M.RAPHAEL
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Unterschiedliche Grundauffassungen im Kampf um die Kirche

Ein Außenstehender könnte die Frage stellen, warum sich die traditionellen Katholiken so gegen die modernistischen Veränderungsversuche in Bezug auf die Kirche sperren? Warum kann es keinen vernünftigen Diskurs über den rechten Weg in die Zukunft geben? Muss nicht auch die Kirche den sich verändernden Gegebenheiten angepasst werden, damit sie überleben kann, wie es auch für die politische Grundordnung durch den demokratischen Prozess immer erwirkt wird?

Nein, die Situation der Kirche kann nicht demokratisch verändert werden. Sie ist grundsätzlich keine Demokratie. Sie versteht sich von Gott gestiftet und vom Heiligen Geist geführt. In der Heiligen Schrift und der kirchlichen Tradition ist Sein Wirken und damit der Wille Gottes kodiert. Ohne den Beistand des Heiligen Geistes kann die Kirche nicht verstanden werden.

Die Modernisten könnten behaupten, dass auch sie den Heiligen Geist haben und dass dieser die Kirche jetzt im Sinne der Moderne ändern möchte. Sie würden ihre evtl. größere Zahl als Rechtfertigung anführen. Also vermöge auf diese Weise doch das Prinzip der Demokratie in der Kirche Einzug halten. Da der Wille des Heiligen Geistes sich allerdings durch die Heilige Schrift und die Tradition Ausdruck verschafft, muss jede kirchliche Veränderung damit im Einklang stehen. Die Modernisten werden deshalb mit aller Macht versuchen, ihre Vorstellungen entsprechend zu interpretieren.

Das alles ist eigentlich bekannt. Hier geht es mir darum, etwas Grundlegenderes aufzuzeigen, nämlich warum der Anspruch der Modernisten, den Heiligen Geist auf ihrer Seite zu haben, grundsätzlich nicht wahr sein kann. Sie haben eine radikal andere Axiomatik im Vergleich zur Tradition. In Begriffen der weltlichen Politik rein formell ausgedrückt, könnte man sagen, sie stehen nicht mehr auf der Grundlage der freiheitlichen Grundordnung und damit der Demokratie (Tradition). Sie wollen diese abschaffen und durch eine grünsozialistische Meinungsdiktatur (moderne Kirche), in der jede Kritik verboten ist und zur gesellschaftlichen Ächtung führt, ersetzen.

Das Vat.2 Konzil hat den Modernisten ermöglicht, ihre Gottes- und Kirchenvorstellung langsam aber sicher in die Kirche zu infiltrieren, ohne gleich als traditionsfeindlich (verfassungsfeindlich im o.g. Sinn) identifizierbar geworden zu sein. Dafür wurde die Konzilssprache mit Absicht mehrdeutig formuliert. Über die Differenz zur Tradition geht es in vielen Beiträgen auf GloriaTV. Ich will hier auf einen Kernaspekt hinaus, den Taylor Marshall kürzlich in Bezug auf Wahrheit in anderen Religionen herausgearbeitet hat:

youtube.com/watch?v=rCmFcAeK0R4

Wie kann man glauben, dass, weil Christus die Wahrheit ist und weil es manche Wahrheit auch in anderen Religionen gibt, diese Wahrheiten Christus selbst sind und man deshalb auch in anderen Religionen als quasi anonymer Christ erlöst wird? Das ist Rahner Denken. 2 und 2 ist 4. Wohl keine Religion würde das leugnen. Das ist eine Wahrheit. Ist das schon der erlösende Herr? Nein, die Wahrheit Christi bezieht sich auf die einzigartige konkrete Heilsgeschichte die in der katholischen Tradition expliziert wird. Dagegen wird Christus bei den Modernisten zu einer abstrakten Idee, die in keiner Weise mehr an eine persönliche Beziehung zu Ihm als Du gebunden ist. Es geht überhaupt nicht mehr um Inhalte oder konkrete Lebensvollzüge bzw. -ziele. Was hat das mit der biblischen Gottesvorstellung zu tun? Gott will eine Liebesbeziehung mit seinem konkreten Volk. Er beruft immer ganz persönlich mit Namen (exemplarisch: Samuel, 1 Sam 3). Jedes kleine konkrete Detail ist wichtig für das Heil. Es geht ja gerade darum, dass der Mensch seine letztendliche Beziehung zu Gott durch sein irdisches Leben ratifiziert. Rein gute Intentionen reichen nicht. Nur das gelebte Fleisch und Blut entscheiden langfristig über die Gottesbeziehung und damit das ewige Heil.

Der gute und fromme Katholik, der von Gott berufen ist und Ihm positiv antwortet, braucht sich nicht den Kopf über die Menschen zu zerbrechen, die außerhalb der Kirche sind. Er weiß nicht, was mit ihnen passiert. Die Gottesbeziehung und damit die Erlösung ist vollkommen an die involvierten konkreten Personen in ihren alltäglichen Lebensvollzügen gebunden. Das ist die innere Natur der Liebe. Wenn Peter die Anna liebt, dann liebt er genau die Anna so wie sie ist. Es macht keinen Sinn für Peter zu sagen, „meine Liebe gilt außer der Anna auch anderen Frauen!“ Wer so redet, hat die Liebe nicht verstanden. Für den ist die Liebe eine rein abstrakte Idee, vielleicht ein Ideal, aber nicht konkret persönlich. Das ist keine Liebe, sondern im besten Fall Interessen und Harmonie orientierte Menschenfreundlichkeit oder, wenn erotisch gemeint, mangelnde Liebe zur Anna als Folge einer egoistischen Grundposition. Das Buch Ijob dagegen zeigt die wahre Natur der Liebe.

Wir sollen für die Menschen, die nicht glauben und außerhalb der katholischen Kirche sind, beten.* Mehr können wir nicht tun. Niemals dürfen wir mit einem Wissensanspruch behaupten, dass diese gerettet werden. Würde das nicht ein Richten im umgekehrten Sinn bedeuten (vgl. Mt 7,1)? In jedem Fall muss jeder Mensch immer mit Achtung und Respekt behandelt werden. Das setzt die Freiheit voraus. Auf dieser Grundlage haben wir die Pflicht, der ganzen Welt unseren Glauben und unsere Werte klar und deutlich zu verkünden. Aufzwingen dürfen wir sie nicht. Gewalt ist niemals eine Option. Wenn wir vollkommen Gott ergeben sind und Er in uns Wohnung genommen hat, werden wir sehr überzeugend sein. Tag und Nacht müssen wir uns in immer tieferer Liebe zu Gott im wahren katholischen Glauben fortbilden und so immer besser verstehen, wie sehr und auf welche Weise Gott uns liebt. Dann werden wir verstanden werden. Deshalb sind klare und starke Kirchenstrukturen und -formen so wichtig. Der Papst muss mit der Sänfte getragen werden. Er muss die Tiara tragen. Eine immer weiter fortschreitende Schleifung von Identifikationsmerkmalen, wie es die Modernisten eben betreiben, ist davon genau das Gegenteil.

*Aus den Gebeten des Engels von Fatima: „O mein Gott, ich glaube, ich bete an, ich hoffe und ich liebe dich. Ich bitte dich um Verzeihung für jene, die nicht glauben, nicht anbeten, nicht hoffen und dich nicht lieben.“

Nein, eine anonyme allerlösende Christusenergie ist nicht biblisch. Die Freiheit würde ausgehebelt, die Kreuzigung radikal in Frage gestellt, die Fleischwerdung unverständlich. Die gesamte katholische Mystik wäre gegenstandslos. Aber das kann die rein menschliche Vernunft der Modernisten nicht verstehen. Sie denken nicht Gott hinterher. Sie denken nicht mit der himmlischen, der biblischen Vernunft, mit dem Geist Gottes. Sonst würden sie nicht mehr abstrakt, universalistisch und quantitativ entsprechend des menschlichen Vorteils räsonieren und urteilen, sondern konkret, persönlich und qualitativ im Sinne Gottes lieben und so wahrhaft weise werden. Demnächst mehr.

Die Modernisten haben einen anderen Gott. Sie haben eine andere Axiomatik im Vergleich mit der Tradition. Damit sind alle ihre Veränderungsversuche bezüglich der heiligen Kirche eine Aggression gegen die Wahrheit, die Gott ist. Die Tradition und die Moderne sind unversöhnlich. Es gibt keinen Kompromiss. Das schließt nicht aus, dass Konzilskleriker den nichtgöttlichen Unsinn der Moderne einsehen und sich wieder an der Wahrheit orientieren.
Erich Foltyn
alles Moderne hat nix mehr mit Kirche und christlichem Glauben zu tun und dazu brauche ich keine Kirche, das kann ich in jedem Hinterhof gleich neben den Mistkübeln veranstalten. Ich sage es einfach so, wie es ist. Und daß der Vatikan da Leute keilen kann, die sich in einem Saustall wohler fühlen, ist nicht der Sinn von einem Gottglauben. Bisher hat man das Beste Gott geopfert, was man vermochte …Mehr
alles Moderne hat nix mehr mit Kirche und christlichem Glauben zu tun und dazu brauche ich keine Kirche, das kann ich in jedem Hinterhof gleich neben den Mistkübeln veranstalten. Ich sage es einfach so, wie es ist. Und daß der Vatikan da Leute keilen kann, die sich in einem Saustall wohler fühlen, ist nicht der Sinn von einem Gottglauben. Bisher hat man das Beste Gott geopfert, was man vermochte, weil der Mensch ist jämmerlich gegen Gott und erbittet seine Gnade. Heute benehmen sich alle wie die Säue, weil sie die Kirche und den Glauben zerstören wollen und darin sind sich alle einig. Aber der Islam ist für sie was, den wollen sie haben.