen „Blauen Armee“, „Sol de Fatima“, am gleichen Strick, indem es dem ‚famosen Mariologen‘ Abbé Laurentin volles Vertrauen ausspricht, während in Portugal selbst, der „Mensagem de Fatima“ für den nächsten Sommer Wallfahrten nach … Medjugorje organisiert! Das heißt die Verwirrung ist vollkommen.

FATIMA, ÜBERHOLT UND VERGESSEN

Aber niemand hat in seiner Begeisterung für die Erscheinungen den Direktor von „L’Homme Nouveau“ übertreffen können. Er hat ihnen mehrere flammende Leitartikel gewidmet, die in einem dramatischen Ton für die Echtheit plädieren und zu einer intensiven Propaganda einladen. Obwohl die Artikel länger zurückliegen (1. – 15. April), wäre es schade, wenn man nicht einige lesenwerte Auszüge zitieren würde: „Objektiv gesehen, schreibt Marcel Clément, ist die Lehre, die aus den von den jungen Leuten erhaltenen Botschaften entnommen werden kann, ohne jeglichen Fehler“ (1. April). Das ist nun ein kategorisches formelles Zeugnis für die Rechtgläubigkeit! Und was ist mit den so verderblichen und die Muttergottes so beleidigenden Lehren? Unser postkonziliarer „Kirchenvater“, der wie ein Papagei Punkt für Punkt die Argumente von Laurentin wiederholt, wie wenn es sich da um unfehlbare Orakel handelte, sieht nichts dabei. Unter dem Titel: „Pastorale und lehrmäßige Aspekte von Medjugorje“ (15. April) fragt er sich hingegen feierlich: „Ist Maria wirklich Königin des Friedens?“ Ja, antwortet er, und zur Unterstützung zitiert er die Enzyklika von Pius XII. „Ad coeli Reginam“, von 1954. Vergebens übrigens, denn das Problem liegt nicht hier, und der Ausdruck „Regina pacis“, den Papst Benedikt XV. — acht Tage vor der ersten Erscheinung in Fatima — in die Lauretanische Litanei aufgenommen hatte, enthält wirklich nicht die geringste lehrmäßige Schwierigkeit! Erst am Ende des Artikels wird unser geschickter Propagandist, wie unabsichtlich und als wäre es unschuldigste Lehre der Kirche, die unannehmbarste Äußerung der Erscheinung von der Gleichheit der Religionen einfügen. Aber gerade da liegt die größte Irrlehre von Medjugorje, und darauf werden wir zurückkommen.

Zweite beruhigende Bestätigung: „Auch die in Gang gekommene Pastoral, die aus der gleichen Botschaft entspringt, ist gleicherweise außerhalb jeglicher Kritik“ (1. April). Laurentin sagte das, und Marcel Clément wiederholt es uns. Wie steht es denn mit dem charismatischen Engagement Pater Tomislav Vlasic’s und der ganzen Gemeinschaft von Medjugorje? Unser Leitartikelschreiber hat beschlossen, seinen Lesern darüber nichts zu sagen. Zweifellos, um sie nicht zu erschrecken, damit sie mit verbundenen Augen erst einmal Vertrauen in die Erscheinung faßten. Später wird sich dann der Eintritt in die Erneuerungsbewegung umso leichter bewerkstelligen lassen.

Zitieren wir auch die überschwängliche Beschwörung: „Man muß gut aufpassen: Der Einsatz war nie so hoch. Er ist unvorstellbar. (Hervorhebung durch uns). Man kann es in einem Satz zusammenfassen: Die hl. Jungfrau ist schon tausendmal gekommen — das tausendstemal war am vergangenen 25. März (1984) — um die ganze Welt zur Bekehrung aufzurufen und um sie vor ihrer kommenden Selbstzerstörung zu warnen. Ist das nicht ein Ereignis, das außerhalb jeglicher Proportion liegt (abgesehen von der zwar erdrückenden, aber rein quantitativen und unbedeutenden Unverhältnismäßigkeit der über tausend Erscheinungen, sehen wir nicht ein, wieso dieser Ruf nach Bekehrung so unvorstellbar sein soll; denn die Jungfrau Maria hat ihn schon mehrmals ausgerufen, um die sündige Menschheit, die von schrecklichen Strafgerichten bedroht ist, zu warnen). Müßten die Zeitungen, das Fernsehen, das Radio nicht voll davon sein? Wenn es wahr ist! … Aber die Annahme der Echtheit ist stärker, ist wahrscheinlicher, ja tausendmal wahrscheinlicher als das Gegenteil. Außerdem bestärken es die Ereignisse selbst am lautesten. Würde Maria, vom Himmel kommend, nicht dasselbe für ihre Kinder tun, was Jonas im Auftrag Gottes für die Bewohner Ninives tat?“ (1. April). Marcel Clément scheint vergessen zu haben, daß sie es schon getan hat, und schon seit langem. Eindringlich am 13. Juli 1917, wo sie ihre Warnung durch die unwidersprechbare Prophetie bekräftigte: „Im Oktober werde ich euch sagen, wer ich bin und was ich will, und ich werde ein Wunder wirken, das alle sehen können um zu glauben.“ Und es war ein Wunder, unvorstellbar und noch nie dagewesen hier sind die Worte angebracht — der Tanz der Sonne am Mittag vor 70’000 erschütterten und entzückten Zeugen.

Dieses unerhörte Wunder vom 13. Oktober 1917 hat die Wahrheit des drei Monate vorher geoffenbarten Geheimnisses bestätigt, dessen Forderungen immer noch nicht erfüllt sind, während sich die so klaren und präzisen Voraussagen vor unseren Augen erfüllen. Marcel Clément scheint dies als überholt zu betrachten. In Medjugorje gibt es mehr und Besseres! Was denn? Ich wüßte nicht, was es in diesen charismatischen Erfahrungen an Neuem gäbe, was man nicht in den so schlichten, absolut katholischen Botschaften der Jungfrau von Fatima oder ebenso jenen der Rue du Bac, Lourdes, oder anderen von der Kirche anerkannten Erscheinungsorten finden würde. Der Journalist und Animator der charismatischen Gemeinschaft „Chêne du Mambré“, erzählt uns von seiner Wallfahrt nach Medjugorje folgendes: „Indem sie sitzend alles um sich anhörte, erlebte die ganze Equipe von l’Homme Nouveau‘ die Erfahrungen der Pilger von Emmaus. Beim Weggehen war unser Herz erwärmt, und eine Gegenwart vereinigte uns.“ (1. April). Medjugorje ist der Vorabend einer neuen Welt, ist wie die Auferstehung Christi, ist wie Pfingsten.

Nachdem Pater Ljubic von seiner Wallfahrt nach Banneux, Beauraing, Lourdes und Fatima erzählte, fährt er mit Kühnheit fort: „An all diesen Orten und ganz besonders in Fatima, habe ich unvergeßliche Momente erlebt. Aber hier in Medjugorje übersteigt alles diese Wallfahrten, wie der Himmel die Erde übersteigt (sic). Dort folgte ich den Spuren, die die Jungfrau so viele Jahre vorher hinterlassen hatte. Aber hier ist sie selbst da, lebend und wirklich!“ (Pater Ljubic, „La Vierge apparait en Yougoslavie“, Seite 91). Kurz, in Medjugorje kann man die Gegenwart Marias in einer intimen und unaussprechlichen Erfahrung spüren, so berauschend, daß es im Vergleich scheinen könnte, sie sei in Lourdes oder Fatima gar nicht da, wie gestorben oder unwirklich!

Also denn! Was zuviel ist, ist zuviel! Diese sonderbare Verachtung unserer Charismatiker für die Orte, wo die Unbefleckte
Mittlerin uns mit aller Gewißheit, aber im Glauben, ihre liebende, tätige und dauernde Gegenwart garantiert — denken wir z.B. an ihr feierliches Versprechen in der Rue du Bac, in Paris: „Kommt zu Füßen dieses Altares, da werden die Gnaden an alle Personen ausgeteilt, die sie mit Eifer erflehen“ — diese Verachtung führt uns dazu, in Medjugorje die Manifestation einer ganz anderen Gegenwart zu vermuten, als derjenigen der Königin des Himmels.

In unserer vorherigen Darstellung der jugoslawischen Erscheinungen haben wir bereits eine eindrückliche Liste von „beunruhigenden Symptomen“ aufgestellt, und wir haben den verderblichen Charakter mehrerer Elemente der Botschaften aufgedeckt. In einer provisorischen Schlußfolgerung halten wir die von unserem Vater Abbé de Nantes schon 1981 formulierrte Hypothese für am wahrscheinlichsten: „Dies könnte wiederum ein Getue Satans sein, damit wir Fatima vergessen 1) Eine betrübliche Hypothese für alle Marienverehrer, die in ihrer Gutgläubigkeit überrascht wurden. Aber das genaue Studium der Tatsachen und eine tiefgreifende Analyse der Botschaften verpflichten uns, sie anzunehmen.

Jawohl, unter dem trügerischen Schein traditionell marianischer Erscheinungen, ersetzt Medjugorje teuflischerweise die echte und heilsame Botschaft von Fatima, durch den modernen Glaubensabfall in seiner letzten Ausprägung, nämlich in der des Pfingstlertums, das für den katholischen Glauben noch gefährlicher ist als die protestantische und modernistische Häresie, wovon es abstammt.

Der grundsätzliche Glaubensabfall; die zugunsten einer neuen, rein menschlichen Religion der charismatischen Erneuerung von ihrem wirklichen übernatürlichen und göttlichen Gehalt entleerten Dogmen, Aszese und kath. Mystik; schließlich die gegen Fatima gerichtete drastische Übersteigerung; sind die drei Teile unserer folgenden Darlegung.

EINE AUSDRÜCKLICHE APOSTASIE

„Ein Zigeunerkind der orthodoxen Religion wurde in Medjugorje geheilt. Im Zusammenhang damit drückte ein Priester seine Überraschung aus und fragte sich, wie so etwas möglich sein könne. Marija (Pavlovic) reagierte lebhaft: ‚Es ist mir sehr unangenehm, dies zu hören. Käme es von jemand anderem, wäre es noch verständlich, aber daß ein Priester so reagieren kann!‘ Die Jungfrau fügte hinzu: ‚Sage diesem Priester und allen, daß ihr es seid, die ihr euch getrennt habt auf Erden. Die Muselmanen und die Orthodoxen, sowie die Katholiken sind vor meinem Sohne und vor mir alle gleich, weil ihr meine Kinder seid!‘ “ (Lj., Seite 71)

„Vor meinem Sohn sind alle gleich“

Lassen wir die Frage von der Wirklichkeit des Wunders auf der Seite, ebenso die diskutable Reaktion des kath. Priesters; denn der zitierte Text erlaubt uns da kein Urteil. Wichtig sind die Worte der Seherin und die Worte von denen sie erklärt, sie von der Jungfrau selbst gehört zu haben. Also denn! Selbst wenn uns die Seher von Medjugorje ebenso heilig erscheinen würden wie die Bemadette von Lourdes oder Jacinta und Francisco von Fatima, selbst wenn alle anderen der Jungfrau zugeschriebenen Aussagen von einer vollkommenen Erhabenheit und einer übernatürlichen Klarheit wären — es ist dies nicht entfernt der Fall — diese einzige Aussage würde uns genügen, um aufzuzeigen und um den Schluß zu ziehen, daß diese Erscheinungen nicht von Gott stammen können. Denn die erste Bedingung für die Echtheit einer göttlichen Offenbarung — und hier leidet es keine Ausnahmen — ist ihre vollkommene Übereinstimmung mit den katholischen Dogmen, dem Rechtsbegriff und dem gesunden Menschenverstand.

In ihrem ernsten und dramatischen dritten Geheimnis, das 1960 hätte eröffnet werden sollen, weil es unsere Epoche am direktesten betrifft, erwähnt die Jungfrau von Faitma genau diese Dogmen des katholischen Glaubens, wovon sie die souveräne Hüterin ist: „In Portugal wird sich das Dogma des Glaubens immer erhalten usw.“ Diese sonderbare Erscheinung von Medjugorje lehrt es zu verachten und mit Füßen zu treten.

Müssen wir es genauer sagen? Wenn die „Orthodoxen“, deren stolze Hirten sich von der katholischen Einheit getrennt haben und die es ablehnen, an die Unfehlbarkeit des Papstes, an die Unbefleckte Empfängnis und an die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel zu glauben; wenn die Muselmanen, deren Lehre die Heilige Dreifaltigkeit verhöhnt und das Erlösungswerk Christi leugnet, vor demselben Christus und seiner Mutter „mit den Katholiken alle gleich sein sollen“, könnte man ebensogut sagen, es gäbe keine wahre Religion mehr, sondern es seien alle gleich und somit notwendigerweise falsch. Dann wäre also die römische Kirche nicht mehr die Braut Christi, wäre nicht mehr die einzige und vollkommene, die einzig heilige, wäre nicht mehr die katholische und apostolische, durch welche alle Menschen zum Heil gerufen sind, indem sie ihr sichtbar oder unsichtbar angehören und außerhalb derer es nur ewiges Verderben für all jene geben kann, die mit vollem Wissen der Umstände es ablehnen, ihr anzugehören.

„Der Mangel an Einheit unter den Religionen“

Natürlich liebt die Muttergottes zärtlich und erbarmungsvoll jene, die das Unglück haben, von der Kirche getrennt zu sein. Deshalb bittet sie flehentlich, daß man für sie bete und daß man ihnen auf jede Art helfe, daß sie den Weg zur Kirche finden, damit auch sie ihre Kinder werden. Das hat sie in Fatima getan, indem sie bei jeder Erscheinung darum bat, daß man für „die Bekehrung“ der Sünder bete und sich für sie aufopfere. Es war dies sogar der wichtigste Gegenstand ihres Besuches, sowie des vorher erschienenen Engels, der verlangte, daß man „an Gott glaube, ihn anbete, auf ihn hoffe und ihn liebe, für all jene, die nicht an ihn glauben, ihn nicht anbeten, auf ihn nicht hoffen und ihn nicht lieben.“ „Der Papst und alle Bischöfe der ganzen Welt“ sollen an die Stelle der schismatischen und ohnmächtigen Hierarchie treten, um für die Verbrechen des gottlosen Kommunismus Sühne zu leisten und die Weihe Rußlands an das Unbefleckte Herz Mariens zu vollziehen, damit seine Bekehrung erreicht werden kann.

Im Gegensatz dazu verlangt die Erscheinung in Medjugorje nie „Sühne“, um für die Sünder, für die Schismatiker, für die Häretiker oder die Heiden, Muselmanen oder Atheisten die Gnade ihrer Bekehrung zu erhalten. Nein! Sie verlangt von den Priestern und den katholischen Gläubigen, deren Überzeugung zu respektieren: „Wir müssen jeden Menschen in seinem Glauben respektieren“, befiehlt sie kurz und bündig; denn sonderbarerweise zeigt sie sich auf diesem Gebiet — und nur auf diesem Gebiet — gebieterisch, wie wenn es sich um eine erstrangige und absolute Pflicht handeln würde (S.K., Seite 59).

„Niemand darf verurteilt werden“, sagt sie auch noch. Aber es gibt eine Kategorie von Gläubigen, die sie mit Vehemenz geißelt: Das sind die Katholliken, die die anderen Religionen mit der ihren als nicht gleichwertig betrachten. „Ihr glaubt nicht, wenn ihr die anderen Religionen nicht achtet, die Muselmanen und die Orthodoxen. Ihr seid keine Christen, wenn ihr sie nicht achtet.“ (Es ist Mirjana, die von dieser Aufforderung der „Jungfrau“ berichtet, Robert Faricy, „Marie, Reine de la paix“, Seite 68) Katholische Traditionalisten! Wir sind alle verurteilt, weil wir die in Jesus Christus geoffenbarte göttliche Wahrheit — deren Schatz die katholische Kirche treu verwaltet — mehr als alles andere lieben wollen. Wir wollen gleichermaßen alle Menschen lieben, die die Heiligste Dreifaltigkeit zum Heile ruft. Wegen dieser einzigartigen und doppelten göttlichen Liebe verachten und hassen wir gleicherweise den Haufen grober Irrtümer, Lügen, Dummheiten und jahrhundertealter
Vorurteile, von denen Millionen von Menschen befallen — und in der Finsternis und im Unblück gefangen gehalten sind, durch all die falschen Religionen, die in der Welt immer noch weiterbestehen.

„Die anderen Religonen respektieren“, „fehlende Einheit der Religionen“, diese Worte sind freimaurerische Slogans und können aus dem Munde einer Erscheinung nur auf deren satanische Handschrift schließen lassen. Die Gesandten Gottes haben immer anders gesprochen, und ihr Haß des Irrtums war immer gleich stark, wie die Liebe zum einzig wahren Gott und zu den unzähligen zu rettenden Seelen, denen es zu helfen gilt und die man aus den Klauen dieses Betrügers, Lügners, Mörders von Anbeginn, dieses Fürsten der Finsternis retten muß. Muß man an den beißenden Spott der Propheten gegenüber dem Aberglauben erinnern? An die gewaltigen Schmähungen gegen die heuchlerischen Pharisäer aus dem Munde des Sohnes Gottes selbst? An die Apostel und ihre bedingungslosen Verurteilungen der ersten Häretiker und Schismatiker, die die Kirche zerrissen? Muß man an das Beispiel der Kirchenlehrer erinnern, an die heiligen Päpste und Bischöfe, die ihre Aufgabe würdig erfüllten? Endlich an alle Heiligen ohne Ausnahme bis zum hl. Pius X. oder Maximilian Kolbe? Oder einfach an die jahrhundertalte, ihrem göttlichen Gründer gemäße Lehre und Praxis der Kirche, das Vatikanum II ausgenommen?

„Gott lenkt alle Bekenntnisse“

Die jugoslawische Erscheinung geht sogar über die konziliaren Konzessionen hinaus und predigt in aller Unverfrorenheit die objektive Gleichheit aller Religionen. Es genügt, alle ihre Aussagen zu diesem Thema zu lesen. (L., Seite 136; S.K., Seite 58/59; R.F., Seite 50/51/68) Nicht einmal ein einzigesmal wird die Frage nach der von Gott geoffenbarten Wahrheit gestellt. Der Skandal, das Böse ist nicht etwa die Verdunkelung oder der Verrat dieser einen göttlichen Wahrheit, nein, es ist lediglich die Trennung der Gläubigen, an der alle schuld seien und die Gott nicht zulassen wolle. „Die Unterschiede bestehen, weil die Gläubigen sich getrennt haben, die einen von den anderen“ (S.K., Seite 59). Lüge! Die Unterschiede bestehen, weil die Häretiker die Lehre Christi verfälscht haben, weil sich die Schismatiker von seinem mystischen Leib abgeschnitten haben. Laut Medjugorje zählen die lehrmäßigen Unterschiede der Religionen für Gott überhaupt nicht: „Ihr seid es, die ihr euch auf der Erde gespalten habt“ (Lj., Seite 71). In Erwartung, daß die „Einheit der Religonen“ endlich verwirklicht werde, „leitet Gott alle Bekenntnisse, wie ein König seine Untertanen, durch deren Führer“. (S.K., Seite 59) Somit wäre der Oberrabbiner und der falsche Erzbischof von Canterbury, der Papst in Rom und der blutrünstige Ayathollah Komeiny, der Obermufti und der Dalai Lama alle auf der gleichen Ebene Beauftragte Gottes, durch welche er seine „Kirchen“ regiert. Das wäre ja verrückt!

Unbegreiflich ist, daß scheinbar niemandem diese schreienden Verirrungen aufgefallen sind. Marcel Clément übernimmt sie, als wären sie das Evangelium und predigt die weltweite Bekehrung durch größtmögliche Treue eines jeden zu seiner Religion: „Diese große Perspektiven können sich ohne eine Rückkehr, ohne eine Öffnung der Herzen aller Völker der Welt nicht realisieren. ‚Die Verschiedenheit der Religonen ist kein Hindernis‘.“ (H.N., 15. April). Von nun an ist es nicht mehr nötig, Missionare zur Bekehrung der Heiden auszusenden. Es ist nicht nötig, Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariae zu weihen, um seine Bekehrung und um seine wunderbare Rückkehr zur römischen Einheit zu erreichen. Die Bekehrung wird bewirkt durch die Vertiefung jedes Einzelnen in seine eigene Religon.

Betrügerische Zugeständnisse

“ … Fehlende Einheit der Religionen. Man muß die Religionen von jedermann respektieren“ (R.F., Seite 68). Andersherum gesagt: Alle Religionen sind wertvoll, darum sind sie auch gleicherweise schätzenswert. Was aber euch Katholiken betrifft, so sollt ihr eurer eigenen Tradition vollständig treu bleiben! Dies ist die Lehre der Jungfrau von Medjugorje, die uns seltsamerweise bis auf einige Nuancen an die Lehre des Vatikanums II und der nachkonziliaren Päpste erinnert.2)

Aber diese doppelzüngige Redensart, die uns durch den Anschein der vollständigen Treue zur Tradition überzeugen will, ist nicht nur widersprüchlich, sondern sie ist Glaubensabfall: Das hieße in der Tat annehmen, daß die von Jesus Christus gegründete Religion nur für uns, die wir sie bekennen, wahr und heilbringend —, aber für den Rest der Menschheit wertlos sei. Dies zu verkünden, wie es die Erscheinung von Medjugorje tut, heißt Jesus Christus, Gottes einzigen Sohn und alleinigen Retter der Welt leugnen; heißt seine Kirche verleugnen, der man ihre wichtigste Eigenschaft entreißt, die eben darin besteht, katholisch, das heißt allgemein zu sein.

Der einzig wichtige Unterschied

Immerhin scheinen einige Korrekturen der katholischen Religion eine gewisse Überlegenheit über die anderen Religionen zugestehen zu wollen: „Die Jungfrau“ von Medjugorje räumt trotz allem ein, daß der Heilige Geist in ihr vollkommener wirke, als in anderen Bekenntnissen. Auch das ist eine unerträgliche Irrlehre! Marcel Clément schließt sich ihr an, indem er darauf hinweist, daß sie der „konziliaren Lehre des Dekrets ‚Unitatis redintegratio'“ entspreche (H.N., 15. April). Wir stellen einmal mehr die vollkomene Übereinstimmung zwischen Medjugorje und den Lehren vom Vatikanum II bezüglich ihres spezifischen und neuartigen Inhalts fest. Nachstehend der Text:

„Es wurde die Frage an die Jungfrau gestellt: Bestehen Unterschiede unter denen, die verschiedenen Kirchen oder verschiedenen Gemeinschaften angehören? Die Frage bezog sich auf verschiedene protestantische Gemeinschaften. Nachstehend der Sinn ihrer Antwort: Es ist nicht gleich, in welcher Gemeinschaft man betet. (Man sieht sofort, wie die Bedeutung der geoffenbarten göttlichen Wahrheit zugunsten der völlig subjektiven Bedeutung des Wertes des Gebetes verdrängt wird.) Die Kraft des Heiligen Geistes ist nicht in allen Kirchen gleich stark. (Obwohl hier von einem Unterschied die Rede ist, haben wir es trotzdem mit einer Irrlehre zu tun: Der Heilige Geist wirkt in allen und durch alle Kirchen) und die Kraft des Heiligen Geistes ist in den Priestern, die diese Gemeinschaften führen, nicht gleich stark. „(Welch teuflischer Betrug, die protestantischen Pastoren Priester zu nennen! Auch sie seien also „Priester“, der Unterschied liege anderswo …) „Nicht alle Gläubigen beten in der gleichen Weise.“ (S.K., Seite 59) Hier ist – für den, der lesen kann – die Diskriminierung offensichtlich: Es gibt einerseits „Priester“, „Vorsteher der Gemeinschaften“ – ob protestantisch oder katholisch spielt da keine Rolle – die es verstehen, „Gebetsgruppen“ ins Leben zu rufen. Das heißt, die echte charismatische Führer sind, durch welche der Heilige Geist kraftvoll wirkt; und anderseits alle übrigen, die nicht Eingeweihten, die die „Taufe im Heiligen Geist“ nicht erhalten haben und deren Dienst beinahe steril ist. Hier stimmen wir mit Laurentin überein; diese Äußerungen übersteigen ganz einfach die sehr mittelmäßige intellektuelle Kapazität der Seher. Ein höherer Geist muß sie zwangsläufig inspiriert haben. Solch zweideutige und verkehrte Reden sind in der Botschaft von Medjugorje massenweise vorhanden. Noch ein anderes Beispiel davon.

„Die Jungfrau hat einer der Seherinnen erklärt: ‚Du siehst, daß sich alle Erscheinungen in der katholischen Kirche abspielen, das müßte dir viel sagen- (S.K., Seite 59). Marcel Clément zitiert diesen Satz mit Bewunderung. Er ist falsch und zweifellos verderblich. Evan Roberts, der englische Methodist, einer der Gründer des Pfingstlertums und somit einer der Väter der charismatischen Erneuerungsbewegung, hatte auch Visionen. (Rops, „Ces chrétiens nos frères“, Seite 95). Jene Erscheinungen hatten sicherlich nichts katholisches an sich! Und selbst im Schoße der echten Kirche können „Erscheinungen“ sehr wohl diabolisch sein oder auf Einbildungen beruhen. Daß eine Erscheinung sich in der kath. Kirche abspielt, bedeutet noch nichts. Wichtig ist, daß die Erscheinung dem katholischen Glauben entspricht und zur Bekehrung der Seleen zur einen und heiligen Kirche Christi führt. Und eben das ist in Medjugorje nicht der Fall.

Ein charismatischer Muselman

Betrachten wir das Beispiel des Derwischs 3) von Blade (bei Mostar), der in die Kirche von Medjugorje zugelassen wurde, in den kleinen Raum, wo die „Erscheinungen“ stattfinden. „Da er in den mystischen Experimenten des Sufismus 5) engagiert war, reagierte er auf die Erscheinungen sehr positiv“, erzählt uns Laurentin. Hat er ein wenig von der Wahrheit des Katholizismus gesehen? Hat er den Wunsch geäußert, sich über das Leben Christi zu informieren? Ist seine Wertschätzung für die katholische Kirche gestiegen? Überhaupt nicht. Er war eher ein noch überzeugterer Muselmane als zuvor. Aber er wurde in unbeschreiblicher Weise an die mystischen Erfahrungen der Seher angeschlossen.

„Ich fühlte in meinem Herzen soviel Energie (!?), daß ich hätte schreien können. Ich glaubte, selbst in Ektase zu fallen. Ich habe beschlossen, die ganze Nacht zu beten. Laßt in diese kleine Kapelle nur eingeweihte Leute hinein. Diese Welt sucht Gott. Wenn sie sucht, so findet sie. Wenn sie findet, so hält sie ihn liebend fest, und wer in Gott verliebt ist, läßt sich von ihm durch nichts trennen.“

In Medjugorje hat also ein Mohammedaner Gott ohne Christus gefunden. In einer erhabenen fast ekstatisch mystischen Erfahrung, vergleichbar mit jener der großen katholischen Heiligen. Sogar mit jener des hl. Paulus; denn Laurentin beeilt sich zu unterstreichen, daß die Worte unseres sufistischen Mystikers in verblüffender Weise jenen des Apostels im Römerbrief 8, 35-39 gleichen. Es ist aber doch so, daß der hl. Paulus in diesem Abschnitt von der Verbundenheit mit Gott durch Christus spricht, der für uns gesandt wurde, gestorben und auferstanden ist. Aber in den Augen unseres charismatischen Theologen ist das eine minime Differenz, die man vernachlässigen kann!

Wir kommen immer wieder darauf zurück: die charismatische Mystik, die sich ganz auf das direkte Erlebnis mit Gott festlegt, dessen Gegenwart ganz unabhängig von einem durch die Dogmen fixierten Glauben, innig gespürt wird, stimmt völlig mit der großen modernen Apostasie überein, die die Gleichheit aller Religionen predigt.

Vom Katholizismus zum Pfingstlertum

Pater Tomislav Vlasic, der charismatische Leiter, der die Erscheinungen seit 1981 betreut, garantiert für deren „theologisch einwandfreien Inhalt“ (S.K., Seite 64). Die Jungfrau von Medjugorje kann sogar mit Eifer verlangen, daß man das Credo bete, das wie sie sagt, „das beste Gebet“ sei (S.K., Seite 86). Wir lassen uns aber nicht übers Ohr hauen, denn für was soll es gut sein, wenn man mit den Lippen einen Glauben bekennt, den man wiederum verrät, indem man ihn auf das Niveau der lügnerischsten, schädlichsten und dümmsten Meinungen erniedrigt? Wenn alle Religionen wertvoll sind, ist unser Credo nichts mehr wert. Sobald es nicht mehr die exakte dogmatische Formulierung der allein seligmachenden göttlichen Wahrheit ist, ist unser Glaube an der Wurzel selbst ruiniert. Wir können sicher sein, daß das ganze christliche Leben – die Aszese, die Frömmigkeit, die Mystik – sich zugunsten einer anderen Sache in seinem wichtigsten Inhalt entleert, sobald es sich an diesen falschen Botschaften orientiert.

Das Göttliche profaniert

Man sagt, die Jungfrau Maria erscheine in Medjugorje täglich. Nur ist es eigenartig, daß man in den Erzählungen der Seher nichts davon merkt. Gewiß bestätigen sie den Tatbestand, wie das alle Pseudoseher und Mystifizierer aller Sorten tun. Aber die sicheren Zeichen einer übernatürlichen Präsenz fehlen in ihren Berichten. Normalerwiese lassen die Ekstasen und die Offenbarungen – die jungen Leute von Medjugorje haben davon über tausend gehabt, was sie auf Anhieb unter die Bevorzugtesten der großen Mystiker plaziert – bei den Empfängern die betende Betrachtung der unermeßlichen Mysterien Gottes anwachsen und lassen in ihnen gleicherweise den brennenden Eifer und die Besorgtheit für die von der ewigen Verwerfung zu rettenden Seelen größer werden. Das Geheimnis der göttlichen Liebe, der Gedanke an die Jungfrau Maria und an die Heiligen, der Wunsch alle Seelen für den Himmel zu gewinnen und die betrübte Betrachtung der Qualen der Hölle, erfüllen immer mehr den ganzen Horizont ihres Lebens. Diese Früchte des göttlichen Eingriffs fehlen – wie wir sehen werden – in Medjugorje, trotz einigem trügerischen Anschein, vollständig.

Eine unerträgliche Vertraulichkeit

Diese demütige und immer größer werdende respektvolle Bewunderung der unbefleckten Muttergottes gegenüber, diese liebende Verehrung für ihre ganz heilige Person und deren göttliche Vorzüge, findet man in den Berichten der jugoslawischen Seher nicht.

Nein! Wenn man die Gegebenheiten der ersten Erscheinung wieder liest, konstatiert man, daß auf die verrückte Panik des ersten Tages die skandalöseste Vertraulichkeit folgt. Fügen wir hier eine Einzelheit von der ersten Erscheinung vom 24. Juni 1981 ein. Ivanka, Mirjana und Milka haben die Jungfrau schon gesehen. Vicka kommt auf dem Weg entlang. „Dann erreicht Vicka die zwei Mädchen, welche sie mit anspornender Stimme heißen, näher zu kommen. Was ist los, hat es eine Schlange?‚ (Nein, keine Schlange!‘ Vicka kommt angerannt, aber beim Anblick der Erscheinung erschrak sie so sehr, daß sie voller Angst die Schuhe auszog und davon rannte“ (Lj., Seite 14). Am ersten Tag, wird sie später sagen, haben wir alle mit verzerrten Gesichtern geschrieen“ (L., Seite 59). „Am Anfang, erzählt Pater Ljubic noch, waren alle Seher von der Herrlichkeit (?) der Jungfrau so ergriffen, daß sie bei ihrer Anwesenheit oft in Ohnmacht fielen. (Demnach nicht nur bei der dritten Erscheinung, wo Mirjana und Ivanka für einen Moment wegen des schnellen Laufens die Besinnung verloren). Später gewährte die Jungfrau ihnen eine spezielle Gnade, die ihnen erlaubte, ohne Schwierigkeit den Begegnungen mit ihr beizuwohnen.

Der Kontrast ist tatsächlich ergreifend und die gelieferte Erklärung wenig überzeugend. Warum wurde ihnen diese spezielle Gnade nicht von Anfang an gegeben, wie in Fatima, in Pontmain, in Lourdes … ? In der Rue du Bac! Dort, wo in der Nacht des 18. Juli 1830, sobald der Engel ihr angezeigt hatte: „Die Heilige Jungfrau ist hier!“ Catherine sofort von Friede und Freude über ihre Anwesenheit erfüllt war: „Dann, indem ich die Jungfrau anschaute, eilte ich zu den Stufen des Altars zu ihr hin und stützte meine Hände auf die Knie der Heiligen Jungfrau. Dort erlebte ich den süßesten Augenblick meines Lebens. Es ist unmöglich zu sagen, was ich fühlte. „Welch wunderbare Vertrautheit bei der ersten Erscheinung! Aber auch welche Würde, welch erhabene Größe! Ohne zu warten, eröffnet die Königin des Himmels ihrer unschuldigen Botschafterin ihre großen Sorgen: Die Revolution, die acht Tage später den Thron des christlichen Königs stürzen wird; die Revolutionen, die folgen werden bis zur Weltrevolution; denn „die Zeiten sind schlecht … der Thron wird gestürzt werden, die ganze Welt wird von Unheil aller Art heimgesucht werden …“ — Das war eine erste Botschaft von großem Reichtum, weitblickend und tiefgründig, was den großen Prophetien — die sich auch erfüllen eigen ist. Kurz, man ist mitten in der Herrlichkeit der katholischen Übernatur (man vergleiche zum Beispiel das sehr schöne Buch von R. Laurentin, das sich im Dienste einer guten Sache auszeichnet: „Vie de Catherine Labouré“, DDB 1980. Einige Vorbehalte, die bei diesem oder jenem Kommentar gemacht werden müssen, sollen uns nicht davon abhalten, es zu lesen).

In Medjugorje kommt es bald einmal zur ungeniertesten Vertraulichkeit gegenüber der Erscheinung. Mirjana, die gefragt wurde, ob sie den Moment der Erscheinung der Jungfrau voraussehen könne, antwortet mit der größten Selbstverständlichkeit der Welt, als handle es sich um das banalste Rendezvous: Wir machen es miteinander ab. (sic) Heute mache ich mit ihr ab, wann sie anderntags erscheinen könnte“ (L., Seite 65).

Man muß das famose „Tagebuch“ lesen, wo Ivan sozusagen von der Hand in den Mund seine Erscheinungen erzählt. Pater Ljubic zitiert lange Auszüge davon, wovon hingegen — einmal mehr — Laurentin nur einige sorgfältig ausgewählte Sätze präsentiert (L., Seite 130). Hier einige Muster davon, deren Banalität oder Wunderlichkeit von jedem Kommentar dispensiert: „28. Aug. 81. Sie ist nur kurze Zeit geblieben. Sie hat mir nur gesagt, daß ich sehr müde sei und daß ich mich ausruhen müsse, um in Form zu kommen. ‚Gehe im Frieden Gottes, Adieu!‘ “ An diesem Tag trat Ivan ins kleine Seminar ein und die Reise hatte ihn sehr ermüdet, erklärt Pater Ljubic (Seite 57). „31. Aug. 81. Ich fragte sie, ob die Leute in unserem Dorf fromm seien. Sie hat geantwortet: „Euer Dorf ist jetzt das eifrigste von ganz Herzegowina, und in eurer Ortschaft zeichnen sich eine große Anzahl von Personen durch ihre Frömmigkeit und durch ihren Glauben aus.“ (Lj., Seite 58)

Nach der entwaffnenden Plattheit noch einige ungewöhnliche Details, die gegen den elementarsten theologischen Anstand gehen: „1. Sept. Ich habe mit ihr geredet, damit mir Jesus in meiner Berufung helfe. Dann haben wir den Rosenkranz gebetet (den ganzen Rosenkranz, die Paternoster und die Ave inbegriffen?!), um das Studium gut zu beginnen, um gute Gesundheit und um im Leben gut voranzukommen.“ Am 3. Sept. 81 fand der Kuss 4) des Papstbildes (Joh.-Paul II.) statt. In den folgenden Erscheinungen ruft die Jungfrau selbst aus: „Gelobt sei Jesus und Maria!“ Diese Formel, die der Bevölkerung Kroatiens vertraut ist, ist dennoch einigermaßen überraschend aus dem Mund der Heiligen Jungfrau … Aber in Medjugorje muß man sich auf alles gefaßt machen. „13. Sept. Sie kam nahe zu dem Bild Jesu und hat gesagt:
‚Dies hier ist euer Vater, mein Engel‘ (sic)“ (Lj., Seite 57-62).

Ein sympathischer Handschlag

In dieser Zeit liefen die Erscheinungen der anderen Seher in der gleichen ungenierten Vertraulichkeit ab: „Am Tage vor Mariae Geburt (8. Sept. 81) erschien die Jungfra Vicka und Jakov im Haus des Letzteren. Jakov reichte der Jungfrau die Hand und sagte: ‚Liebe Heilige Jungfrau, ich wünsche dir einen glücklichen Geburtstag!‘ Auf diese Weise hatte der junge Knabe die Chance, die Muttergottes zu sehen, wie sie ihm die Hand drückt“ (Lj., Seite 42). Hat sich Pater Vlasic an der vulgären Geste gestoßen? Er machte aus ihr eine Umarmung: „Eine außerordentliche Geste der Heiligen Jungfrau … sie haben sich umarmt“ (Téqui, Seite 12). Es war nicht das einzigemal: „Vicka berichtet, daß am 20. Sept. 1981, während der Erscheinung gegen Mitternacht, die Jungfrau sie beide umarmt hätte, sie und Jakov (Lj., Seite 40).

Neujahrswünsche

„Am Abend des Sylvesters (1982) war Ivanka mit mehreren anderen Dorfbewohnern zusammen, um das Neue Jahr zu erwarten. Genau um Mitternacht erschien ihm die Jungfrau unerwarteterweise und sagte: ‚Ihr müßt im Gebet und im Fasten ausharren‘, und sie wünschte allen ein gutes Neues Jahr“ (Lj., Seite 120).

Laurentin, der es unterläßt, solche Ungehörigkeiten zu zitieren, bestätigt seinen Lesern, daß in den Erscheinungen und in den Botschaften von Medjugorje „alles die Würdigkeit, die Ernsthaftigkeit, die Weisheit und die übernatürliche Besonderheit atme. Dies alles übersteigt natürlich die intellektuelle Kapazitäten der Seher, die Kinder oder gewöhnliche junge Leut sind“ (L., Seite 46). Hat unser charismatischer Experte den Verstand verloren? Hat er den kritischen Geist, das rechte Urteil des gesunden Verstandes, sowie jenen übernatürlichen Geist, jenen „sensus fidei“ verloren, der normalerweise dem Katholiken — dem die Hl. Schrift und das Leben der Heiligen vertraut sind — erlaubt zu unterscheiden, was Gottes und der Jungfrau Maria würdig ist und was von den Gesten und Worten ihnen nicht ohne Blasphemie zugeschoben werden kann. Der Ausdruck war nicht zu stark, auch nicht für die folgenden beiden Berichte.

Liebkosungen

Eine Ordensfrau war Zeugin bei einer Erscheinung der „Jungfrau“ bei Jakov. „Marija fragte mich, erzählte sie, ob ich die Jungfrau berühren wolle. Ich sagte sofort ja. Dann nahm sie meine rechte Hand und führte sie bis zur Schulter der Jungfrau, führte sie anschließend hinunter und sagte mir fortlaufend, was ich berühre. Ich selbst sah und fühlte nichts. So habe ich sie bis zu den Füßen liebkost“ (Lj., Seite 52). Schon wieder ein Text, der für sich genommen allein ausreichen würde, um zu zeigen, daß die Ereignisse von Medjugorje nicht von Gott stammen können.

Noch ein anderer, fast ebenso abwegiger Text: „Einmal, erzählte Marinko, luden mich Jakov und Vicka ein. Sie nahmen an, im Hause Vickas, in ihrem Zimmer, eine Erscheinung zu erhalten … Plötzlich ruft mir Jakov zu: ‚Marinko, die Jungfrau ist hier. Ich rannte die Treppe hinauf und kniete mich bei der Tür nieder und rückte nicht weiter vor (…). Jakov und Vicka drehten sich mir zu und sagten: ‚Sie ist da, sie umarmt dich mit ihren Armen, sie segnet dich‘. Sie sagten diese Worte, aber ich fühlte nichts. Doch ich spürte, daß mein Herz fast zersprang und aus mir hinaus wollte. Es war ein sehr starkes Gefühl! Kinder beim Haus gegenüber waren dabei, religiöse Lieder zu singen. Jakov und Vicka fuhren fort zu reden: ‚Die Jungfrau verlangt, daß man alle Kinder hierherführe, damit sie sie segnen könne.‘ Die Kinder kamen, wie auch meine Mutter, meine Schwägerin; alle kamen bis zur Tür. Jakov und Vicka drehten sich wieder um und sagten: „Die Jungfrau ist über euch, sie segnet euch alle!“ (S.K., Seite 115)

Laurentin, der den Lesern all diese Ungereimtheiten verbirgt, verteidigt sie trotz allem in kategorischer Weise: „Ich war mit pflichtgemäßem Mißtrauen beladen.“ „Indessen, fuhr er fort, fand mein kritischer Geist da keine Nahrung, keine beunruhigenden Symptome“ (La France catholique – Ecclesia, 17. Febr. 1984).

Mystische Warenhandlung

Medjugorje übertrifft um vieles alle früheren Erscheinungen. Nicht nur wegen der Häufigkeit der übernatürlichen Manifestationen, sondern auch wegen ihrer überquellenden Reichhaltigkeit. Alle Visionen oder Offenbarungen, womit die großen Mystiker der Kirchengeschichte bedacht worden sind, haben die sechs Seher von Medjugorje auch gehabt. So haben sie gesehen: den Himmel, die Hölle, das Fegefeuer, die Engel, den Papst, die Jungfrau mit Kind und auch am Fuße des Kreuzes, Christus in seiner Passion, das Leben der Jungfrau von ihr selbst erzählt und in Bildern, einfach alles. Sie haben sogar eine seltsame Reise gemacht.

Eine mysteriöse Himmelfahrt

„Eines Tages im Herbst 1981 erschien die Jungfrau Vicka und Jakov, die sich allein in einem Zimmer des Hauses befanden, wo der Letztere wohnt. Die Mutter Jakovs wußte, daß die beiden in diesem Zimmer waren. Aber sie fand sie nicht mehr darin vor, als sie später dort hineinschaute. Sie suchte sie bei den Nachbarn, fand sie aber nirgends. Sie kehrte daher wieder nach Hause zurück und fand die Kinder wieder im Zimmer: Sie erzählten ihr, was sie gerade erlebt hatten: die Jungfrau habe sie einfach bei der Hand genommen, um sie ins Paradies zu führen. So waren die Kinder während ungefähr 20 Minuten aus dem Zimmer verschwunden„(Lj., Seite 41; R.F., Seite 57).

Durch diesen eigenartigen Bericht geniert, begnügt sich Laurentin, ihn in fragender Weise zu erwähnen: „Sind einige Seher (Vicka und Jakov, im Verlauf des Herbstes 1981) tatsächlich unter den Augen von Zeugen verschwunden, als ihnen die Jungfrau den Himmel oder die Hölle zeigte und sind sie von einem anderen Ort her wieder erschienen? Um solch außerordentliche Begebenheiten anzunehmen, müßte man eine Dokumentation und Analysen haben, von denen wir noch keine Grundlagen besitzen“ (L., Seite 124). Indem er sie hier anführt, um dann das Problem in der Luft hängen zu lassen, erzählt er uns nichts Neues. Es ist nur eine Ausrede; denn wichtig ist, daß die Seher kategorisch bestätigen, daß „die Jungfrau sie ganz einfach bei der Hand genommen habe, um sie ins Paradies zu führen“ (R.F., Seite 57; S.K., Seite 56). Wenn man die Echtheit von Medjugorje aufrechterhalten will, muß man ihnen aufs Wort glauben, wie es Pater Kraljevic oder Pater Faricy tun.

Die Position von Laurentin ist unzusammenhängend. Anderseits fürchtete er, falsch verstanden zu werden, denn unser Experte fügt bei: „Sagen wir einfach, daß diese scheinbare Zunahme (von außerordentlichen Vorkommnissen) in die Anfangsperiode gehört. Sie ist heute überholt und ist nur noch von sekundärem Interesse. Lassen wir das Dossier offen, ohne voreilige Schlußfolgerungen zu treffen“(L., Seite 124). Damit hätten wirs, und unser Verteidiger ist aus der Sackgasse raus … Aber zum Preis einer dreifachen Unwahrheit: 1) Diese Zunahme des Außergewöhnlichen ist nicht nur scheinbar, sondern sie sticht geradezu in die Augen. 2) Weil sie in die Anfangsperiode falle, „sei sie nur von spekulativem Interesse“, heißt soviel wie zweitrangig und ohne jede Bedeutung. Wieso? Es handelt sich doch darum, ob diese Vorkommnisse auf Wahrheit oder auf Lüge beruhen, göttlichen oder diabolischen Ursprungs sind. Die Echtheit der Erscheinung hängt von der Antwort ab. 3) Dieses wunderbare „in die Anfangsperiode fallen“ und „es ist heute überholt“ ist die dritte Unwahrheit; denn man liest, immer im gleichen Werk von Pater Ljubic (das eine der Quellen Laurentins ist): „Während der Fastenzeit 1983 wurde Ivan ins Paradies entführt, wie Vicka und Jakov im Herbst 1981. Seine Vision dauerte gegen 10 Minuten.

Was uns betrifft, so können wir verschiedene glaubwürdige Hypothesen anführen: Auf Lüge oder Einbildung beruhende Abwesenheit. Es ist möglich und sogar am wahrscheinlichsten. Wirkliche Abwesenheit? A priori ist sie nicht absolut unmöglich. In diesem Fall muß eine übernatürliche Kraft eingewirkt haben, die aber ebensogut diabolischen wie göttlichen Ursprungs sein könnte. Es ist dies die Gelegenheit, an den instruktiven Fall der famosen Nicole Tavernier zu erinnern, den wir schon im vorhergehenden Exposé (Mainummer 1984 CRC, Seite 6) erwähnt haben. Eines Tages „war sie an der Seite von Madame Acarie in der Kapuzinerkirche von Meudon, als sie für mehr als eine Stunde verschwand. Als sie zurückkommt, fragte sie unsere Selige, wo sie gewesen sei. Sie antwortete, daß sie nach Tours gegangen sei, um einige Herren von einem für die Religion schädlichen Projekt abzubringen, obwohl es sonst einen nützlichen Anschein hätte.“ Die selige Acarie, die sie als vom „Geist Gottes verlassen“ einschätzte, ließ sich nicht beeindrucken und meinte, „daß die behauptete Reise nach Tours einerseits nicht bewiesen sei und daß sie anderseits die Macht der bösen Geister nicht übersteige“ (J.-B. Boucher, „Madame Acarie“, Seite 136/137). Daß der Teufel jemand von Meudon nach Tours transportiert hätte, kann man noch hinnehmen! Aber, daß er unsere zwei Seher ins Paradies geführt hätte? Blödsinn! Wenn der Böse sich schon einer Sache annimmt, hätte er sich mit einer weniger aufwendigen List begnügen — und die Illusion einer wirklichen Abwesenheit geben können. Auf jeden Fall überlassen wir den apologetischen Theologen von Medjugorje die undankbare Aufgabe, uns zu erklären, wie die Jungfrau die zwei Seher „ins Paradies hätte führen können, indem sie sie ganz einfach bei der Hand nahm“. Wir lassen ihnen auch die Freiheit, daran zu glauben.

Weit wichtiger als diese mysteriöse Abwesenheit ist das, was die Seher behaupten gesehen zu haben. Hören wir zu: „Wir haben das Paradies gesehen, die Hölle und das Fegefeuer, bestätigt Marija. Einmal bei Vicka, einmal bei mir und einmal, ich weiß nicht mehr wo“ (L., Seite 66). Das ist aber vielversprechend. Diese Ausgiebigkeit übersteigt die Erscheinungen von Fatima um über hundert Armlängen, wo am 13. Juli 1917 die Jungfrau Maria den drei Hirtenkindern von Aljustrel die Hölle zeigte. Zeit ihres Lebens waren die Kinder von dieser schrecklichen Vision gezeichnet.

Das Paradies nach Medjugorje

Der Himmel, oh! das ist sehr einfach, das ist keine große Sache. Marija „die reifere unter den Sehern“ (L., Seite 56) berichtet: „Ich habe das Paradies gesehen, wie die Personen dort so fröhlich sind; nein, ich kann diese Schönheit nicht beschreiben. Tatsächlich sieht man, daß die Liebe Gottes dort gegenwärtig ist“ (L., Seite 66). „Ivanka erkannte ihre Mutter, sowie eine andere verstorbene Person“ (Lj., Seite 41)

Hier das Zeugnis Vickas (17 Jahre), die — vergessen wir es nicht— leiblicherweise dort gewesen ist: „Wir haben das Paradies und die Hölle gesehen. Es ist ein großer Raum. Im Pardies hat es viele Leute, und wenn man dort eintritt, hat es links einen Mann. Ich habe nichts gefragt. Weder wer er ist, noch was er tut. Er öffnet die Tür: Man lacht, man betet. Darüber schweben die Engel“. Endlich Mirjana: „Unsere liebe Frau hat mir das Paradies gezeigt. Es ist prächtig da, und alle sind glücklich und lustig. Auf den Gesichtern liest man, daß sie zufrieden sind … die Bäume, die Wiesen und der Himmel sind ganz anders als hier; auch die Sonne, sie ist glänzender. Was ich sah, hat mir Eindruck gemacht“ (L., Seite 66/67). Und Laurentin wagt es, solche Dummheiten zu zitieren! Er macht nicht den geringsten Kommentar, bringt keine Vorbehalte zu dieser lächerlichen Beschreibung an; einen Himmel, wo es Wiesen, Bäume und eine Sonne hat, wo aber Gott selbst, die Jungfrau Maria und die Heiligen abwesend sind, mit Ausnahme des heiligen Petrus, der bis zum Ende der Zeiten zum undankbaren Amt des Portiers verurteilt ist, — „er öffnet die Tür“ — und die Engel..: treiben in alle Ewigkeit Segelflugsport — „darüber schweben die Engel“!“ — Auf dieser Ebene grenzt die Dummheit an die Blasphemie, denn es handelt sich um heilige Sachen.

Was soll man dazu sagen? Der Geringste unter den Gläubigen, der nur mit dem Licht seines Katechismus durchs Leben geht, versteht im Glauben unendlich mehr von der Herrlichkeit des Himmels, als unsere sechs Visionäre mit ihren tausend Erscheinungen! Was haben sie denn gesehen? Überhaupt nichts. Falls sie dennoch etwas gesehen haben, so war es sicher nicht die Wohnung der Heiligsten Dreifaltigkeit, wo für ewige Zeiten Christus und seine unbefleckte Mutter in strahlendem Glanze regiert, in der seligen Umgebung von Myriaden von Engeln und Heiligen. Nein, das war allerhöchstens eine miserable Karikatur der Seher, die Frucht ihrer eigenen Einbildung oder der Vorgaukelungen des Bösen. Auf jeden Fall, die lächerliche Erfindung von Geistern, die offenbar jeder Kenntnis der göttlichen Mysterien entbehren.

Eine gemilderte Hölle, ein gestuftes Fegefeuer

Man müßte die Beschreibung der Hölle und des Fegefeuers in ihrem ganzen Umfang anführen, sie tönen ebenso falsch. Es sei darauf hingewiesen, daß die Verdammten der Hölle von Medjugorje, wie es scheint, die Qualen des Feuers nicht selbst erleiden müssen; die Flammen erreichen sie nicht; unsere Seher sahen sie nur vor einem großen Feuer „einer nach dem andern weinend vorbeigehen“ (L., Seite 66/67). Im Fegefeuer, einem dunklen Ort“ haben sie „bleiche Gesichter — gesehen. Hingegen ist es Mirjana, die an dieser Vision nicht teilhatte, die uns aber die unerwartetsten Informationen gibt: „Die Jungfrau sagte mir, daß es im Fegefeuer verschiedene Ebenen gäbe, wovon die tiefsten nahe bei der Hölle sind und die oberen sich in Stufen (wie in einem Amphitheater) der Pforte des Himmels nähern“ (Lj., Seite 113; R.F., Seite 64). Das ist eine sonderbare Präzisierung. Aber die folgende ist es noch weit mehr: „Entgegen der geläufigen Meinung, wonach am Allerseelentag die größte Anzahl der Seelen das Fegefeuer verlassen können, sagte die Heilige Jungfrau, das sei an Weihnachten der Fall!“ (Lj., Seite 113). Ist eine solche Frage nicht unbedeutend, nur der Neugierde dienend und ohne Nutzen für das Heil der Seelen? Die Abhandlungen über die mystische Theologie zitieren viele ähnliche Beispiele … im Kapitel über die falschen Offenbarungen.

Unterschiedliche Visionen

„Erscheinen euch auch andere Personen, als Unsere Frau? fragt Pater Rubcic die Seher. Jakov antwortet: „Ja, Jesus, im Haus von Ivanka. Er war blutbefleckt und trug die Dornenkrone.“ Vicka fügt hinzu: „Die Jungfrau zeigte ihn uns, und sie hat gesagt: ‚Damit ihr seht, daß mein Sohn in der ganzen Menschheit leidet!“ Schon wieder eine Aussage, deren Theologie sehr suspekt ist. Es ist wahr, daß Ivanka diesen fehlerhaften Ausdruck nicht wiederholt: „Unsere liebe Frau sagte: ‚Das ist mein Sohn, der für die Welt hingegeben wurde‘.“ Man müßte es wissen, denn es ist nicht das gleiche! Was Mirjana betrifft, so hat sie „hinter Unserer lieben Frau das Haupt Jesu gesehen. Es war während unserer Prüfung durch Dr. Dzuda in Mostar“. Ivanka berichtet noch: „Ich habe auch zwei Engel gesehen, meine Mutter, die Hölle und den Himmel“. Vicka fügt hinzu: „währenddem Jozo (der Pfarrer) im Gefängnis war, hat ihn uns Unsere Dame sehen lassen; das war wie in einem Film (sic)“ (L., Seite 64). Notieren wir ebenfalls, daß Ivanka bestätigt, von der Jungfrau auf wunderbare Weise geheilt worden zu sein (L., Seite 74). Wovon?

Das ist noch nicht alles. „Im Licht, das am Ende der Erscheinungen leuchtet, wenn die Jungfrau wieder geht, erscheint ein Kreuz, ein Herz oder eine Sonne“ (S.K., Seite 48/52). Zudem hat die Jungfrau angefangen, den Sehern ihr Leben zu erzählen „wie der Maria von Agreda, Katharina Emmerick und Maria Valtorta“, berichtet Laurentin (Seite 110). Aber nicht allen in der gleichen Version: „Jakov erhielt die komplette Erzählung des ganzen Lebens zwischen dem 14. Janunar und Ende April, währenddem die anderen mit einer viel längeren Version in Bildern bedacht wurden: „Die Jungfrau zeigte viele Dinge in Form von Bildern während sie erzählte.“ Während dieser Zeit „hörte Jakov andere Dinge“ (Lj., Seite 123/124). „Die Seher haben alles aufgeschrieben“, präzisiert Pater Vlasic (Téqui, Seite 19). Zur rechten Zeit. Ihre Berichte mögen veröffentlicht werden, ohne in extenso zu warten und ohne Retouchen noch Ergänzungen! Denn diese Dokumente, die die Begebenheiten genau durch die Seher selbst darstellen, sind natürlich von großem Interesse. Sie sind sehr zahlreich in Medjugorje: Aufzeichnungen der Befragungen seit Juni 1981 und Aufzeichnungen durch die Seher selbst. Leider scheint es, daß man sie nur mit großer Vorsicht dem Publikum näher bringen will. Ist es, weil es der Sache zu sehr schaden würde?

Auf jeden Fall hat Pater Faricy schon etwas Nützliches getan, indem er den Text eines Interviews mit Mirjana veröffentlichte, der von Pater Vlasic am 10. Jan. 1983 aufgenommen wurde. Die Erklärungen der Seherin, obwohl in Gegenwart eines Fragestellers gegeben — der seinerseits von Bewunderung zu überborden schien—sind weit davon entfernt, überzeugend zu sein. Diese fünfundzwanzig kleinen Seiten enthalten für den, der sich die Mühe nimmt, sie zu studieren, ein eindrückliches Dossier, das die Glaubwürdigkeit der Hauptseherin 6) von Medjugorje ruiniert.

Die große Frage des Heils

Auf die von Pater Tomislav gestellte Frage: „Kommen heutzutage viele Leute in die Hölle?“ hütet sich Mirjana sehr zu antworten wie die kleine Jacinta von Fatima: „Man muß viel beten, um die Seelen vor der Hölle zu bewahren! Es gehen so viele dorthin, so viele“. Oder wie Lucia kürzlich in einem Brief an einen Seminaristen schrieb: „Es ist eine Wahrheit, die in der heutigen Zeit viel in Erinnerung gerufen werden muß, daß die Seelen so zahlreich wie die Schneeflocken in die Hölle fallen.“ Nein, Mirjana überlegt die Frage und antwortet lediglich: „Ich habe kürzlich der Jungfrau die Frage gestellt, und sie hat mir gesagt, daß heutzutage die meisten Leute ins Fegfeuer kommen“(R.F., Seite 64). Das heißt soviel wie, nur wenige kommen in die Hölle. Da haben wir eine sonderbar beruhigende Antwort, die mit Kühnheit das undurchdringliche Geheimnis über die Zahl der Auserwählten aus der Welt schafft. Ein anderer Hinweis, der uns nahelegt, sich nicht groß darum zu kümmern: Auf die Frage, die der Erscheinung von Medjugorje über die oder jene verstorbene Person gestellt wird, antwortet sie in der vagen und zweideutigen Formel, die schwerlich in die Theologie über die letzten Dinge paßt: „Macht euch keine Sorgen um sie“ (S.K., Seite 23/26; Lj., S. 129).

Die Bedingungen, um in den Himmel zu kommen

„‚Hast du gefragt, welches die Bedingungen sind, um in den Himmel zu kommen?‘ ‚Nein, ich habe nicht nach den Bedingungen gefragt, aber man kann sie erraten. Gott sucht keine großen Glaubenden (sic), sondern nur Leute, die ihren Glauben respektieren (katholisch, orthodox, islamisch oder anderes wird Mirjana bald erklären) und die ihr Leben im Frieden leben, ohne Bosheit und Unehrlichkeit.‘ ‚Ist das die Art, wie du es verstehst?‘ ‚Ja, ich kann es sagen, nachdem ich mit ihr gesprochen habe‘. (Ungefähr 540 Erscheinungen der Jungfrau sind nicht nichts! Mirjana hat es seit den ersten Worten des Gesprächs betont: „Ich erfahre jetzt die allerseligste Jungfrau während 18 Monaten, und ich bin ihr sehr nahe gekommen. Ich fühle, daß sie mich mit ihrer ganzen mütterlichen Liebe liebt. Ich kann sie fragen, was ich will. Ich habe ihr Fragen über den Himmel, die Hölle und das Fegefeuer gestellt …“) ich bin zu folgendem Schluß gekommen; man hat nicht nötig, Wunder zu wirken oder große Bußwerke zu verrichten; es genügt, ein einfaches friedliches Leben zu führen.

Da haben wirs! Auf die einzig wichtige Frage, die einzig entscheidende — wie vermeidet man die Hölle, um in den Himmel zu kommen — gibt die Seherin eine skandalöse Antwort, die jeder Freigeist mit noch ein bißchen Innerlichkeit mit beiden Händen unterschreiben würde. Und sie gibt sie nicht ohne trügerische Hinterlist; denn wer hat je behauptet, daß man — um gerettet zu werden — „Wunder wirken und große Bußwerke“ verrichten müsse? Niemand. Aber diese Antwort erlaubt es, die wahre katholische Antwort zu vernachlässigen: Niemand kann gerettet werden, wenn er nicht durch die Taufe — sei es die Sakramental-, Blut-, oder Begierdetaufe — in die Kirche Christi aufgenommen worden ist und wenn er nicht im Stande der heiligmachenden Gnade gestorben ist. Nun, dies alles wird vom Tisch gewischt durch die nur humanitäre Religion: „Seinen Glauben respektieren und im Frieden leben, ohne Bosheit und Unehrlichkeit“. Jeder aufrichtige Mensch, Jude, Muselman oder Freimaurer, jeder seinem „Glauben“ treu ergebene Marxist, der für die „Politik des Friedens und der Gerechtigkeit“ gekämpft hat, kann auf beiden Ohren schlafen. Er hat schon das Gratisbillett für das Paradies Medjugorjes, wo Vicka, Jakov und Ivan schon als Vorläufer auf einem kurzen Ausflug waren.

Die mystischen Abenteuer von Mirjana

Ein anderer, vielleicht feinerer, aber nicht destoweniger sicherer Test sind die langen Abhandlungen von Mirjana betreffs ihrer letzten Erscheinung. Zuerst die Version von Laurentin: „Das Charisma des Sehens selbst wird als beendet erklärt. Dies gilt bereits für Mirjana Dragicevic. Sie habe auf die anderen Seher — betreffs Offenbarung der Geheimnisse — einen Vorsprung. Sie hat das letzte davon am 25. Dez. 1982 empfangen, dann haben die Erscheinungen für sie aufgehört: Die Jungfrau hat ihr empfohlen, zum reinen Glauben zurückzukehren. Sie fühlte sich im Innern leer und von Depressionen befallen, doch kämpfte sie tapfer. Sie betete innig, um Unsere liebe Frau wiederzusehen; war aber willens, dieses Verlangen, das ihr ganzes Wesen beherrschte, dem Willen der Jungfrau zu unterstellen. Nach zehn Tagen fing sie sich wieder auf und zwar auf dem steinigen Boden der Bauern, mit denen sie seit 18 Monaten betete. Mirjana zeigt also den anderen den Weg, wenn auch sie wieder in den normalen Zustand des blinden Glaubens zurückkehren“ (L., Seite 91). Wer würde sie nicht gerührt von Mitleid bewundern, als eine würdige Nacheiferin der großen Lehrer des blinden Glaubens, der hl. Theresia von Avila und des hl. Johannes vom Kreuz? — Nachstehend die Texte, in denen wir unnötige Wiederholungen gestrichen haben (R.F., Seite 80-86; Lj., Seite 111/112).

Die drei Gründe des Abbruchs

„Ich habe die Jungfrau gefragt, warum sie aufhören will, mir zu erscheinen. Sie erklärte mir, sie sei lange geblieben und ich hätte mich ja entschlossen, meine Studien fortzusetzen (…).“ Pater Tomislav fragt weiter: „Wenn du dich entschlossen hättest, ins Kloster zurückzukehren, glaubst du, daß sie dir wieder erschienen wäre?“ Mirjana zögert, gerät in Verwirrung und unterschiebt der Jungfrau eine unwahrscheinliche Aussage: „Ich denke ja.—Nein, ich bin nicht sicher. Nein, vielleicht nicht! Sie hat gesagt, sie sei schon zu lange geblieben. Das kann also heißen, daß sie nicht weiter geblieben wäre. Sie hatte nicht die Absicht, so lange zu bleiben. Nein, ich glaube sie hätte aufgehört, es kommt ja auf dasselbe heraus.“ (Arme „Heilige Jungfrau“ von Medjugorje, sie tut nicht alles so wie sie will, und sie will nicht alles, so wie sie tut!)

Trotzdem haben die Erscheinungen fortgedauert … für die anderen Seher. Die Frage bleibt also bestehen. Warum sieht sie Mirjana allein nicht mehr? Hier die Antwort: „Die Jungfrau hat mir gesagt; da ich — wie soll ich sagen — reifer bin als die anderen, ich ihnen viel helfen müsse: Ich müsse bei ihnen sein und mit ihnen reden. Für mich sei das leichter als für die anderen. Man müsse miteinander auskommen, zusammenbleiben“ (R.F., Seite 81/83).

Mirjana ist also so reif, daß sie von nun an das Leben alleine meistern kann: „Die Jungfrau erklärte mir, daß ich mit dem Leben ohne ihren Rat und ohne ihre Hilfe auskommen und verstehen müsse, daß ich wie die anderen Mädchen sei und ohne sie das Leben meistern müsse (sic) und daß sie bei jedem meiner Geburtstage wiederkommen werde. So könne ich an die Fragen denken, die ich ihr gerne stellen wolle und an das, was ich von ihr wünsche“ (Seite 82). So ein Text ist im höchsten Maße aussagekräftig. So viele Ideen, so viele Verirrungen, die durch ihren vollständigen Mangel an gesundem Menschenverstand schockieren. Zuallererst ist die Jungfrau nicht jene, der man Fragen stellt, dazu noch überflüssige. Das Versprechen einer Erscheinung — bei jedem Geburtstag usque ad mortem wiederzukommen, ohne jede Bedingung und auch noch urbi et orbi publiziert — ist eine Idee, die eher der egozentrischen Psyche einer Erleuchteten entspringt, als der weisen Absicht der Königin des Himmels.

Was die folgenden Aussagen betrifft: „Sie erklärte mir, daß ich das Leben ohne ihre Hilfe und ohne ihren Rat meistern müssen … daß ich mit dem Leben ohne sie fertig werden müsse“ (Seite 82/75), zeigen sie zur Genüge, daß das arme Kind die Jungfrau nicht nur nicht gesehen hat, sondern, daß sie sie auch schlecht kennt, ja weniger kennt, als die demütigen Christen
— ohne jede Visionen und Offenbarungen —, die aber im unerschütterlichen Licht des Glaubens wissen, daß die unbefleckte Muttergottes auch ihre Mutter aller Gnaden, ihre Trösterin und immerwährende Beschützerin ist; sowie die Mutter des guten Rates, wie der immerwährenden Hilfe jetzt und bis zur Stunde ihres Todes. „Das Leben ohne sie meistern?“ Welch dumme Anmaßung! Ist das nicht widerwärtig, und hat Maria nicht schon ganz andere Worte gesagt?: „Werde ich hier ganz allein bleiben?“ fragte Lucia von Fatima am 13. Juni 1917! „Nein, meine Tochter, sei nicht mutlos, ich werde dich nie verlassen! Mein unbeflecktes Herz sei deine Zuflucht und der Weg, der dich zu Gott führt!“

Oh, das war schrecklich

„Mirjana, sage mir, was du gefühlt hast, nach deiner letzten Begegnung mit der Jungfrau?“ fragte sie Pater Vlasic. „War es schwer, sich zu trennen, was fühltest du in deiner Seele?“ Zu solch einer Frage wäre es einfach, die Antwort zu erraten, die die Bernadette von Lourdes gegeben hätte. Hingegen sagte Marie Courrech (seinerzeit die berühmteste der falschen Seherinnen von Lourdes), als sie erfuhr, daß sie die Jungfrau in dieser Welt nicht mehr sehen werde: „Danach … weinte ich nur noch.“ „Und du, bist du nicht traurig“, fragte man Bernadette: „Mir hat sie nicht gesagt, daß ich sie nicht wieder sehen werde“, hat sie geantwortet (R. Laurentin, „Bernadette vous parle“, Seite 186).

Mirjana hingegen läßt uns wissen, daß sie eine schreckliche Angst verspürt hätte: „Als die Jungfrau ging, war ich dermaßen am Boden. Ich weiß nicht … ich fühlte mich ganz sonderbar. Ich dachte: Es ist nicht wahr, sie wird wiederkommen. Ich werde noch einmal beten, dann wird sie wiederkommen. Ich war sehr aufgeregt. Zum Beispiel wollte ich allein sein, man soll mich in Ruhe lassen. Ich sperrte mich in meinem Zimmer ein, und alle möglichen Gedanken überfielen mich: Sie wird wiederkommen, sie wird nicht wiederkommen, ich war ganz verwirrt. Was soll ich tun? Wie werde ich ohne sie zurechtkommen? Dann habe ich lange gebetet; es war, wie wenn ich in einem anderen Zustand wäre (sic). Und als ich wieder zu mir kam, fragte ich mich nach dem Grund für das alles: Sie war nicht mehr da und wird nicht wiederkommen; es war schrecklich, schrecklich (…). Oh, war das schrecklich. In der Schule sagten alle, ich sei verrückt geworden, und sie spotteten über mich. Ich wollte mit niemandem sprechen das hat beinahe 14 Tage gedauert. Ich wußte nicht, was in der Klasse geschah. Wenn mich der Lehrer aufrief, wußte ich nicht, wovon die Rede war. Wenn er mich fragte, warum ich nicht zuhöre, warum ich nichts tat, fing ich an zu weinen ohne zu wissen warum. Ich war überaus empfindlich; es war wirklich schrecklich. Jetzt geht es nach und nach besser, aber es ist immer noch schwer (…). Ich falle immer in eine Art Traurigkeit. Es gibt etwas, was mir in der Seele wehtut“ (R.F., Seite 83).

Erscheinungen … charismatischer Gattung

Nachdem für sie die Erscheinungen aufhörten, „zeigt Mirjana den anderen den Weg in den Normalzustand des blinden Glaubens“ (L., Seite 91). Die Formel ist elegant, aber trügerisch. In Medjugorje werden die gemütsvollen und außergewöhlichen Erscheinungen aufhören, aber nicht, um ins allgemeine traditionelle, gutkatholische christliche Leben überzugehen, sondern in die gewöhnliche Erfahrung … der Charismatiker! „Die Erscheinungen“, rechnet Laurentin, „werden bald aufhören. Und das Problem wird die Rückkehr ins nüchterne Normalleben des Glaubens sein. Die Erfahrung der Erneuerungsbewegung kann dazu beitragen, den Übergang von den außergewöhnlichen zu den gewöhnlichen Charismen des Alltags zu vollziehen“ (L., Seite 114). In diesem Sinne ist der Fall von Mirjana exemplarisch.

Seit dem 25. Dez. 82 ohne Erscheinungen, kann sie 14 Tage später dem Pater schon von ihren charismatischen Erfahrungen mit der Jungfrau Maria berichten: „Wenn du betest, fragt er, kannst du dann die Sensation (sic) ihrer Präsenz in deinem Inneren erfahren?“ Antwort Mirjanas, wovon jedes Wort auf die Waage zu legen ist: „Oh ja, ich habe das gestern abend erlebt, als ich die sieben Vaterunser betete. Ich spürte es in einer wunderbaren Art, wie wenn ich mit ihr beten würde. Es war, wie wenn ich ihre Stimme in meinem Herzen hören würde. Es war wie ein Echo in mir, das mit mir betete. Ich nahm nichts wahr um mich herum. Ich tauchte einfach im Gebet unter, genau wie sie es tut. Ich hörte meine Stimme und das Echo ihrer Stimme … Im Gebet hörte ich sie so, vollständig eingetaucht. Es war, wie wenn sie wunderbarerweise mitbeten würde. Ich betete das Vaterunser von Anfang an, nicht nur den zweiten Teil. Ich habe alles gesagt; es war, wie wenn sie mit mir gewesen wäre“ (R.F., Seite 85).

In Medjugorje betet man nicht mehr zur Muttergottes als die Gnadenvermittlerin; nein, man betet mit ihr; dann als Nuance, betet sie mit uns, sogar das ganze Paternoster mit den letzten Bitten, durch die sie beleidigenderweise unter die Sünder eingereiht wird. Bald einmal scheint ihr Gebet nur noch das Echo unseres Gebetes zu sein. Somit ist die Umkehrung vollzogen; denn wenn eine Mutter ihr Kind beten lehrt, ist es das Kind, das im Echo die Stimme seiner Mutter wiederholt und nicht umgekehrt. Tatsächlich ist das katholische Gebet, das in seiner Inspiration und in seinem Gegenstand ganz göttlich, aber jenseits von „Sensationen“ und Gefühlen ist, meilenweit vom Gebet Mirjanas entfernt, welches sich in voller charismatischer Illusion, ganz menschlich und ichbezogen vollzieht, und in welchem die Sensation und die mystische Erfahrung die Hauptsache ist. Narzisse betrachtet sich, hört sich, berauscht sich an der Freude, sich beten zu hören. Beten? Nein, genauer „sich darstellen“.

„Wenn ich bete … dann stelle ich mich dar“

„Mirjana hat uns diskreterweise im Verlauf der Unterhaltung wissen lassen, daß sie, seit sie keine Erscheinungen mehr hat, nicht etwa weniger bete, sondern oft sehr lange: ‚Im Moment, wo die Jungfrau die Gewohnheit hatte, mir zu erscheinen, gehe ich in mein Zimmer, nehme einen Rosenkranz und bete, eine Stunde, zwei Stunden … je nachdem ich Zeit habe; selten ist es unter einer Stunde“‚ (S.F., Seite 85). Was macht sie außer dem Rosenkranz in dieser langen Zeit des Gebets? „Liebst du es, die Hl. Schrift zu lesen?“ fragt sie Pater Vlasic. „Ich habe die Bibel, aber die Hl. Schrift habe ich nicht.“ „Das ist das gleiche.“ „Oh, das gleiche?“ „Ich wollte sagen das Evangelium, ich wollte dich fragen, ob du das Evangelium liest?“ „Oh, es gibt schöne Sachen, die aus dem Leben stammen … die Bibel (sic).“ „Liest du das Evangelium regelmäßig? Hast du eine Ausbildung erhalten, um es zu lesen, oder liest du es ganz alleine?“ „Nein“. (wörtlich)

Was hier wichtig ist: Unsere Seherin sie ist bald 18 Jahre alt und hat alle Mittel, sich zu unterrichten — kann ganz gut auf das Evangelium, den Katechismus und die Schriften der Heiligen verzichten. Sie hat viel Besseres als das in ihr selbst drin: „Wenn ich bete, kommt etwas aus dem Gebet hervor; ich tauche wahrhaft in das Gebet ein, und es ist, wie wenn ich mit jemandem spräche. (Das „wie wenn“ ist überflüssig. Beten heißt immer sich in der Gegenwart eines anderen befinden. Je besser das Gebet, umsomehr vergißt sich der Beter selbst. Aber man kann mit sich selber sprechen „wie wenn man mit jemand anderem spräche“). „Dann stelle ich mich dar“. (Nein, ich bete an, ich betrachte oder liebe die Stille. Oder ich spreche Lobsprüche oder Bitten aus. Ich stelle mich nicht dar; denn ich weiß, daß Jesus, zu dem ich spreche, mich unendlich besser kennt, als ich mich selbst kenne.) All das geht in mir vor, indem ich mit Gott spreche. (Nein, es ist nochmals umgekehrt!) Ich fahre dann fort zu beten und ich sage das alles mit lauter Stimme.“ (R.F., Seite 86) Was ist „das alles“ was „mein Gebet“ ausmachen soll? Es ist das Ich; ich, ich und nichts als ich, „die ich mich darstelle“. Und die Geheimnisse Gottes? Die HI. Dreifaltigkeit, die Menschwerdung, die Eucharistie, die Jungfrau Maria und die Heiligen …? Sie scheinen im mystischen Leben Mirjanas abwesend zu sein. Das Gebet, von dem da die Rede ist, ist eine Fontäne oder ist Narzißmus; stundenlang liebende Betrachtung seines eigenen Bildes.

Jenseits der Pfingstler und der Quietisten 7), denen sie so nahe sind, jenseits von Savonarola und der Montanisten 6), die Laurentin mit Sympathie erwähnt (L., Seite 13/ 14/132), könnte Narziß 9) sehr wohl der authentische mythologische Ahne unserer modernen Charismatiker sein. Eines ist sicher. Sobald man die katholischen Dogmen auf die Seite stellt, wird die Gottesliebe schnell zu einer häßlichen, mehr oder weniger verborgenen Ichsucht. Es ist das unvermeidliche Schicksal aller falschen Mystiker. Auch die Hoffnung ist betroffen und von ihrer übernatürlichen Kraft und ihrem Gehalt entleert. Wir werden es sehen, wenn wir die prophetische Botschaft von Medjugorje mit jener von Fatima vergleichen.

(Fortsetzung folgt)

FUSSNOTEN:

1) Die Entwicklung seit 1981 hat gezeigt, daß es in Medjugorje um mehr geht als um Fatima.

2) Hier ist das wirkliche Ziel der jugoslawischen Erscheinungen schon besser angedeutet als bei 1)

3) Derwische = islamitische Bettelmönche; gebrauchen hypnotische Mittel, um besondere Zustände (Ekstase, körperliche Unempfindlichkeit, Hellsehen u.a. zu bewirken.

4) Das ist die Version der französischen Ausgabe von der Schrift Pater Ljubics, die eine Übersetzung der deutschen Ausgabe ist. In der Letzteren ist nicht von einem „Kuß“, sondern von einer „Umarmung“ die Rede (Lj., Seite 65). Wahrscheinlich hatte der französische Übersetzer einige Mühe sich vorzustellen, wie man eine auf einem Bild dargestellte Person umarmt und hat sich aus der Affäre gezogen, indem er „Umarmung“ mit „Kuß“ übersetzte. Ob Kuß oder Umarmung, eines ist sicher, wenn eine falsche Erscheinung den gegenwärtigen Papst mit einer derartigen Geste beehrte, muß es einen bestimmten Grund dafür geben.

5) Sufismus = aszetisch islamische Mystik.

6) Man beachte die Fotos der Seherin in der deutschen Ausgabe Pater Ljubics (Seite 96/ 129), dann begreift man einiges. Jedenfalls scheint man im Himmel à la Medjugorje sehr viel Verständnis für die Damenkleider-Mode des ausgehenden 20. Jahrhunderts zu haben. Die Traditionalisten scheinen da etwas zurückgeblieben zu sein.

7) Quietismus = geistige Strömung nam. des 17. Jahrhunderts, welche dahin tendiert, das aktive, aszetisch-moralische Streben des Menschen aufzuheben zugunsten einer passiven Hingabe an Gott.

8) Montanismus = enthusiast. asketisch christl. Sondergruppe des 2. Jh., genannt nach ihrem Führer Montanus. Verkündete eine baldige Wiederkunft Christi.

9) Narziss = (griech. Narkissos) sagenhafter Sohne des Flußgottes Kephissos, verschmähte die Liebe der Nymphe Echo und wurde von der Liebesgöttin mit einer unstillbaren Selbstliebe bestraft.

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Aus dem Französischen übersetzt von Albert Frey

Erscheinungen in Medjugorje? (Erster Teil)

Vorbemerkung der Redaktion: Es sei gleich am Anfang auf eine Eigenheit des Autors hingewiesen: An vielen Stellen schreibt er „unser Experte“ oder „unser Konzilsexperte“, „unsere Besucher“ oder „unser…“ Dieses „unser“ ist ein besonders in Frankreich übliches Stil-Element, um behandelte Personen und Gegenstände etwas ironischer zu bezeichnen, wobei dies dann eben nicht bedeutet, daß diese Personen zu dem vom Autor aus gesehenen eigenen „Kreis“ gehören!

EINIGE VERGESSENE PRINZIPIEN

Halten wir uns vor Augen: Wenn eine Erscheinung in allem wahr, gut und Gottes würdig sein muß, um echt zu sein, so ist hingegen eine eingebildete oder teuflische Erscheinung niemals vollständig schlecht. Die Täuschung geht bisweilen sehr weit, und die Fälschung kann erstaunliche Ähnlichkeiten mit echten oder göttlichen Offenbarungen aufweisen. Die Kirchengeschichte liefert uns dazu berühmte Beispiele:
So im 16. Jh., das der Madeleine de la Croix, Franziskanerin von Cordue, die seit ihrer Kindheit dem Dämon geweiht war und die während 38 Jahren die größten Theologen, Bischöfe und die Kardinäle täuschte, indem sie alle Kennzeichen einer mit außerordentlichen Gaben begnadeten Seele an den Tag legte.
Dies zeigt, daß die Macht des Dämons im Bereich der außerordentlichen übernatürlichen Erscheinungen ungeheur groß ist. Mit der Zulassung Gottes hat er die Macht, sich in einen „Engel des Lichtes“ zu verkleiden und er kann selbst die äußere Erscheinungsweise unseres Heilandes oder der Jungfrau Maria annehmen, wie er es in Lourdes bei etwa 15 Sehern tat, nach den Visionen von Bernadette. Er kann ebenso auch verschiedene Wunderzeichen und Täuschungen bewerkstelligen: Ekstasen, Erhebungen (Levitationen), leuchtende Phänomene, ungewöhnlichen Lärm, Voraussagungen, in Sprachen reden, fromme Reden halten, zu einer strengeren Aszese auffordern. Die Zugeständnisse an die Wahrheit und an das Gute kostet ihn nichts, sofern er auf lange Sicht einige schädliche und gefährliche Irrtümer für die Seelen und für die Kirche verbreiten kann.
Gleichwohl lehrt uns die Theologie, daß Gott dem Bösen niemals erlaubt, alle Kennzeichen des Guten anzunehmen. Während die göttliche Erscheinung — so bemerkt Mgr. Farges — immer der Würde und der Hoheit der himmlischen Dinge entspricht, so haben die teuflischen Erscheinungen mit Sicherheit etwas Gottes Unwürdiges, Lächerliches, Extravagantes, Ungeordnetes und Unvernünftiges an sich. („Die mystischen Phämonene im Gegensatz zu ihren menschlichen und teuflischen Nachahmungen“ in „Abhandlung über die mystische Theologie“, Lethielleux 1923)
Eingedenk dieser Ermahnung wenden wir uns nun den Ereignissen von Medjugorje zu.

Ein neues Lourdes, ein neues Fatima?

„Dieses Buch widme ich der hl. Bernadette von Lourdes, damit sie – in der Gemeinschaft der Heiligen – ihren kroatischen Brüdern und Schwestern geschwisterlich helfe, die wie sie keine andere Bestimmung haben, als vollumfänglich der Liebe zu entsprechen. Trotz dem Unterschied der Zeit, des Ortes, des Volkes, der Sprache, der Kultur, der Gesundheit, erinnern sie an Bernadette… Wie sie erhalten sie eine Botschaft des Gebetes und der Bekehrung an die Adresse einer sündigen Welt, die der Botschaft des Evangeliums gegenüber taub geworden ist.“

Diese Widmung des Werkes von Abbé Laurentin, „La Vierge apparaît-elle à Medjugorje?“ (Erscheint die Jungfrau in M.?) unterstreicht den auf den ersten Blick anziehendsten Aspekt der Ereignisse von Medjugorje. Zudem multipliziert der Historiker der Erscheinungen von Lourdes, Pontmain und der Rue du Bac die Parallelen zwischen diesen Erscheinungen von gestern und jenen von heute in Jugoslawien, die er seinen Lesern präsentiert, indem er ohne Hemmungen sein „überaus positives Urteil“ ausdrückt.

Dr. Philipp Madre seinerseits schreibt in seinem Vorwort zum Text von P. Svetozar Kraljevic, „Les apparitions à Medjugorje, récit, témoignages“ (Die Erscheinungen in Medjugorje, Bericht, Zeugnisse): „Wir erleben ein neues Fatima, das mit Nachdruck die Menschheit zu Gott führen will.“ Und „La Croix“ vom 25./26. März 85 überschreibt seinen Artikel: „Ein neues Fatima in Jugoslawien?“ Tatsächlich, mehr noch als Lourdes oder Rue du Bac, ist es Fatima, mit dem man Medjugorje auf den ersten Blick am ehesten vergleichen könnte.

Wie in Fatima ruft die Jungfrau — die seit dem 24. Juni 1981 in diesem kleinen Dorf der Herzegowina erscheint — die Menschheit zu Gebet und Buße auf. Wie in Fatima hat sie an die Seher prophetische Geheimnisse geoffenbart, deren Verbreitung sie ihnen nicht sofort erlaubt hat. Immerhin wissen wir, daß es sich um die Zukunft der Welt handelt. Und zwar um eine tragische Zukunft: „Das 9. und das 10. Geheimnis ist schlimm. Es ist eine Züchtigung für die Sünden der Welt. Die Strafe ist unabwendbar, weil man nicht auf die Bekehrung der ganzen Welt warten kann. Die Züchtigung kann durch Gebet und Buße gemildert, aber nicht aufgehalten werden. Ein Übel, das die Welt bedrohte — gemäß dem 7. Geheimnis — ist dank der Gebete und dem Fasten aufgehalten worden, sagt Mirjana (eine der Seherinnen). Deshalb lädt die Jungfrau weiterhin zu Gebet und Fasten ein …“ (Laurentin, Seite 160).

Wie in Lourdes und in Fatima, sogar noch mehr, stellt man in Medjugorje eine außerordentliche Häufung übernatürlicher Begebenheiten fest: „Bis Weihnachten 1982 hat man ungefähr 200 wunderbare Heilungen festgestellt.“ (Yougoslavie et la Sainte Reine de la Paix“, Seite 6, anonym, Téqui Feb. 84). Abbé Laurentin seinerseits berichtet von 30 Fällen von „Heilungen“ (Seite 169-175).

Wie in Fatima, soll es außerordentliche Zeichen in der Atmosphäre gegeben haben. Hören wir P. Tomislav Vlasic, Hauptverantwortlicher der Pfarrei von Medjugorje, mit dem wir uns noch viel zu beschäftigen haben werden: „Zu Beginn, als die Heilige Jungfrau die Botschaft des Friedens überbrachte, hat man am Himmel das Wort MIR (d.h. Friede) geschrieben gesehen … Am 2. Aug. 1981 haben wir das gleiche Wunder gesehen, wie es sich in Fatima ereignet hat. Die Sonne war am Untergehen und plötzlich fing sie sich an zu drehen und näherte sich dem Erscheinungsort, und man sah sie über den Köpfen der Beteiligten … Am 28. Okt. 1981 haben wir über dem Erscheinungsort eine große Flamme gesehen. Sie hat mehr als zehn Minuten gedauert, hat aber nichts verbrannt …“ (Ebenda, Seite 21-22).

Und endlich, wie bei allen marianischen Erscheinungen, stellt man in Medjugorje als begünstigendes Zeichen – eine große Bewegung von Bekehrungen fest. Hören wir wiederum P. Tomislav Vlasic, den Animator der eucharistischen Zelebration, die jeden Tag mehrere tausend Teilnehmer vereinigt: „Es ist eine Dynamik von tiefgehenden Bekehrungen, die sich hier ereignet. Davon einige Zeichen: Vor den Erscheinungen waren die Leute unzufrieden, wenn die Messe länger als drei Viertelstunden dauerte. Aber jetzt, seit den Erscheinungen, bleiben sie drei Stunden in der Kirche, und wenn sie nach Haus gehen, beten sie weiter, unterwegs zu Fuß oder im Auto. Im Durchschnitt beten alle Familien eine Stunde pro Tag. Die jungen Leute beten mehr, sie fasten und fühlen sich zur Kirche gezogen. Die Kirchen hier bei uns sind überall voll, voll von Leuten und vor allem von jungen Leuten“ (ebenda, Seite 27).

Über diesen Punkt scheint das Einverständnis einhellig zu sein: In Medjugorje gibt es „dermaßen positive Früchte, daß sie die besten Argumente liefern, um die Erscheinungen als echt anzunehmen“ (P. R. Faricy, SJ, Laurentin, Seite 153).

Das wäre nun ein erster, ganz traditioneller und überzeugender Eindruck über die Ereignisse von Medjugorje, der den Enthusiasmus von so vielen guten – die Muttergottes verehrenden Katholiken – erklärt, die zu recht über eine glaubensfeindliche Menschheit beunruhigt sind. Eine Menschheit, die je länger je mehr im Laster versinkt und offen gegen Gott rebelliert. Ist deshalb Medjugorje nicht eine letzte Intervention unserer himmlischen Mutter, die noch einmal – angesichts der drohenden Gefahr – ihre so dringenden Botschaften von Lourdes und Fatima wiederholt?

So scheint es zu sein. Aber nach einer Prüfung ist die Realität ganz anders. Gegenüber den von der Kirche anerkannten Erscheinungsorten präsentiert Medjugorje Aspekte, die diesen anderen absolut fremd sind.

MEDJUGORJE, EIN NEUES CHARISMATISCHES PFINGSTEN

Tatsächlich haben wir hier einen entscheidenden Punkt, den die Apostel von Medjugorje zu tarnen versuchen, um mit einer solch überraschenden Neuheit niemanden zu verscheuchen. Immerhin wird es so dargestellt, daß die Eingeweihten und Sympathisanten der „Bewegung“ folgende Tatsache als wirkungsvolle Hilfe in ihrer Propaganda benützen können: Die Erscheinungen in Medjugorje sind weltweit mit den Inspirationen und mit dem Geist der „Charismatischen Erneuerungsbewegung“ verbunden. Diese Feststellung ist leicht nachzuweisen. Zuallererst bei den Methoden der Verbreitung der Botschaft.

Die „Erneuerungsbewegung“ propagiert Medjugorje

Es ist tatsächlich bemerkenswert, daß alle, die mit einem begeisterten Eifer für die Bekanntmachung der Erscheinungen von Medjugorje sorgten, mehr oder weniger mit der „Erneuerungsbewegung“ verbunden sind. In Frankreich kommt dabei die führende Rolle Dr. Philipp Madre zu, Diakon und Mitglied der Gemeinschaft „Lion de Juda et de I’Agneau immolé“. Er hat einen Vortrag veröffentlicht, wo die Verbundenheit der zwei Bewegungen wirkungsvoll dargestellt wird. Ein Bruder Efraim, ebenfalls Mitglied der charismatischen Gemeinschaft, hat den kroatischen Text des Werkes übersetzt, das bei Fayard erschienen ist und den Titel trägt, „Les Apparitions de Medjugorje“. Der jugoslawische Autor Svetozar Kraljevic ist Franziskaner und wie uns Laurentin anvertraut (Seite 25), ebenfalls Charismatiker. Was den Letzteren anbetrifft, so ist uns seine überbordende Sympathie für die „Erneuerungsbewegung“ bestens bekannt und kommt auch von Anfang bis zum Ende in seinem Buch zum Ausdruck, sowie in seiner Radiosendung, die er in France Culture zusammen mit Dr. Madre über Medjugorje abhielt.

Auch die vielen „Experten“, die sich zugunsten der jugoslawischen Erscheinungen geäußert haben und die von Laurentin als Autoritäten zitiert werden, sind fast alle Charismatiker. Viele davon sind Franziskaner und in enger Beziehung mit der Gemeinschaft von Medjugorje, die ihrerseits von der „Erneuerungsbewegung“ sehr beeinflußt ist. Um sich davon zu überzeugen, genügt es, die Zeugnisse der Patres Tomislav Vlasic, Slavko Barbaric und Svetozar Kraljevic anzuhören, Zeugnisse, die von Christian Ravaz von der Gemeinschaft „Chêne du Membré“ festgehalten wurden (La Vierge Marie à Medjugorje“ reportage).

Pater Vlasic, ein „charismatischer Leiter“

Aber das Band, das die jugoslawischen Erscheinungen mit der „Charismatischen Bewegung“ verbindet, ist noch viel stärker und intensiver. In Medjugorje spielte ein Priester von Anfang an und bis heute eine außergewöhnliche Rolle. Als junger jugoslawischer Franziskaner nahm er im Mai 1981 am Leitertreffen der „Charismatischen Bewegung“ in Rom teil und wurde dort Gegenstand zweier Prophezeiungen: Schwester Briege Mc Kenna sah ihn prophetischerweise mitten in einer Menschenmenge sitzen und von seinem Sitz flossen Störme lebendigen Wassers. Pater Emilio Tardif wußte ihm als von Gott stammende Prophetie zu sagen: „Fürchte dich nicht, ich werde euch meine Mutter schicken“. (L. Seite 26). Zu präzisieren wäre noch, daß dieser Pater Tardif, großer Apostel der weltweiten „Erneuerungsbewegung“ behauptet, von einer Lungentuberkulose geheilt worden zu sein, nachdem ihm einige Charismatiker kurz die Hände aufgelegt hatten (Dr Madre).
Tatsache ist, daß sich die „Prophezeiungen“ bezüglich des jungen Franziskaners bald einmal in überraschender Weise erfüllten. Bereits am 29. Juni sprach man von Erscheinungen der Muttergottes in Medjugorje. Fünf Tage später war Pater Tomislav an Ort und Stelle und nahm an den Erscheinungen teil. Er traf gleich eine wichtige Entscheidung für die Zukunft, indem er dem Pfarrer – einer seiner Mitbrüder nahelegte, daß die Erscheinungen von dem felsigen Hügel von Podbrdo in die Dorfkirche zu verlegen seien. Und vom 18. August weg war unser Franziskaner Vikar in der Pfarrei. Seither „hat er Medjugorje nicht mehr verlassen. Er ist den Kindern immer nahe und ist beim Abendgottesdienst immer sehr engagiert“ (S. Kraljevic Seite 96). Als „geistlicher Leiter“ der Wallfahrten ist er das „Sprachrohr der Jungfrau und der Seherkinder von Medjugorje“ (S.K. Seite 93)

Die Jungfrau als Apostel und Prophetin der „Charismatischen Erneuerungsbewegung“

Abbé R. Laurentin spricht von einer „wirklich etablierten Harmonie zwischen den Erscheinungen von Medjugorje und der ‹Charismatischen Erneuerungsbewegung›“ (Seite 26). Und wenn man Dr. Madre glauben will, ist die Übereinstimmung in den Worten der Jungfrau selbst enthalten: „Und Maria hat sehr schnell, schon nach einigen Wochen, in den Erscheinungen verlangt, daß man für die Kranken bete: ‹Betet für die Kranken! Fastet für die Kranken! Legt ihnen die Hände auf! Salbt sie mit charismatischem Öl (nicht mit sakramentalem, ist übrigens noch präzisiert)! Ölungen mit gesegnetem Öl. Jeder Laie kann das machen, tut es!›“ So organisierte denn Pater Tomislav das Gebet für die Kranken am Ende der Eucharistiefeier, ein Gebet, während welchem die Seher den Gläubigen die Hände auflegen. Es gab Heilungen, wie man sagt.

Die Jungfrau empfahl auch ernstlich eine andere charismatische Praxis: „Sollen wir in Medjugorje eine Gebetsgruppe gründen?“ wurde sie gefragt, worauf sie antwortete: „Nicht nur in Medjugorje, sondern in ganz Jugoslawien“ (Dr. Madre). Übrigens erscheint die Jungfrau in Medjugorje nicht als Gnadenvermittlerin, in der Linie von Fatima oder Rue du Bac, sondern nur als jene, die mit den Sehern betet: „Dieselben bilden mit ihr eine Gebetsgruppe. Die Jungfrau wird auf ihre Art Mitglied der Gruppe und ihre Hirtin, sie betet und singt mit ihnen und unterrichtet sie“ (S.K. Seite 43).

Kurz, in Medjugorje — und dies ist der besondere Aspekt ihrer Botschaft — engagiert sich die Jungfrau selber im Dienst der charismatischen Bewegung. Es ist jetzt ein Jahr her, seit sie das bevorstehende Ausgießen des Geistes ankündigte. Pater Tomislav Vlasic versichert uns, daß sie am Ostertag 1983 kundtat: „Wenn ihr könnt, dann fastet noch einen Tag mehr pro Woche und betet jeden Tag mehr, denn während des Heiligen Jahres der Erlösung wird Gott den Heiligen Geist auf die Welt schicken“ (Téqui Seite 16). 50 Tage später war es soweit … in Medjugorje: „Die Ereignisse von Pfingsten, wie sie von den Aposteln überliefert wurden, haben sich hier am 22. Mai 1983, am Pfingsttag wiederholt“ (Téqui Seite 21).

Wahre Mystik oder gefährlicher Illuminismus?

Tatsächlich ist für alle Gläubigen von Medjugorje der HI. Geist greifbar und sinnlich wahrnehmbar geworden. Sie spüren es nach Wunsch in einer innerlichen, berauschenden und unaussprechlichen Erfahrung. Hören wir uns das Sprachrohr der Erscheinungen, 3 Monate nach diesem neuen Pfingsten, am 15. Aug. 83 einmal an: „Die Leute, die hierher kommen, fragen sich nicht mehr, ob die Erscheinungen echt sind oder nicht, sie sagen: ‚Wir glauben nicht mehr, wir wissen‘. Wir leben ein neues Leben, und wir wollen nicht mehr zurückkehren, wir sind jetzt glücklich, und wir wollen diesen Weg fortsetzen, weil wir sicher sind. Hier meine Erfahrung: Gott gibt das Leben und unbegrenzte Möglichkeiten. Wenn ihr heute beginnt, auf dem Weg Gottes zu marschieren, werdet ihr morgen glücklich — und nach einem Jahr noch glücklicher sein und ihr könnt solange auf dem Weg des Glücks gehen, solange ihr ihm treu folgt … Die Seher bestätigen es: ‚Man muß solange beten, bis man innerlich wiedererweckt ist, bis man die innere Freude spürt und die Wiedergeburt des Glaubens, die hl. Jungfrau verlangt das‘.“ (Téqui Seite 30)

Bei der Lektüre dieser paar Zeilen, die der HI. Schrift und den Maximen der Lehre der Mystik dermaßen widersprechen, wird jeder katholische Geistesmensch (spirituel catholique), wer es auch sei, ohne zu zögern den Schluß ziehen, daß die Seher von Medjugorje und ihr geistlicher Führer gefährliche Illuministen sind. Auch die lange Erklärung Pater Tomislavs an Christian Ravaz im vergangenen März ist nicht überzeugend. Es ist purer Immanentismus. Lesen Sie „II Santo“, den Roman von Fogazzaro. Tomislav Vlasic könnte ein Bruder unseres modernistischen „Heiligen“ sein, immer voll übler innerlicher Experimente und außergewöhnlicher charismatischer Phänomene. Wir sind noch nicht am Ende unserer Entdeckungen.

Eine charismatische Sitzung in Medjugorje

Zitieren wir noch einmal Dr. Madre: „Nach einigen Monaten kamen sie zum Schluß, daß sie sich erschöpfen (es handelt sich um den „geistlichen Leiter“ Tomislav und seine Mitbrüder), daß ihnen ein gewisser Wind fehle (sic) … Und deswegen sagen die Kinder eines Tages zu Maria: „Maria, schick uns einen Priester, der uns das wirkliche Beten lehrt, so ganz nach dem Herzen Gottes, für die Heilung unserer Kranken“. Und Maria antwortet: „Wenn ihr betet und fastet, wird das möglich sein“. Und es scheint sehr wohl, ohne daß ich das behaupten will, daß die Ankunft von Pater Tardif einer Erhörung der Bitte enspricht, die die Kinder an Maria gerichtet hatten…

Leichte Erhörung. Pater Tomislav brauchte den Pater Tardif lediglich einladen, nach Medjugorje zu kommen. Letzterer begab sich um den 23. bis 25. August 1983 dorthin, in Begleitung von Dr. Ph. Madre und Pater Rancourt. Die ganze Pfarrei von Medjugorje, Seher, Franziskaner und Gläubige gingen in die Schule des Charismatikers. Er lehrte ihnen voraussagen, in Sprachen zu reden oder singen, und die Menge empfing dabei den „Strom des Hl. Geistes“, die wunderbare „Taufe im Hl. Geist“ der Sekte der Baptisten, von welcher die ganze „Erneuerungsbewegung“ ausgegangen ist. Man sagt, daß es Heilungen gab. „Es war eine ungeheure Entdeckung und eine große Freude“. Man empfand einen „außergewöhnlichen Frieden“
in einer Intensität derjenigen in den Zusammenkünften der ersten Christen“.

Tags darauf hat am Erscheinungsort „der Geist wieder geweht, und es gab Heilungen. Die Leute fingen an zu reden, und Pater Tardif machte eine lange Prophezeiung über die zukünftigen Heilungen, die an diesem ersten Erscheinungsort stattfinden würden. Pater Tardif wußte nicht, daß die Jungfrau einige Monate vorher mit fast gleichen Worten das Gleiche sagte“.

Dann gab es eine lange Unterhaltung mit den Seherinnen. Am Abend nahmen unsere drei Besucher an der täglichen Erscheinung teil. Diese Erfahrung hat „in einigen Minuten unser persönliches Leben und unseren Dialog mit Gott umgestülpt“. Eine der Seherinnen überbrachte eine Spezialbotschaft der Jungfrau für jeden der Apostel der „Erneuerungsbewegung“.

„Und dann baten wir die vier Seherkinder, uns die Hände aufzulegen (wir haben selbst 24 Stunden lang die Hände aufgelegt), damit das, was wir in einigen Minuten erhalten haben, uns in der täglichen Gewohnheit nicht verlorengehe“.

Im Verlauf der eucharistischen Zelebration „hat der Herr die Zeichen vervielfacht“. „Das war ein ungeheures Ausströmen des Hl. Geistes mit vielen Früchten … Aber als wir in voller Szene waren, die Akte der Apostel zu vollziehen bei dieser Eucharistie, haben wir vorausgeahnt, daß es kein so festliches Morgen geben werde …“ Tatsächlich wurden sie von der Polizei festgenommen und während zwölf Stunden eingesperrt, dann des Landes verwiesen. Die Märtyrerkrone hat somit die Sammlung ihrer charismatischen Gaben vervollständigt und die Bande der „Erneuerungsbewegung“ mit dem jugoslawischen Erscheinungsort noch enger geknüpft.

Es war nötig, diese überraschenden Aspekte der Ereignisse von Medjugorje vorerst ins volle Licht zu setzen, bevor man die einzig wichtige Frage, nämlich die ihrer Authentizität, behandeln kann.

(Damit ist dieses Kapitel zu Ende. In den folgenden, recht umfangreichen Ausführungen, geht Frère Michel de la Sainte Trinité auf die Einzelheiten des Erscheinungsortes, der Erscheinungen und deren Umstände ein. Es ist uns nicht möglich, alles zu übersetzen, sondern wir müssen uns mit einigen Auszügen begnügen, die aber genügen sollten, den Eindruck des ersten Kapitels zu erhärten.)

EINE SCHADENSTIFTENDE BOTSCHAFT

Trotz der frappanten Ähnlichkeiten, allzu wörtlich sogar, aber oberflächlich in ihrer Gesamtheit — die aber leider unzählige eilfertige Leser getäuscht haben müssen, gibt es zwischen den Aussagen der Jungfrau von Medjugorje und den wahren Offenbarungen der Muttergottes eine grundsätzliche Ungewöhnlichkeit, einen dumpfen Gegensatz, der sich oft bis ins Polemische steigert.

Die herabgesetzte Jungfrau Maria

Unter den „Gründen, die für die Echtheit von Medjugorje sprechen“, nennt Laurentin „die lehrmäßige Authentizität“. Und als zwingenden Beweis führt er an: „In Medjugorje gab es keine lehrmäßigen Probleme … Das Verhalten Mariens entspricht genau dem, was sie nach dem Evangelium ist, und ihre Rolle ist so, wie sie in der Überlieferung steht … SIE wird nicht einseitig hervorgehoben. Die tägliche Eucharistiefeier zeigt, daß sie auf Christus und auf die Eucharistie hinführt (L. Seite 135). Und er wagt es, auf der folgenden Seite hinzuzufügen: „In Medjugorje führt Maria rascher und ausdrücklicher als in Lourdes zur Eucharistie hin“. „Diese Gebetsbewegung ist nicht durch eine besondere marianische Einseitigkeit gekennzeichnet, sondern sie ist vollkommen theozentrisch“. Und unser Experte gibt zu verstehen, daß nun gerade darin die gewaltige Erhabenheit von Medjugorje über alle früheren marianischen Erscheinungen liege, welche in peinlicher Weise die „Besonderheit“ der katholischen marianischen Theologie zu bestätigen scheinen. Hier zielt er deutlich auf die Erscheinungen in der Rue du Bac und in Fatima hin. Enthalten denn dieselben nicht unbestreitbar das Dogma „Maria Mittlerin aller Gnaden“ und zwar so sehr, daß eine überaus große Frömmigkeitsbewegung hier ihren Ursprung fand, die zweifellos im Konzil zum Ziele gelangt wäre, hätten nicht die „minimalistischen“ Theologen — gerade Laurentin an deren Spitze erfolgreich „Maria auf ihren Platz zurückzustellen“ vermocht, will sagen, … ihr nur jene Privilegien zu gewähren, die auch von den Protestanten anerkannt oder toleriert werden.

Nun, und darüber ist unser Konzilsexperte hochbegeistert: In Medjugorje entscheidet Maria die Debatte … zugunsten der „Minimalisten“. Sie stellt die Titel „Mittlerin“ und „Miterlöserin“ ausdrücklich in Abrede, obwohl diese ja schon in der katholischen vorkonziliaren Überlieferung so stark verwurzelt waren. Laurentin bemerkt: „Dieser Dialog zwischen Tomislav Vlasic und Vicka gibt uns den Beweis: ‚Empfindest du Maria als jene, die Gnaden vermittelt (dies wäre die Theologie des hl. Pius X., jene von Ludwig-Maria Grignon von Montfort, bis zum hl. Maximilian Kolbe, aber auch der Muttergottes selbst in der Rue du Bac und in Fatima, wo sie mit gegen die Seher geneigten Händen erschien, aus denen leuchtende Strahlen hervorgingen, die die Gnaden versinnbildlichten, die sie auf die Seelen ausbreitet), oder jene, die zu Gott betet?‘ (gemäß der protestantischen und der konziliaren Theologie) ‚Wie jene, die zu Gott betet‘, antwortet Vicka ohne Zögern (L. Seite
135,136,154)“.

Daß die Muttergottes für uns Fürsprache einlegt, das wissen wir natürlich gut, flehen wir sie doch fünfzig oder hundert Mal pro Tag an: „Bitte für uns arme Sünder“. Daß aber SIE, die ganz Heilige, Unbefleckte Muttergottes, unsere Mutter, unsere Mittlerin und Miterlöserin, beschränkt sein sollte, ausschließlich die Rolle als Beterin innezuhaben, auf gleicher Ebene wie alle Gläubigen, das ist nun etwas, das in der neuen Theologie von Medjugorje äußerst suspekt wirkt. Bedeutende Details: Die Jugoslawische Muttergottes erscheint mit einem gräulichen Mantel „einem Grau… wie Milchkaffee… mit einem Blaustich“ (sic) (L. Seite 45), mit offenen Händen, die Handflächen gegen den Himmel gewendet, in der von der charismatischen Bewegung wieder zur Ehre gebrachten Gebetshaltung. Und in der Pfarreikirche wurde ihre Statue in der Mitte des Schiffes, inmitten der Gläubigen, auf gleichem Fuß wie sie, aufgestellt. Sie ist nicht mehr jene, zu der man betet, sondern jene, die mit uns betet, die privilegierte Animatorin des charismatischen Volkes.

Vor allem mache man nicht aus ihr—wie das in der Kirche von gestern nur allzuoft geschah — eine „allmächtige Mittlerin“. Sie selbst warnt uns davor: „Ich, sagte sie, kann euch nicht heilen. Gott allein kann heilen. Betet! Ich werde mit euch beten. Vertieft euren Glauben! Fastet! Tut Buße! Ich werde euch helfen, soweit es in meiner Macht steht, dies zu tun. Gott kommt allen zu Hilfe. Ich bin nicht Gott (sic). Ich benötige eure Gebete und eure Opfer, um mir zu helfen“. (S.K. Seite 86) Arme Muttergottes, die wirklich nicht viel für uns zu tun vermag, gefangen zwischen der göttlichen Allmacht und der — im Grunde allein wirksamen „Kraft“ unseres eigenen charismatischen Gebetes“ (Lesen Sie S.K. Seite 87!).

Aber es kommt noch besser. Die Muttergottes von Medjugorje betet nicht nur mit den Sündern, sondern wie die Sünder, als wäre sie nicht die Unbefleckte. So erschien sie am 8. Dezember 81 den Sehern als „sehr in Sorgen“. „Sie kniete nieder, öffnete die Hände, drehte sie gegen den Himmel und begann zu beten: ‚Mein geliebter Sohn, bitte verzeihe diese schweren und zahlreichen Sünden, durch die Dich die Menschheit beleidigt‘ … Als sie ihr persönliches Gebet beendet hatte, betete sie das Vaterunser und das Ehre sei dem Vater mit den Kindern; darauf sagt sie ihnen, sie bete jeden Tag so (sic) am Fuße des Kreuzes …“ (S.K. Seite 85). Dieses Mal ist es nicht mehr ein Datail, und es kann sich auch nicht um eine Unachtsamkeit handeln, besitzen wir doch mindestens ein Dutzend Aussagen der Seher, die bestätigen, daß Maria so die „Gewohnheit hat, mit ihnen das Vaterunser zu beten“. Die Unbefleckte würde also demgemäß — wie wir alle — dem Vater sagen: „Verzeihe uns unsere Schulden… Führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel“? Das ist zumindest überraschend. Und dies umsomehr, als sie in Lourdes offensichtlich während des Ave Maria und Pater Noster, die Bernadette allein betete, die Lippen geschlossen hielt. Maria sprach nur, sich verneigend, das Gloria Patri, das einzige Gebet des Rosenkranzes, das für sie wirklich passend ist. (Siehe Trochu, die hl. Bernadette, Seite 84).

Die Muttergottes so heimlich und hinterlistig in die Reihen der Sünder zu überführen, das kann den charismatischen Protestanten — den Mitbrüdern von Laurentin nur gefallen. Und tatsächlich war David Duplessis, Pfingstler ersten Ranges und von großer geistiger Qualität etc., von seinem Besuch in Medjugorje sehr positiv beeindruckt… ‚Ihre katholische Überlieferung in Bezug auf Maria hat mir lange Zeit Angst gemacht, denn bei uns nimmt sie nicht so viel Platz ein… Aber in Medjugorje habe ich gemerkt, daß Maria zu Christus führt. Ich werde darüber zum Papst sprechen, wenn ich ihn sehe‘. Und Laurentin jubiliert: ‚Es ist ein gutes Zeichen, daß sich die Erscheinungen in Medjugorje nicht auf die historischen Eigenheiten des Katholizismus beschränken und eine ökumenische Dimension von großer Leuchtkraft besitzen (L. Seite 154). Anders gesagt, die charismatische Jungfrau von Medjugorje ist nicht die katholische Jungfrau. Dies entspricht genau dem, was wir selbst denken. Aber in diesem Fall, wer ist sie dann? Wer ist Urheber dieser berühmten „Extasen“, deren Fotografien — überall verbreitet — plötzlich die Berühmtheit von Medjugorje bewirkt haben?

Und was ist schlußendlich zu den persönlichen Mitteilungen zu sagen, die Maria an jene richtet, die sie darum bitten, vermittelt durch die Seher und meistens durch Pater Vlasic, der sie an die Empfänger weiterleitet? Viele sind von einer erschreckenden Banalität (siehe Lj. Seite 51! oder S.K. Seite 54,60). Zitieren wir nur eine, jene, die Abbé Laurentin am 26. Dez. 1983 zugute kam. Hier die Schilderung: „Maria betet für diese Arbeit. Möge jener, der sie unternimmt, sie im Gebet ausführen, dort wird er seine Inspiration finden“ (L. Seite 111). Ja, Sie haben richtig gelesen, und es handelt sich um das Buch, das im März 84 im Verlag O.E.I.L. herausgegeben wurde. Wie könnte man also es wagen, einem Werk gegenüber den geringsten Vorbehalt zu machen, wenn es die Muttergottes gut fand, die Welt wissen zu lassen, daß sie dafür gebetet hat und daß der Autor ohne Zweifel inspiriert war.

Und dennoch, inspiriert oder nicht, es genügt, das Buch zu öffnen, um festzustellen, daß es sich um eine schlampige Arbeit handelt, die von Ungefährem, Ungenauigkeiten und Widersprüchen wimmelt. Vergleichen Sie zum Beispiel die Geburtsdaten der Seher auf Seite 36 und 79: Vier von sechs stimmen nicht überein. Schauen Sie auf Seite 57, 58 und 59, wie Ivan Ivancovic, der nur am ersten Tag Seher war, unerschütterlich auf alle Fragen hinsichtlich der folgenden Erscheinungen antwortet! Es ist am Leser zu erraten, daß es sich zweifellos um Ivanka handelt. Doch anderseits wird auf Seite 39 der gleiche Ivan Ivancovic mit Ivan Dragicevic verwechselt.

Vor allem aber entbindet die charismatische Inspiration unseren Experten nicht von der elementarsten Ehrlichkeit: Nun aber hat er in einer solch schwerwiegenden Angelegenheit, in Dutzenden von Fällen die Tatsachen oder die Worte der Erscheinungen verschwiegen, die der Sache des Echtheitsanspruchs abträglich sein könnten, den um jeden Preis zu erreichen er sich doch zur Aufgabe gemacht zu haben scheint. Und wozu dieses so totale und rasche Engagement? Weil in Medjugorje Maria persönlich kommt, um mit ihrer himmlischen Autorität alle wichtigen Themen der postkonziliaren Theologie und Pastoral zu bestätigen. Sie begünstigt die „Charismatische Erneuerung“, sie geht einig mit der ökumenischen marialen Theologie von Laurentin und des Konzils und schließlich nötigt sie mit Bestimmtheit zu jener Religionsfreiheit, die Abbé de Nantes und seine Gegenreform im Gegensatz zu Papst und Konzil noch als eine gefährliche, dem Ursprung nach freimaurerische … und satanische Häresie zurückzuweisen wagt. Nun, die Jungfrau von Medjugorje ist ausdrücklich dafür. Und sie drängt darauf …

Ein pluralistischer Glaube

Tatsächlich, so erklärt es die Erscheinung, sind für Gott alle Religionen gleich an Wert: „In Gott gibt es weder Trennungen, noch Religionen (die zählen); Ihr in der Welt habt diese Trennungen geschaffen“ (R.F. Seite 51). „Alle Seher, bezeugt Pater Kraljevic, sind sich darin einig, daß die Muttergottes bestätige, daß es in Gott keine Rücksicht auf die Person gibt (sicher! aber diese Bestätigung der Schrift bedeutet nur, daß Gott niemanden a priori von seiner einzigen und wahrhaften Kirche ausschließt, und nicht, daß in seinen Augen alle Religionen gleichwertig sind).

Die Religionen als Mittel, die Menschen zu entzweien, gibt es also nicht. Die Unterschiede bestehen, weil sich die Gläubigen voneinander getrennt haben. Anders gesagt: unsere religiösen Schranken erheben sich nicht bis zu Gott, der alle Religionen mit gleichem Wohlwollen betrachtet: „Gott leitet alle Religionen wie ein König seine Untertanen mittels ihrer geistlichen Führer“ (S.K. Seite 58). Und die Untertanen sind alle gleich, da er ihre Unterschiede nicht kennt.

Erstes Gebot: „Du sollst die Religion deines Nächsten ehren“

Die Folge davon ist, daß wir die gebieterische Aufgabe haben, die Gläubigen oder Ungläubigen — aller Überzeugungen zu achten. Die Jungfrau von Medjugorje „sagt, daß wir jeden Menschen in seinem Glauben achten müssen. Ein Mensch darf nie während seines Lebens wegen seiner Überzeugung verachtet werden“ (S. K. Seite 59). „Sie sagt auch sehr oft, berichtet Mirjana, daß sich die Gläubigen, insbesondere in den Dörfern, zu sehr von den Orthodoxen und den Moslems absondern. Das ist nicht gut“. Ja, und sie wagt es selbst zu behaupten, daß diese Achtung der Religionsfreiheit ein integraler Bestandteil unseres Glaubens sei: „Ihr glaubt nicht, wenn ihr die anderen Religionen, Moslems und Serben, nicht achtet. Ihr seid keine Christen, wenn ihr sie nicht achtet“ (R.F. Seite 68).

Immerhin stellt darauf Pater Tomislav der Seherin die Frage, die sich aufdrängt: „Welches ist die Rolle Jesu Christi, wenn die mohammedanische Religion gut ist?“ Mirjana versteht den Einwand nicht: „Ich habe darüber nicht mit Maria gesprochen. Sie hat mir nur erklärt, was ich ihnen eben gesagt habe. Sie hat gesagt: „Besonders in den Dörfern herrscht ein Fehlen der Einheit der Religionen. Man muß die Religion von jedem achten und die eure für euch und eure Kinder bewahren“ (S.F. Seite 68). Wir befinden uns ganz im konziliaren Indifferentismus.

Und wenn sie hinzufügt: „Jesus Christus ist der einzige Mittler des Heils“ (L. Seite 136), so hat dieser Satz in ihrem Mund gar nichts Exklusives. Sie will damit sagen, daß Christus in gleicher, unsichtbarer Weise in allen Religionen handelt. So von den Sehern schon am 28. Juni 1981 mitgeteilt wurde: „Es gibt nur einen Gott, nur einen Glauben. Habt Vertrauen“ (L. Seite 39). Eindringlicher Appell, den Maria an alle, Juden, Mohammedaner ebensogut wie an Christen richtet; denn, wie Marcel Clément es in seiner Beschreibung der Erscheinungen ausdrückt: „Die Religionsverschiedenheit ist kein Hindernis“ zur großen Umkehrbewegung, die Maria fordert. (Homme Nouveau, 15. April 1984)

Von neuem jubiliert Laurentin, er schreit Sieg: „Die Erscheinungen von Medjugorje sind nicht „retro“ … Sie folgen ganz der Linie der postkonziliaren Seelsorge. Maria ermutigt zur Öffnung, zum Oekumenismus“ (L. Seite 136).

Man muß den Frieden fördern

Fragt man die Seher, welches die wichtigste Botschaft der Jungfrau sei, so antworten sie einstimmig: „Man muß beten und fasten; man muß sich bekehren und den Frieden fördern. Sie hat dies besonders betont“ (L. Seite 68). Und sie ermutigt ausdrücklich Papst Joh. Paul II., in seinen Anstrengungen auf diesem Gebiet fortzufahren, seine Politik der größtmöglichen Öffnung weiterzuführen, ohne irgend jemanden unter irgendeinem religiösen oder ideologischen Vorwand auszuschließen. Kurz, Oekumenismus und Ostpolitik. Und so lautet denn ihre Botschaft an den Papst: „Er soll sich als Vater aller Völker betrachten, nicht nur der Christen. Er soll unermüdlich und mutig ‚die Botschaft des Friedens und der Liebe aller Menschen‘ verkünden … Er soll den Glauben auf alle Völker ausbreiten; ‚denn wir sind mehr oder weniger alle gleich‘ (?!), und er soll auf seinem Weg ausharren“. (L. Seite 69)

Er soll sich beeilen, Rußland dem Unbefleckten Herzen Mariens zu weihen, indem er den Bitten von Fatima genau entspricht (denn Sr. Luzia hört nicht auf — selbst nach dem letzten 25. März — vor jedermann zu wiederholen, daß dies immer noch nicht geschehen sei und daß dies die dringende Bedingung zur Bekehrung Rußlands sei, von dem die Bekehrung der Welt abhängt). Nein! Seltsam, im Laufe ihrer tausend Erscheinungen, in den wiederholten Botschaften, die sie an den Papst weiterleiten ließ, fand sie noch nicht die Zeit, dies zu sagen. Vielleicht hat sie es vergessen? Marcel Clément, seinerseits, neigt dazu zu glauben, daß sie das Blatt gewendet —, daß sie das Aggiornamento vollzogen hat, um sich in allen Punkten, als demütige Dienerin, „als Tochter, die der Kirche seines Sohnes untergeordnet ist“ (sic) den Direktiven des gegenwärtigen Papstes (H.N. 15. April 84) anzugleichen. Seltsame, verzweifelte, absurde Hypothese? Es ist auf jeden Fall jene, die diese postkonziliaren Erscheinungen aufzuzwingen versuchen.

Ein Liebeskuß für Papst Johannes Paul II.

Obwohl ihn Laurentin nicht übernommen hat, handelt es sich hier tatsächlich um einen authentischen Bericht von der Erscheinung vom 3. Sept. 1983. Es ist ein Auszug aus dem Tagebuch von Ivan. Somit ist es der Seher selbst, der erzählt: „Ich war im Studierzimmer in meine Arbeit vertieft. Plötzlich leuchtete ein Licht vor mir auf, und die Jungfrau ist mir erschienen. Wir haben viel miteinander gesprochen, dann haben wir uns still lächelnd angeschaut. Sie blieb 15 Minuten. Dann bewegte sie sich zum großen Bild Papst Joh. Paul II. hin, dem sie mit lächelndem Gesicht einen Kuß gab. Dann verrichtete sie vor dem Bild Gebete, bei denen ich antwortete. Bevor sie verschwand, hat sie gesagt: „Gehe im Frieden Gottes, mein Engel. Amen. Adieu.“ (Lj. Seite 59)

Eigenartig! eigentartig! dieser Kuß der Jungfrau für den Papst. Es ist dies etwas in der Geschichte der Offenbarungen und Erscheinungen noch nie Dagewesenes und ohne Beispiel! Die folgende Vision ist nicht weniger eigenartig und beunruhigend.

Eigenartige Wandlung einer Erscheinung

Nach dem Zeugnis der Seher sehen sie — bevor die Jungfrau erscheint — ein Licht, in dem sie dann sichtbar wird.

Nun, hören wir, was Pater Vlasic uns von Mirjana erzählt: „Eines Tages, wie sie auf die Heilige Jungfrau wartet, sieht sie das Licht, und aus dem Licht trat der Teufel hervor, mit den Zügen und den Kleidern Mariens verkleidet, aber er hatte ein schrecklich schwarzes Gesicht und sah sie mit stechenden Augen an …“ Er bot ihr alle Freuden der Welt an, was sie ablehnte. „Nach einer Weile ist die Jungfrau gekommen und hat ihr gesagt: ‚Entschuldige mich für das (sic); aber du mußtest ihn sehen, damit du weißt, daß es ihn gibt und auch um zu wissen, daß du in der Welt Versuchungen ausgesetzt sein wirst“ (Téqui, Seite 12). Göttliches Licht … Satan der daraus hervortritt, halb diabolisch, halb verkleidet mit den Zügen Mariens … Dann das Zurückkommen „der Jungfrau“, die die Sequenz programmiert hatte. Wer erscheint da schlußendlich?

Vorläufige Schlußfolgerung

Unser Dossier von Medjugorje ist umfangreich und nimmt jeden Tag zu. Nächstens werden wir die Darstellung der Tatsachen abschließen und die Schlußfolgerungen ziehen, provisorische wohlverstanden, in der Erwartung der Entscheide der zuständigen kirchlichen Autorität. Trotzdem können wir schon jetzt zwei wichtige Elemente feststellen.

An diesem 4. Mai (1984), wo ich diesen Artikel abschließe, veröffentlicht „La Croix“ einerseits folgenden Artikel: „Die Kommission, die vom Bischof von Mostar in Jugoslawien, Mgr. Pavao Zanic, eingesetzt wurde, um die Folgen der marianischen Erscheinungen von Medjugorje zu prüfen, hat eine gewisse Anzahl von Vorbehalten bezüglich gewisser Publikationen über die Ereignisse ausgedrückt. Warum sollen wir nicht anderseits die Klugheit und die Klarheit unseres Vaters (Abbé de Nantes) schätzen, der seit unserem Kongreß vom 3. – 5. Oktober 1981 die Authentizität dieser Erscheinungen aus zweierlei Gründen in Zweifel zog: weil die Jungfrau das Versprechen gab, den Menschen — egal welcher Religion sie angehören — den Frieden zu geben, und weil sie den Sehern „Geheimnisse“ offenbarte, die die übernatürlichen Gegebenheiten von Fatima noch überbieten könnten, dieses Fatima mit seinen dringlichen Botschaften, welche die ganze Feindschaft der heute so losgelassenen Mächte der Finsternis heraufbeschwören, so daß man zum Schluß kommen kann: „Das könnte wiederum ein Getue Satans sein, damit wir Fatima vergessen“. Das wäre eine Hypothese, die — weit davon entfernt, ein Hirngespinst zu sein — uns den Schlüssel zu diesen eigenartigen jugoslawischen Erscheinungen geben könnte. Dies wollen wir demnächst in einer Folge dieser Studie prüfen.

Frère Michel de la Sainte Trinité

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Aus dem Französischen übersetzt von Albert Frey

DZM: Mein Redaktionsbrief an die Leser vom 2. Februar 1989

Appenzell, den 2. Februar 1989 – Mariä Lichtmeß, Mariä Reinigung

Liebe Leser,

Gerade so wie das ll. Vatikanische Konzil ein sogenanntes „Aggiomamento“, eine Generalanpassung unserer heiligen Kirche (in ihrem sichtbaren Bereich) an unsere moderne Welt gebracht hat, bringen in neuester Zeit auch die „Einbrüche des Jenseits“ in unser aktuelles Diesseits auffällig ähnliche, wenn nicht die genau gleichen, ja sogar darüber hinausgehende Anpassungen der „Auffassungen“ der Bewohner des Himmels (didaktisch) zur Darstellung. Es wird uns so gewissermaßen vom Himmel her zu bedeuten gegeben, daß sich die Triumphierende Kirche genau gleich wie die Streitende Kirche entsprechend den Weisungen des Konzils „erneuert“ hat. (Etwa nach dem Schriftwort: „Alles, was du auf Erden binden wirst, wird auch im Himmel gebunden sein!“)

Medjugorje ist ein Paradebeispiel dafür. Die Gottesmutter, die seit 1981 in diesem jugoslawischen Ort erscheint, ist durchaus nicht mehr die selbe Gottesmutter, die in Paris an der Rue du Bac, in La Salette und in Lourdes und Fatima oder noch in Beauraing und Banneux erschienen ist. Und ihre Haltungen, ihre Gebärden, ihr ganzes Benehmen ist ein völlig anderes. Und die Kinder, die sie erwählte, sind kaum zu vergleichen mit einer Katharina Labouré, einer Mélanie Calvat, einer Bernadette Soubirous, einer Luzia, Hyazintha, eines Francisco. Und die Botschaften, die sie gibt, sind anzahlmäßig und inhaltlich ebenso „zeitgemäß“ „tageszeitungs- und fernsehkonsumenten-konform“. Sie entsprechen ziemlich genau dem, was seit dem Konzil überall in unserer Kirche verkündet und gelehrt und praktiziert wird.

Kurz, das Ganze soll wohl eine Bekräftigung seitens der höchsten Autoritäten (im Himmel) der (offiziellen und offiziösen) kirchlichen Reformen, der eingeführten Neuerungen, des Verhaltens und Wirkens der Konzilspäpste und des jetzigen Papstes (samt Weltepiskopat und -Klerus und treuergebene Laienschaft) sein. Es soll die modernen Gläubigen in ihren modernen Anschauungen bestärken und die zögernden Altgläubigen zur nötigen Konversion führen, bzw. ihnen wenigstens klarmachen, daß der Himmel ebensowenig mit ihnen ist wie die heutige Amtskirche.

Nun aber ist für den, der sich nicht mit Oberflächlichem begnügt, der der Sache auf den Grund geht, klar, daß das Konzil (massiv) Früchte gezeitigt hat, die keine heiligen sind, aber auch keine nur unbrauchbaren, wie z.B. Holzäpfel, sondern verdorbene und verderbliche, faule und schädliche, giftige gar, wie es Tollkirschen sind. Und die Logik allein schon sagt uns somit, daß wenn das Konzil nicht Gottes ist, auch solche konzilsgemäße Manifestationen der Übernatur nicht Gottes sein können.

Prüfen wir deshalb von nun an diese sogenannten Erscheinungen und Offenbarungen kritisch(er). Vergleichen wir sie in all ihren Aspekten mit den uns bekannten klassischen katholischen Erscheinungen und Privatoffenbarungen, damit wir auch anhand dieser raffiniert-verführerischen Szenarien zu erkennen lernen, wie in unserer antichristlichen Zeit das enorme Verwirrspiel der Infernalen und der mit ihnen zusammenarbeitenden Irdischen subtil und effizient, weiträumig und vernetzt, beinahe undurchschaubar und unzerstörbar aufgebaut ist.

Frère Michel de la Sainte Trinité des Petits Frères du Sacré-Coeur (der Gemeinschaft um Abbé de Nantes) ist bisher der einzige weltweit, der es auf sich genommen hat, die Erscheinungen von Medjugorje bis ins Detail zu durchleuchten und anhand einer umfassenden Analyse des ganzen Geschehens kompetent, unwiderlegbar zu beweisen, daß diese Erscheinungen unecht sind, d.h. daß sie eine Koproduktion der Unterwelt und der verblendeten Diesseitswelt sein müssen. Wer das 140 Seiten starke Heft im A4-Format (in französischer Sprache) besitzen möchte, kann es durch unsere Versandbuchhandlung beziehen1). Kein ehrlicher Gläubiger wird nach der Lektüre dieser meisterhaften Untersuchung und Dokumentation weiterhin zu den Anhängern und Verfechtern von Medjugorje gehören können.

Medjugorje offenbart sich als eine genauso peinliche Blamage für den derzeitigen Papst wie Hans Urs von Balthasar, der übrigens auch ganz eingenommen war von Medjugorje. Wie er diesen schon längst hätte exkommunizieren, statt ehren, müssen, hätte er auch dieses Geschehen in der Herzegowina schon längst verurteilen, statt sich entwickeln lassen, müssen. Er hätte dazu nur dem zuständigen Ortsbischof von Mostar die Erlaubnis geben, statt sie ihm entziehen, müssen, sein (negatives) Urteil darüber zu veröffentlichen und in Kraft zu setzen.

Es ist Geisterscheidungszeit. Auch unter den Marienverehrern. Seien wir deshalb (noch) nüchtern(er) und (noch) wachsam(er). Lassen wir uns nicht abbringen von unserer Bahn wegen solcher Blendwerke. Der hl. Ludwig Maria Grignion von Montfort schreibt in seinem „Goldenen Buch“: „Aber die demütige Magd Maria wird immerdar den Sieg über jenen stolzen Geist davontragen, und zwar einen so überwältigenden Sieg, daß sie ihm sogar den Kopf, den Sitz seines Stolzes, zertreten wird. Immerdar wird sie seine Schlangenbosheit aufdecken; sie wird seine höllischen Pläne zuschanden machen, seine teuflischen Ratschlüsse durchkreuzen und bis zum Ende der Zeiten ihre treuen Diener vor seinen grausamen Krallen bewahren.“

Unter ihren Schutz und Schirm wollen wir darum allzeit fliehen, wir elenden Kinder Evas. Wir wollen dem Teufel widersagen und all seinen Werken und all seiner vor uns entfalteten „Pracht“!

Paul O. Schenker

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1) Gilt inzwischen natürlich nicht mehr. – Aber ich werde ohnehin den wichtigsten Teil davon hier in meinem Blog in deutscher Übersetzung veröffentlichen!

MEDJUGORJE – Mein Prolog zu den Stellungnahmen von 1989

Es ist etwas Eigenartiges mit diesem Jahr 1960. Damals hätte das sogenannte „3. Geheimnis von Fatima“ der Welt bekanntgegeben werden müssen. Alle gläubige katholische Welt wartete darauf. Vor allem alle marianischen Zeitschriften, wie z.B. auch DER GROSSE RUF. In ihrer Ausgabe vom November 1959 stehen bezüglich Fatima folgende Sätze („Die letzte Warnung von Fatima“, S. 168): Schwester Lucia von Fatima sagte auch zu mir (P. Dr. Augustin Fuentes, Veracruz, Mexiko, römischer Postulator des Selig- und Heiligsprechungsprozesses der Zeugenkinder von Fatima, Francisco und Jacinta Marto): „Hochwürden, der Teufel entfesselt eine entscheidende Schlacht gegen die heilige Jungfrau, und da er weiß, daß er der einzige ist, der am meisten Gott beleidigt, und daß er in der geringsten Zeit die größte Zahl Seelen gewinnen muß, versucht er, die gottgeweihten Seelen zu gewinnen, wobei er glaubt, daß er dadurch um so leichter in dem herrenlosen Feld der Seelen ans Ziel komme und sich selbst zum Beherrscher derjenigen machen kann, die ohne Hirten sind. — Sagen Sie ihnen auch, Hochwürden, daß mein Vetter und meine Cousine, Francisco und Jacinta, sich durch zwei Dinge heiligten: Erstens, weil sie immer Unsere liebe Frau in all ihren Erscheinungen sehr traurig sahen. Sie lächelte niemals mit uns, und diese Traurigkeit und dieser Schmerz, die wir an der allerseligsten Jungfrau bemerkten, wegen der Beleidigungen gegen Gott und wegen der den Sündern drohenden Züchtigungen, durchbohrten unsere Seelen, und wir wußten in unserer kindlichen Einbildung keinen anderen Gedanken zu fassen, als daß wir Gebet und Opfer bringen sollten.“— Das zweite, was die Kinder heiligte, war die Vision der Hölle. „Immer wenn die allerseligste Jungfrau uns erschien, streckte sie ihre Hände zur Erde hin nach Art der Wunderbaren Medaille, aus ihren Händen strömten leuchtende Strahlen, als wolle sie die ganze Welt bedecken und sie vor allen ihr drohenden Züchtigungen beschirmen. Und in einem gewissen Augenblick, da die allerseligste Jungfrau ihre Hände über der Brust kreuzte, in diesem Augenblick sahen wir die Hölle vor uns. Hochwürden, wieviele Seelen stürzen in sie hinein, und wie quälen die Dämonen mit höhnischem Gelächter und spöttischer Ironie jene verdorbenen Seelen, die als Opfer teuflischer Lügen und Verführungen von ihr verschlungen werden. Wenn wir nicht gewußt hätten, daß die allerseligste Jungfrau uns in jenen Augenblicken nahe war, in denen wir diese schreckliche Vision schauten, hätten wir sie nicht aushalten können; wir wären vor Schrecken und Furcht vor dem erschreckenden Anblick gestorben. Wieviele Seelen stürzen in die Hölle! Deshalb, Hochwürden, ist es nicht meine Mission, der Welt die materiellen Züchtigungen anzuzeigen, die sicherlich über die Erde kommen werden, wenn das Volk nicht betet und Buße tut; nein, meine Mission ist es, alle vor der nahe bevorstehenden Gefahr zu warnen, in der wir uns alle befinden, nämlich, unsere unsterblichen Seelen für immer zu verlieren, wenn wir weiterhin hartnäckig in der Sünde verharren. — Hochwürden, lassen Sie uns nicht warten, bis von Rom durch den Heiligen Vater ein Aufruf zur Buße für die ganze Welt kommt; lassen Sie uns nicht warten, bis ein solcher Aufruf von den Bischöfen oder von unseren Pfarrgeistlichen, in jeder Diözese, oder von den Oberen der religiösen Orden und Kongregationen ergeht; nein, unser Herr hat diese Mittel schon viele Male gebraucht, und die Welt hat nicht darauf geachtet. Laßt uns allesamt bei uns selbst und mit unserer eigenen geistigen Reform beginnen; jeder von uns soll über die entsetzliche Verantwortung nachdenken, die wir nicht nur für die Rettung unserer eigenen Seelen haben, sondern auch für die Rettung aller Seelen, die Gott uns über den Weg schickt. — Hochwürden, die allerseligste Jungfrau sagte mir nicht direkt, daß wir in der letzten Epoche der Welt stehen, sondern sie gab uns das durch drei Gründe zu verstehen: Erstens, als sie mir sagte, daß der Teufel eine entscheidende Schlacht gegen die heilige Jungfrau entfessele, und eine entscheidende Schlacht ist eine letzte Schlacht, in der man weiß, wer der Sieger ist und welche Seite geschlagen ist; so sind wir jetzt entweder für Gott oder für den Teufel, es gibt keinen Mittelweg. Zweitens, weil sie mir und auch meinem Vetter und meiner Cousine sehr oft sagte, daß Gott der Welt zwei letzte Waffen gebe: den Rosenkranz und die Verehrung des unbefleckten Herzens Mariä; und wenn dies endgültige Waffen sind, bedeutet es, daß es letzte Waffen sind und daß es keine anderen Waffen gibt. Und drittens, wenn es in den Plänen der göttlichen Vorsehung liegt, daß Gott wünscht, die Welt zu züchtigen, da alle anderen Mittel erschöpft sind, und wenn Er gesehen hat, daß die Welt darauf nicht achtet, dann können wir erst auf unsere unvollkommene Weise sagen: Er zeigt nur zögernd das letzte Rettungsmittel, Seine heiligste Mutter; denn wenn wir dieses letzte Mittel nicht schätzen, sondern zurückweisen, werden wir beim Himmel keine Verzeihung finden. Wir haben dann eine Sünde begangen, die im Evangelium die Sünde wider den Heiligen Geist genannt wird. Sie besteht darin, offen und mit vollem Bewußtsein und Willen die uns von ihr angebotene Rettung zurückzuweisen. Auch ist unser Herr ein guter Sohn und läßt es nicht zu, daß seine heiligste Mutter beleidigt und geschmäht wird, wie wir dies ja wissen, da wir das Zeugnis und die schrecklichen Beispiele der Kirchengeschichte von 20 Jahrhunderten haben, die uns lehren, wie unser Herr immer seine heiligste Mutter verteidigt hat.“ — „Sehen Sie, Hochwürden, die allerseligste Jungfrau hat in diesen letzten Zeiten, in denen wir jetzt leben, dem Beten des Rosenkranzes eine neue Wirkung gegeben, so daß es heute kein Problem gibt, wie schwierig es auch sein mag, sei es zeitlich oder besonders auch geistlich, möge es sich auf das persönliche Leben eines jeden von uns oder auf unsere Familien beziehen, auf die Familien in der Welt oder der religiösen Gemeinschaften oder auf das Leben der Völker und Nationen: es gibt kein Problem, ich wiederhole es, wie schwierig es auch sein mag, das heute nicht durch die Zuflucht zum Rosenkranzgebet gelöst werden kann. Mit dem Rosenkranz werden wir uns selbst retten, werden wir uns selbst heiligen, werden unserem Herrn Trost geben und werden die Rettung vieler Seelen erlangen. Durch den Heiligen Rosenkranz hat uns der Herr versprochen, uns durch Vermittlung der allerseligsten Jungfrau die Gnaden zu geben, die notwendig sind, treu die Gebote Gottes und der heiligen Kirche zu erfüllen und die Kraft zu erlangen, unsere Standespflichten zu erfüllen und aus dem häufigen Empfang der heiligen Sakramente Nutzen zu ziehen. — Und schließlich: die Verehrung des unbefleckten Herzens Mariä, unserer heiligsten Mutter. Wir wollen sie verehren als den Sitz der Barmherzigkeit, der Güte und des Verzeihens und als das sichere Eingangstor zum Himmel.“ (Soweit Sr. Luzia in einem Interview von P. Dr. Augustin Fuentes, am 26. Dezember 1957.

1958 war das Todesjahr Plus XII. und das Krönungsjahr Johannes XXIII. 1959 erfolgte durch Johannes XXIII. die Ankündigung des Konzils. Und im Jahre 1960 sollte das laut P. Fuentes „in einem mit Wachs versiegelten Umschlag aufbewahrte „Geheimnis von Fatima“, von dessen Inhalt „niemand weiß, weder der Bischof von Leiria und auch nicht einmal der Heilige Vater selbst“, geöffnet werden. Und P. Fuentes berichtet: „Indessen ging sie (Sr. Luzia) ohne irgend eine Veranlassung meinerseits dazu über, das Geheimnis von 1960 zu behandeln, wobei sie sagte, daß, wenn die Welt nicht bete und Buße tue, dann würde dieses Geheimnis für alle ohne Ausnahme EINE TRAURIGE SACHE. Sie sagte, daß noch Zeit sei, diese traurige Sache zu vermeiden, aber darüber hinaus wollte sie nicht in Einzelheiten gehen, weil es ein Geheimnis sei, das nur der Heilige Vater und der Bischof von Fatima, sollten sie es wünschen, zu erfahren berechtigt seien.“

Inzwischen sind rund 30 Jahre vergangen. Und wir sind um die Erfahrungen von 30 Jahren „reicher“ geworden. Wir wissen um „DIE TRAURIGE SACHE“. Es ist doch wohl nicht schwer zu erraten, daß diese „traurige Sache“ nichts anderes sein kann, als DAS KONZIL und SEINE FRÜCHTE! Bis 1960 und z.T. weit darüber hinaus meinte man noch, „das 3. Geheimnis von Fatima“ kündige den 3. Weltkrieg und andere Weltkatastrophen (also „materielle Züchtigungen“) an, und aus der „Gerüchteküche“, besser: aus der Rauschgiftbrauerei des Diabolos gingen entsprechende „Orakel“ in die Runde, die sich als meisterhaftes Ablenkungsmanöver und Verwirrspiel entpuppten.

Seit 1960 gibt es eine bald nicht mehr zu überblickende Reihe von „Erscheinungen“ und „Offenbarungen“, die den Anspruch erheben, eine „Fortsetzung, Weiterführung“ von Fatima, bzw. etwas Gleiches oder Ähnliches wie Fatima (Lourdes, La Salette etc.) zu sein. Die bekanntesten davon tragen die Namen: Garabandal, San Damiano, Lüttich (Margherite), Montichiari (Pierina Gilli), Porto Santo Stefano (Enzo Alocci), Mailand (Mamma Carmela), Palmar de Troya, Bayside (Veronika Lueken), Brüssel (Ancilla), Mailand (Don Gobbi), Rom (Gemma), und seit 1981 vor allem: Medjugorje, Kibeho (Rwanda) und Brüssel (André). Über vieles hat „Das Zeichen Mariens“ im Verlaufe der letzten 20 Jahre berichtet. Dabei hat es sich eines (abschließenden) Urteils über Echtheit oder Unechtheit geflissentlich enthalten und vor allem einer solchen Sache sich nie „verschrieben“. Es war nichts anderes als „(so weit wie möglich) positive Berichterstattung“.

Für mich persönlich waren Palmar de Troya und San Damiano von allem Anfang an „deklassiert“, wobei Palmar schon von seinen Uranfängen an für mich jedes Anzeichen von Unechtheit an sich trug, genauso wie später der „Little Pebble“ von Australien. San Damiano war mir hingegen zuerst einfach „suspekt“; ich fühlte immer eine „Aversion“ dagegen. Da andere sich damit eingehend beschäftigten (André Castella, „Mater Nostra“, Parvis-Verlag), konnte ich es auch ruhig ausklammern. Garabandal schien mir echt. Ich war sogar sehr eingenommen davon. Aber heute, nach fast 30 Jahren, muß ich auch da(hinter) ein großes Fragezeichen setzen. Immerhin hatte Garabandal einen Abschluß, und immerhin flossen von den Hügeln jenes Bergdorfes nicht endlose Botschaften. Es waren deren nur zwei und kurze und bündige und treffende! Aber auf das dort Angekündigte warten wir alle heute noch: die „Warnung“ und das „Wunder“. Der blinde Joey Lomangino (Linden-hurst, New York) ist heute noch blind, und ihm wurde doch versprochen, daß er sein Augenlicht wieder erhalten werde. Wenn der noch vor dem „Wunder“ stirbt, dann jedenfalls können wir auch Garabandal „abhaken“. Die Sache ist jetzt ohnehin praktisch „eingeschlafen“, da an dessen Stelle aktuellere Ereignisse getreten sind.

Margherite und Mamma Carmela, Don Gobbi und Pierina Gilli veröffentlichten „Botschaften“, die mir echt schienen. Sie enthielten jedenfalls (zur Hauptsache) nichts, was dem katholischen Dogma widersprach, wenn auch da und dort etwas angedeutet wurde, was „neu“, noch „schleierhaft“ war, was noch nicht (richtig) eingeordnet werden konnte, dessen Zusammenhänge man noch nicht sah. Mamma Carmela ist inzwischen gestorben. (Ihr „Ausstoß“ war immerhin auch schon ein Hunderte von Heften umfassender!). Margherite und Don Gobbi und Pierina leben hingegen immer noch und sind weiterhin (mehr oder weniger) „fruchtbar“ in Sachen Offenbarungen. Bei Don Gobbi nimmt die Fruchtbarkeit schon Ausmaße an, daß das „Blaue Büchlein“ schon längst kein Büchlein mehr ist, sondern ein die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments an Umfang bereits übertreffendes „Kompendium“ „himmlischer Anweisungen“ (Und wenn man dabei bedenkt, daß das Publizierte nur ein Fünftel des von Don Gobbi zu Papier gebrachten sein soll!). Bayside ist noch im Gange. 1974 war ich persönlich bei Veronika in New York. Damals hatte ich (noch) einen positiven Eindruck vom Ganzen. Aber kurz darauf, als die Geschichte mit dem „Doppelgängerpapst“ begann, versank für mich auch dieses Bayside ins Zweifelhafte. Etwas später gewann ich die feste Überzeugung, daß Veronika Lueken unecht sein muß.

Kurz, obwohl ich mich zu jenen zähle, die vorurteilsfrei, ja eher „voreingenommen positiv“ an all diese Dinge herantraten, bin ich heute, nach 25jähriger, intensiver Erfahrung auf diesem Gebiet, davon überzeugt, daß die meisten „Erscheinungen“ und „Offenbarungen“ seit 1960, vor allem jene, die sich durch eine nicht enden-wollende Botschaften-Ausgabe auszeichnen, nichts anderes waren und sind, als „charismatische“ Produkte des „neuen Pfingsten“, das (seit 1960) über uns Menschen hereingebrochen ist, zuerst vor allem über die „geweihten Seelen“, die Hirten (die Konzilsväter!), und dann über das „herrenlose Feld der Seelen“; daß diese Phänomene zu dem gehören, was Luzia von Fatima „die entscheidende Schlacht (gegen die Hlst. Jungfrau und damit gegen ihre wahren Erscheinungen und damit gegen das katholische Dogma)“ nennt, die „der Teufel entfesseln“ werde. Hatten die „Botschaften“ in den Sechziger- und frühen Siebzigerjahren aber noch vorwiegend „konservativen“ Charakter, so weisen sie in jüngerer Zeit eindeutig einen „progressiveren“ auf. Die „Seher“ und „Begnadeten“ und ihre „Offenbarungen“ werden zunehmend konzilskonformer, bzw. gehen inzwischen bereits weit über dieses hinaus!

In einem in „Mater Nostra“ veröffentlichten Gespräch mit dem Pfarrer von Medjugorje, Pater Dr. Tomislav Pervan, OFM, vom 30. Juli 1988, stehen folgende bezeichnende Aussagen von ihm:
„Um Medjugorje verstehen zu können, muß man es in einem großen Zusammenhang betrachten: Medjugorje ist eine Frucht des zweiten Vatikanums. Beim zweiten Vatikanischen Konzil hat man über die Erneuerung der Kirche gesprochen — vieles wurde beraten, vieles wurde entschieden. Es wurden Richtlinien festgelegt, wie die Botschaft des Evangeliums zeitgemäß an den Menschen des 20. Jahrhunderts herangebracht werden könne, wie an dieser Wende zu einem neuen Jahrtausend das Evangelium zeitgemäß verkündigt werden könne. In diesem Kontext sehe ich Medjugorje als eine der schönsten Früchte des Konzils.“

Medjugorje ist also (wie übrigens Kibeho) eine „zeitgemäße“ Erscheinung, dafür aber auch keine echt-katholische (mehr), ebenso wie alle anderen „Früchte des Konzils“ keine gesund-katholischen (mehr) sind.

Luzia von Fatima mußte noch bezeugen: „Sie (die Gottesmutter) lächelte niemals (mit uns), und diese Traurigkeit und dieser Schmerz, die wir an der allerseligsten Jungfrau bemerkten, wegen der Beleidigungen gegen Gott und wegen der den Sündern drohenden Züchtigungen, durchbohrten unsere Seelen, und wir wußten in unserer kindlichen Einbildung keinen anderen Gedanken zu fassen, als daß wir Gebet und Opfer bringen sollten.“

Wie ganz anders benimmt sich die Gospa von Medjugorje. Schon rein äußerlich! Wie hätte sie, die wahre Mutter Gottes, heute, 30 Jahre nach diesen Aussagen der Seherin Luzia und 70 Jahre nach den Erscheinungen von Fatima, noch viel mehr Grund, nicht zu lächeln, geschweige denn zu lachen, und stattdessen noch viel trauriger, ja geradezu untröstlich zu sein, allein ob des grauenhaften Massenmordes der Abtreibungen, aber auch ob des überall grassierenden Glaubensabfalls der Christen, namentlich der Katholiken! Francisco und Jacinta „heiligten sich“, „weil sie immer U.L.F. in all ihren   Erscheinungen sehr traurig sahen“! Statt „traurig“ könnte man wohl auch sagen sehr „ernst“. Ein Merkmal echter Erscheinungen. Das Gegenteil davon, wenigstens unter den aktuellen Vorzeichen: ein Hinweis auf deren Unechtheit.

Vertiefen wir uns nun einmal in die Ausführungen von Bruder Michael von der Heiligsten Dreifaltigkeit der Kleinen Brüder vom Heiligsten Herzen Jesu, der von Abbé Georges de Nantes gegründeten und vom Bischof von Troyes approbierten Ordensgemeinschaft, welche dieser 1984 und dann 1987 zuerst jeweils in Fortsetzungen in der Zeitschrift „LA CONTRE-RÉFORME CATHOLIQUE AU XX-IÈME SIÈCLE“ veröffentlicht hat und die Albert Frey ins Deutsche übersetzt und in 4 Heften herausgegeben hat. Sowohl Herrn Frey wie Frère Michel de la Sainte Trinité danke ich von Herzen für die Erlaubnis, diese Texte hier in unserem „Zeichen Mariens“ abdrucken zu dürfen. Frère Michel ließ mich zudem Ende Dezember 1988 wissen, daß er dabei sei, ein Gesamtwerk über Medjugorje vorzubereiten, das in 4 bis 5 Monaten in Französisch erscheinen werde. Wir können auf seine noch weitergehenden Untersuchungsergebnisse nur höchstgespannt sein. Als Vorbereitung darauf soll uns aber jetzt das in diesem und im nächsten Heft Publizierte genügen. (POS)

„Vormals, in früheren Jahrhunderten, haben äußere Feinde Meine Kirche bedroht, oder es waren von der Kirche Abgefallene, welche die Kirche offen verlassen hatten; jetzt aber sind es wahrlich „Wölfe im Schafspelz“ von denen Ich im Evangelium gesprochen habe. Es sind die Irrlehrer, Priester und Theologen, durch ein Sakrament geweihte Diener der Kirche, die irrige und verderbliche Lehren verkünden und dabei mit dem Lächeln Satans sich rühmen, in der Kirche zu sein, – und zu bleiben. Wehe diesen Erbärmlichen, die Gott ins Gesicht lügen und nicht bedenken, daß sie die gefährlichsten Helfer und Werkzeuge dessen sind, der in seinem Stolze sich wider den Schöpfer erhoben hat und gesagt hat: „Ich diene nicht!“
(Worte des Heilands an HH Prof. Albert Drexel, in der Nacht zum 5. Mai 1972)

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Quelle: „DAS ZEICHEN MARIENS“, 21./22. Jahrgang, Nr. 10, Februar 1989: „Prolog zu den Veröffentlichungen in diesem Heft“.