Pfarrer aus Wesel redet Klartext Beten Sie für die Kirche – sie hat es nötig

Meinung | Wesel · Pfarrer Stephan Sühling schreibt über den synodalen Weg. Mit der katholischen Kirche, seinem Arbeitgeber, geht er dabei hart ins Gericht.

 Stefan Sühling schreibt in seiner Kolumne heute über den synodalen Weg.

Stefan Sühling schreibt in seiner Kolumne heute über den synodalen Weg.

Foto: Bischöfliche Pressestelle / Christian Breuer

Ich gestehe, ich bin nicht wirklich optimistisch: Ab dem ersten Advent beschreitet unsere katholische Kirche in Deutschland den sogenannten „synodalen Weg“. Viele Hoffnungen, ja Erwartungen auf einen Wandel in der Kirche sind mit den Beratungen dieses „synodalen Weges“ verbunden. Gründe, auf Veränderungen in unserer Kirche zu drängen, gibt es genug. Die Nachrichten von Priestern, die Kinder und Jugendliche missbrauchen, reißen nicht ab. Neu und wegen ihrer Naivität verstörend sind die Stimmen der für die Vertuschung von Missbrauch und das vollkommene Umgehen mit Missbrauchstätern in der Kirche Verantwortlichen.

Ja, da kommt der „Synodale Weg“ mit seinen Themenfeldern genau richtig: Aufarbeiten des Missbrauchs in der Kirche; Frage nach der Lebensform und der Aufgabe der Priester; Erneuerung der kirchlichen Sexualmoral und nicht zuletzt, sondern ganz vordringlich die Frage, wie Frauen gleichberechtigt Aufgaben und Ämter in der Kirche wahrnehmen können. Zusammengefasst geht es darum, die Zeichen der Zeit wahrzunehmen und die Kirche in der Lebens- und Glaubenssituation von Heute ankommen zu lassen. Hier gewinnt eine Haltung des zweiten Vatikanischen Konzils vor gut fünfzig Jahren unerwartet Aktualität: „Aggiornamento“, übersetzt: „auf den Stand von Heute bringen“.

Ich würde mich wirklich freuen, wenn der „synodale Weg“ zur Erneuerung oder einfach zum „Zeitgenössisch-werden“ unserer Kirche einen Beitrag leisten würde. Aber, wie eingangs schon gesagt, ich bin nicht wirklich optimistisch. Höre und lese ich doch auch die Stimmen derer, die eine echte Zeitgenossenschaft in ihrem Bild von Kirche nicht vorgesehen haben, die Veränderungsnotwendigkeiten nicht sehen wollen und insbesondere die Forderung nach echter Geschlechtergerechtigkeit ablehnen oder einfach die Beratung von Bischöfen und Laien auf Augenhöhe zu den wichtigen Fragen der Zukunft der Kirche für den falschen Weg halten.

Neben die Hoffnung auf echte Veränderung stellt sich die Erfahrung, nicht selber handeln und entscheiden zu können. Die alte Lebensweisheit: „Da hilft nur beten“ – auch hier trifft sie zu. Deswegen zum Schluss eine Bitte: Beten Sie, liebe Leserinnen und Leser, beten wir für unsere Kirche – sie hat es nötig!

(RP)
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