Warum wurde der neue Messritus und/oder seine Apologeten noch nie gereinigt? Oder: Was hat TradCust mit einer Bürste zu tun?

Warum wurde der neue Messritus und/oder seine Apologeten noch nie gereinigt? Oder: Was hat TradCust mit einer Bürste zu tun?

Wer schon einmal seiner kleinen Tochter nach dem Spielen im Garten die Hände gewaschen hat und ihr dabei mit einer weichen Nagelbürste die Fingernägel gereinigt hat, der weiß, wie laut sofort das Geschrei anfängt: „Nicht so doll.“ Vielleicht fließen sogar Tränen trotz aller Vorsicht bei dem nötigen Vorgang. Auch wenn das Kind versteht, dass die Finger vor dem Essen sauber werden sollen, ist das Säubern ein unerwünschter Vorgang und es wird so getan als ob die weiche Nagelbürste eine grobe Drahtbürste aus einer Schlosserei wäre. Ja, die kleinen Früchtchen beschweren sich, auch wenn der Papa es gut mit ihnen meint.

Aber was hat das diese väterliche Alltagserfahrung mit TradCust und den zugehörigen Dokumenten zu tun? Bei seiner Warnung in Mt 7,15ff sagt uns der Herr:
"Hütet euch vor den falschen Propheten; sie kommen zu euch wie (harmlose) Schafe, in Wirklichkeit aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Erntet man etwa von Dornen Trauben oder von Disteln Feigen? Jeder gute Baum bringt gute Früchte hervor, ein schlechter Baum aber schlechte. Ein guter Baum kann keine schlechten Früchte hervorbringen und ein schlechter Baum keine guten. Jeder Baum, der keine guten Früchte hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen. An ihren Früchten also werdet ihr sie erkennen.“
Woran erkennt man aber das die Frucht eine gute ist und keine schlechte? Kann man es erkennen bevor der Baum umgehauen und im Feuer gelandet ist? Ähnliche Aussagen Jesu in Mt 12,33ff bzw. LK 6,43ff geben darüber keine Auskunft. Was nun?

Bereits weiter vorne im Evangelium finden wir einen Hinweis auf das Umhauen von Bäumen mit schlechten Früchten:
Das Volk zog in Scharen zu Johannes dem Täufer hinaus, um sich von ihm taufen zu lassen. Er sagte zu ihnen: Ihr Schlangenbrut, wer hat euch denn gelehrt, dass ihr dem kommenden Gericht entrinnen könnt? Bringt Früchte hervor, die eure Umkehr zeigen, und fangt nicht an zu sagen: Wir haben ja Abraham zum Vater. Denn ich sage euch: Gott kann aus diesen Steinen Kinder Abrahams machen. Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt; jeder Baum, der keine gute Frucht hervorbringt, wird umgehauen und ins Feuer geworfen.“ (Lk 3,7ff)
Wieder ist das Umhauen und Ins-Feuer-Werfen das Kriterium für den schlechten Baum. Die Umkehr zu Gott hin, ist dagegen ein klares Kriterium für die Frucht eines guten Baumes. Ist es das Einzige?

Am Beginn des 15. Kapitel seines Evangeliums berichtet uns der hl. Johannes aus dem Abendmahlssaal die Worte Jesu:
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Winzer. Jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, schneidet er ab und jede Rebe, die Frucht bringt, reinigt er, damit sie mehr Frucht bringt.“

Auch warum die Rebe mehr Frucht bringen soll wird gesagt. „Mein Vater wird dadurch verherrlicht, dass ihr reiche Frucht bringt und meine Jünger werdet.“ Eine Frucht ist also dann als gut anzusehen, wenn sie von einer gereinigten(!!!) Rebe kommt und den Vater verherrlicht. Die anderen Reben, die schlechten nämlich, werden erst gar nicht gereinigt!!!

Auch an einer anderen passenden Stelle, in der noch um Geduld mit dem Baum gebeten wird, wird nicht von einer Reinigung gesprochen, denn dafür müssten erst einmal überhaupt Früchte da sein: „Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.“ (Lk 13,6ff)
Ob diese Episode extra oder zumindest auch wegen des NOM im Evangelium steht muss Spekulation bleiben.

Zur Unterscheidung der Früchte kann also die Behandlung der Reben oder Bäume beobachtet werden: Gute Gewächse werden gereinigt, schlechte werden dann irgendwann ungereinigt(!!!) umgehauen und verbrannt. Die Reinigung ist dabei unangenehm und scheint vordergründig gesehen, eine Strafe für Böses zu sein. Aber ebenso, wie ein Vater seinem Kind die Fingernägel nicht zur Strafe bürstet, sondern aus ästhetischen und noch mehr aus hygienischen Gründen (und auch damit die Mutter sich bei Tisch nicht ärgern muss ;-) ), so reinigt auch Gott seine Getreuen nicht zur Strafe, sondern zu seiner Verherrlichung. Viele Mystiker berichten vom Durchleben einer „dunklen Nacht“, die oft viele Jahre dauert. Es ist ein scheinbares Verlassensein von Gott, welches aber immer als reinigende Vorbereitung auf die mystische Vereinigung hingeordnet ist. Auch bei der Reinigung zur Verherrlichung Gottes wird – bildlich gesprochen - die Nagelbürste eher wie eine Drahtbürste wahrgenommen und es ist menschlich nur zu verständlich, dass der Gebürstete „Nicht so doll“ rufen möchte. Nein, diese Reinigung ist nicht angenehm, dient aber der größeren Ehre Gottes. Jeder der nicht gereinigt wird, sollte sich daher eigentlich fragen „Warum ich nicht auch?“

Schon vor dem Vat.II. wurden verschiedene liturgische Experimente veranstaltet und im Ungehorsam die Hl. Messe in nicht erlaubter Weise gefeiert. Von Anfang an (sofort nach der Promulgation) haften dem NOM Beschwerden über aliturgische Elemente, skurille Experimente, Ungehorsam, Missbräuche und Entstellungen an. Unzählige Male wurde über fünf Jahrzehnte lang überall auf der Erde darüber geklagt, geweint und gebetet, die Kirchenoberen mögen eine Reinigung durchführen. Es mögen die Schuldigen bestraft werden, es mögen die liturgischen Normen eingehalten werden. Sehr oft wurden die Mängel beklagt. Getan wurde dagegen NICHTS ! ! ! Der NOM und die Personen in der Kirche die ihn befördern, die Bewegung, die ihn trägt, wurden NIE gereinigt. Niemand hält es für nötig oder sinnvoll oder fühlt sich vom Hl. Geist angetrieben hier eine Reinigung vorzunehmen. Da müssten doch bei den Apologeten des NOM alle Alarmglocken schrillen. Wo ist die Bürste? Niemand bürstet sie!

Bis 1570 wuchs der Ritus der römischen Messe jahrhundertelang und wurde auch immer wieder von Elementen gereinigt, erst recht die anderen in Europa gebräuchlichen Meßriten. Alle Dokumente seit 1969, die irgendwie die traditionelle römische Hl. Messe zum Inhalt hatten, haben immer zur Reinigung der Menschen und Gemeinschaften beigetragen, die diese vollkommene Form des Gottesdienstes lieben, verteidigen, befördern, praktizieren. TradCust und die dazu gehörigen Begleittexte ist nun wie die „dunkle Nacht“ der Gottesferne. Alle die dabei betroffen sind, können voll Freude rufen: „Wir werden gebürstet.“ Auch wenn sie selbstverständlich angesichts eines derart fürchterlichen Vorgangs rufen wollen: „Nicht so doll.“ So ist doch klar: Es sind die Gebürsteten, die gute Früchte bringen und nach der Reinigung noch viel mehr.

Die Ungebürsteten hingegen sollten dringend noch einmal Mt 7,15ff und die anderen oben zitierten Schriftstellen lesen.