Im Advent singen wir: „Tauet Himmel den Gerechten, Wolken regnet Ihn herab!“ rief das Volk in bangen Nächten, dem Gott die Verheißung gab: einst den Mittler selbst zu sehen und zum Himmel einzugehen: denn verschlossen war das Tor, bis ein Heiland trat hervor, denn verschlossen war das Tor, bis ein Heiland trat hervor.
Ist das nur so dahergesungen, halt ein frommes Lied ohne nähere Hintergründe, Hauptsache es reimt sich halt irgendwie? Manche denken so, aber weit gefehlt: es enthält eine tiefe Theologie, nämlich die Gnadentheologie, wie die 3. Strophe dann besingt: „Leben, Licht undGnadenfüllebringt Er uns vom Himmelsthron.“ Und wie die Gnade herabregnet, das können wir uns schon besser vorstellen. Wenn der Gerechte nun herabgeregnet wird, dann müsste konsequent gedacht der Herr selber die Gnade sein. Das sagt auch Jesus in Maria Valtorta, Der Gottmensch, einmal: Gott ist die Gnade. Klar, dass sich hier wieder gewisse Skeptiker und Frotzler einschalten, die meinen, das sei nicht theologisch, doch sie selber verstehen nur wenig von Theologie. Theologie ist ja die Gottrede, d.h. Gott selber hat hier das Sagen. Auch kennen diese Leute offensichtlich die Bibel nicht, denn da steht es schwarz auf weiß drinnen, dass Gott die Gnade ist, nämlich gleich zu Beginn des Johannesevangeliums im Prolog, den wir sogar am Ende jeder Tridentinischen Messe n. Pius V. beten. Die letzten Prologverse, welche die Opfermesse beinhaltet, lauten:
„Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater,voll Gnadeund Wahrheit.“ (Joh 1,14)
Der Prolog fährt sogar nochmal bestätigend fort und sagt: „Aus seiner Füllehaben wir alle empfangen,Gnade über Gnade.“ Und: „Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben,die Gnadeund die Wahrheit kamen durch Jesus Christus.“
Was lernen wir über die Gnade, woher kommt diese? „Aus seiner Fülle“, also aus dem Sohn Gottes selbst, siehe die Gnadenvergießung aus seinem Heiligsten Herzen!
Somit ist tatsächlich Er selbst die Gnade. Die Gnade ist eine Form, wie Er sich selbst uns mitteilt. Darum verliert das Leben der Seele, wer den Gnadenstand verliert, weil Christus das Leben ist, das Er uns gnadenweise mitteilt.
Ist uns das genug bewusst? Ich vermute nicht.
Der Advent ist Zeit der Einkehr. Also lasset uns einkehren und betrachten!
Jesus war von Natur aus Gott und wurde per Gnade Mensch. Die Muttergottes war von Natur aus Mensch und wurde per Gnade vergöttlicht (= voller Gnade Gottes).