Erzbistum Vaduz: Die Karten sind auf dem Tisch. Von XY*

Im Hinblick auf die bevorstehende Zerstörung der Erzdiözese hat die kirchenfeindliche Webseite Kath.ch mit einer intensiven Hetze gegen Erzbischof und Erzdiözese begonnen. Dabei kommen Nebelgranaten („Bischof Benno Elbs will nicht das Erzbistum Vaduz leiten“) zum Einsatz, aber nicht nur.
Es ist aufschlußreich, dass sich zum Beispiel vor Kurzem über Kath.ch Abt Vinzenz Wohlwend, 53, von der Vorarlberger Zisterzienserabeit Wettingen-Mehrerau zu Wort gemeldet hat. Seine Abtei mit 21 Mönchen befindet sich keine 40 Minuten Fahrzeit von Vaduz entfernt. Wohlwends Vorgänger resignierte mit 47 Jahren und verließ das Kloster. Wohlwend ist selbst Liechtensteiner und stammt wie Erzbischof Haas aus Schaan. Sein Bruder, Karl-Anton Wohlwend, ist Laientheologe und Direktor von Migratio in Fribourg/Freiburg, einer Organisation der Schweizer Bischofskonferenz.
Im Dezember wurde Abt Wohlwend als Mitglied der österreichischen Bischofskonferenz im Rahmen eines Ad-Limina-Besuches von Franziskus empfangen. Gleichentags publizierte Kath.ch ein diplomatisches bis nichtssagendes Interview mit ihm, das Wohlwend als „möglichen“ Nachfolger von Erzbischof Haas präsentiert und in dem Wohlwend meint, dass er sich einen „Brückenbauer“ [= Ausgrenzung der Katholiken] als Nachfolger von Erzbischof Haas wünsche. Aus seinen Worten wird offenkundig, dass Wohlwend sich selbst eine Brücke zum Karrieresprung baut. So hütet er sich, anders als in früheren polemischen Stellungnahmen, sich in Sachen eines Frauenpriesterinnentums oder des Synodalen Weges in Deutschland zu weit aus dem Fenster zu lehnen.
Obwohl Wohlwend im Interview den Ahnungslosen spielt, steht sein Name in Rom ganz oben auf der Kandidatenliste für den Nachfolger von Erzbischof Haas. Wie aus gut informierten Quellen hervorgeht, liege auch das Pflichtenheft des neuen Erzbischofs, in dem drei Hauptpunkt erkennbar sind, in Rom auf dem Tisch. Wohlwends Aussagen im Interview entsprechen auf wunderbare Weise diesen Anforderungen.
Der erste Punkt betrifft die Gleichschaltung der im Erzbistum Liechtenstein inkardinierten Priester, denen der Vatikan vorwirft, nicht auf Parteilinie zu sein und den Vorstellungen von Franziskus nicht zu entsprechen. Diesem Anliegen kommt Wohlwend entgegen, indem er den Liechtensteiner „Verein für eine offene Kirche“, der seit Beginn des Erzbistums im Land Hass und Unfrieden verbreitet, in höchsten Tönen lobt. Wohlwend nennt die üblen Agitationen dieser Gruppierung „eine ausgezeichnete pastorale Arbeit.“ Damit ist klar, welchem pastoralen Programm er als Vaduzer Erzbischof folgen wird. Dabei geht Rom nicht davon aus, dass der konservative Klerus einen nennenswerten Widerstand gegen den neuen Erzbischof an den Tag legen wird. Aufgrund von Erfahrungen in anderen Diözesen setzt man darauf, dass es gelingen wird, die Priester zu spalten, so dass ein Teil auf die Linie des neuen Erzbischofs einschwenken wird, während die Konservativen sich in die innere Emigration begeben und mit der Zeit anpassen oder ausscheiden werden. Eine besondere Sorge sind in Rom die zahlreichen in Vaduz inkardinierten Priester, die nicht im Fürstentum Liechtenstein tätig sind. Rom will diese Situation „bereinigen“. Priester, die in anderen Diözesen tätig sind, sollen eingeladen/gezwungen werden, sich dort zu inkardinieren. Priester ohne diözesane Anbindung sollen in solche Strukturen überführt oder nötigenfalls suspendiert werden. Keine Probleme bieten die Seminaristen, von denen es schon länger keine gibt, weil Rom für die Erzdiözese Vaduz einen de facto Aufnahmestop verhängt hat.
Ein zweiter Punkt betrifft das Verhältnis zwischen Kirche und Staat. Hier ist Rom besonders unzufrieden, weil sich der gegenwärtige Erzbischof nicht genug dem Staat unterwirft. Seit Jahren wird in Liechtenstein versucht, eine Trennung von Kirche und Staat herbeizuführen, vor der sich Rom fürchtet, die aber aus politischen und rechtlichen Gründen bis heute nicht zustande gekommen ist und für deren praktische Umsetzung das Erzbistum keinen grossen Enthusiasmus zeigt. Insbesondere hat Rom zu Recht oder zu Unrecht Angst, dass im Fürstentum Liechtenstein eine Situation wie im Grossherzogtum Luxemburg eintreten könnte, wo eine harte Trennung von Kirche und Staat vollzogen wurde. In diesem Punkt macht Wohlwend besonders Werbung für sich. Er habe einen „sehr guten Draht“ zur Botschafterin Liechtensteins in Wien und er schätze auch die Zusammenarbeit mit „Prinz Stefan von und zu Liechtenstein, dem Botschafter Liechtensteins am Heiligen Stuhl.“ Ihn „schmerzt“ die Situation im Erzbistum Vaduz, weil Erzbischof Haas unter anderem das "Heilig-Geist-Amt" für die homosexualistischen Abgeordneten des Liechtensteiner Landtages abgesagt habe und sich auch sonst weigert, Hofkaplan und Grussaugust für einen politischen Fassadenkatholizismus zu spielen. Wohlwend macht klar, dass er als Erzbischof der Politik und politischen Einflussnahmen zu Diensten sein würde.
Ein dritter Punkt, auf den Rom grossen Wert legt, ist die Bekämpfung der Alten Messe. Darauf geht das Interview nicht ein, vermutlich deshalb, weil beabsichtigt ist, diese Schlacht, soweit es geht, hinter dem Rücken der Öffentlichkeit auszutragen. Es ist ein besonderes Anliegen Roms, mit besonderer Schärfe gegen die zahlreichen, in Vaduz inkardinierte Priester vorzugehen, die den Alten Ritus feiern. Das betrifft im Fall des Erzbistums Vaduz auch eine Bereinigung der dortigen Ordenshäuser, vor allem die Gemeinschaft der Schwestern vom Kostbaren Blut in Schellenberg, die nicht mit der Gemeinschaft der Anbeterinnen des Blutes Christi in Schaan verwechselt werden dürfen. Letztere sind überaltert, modernistisch, verweltlicht, ohne Nachwuchs und ohne Zukunft und bereiten dem Vatikan deshalb keine Sorgen. Ein anderer Fall ist das Kloster der Schwestern vom Kostbaren Blut in Schellenberg, bei denen Erzbischof Wolfgang Haas residiert. Das Kloster besitzt ein zweites Haus in der Schweiz. Die Gemeinschaft der Schwestern vom Kostbaren Blut ist jung, hat Nachwuchs und, was für Rom besonders schwerwiegend ist, folgt dem Alten Ritus. In Rom herrscht die Meinung, dass es schwierig sein wird, jene Maßnahmen gegen diese Schwestern durchzuführen, die man bereits bei ähnlichen Schwesterngemeinschaften implementiert hat, solange Erzbischof Haas im Amt ist. Das soll sich aber nach der Ernennung des neuen Erzbischofs ändern. Rom wird auch hier auf die bewährte Spaltungstaktik setzen, um seine Ziele zu erreichen. Franziskus lebt geradezu in einer Obsession, sein Vernichtungswerk gegen die Alte Liturgie zu vollenden, da er von der Angst umgetrieben wird, dass sein Nachfolger diese Sache nicht mit der gleichen Verbissenheit an die Hand nehmen könnte.
*Der/Die Verfasser/innen sind de.news bekannt.
Bild: Kathedrale St. Florin von Vaduz, wikipedia, CC-BY-SA