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Reliquien von St. Corona liegen in Aachen

Die Heilige Corona verbindet mit dem Virus außer dem Namen noch mehr: Sie gilt unter anderem als Schutzpatronin gegen Seuchen. Angebliche Überreste von ihr liegen in Aachen. Ein vor über 100 Jahren gefertigter Schrein wird gerade aufwendig herausgeputzt.
Die vom Domkapiteln Aachen zur Verfügung gestellte Aufnahme zeigt Luke Jonathan Koeppe, Student der Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft, während er an der Reinigung und Konservierung des Schreins der Heiligen Corona arbeitet. | Foto: -/Domkapitel Aachen/dpa
Das Aachener Münster birgt viele Schätze - einen davon hat die Domschatzkammer aus gegebenem Anlass jetzt früher hervorgeholt als eigentlich geplant: Den Schrein mit den angeblichen Überresten der Heiligen Corona. Kein Scherz: Eine der vielen in der Christenheit verehrten Heiligen trägt genau diesen Namen.
„Namenspatronin für das Virus ist sie nicht“, sagt die Sprecherin des Domkapitels, Daniela Lövenich. Die Namensgleichheit lasse sich vielmehr dadurch erklären, dass „Corona“ aus dem Lateinischen komme und mit „die Gekrönte“ zu übersetzen sei. Coronaviren wiederum sähen unter dem Mikroskop kronenartig aus. Eine Parallele gebe es dennoch: „Die Heilige Corona gilt unter anderem als Schutzpatronin gegen Seuchen. Das macht sie derzeit so interessant.“ Laut Ökumenischem Heiligenlexikon ist sie außerdem Patronin der Schatzgräber und Metzger. Helfen soll sie auch bei Geldangelegenheiten. Im 19. Jahrhundert sollen Pilger von ihr auch Schutz vor Viehseuchen und Hagel erbeten haben. Zuvor hatte die „Aachener Zeitung“ über die Heilige im Dom berichtet.
Laut Legende soll Corona nur etwa 16 Jahre alt gewesen sein, als sie vor rund 1800 Jahren den frühchristlichen Märtyrertod starb. Ein römischer Statthalter habe die junge Christin mit Seilen zwischen zwei herabgebogene Palmen spannen lassen - durch das Zurückschnellen sei ihr Leib in Stücke gerissen worden.
Eine Verehrung in Nord- und Mittelitalien sei schon im 6. Jahrhundert belegt, schreibt das Heiligenlexikon. Kaiser Otto III. soll dann im Jahr 997 Überreste von Corona und vom Heiligen Leopardus von Rom nach Aachen gebracht und im Münster beigesetzt haben. „Seither gelten beide als Mitpatrone des Aachener Marienstifts“, so Lövenich. Die Grabplatten sind bis heute im Dom zu sehen.
Die Ruhe von Corona und Leopardus war 1910 erstmal vorbei, als ihre Bleisärge mit immerhin sechs Kilo Gebeinen bei Ausgrabungen aus der Gruft geholt wurden. Auf Wunsch des damaligen Stiftspropstes Alfons Bellesheim sollten die Reliquien in einem eigens geschaffenen Schrein aufbewahrt werden. Das 98 Kilogramm schwere Reliquiar wurde 1912 fertig und hat die Form einer Kirche. Es soll bei einer im Sommer geplanten Ausstellung über die Aachener Goldschmiedekunst des Historismus gezeigt werden.
Weil gerade so viel von Corona die Rede ist, hat die Domschatzkammer den Schrein jetzt schon aus dem Depot geholt, um ihn zu entstauben und zu konservieren - früher als eigentlich geplant. Die Gebeine selbst werden nicht untersucht. Sie befinden sich einem eigenen Behältnis, das versiegelt und verplombt in dem Schrein liegt. Dauerhaft zu sehen sein wird der Schrein nach der Ausstellung wohl nicht. „Das Kunstwerk ist so groß, dass es in keine unserer Vitrinen passt“, sagt Schatzkammer-Leiterin Birgitta Falk.
Nicht nur in Aachen spielt die Heilige eine Rolle. In Österreich gibt es eine kleine Gemeinde namens St. Corona am Wechsel, in deren Wallfahrtskirche Corona verehrt wird. Die dortige Pfarrgemeinde weist darauf hin, dass in ihrem waldreichen Gebiet früher fast ausschließlich Holzfäller lebten. In ihrem oft gefahrvollen Beruf hätten sie Schutz und Hilfe ihrer Schutzpatronin Corona gesucht, die selbst durch zwei Bäume zu Tode gekommen sei. Holzfäller sollen Anfang des 16. Jahrhunderts dann auch eine in einen Baumstamm eingewachsene Statue der Heiligen entdeckt haben. Am Auffindeort wurde eine Kapelle errichtet - Vorläufer der heutigen Wallfahrtskirche. (dpa)