M.RAPHAEL
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Die Kirche der Selbstverwirklichung

Vorbemerkung: Aus großer Liebe zur katholischen Kirche folgt eine dezidierte Kritik der Konzilskirche. Ich verstehe diese, wie alle meine Beiträge, als einen Ruf aus der Wüste, als eine Erinnerung an die Wahrheit, als eine correctio fraterna in Berufung auf KKK 907. Natürlich und wie immer handelt es sich dabei um meine Meinung. Aber ich würde sie hier nicht darstellen, wenn ich nicht glauben würde, dass das darin beschriebene Problem nicht ganz wesentlich für den Glaubensverlust, den Verlust der Sitten und am Ende für die derzeitige tödliche Gefahr für die sichtbare Kirche verantwortlich wäre.

Zusammenfassung: Wenn Gott am Kreuz für die Menschheit stirbt, macht er nicht sein Ding. Er verwirklicht sich nicht selbst. Er opfert sich als Gott für uns auf. Entsprechend erwartet Er auch von uns, dass wir uns für Ihn aufopfern. Es ist ein Liebesaustausch im Sinne des Hohelieds. Dieser Gedanke ist in der heutigen Zeit der alles beherrschenden Selbstverwirklichung und eben nicht Selbstaufopferung fast vollkommen verloren gegangen, leider auch bis tief hinein in die Kirche. Der Rauch Satans, der mit dem Konzil eingedrungen ist, ist genau diese Selbstverständlichkeit, dass man sich Gott nicht ausliefern muss, sondern dass man Ihn zur Selbstermächtigung als eine Art Instrument benutzen kann. Da gibt es keinen heiligen Liebesaustausch mehr. Die Früchte des Geistes der Selbstverwirklichung sind dabei die sichtbare Kirche in den modernistischen Untergang zu führen.

Die Banalität des NOM verdeutlicht den neuen Geist. Vor dem großen und herrlichen Gott will man nicht mehr knien. Man will einen lieben Jesus, weil der einem gefügig erscheint. Die Kirche wird von einer starken Festung zu einem bunten Kindergarten. Eine solch schwache und nachgiebige Institution widersteht keinem Angriff hochmütiger Menschen. Das war gewollt. Die Selbstvergötzung kann die Selbstaufopferung endlich loswerden. Die Unzucht und Gier des synodalen Weges werden siegen. Die Konzilskleriker, die vom NOM überzeugt sind und sich damit klar als Selbstverwirklicher bekennen, werden keinen Widerstand leisten. Das können sie prinzipiell nicht. Ihre evtl. vorhandenen traditionsorientierten Bedenken entstammen allein ihrer Sehnsucht nach einer konservativen Wertewelt. Diese entspringt nicht der Selbsthingabe für Gott sondern den Idealen und Lebensvorstellungen ihres eigenen Selbst.

Entfaltung: Die konservativen Konzilskleriker meinen, sie stünden mit dem NOM in der Tradition. Das tun sie nicht. Völlig vorurteilsfrei von außen betrachtet feiern sich die Priester hier selbst. Das kann man sehr schön an der Konzelebration erkennen. Sie freuen sich an ihrer Gemeinschaft wie ein Männerverein. Diese ist das Ziel und nicht mehr die Darstellung Gottes am Altar. Der Mythologe Joseph Campbell (Berater von George Lucas für Star Wars) verglich die damals neue Messe mit einer Fernsehkochshow. Es ist eine Selbstdarstellung. Es ist eine Show. Der Novus Ordo Kleriker gibt sich nicht mehr hin. Er holt sich seine Aufwertung als einen Akt der Selbstermächtigung. Umso cooler und sympathischer er ist, umso mehr ist er davon überzeugt, dass er erfolgreich das Evangelium verkünden kann.

In diesem Sinn werden nur noch Animateure und sozial kompetente Männer zu Priestern geweiht. Aber auch weiche Schwächlinge bekommen eine Chance. Die können nichts falsch machen, solange sie einfach nur lieb sind und sagen, was die Leute hören wollen. Die Einzigen die nicht geweiht werden, sind starke Charaktere, die noch Rückgrat haben und zur Gottesanbetung zurückkehren wollen. Die stören die Illusion.

Auch PF mag keine Frommen. Die beschimpft er als die „hochmütigen Besseren“. Er ist wie ein Trinker, der alle, die dem Alkohol widerstehen, dafür hasst und sie als unmenschlich und menschenverachtend darstellt. Auch zurückgestoßene Verführer handeln ähnlich in Bezug auf tugendhafte Frauen. Es ist kaum zu glauben, aber der Papst scheint den Widerstand gegenüber der Sünde nicht ertragen zu können. Die Hippies waren auch so. Man erinnere sich, wie sie einen abgekanzelt haben, wenn man keine Drogen genommen hat. Dabei beginnt der Mensch gerade dort, wo er versucht, hohen Idealen zu folgen, selbst wenn er sie nie erreichen kann. Nur die Egoisten und die Selbstvergötzer halten es für gut, dass sie „Schweine“ sind. Manchmal klingt PF so, als ob er eine Kirche wolle, die von solchen Menschen erfüllt ist, Menschen ohne Prinzipien, weil der Herr diese Sünder ja gerade wegen ihrer entschiedenen und gierigen Sünden so barmherzig lieben soll. Wie kann ein Papst diese ganze Problematik nicht verstehen? Er scheint keinerlei Menschen- oder Lebenskenntnis zu haben. Oder verfolgt er eine andere Agenda?

Als typischer Konzilskleriker ist er ein Selbstverwirklicher. Er versteht die Sehnsucht der Menschen jemand sein zu wollen. Er will es auch. Nichts ist ihm so verhasst wie die Kreuzigung des eigenen Egos. Genau deshalb plädiert er für brüderliche Rücksicht und Mitmenschlichkeit, damit der individuelle Egoismus gemeinsam lebbar wird. Alle Menschen sollen ihre weltlichen Träume ausleben können. Den muslimischen Immigranten hat er das bestätigt. Verzicht auf das weltliche Glück ist für ihn dagegen eine Leugnung der göttlichen Lebensenergie. Alle sollen ihr Ding machen. Wer ins Kloster geht, macht sein Ding. Wer Priester wird, macht sein Ding. Was macht dir Spaß? Dann tu das, vorausgesetzt, du bist lieb und sozial kommunikativ.

Wir leben in der Zeit der Selbstverwirklichung. Die Selbstaufopferung und die Selbsthingabe für Gott (vgl. Gal 2,19ff) werden nicht mehr verstanden, auch nicht in der Konzilskirche. Der NOM entspricht in seiner „Einfachheit“ dem eher kleinbürgerlichen Hintergrund seiner Proponenten (Alfred Lorenzer, Das Konzil der Buchhalter). Da haben sie sich voll selbstverwirklicht. Die großen Formen der Tradition, die der erhabenen Größe Gottes entsprachen, können sie nicht mehr ertragen. Sie wollen nicht mehr dienen. Sie wollen herrschen. Deshalb haben sie alles Göttliche ganz klein gemacht, auf ihr Niveau heruntergezogen. Sie verteidigen sich mit dem Scheinargument, dass sie zu der kleinen Urkirche zurückkehren wollen. Auch ihr lieber Jesus ist klein, aber auch wieder so groß, dass er gar nicht mehr angebetet werden will, sondern ihre Größe möchte. Oh je.

Dabei ist die Selbstverwirklichung tierisch dumm. Wer allein seinen materiellen Sinnen vertraut und deshalb fälschlicherweise glaubt, dass das Reich Gottes von dieser Welt ist (global ökologischer Great Reset, vgl. dagegen Joh 18,36), kommt dadurch um. Das haben früher alle gewusst. Heute wählen sie grün, rennen in die Fitnessstudios und spielen später mit Amorelie. Den Grad ihrer Versklavung merken sie nicht. Das böse Erwachen kommt später. Nur die Selbstaufopferung für Gott ist am Ende wahrhaft menschlich. Nur durch sie öffnet sich der Himmel und der Mensch findet den Weg zu seiner großen Bestimmung.

In diesem Sinn reißt die überlieferte Liturgie den Himmel auf. Alle Menschen, außer den verstockten Konzilsfreunden, merken das und bekehren sich. Deshalb wird eine kleine vorkonziliare Kirche viel missionarischer das Evangelium verkünden, als die „große“ PF Spaßkirche mit ihren offenen Armen für alle machthungrigen Sündenverwirklicher.

Fontgombault und seine Gründungen sind entsprechend missionarisch:

youtube.com/watch?v=wi0kAzXRV6w
kathvideo
Ich halte Ihre Ausführungen für nicht zutreffend, was den sog. "Novus Ordo Missae" als solchen betrifft. Was die konkrete Zelebration betrifft, so findet sich leider für alles und jedes ein Anhaltspunkt!